"Die Deutschen" von Guido Knopp im ZDF

Ich sah gestern züfällig auf Bayer Alpha eine Doku über Konradin von Hohenstaufen aus der Reihe "Bilder aus der deutschen Vergangenheit" aus dem Jahre 1989. Sehr gut gemachte Doku! Es wurden ausschließlich die historischen Schauplätze gezeigt, kombiniert mit exzellenten Interviews mit Historikern oder anderen passenden Persönlichkeiten (ua. kam der heutige Fürst von Orsini zu Wort). Die Schlacht beiTagliacozzo wurde sogar mittels einer "Animation" erläutert.

Die Doku ist zwar 20 Jahre alt, aber von hervorragender Qualität!
 
Die Folge zu August dem Starken war stellenweise Resteverwertung. Die Spielszenen zum nordischen Krieg waren einfach wieder - die ohnehin schon schlechten - Szenen zu den Schlesischen Kriegen. Nimmt Herr Knopp etwa an, dass niemand merkt, dass dort Österreicher und Preußen als Sachsen und Schweden herhalten müssen? Auch die Fahnen sind zu sehen.
Generell sind die Dialoge unterstes Niveau. Da denkt man sich jedesmal, so wird es nicht gewesen sein. Einfach unrealistisch...
Ein positives Gegenbeispiel war die Doku Gewaltfrieden.
 
Die Folge zu August dem Starken war stellenweise Resteverwertung.

Gerade weil hier die "Doku" nicht gerade eine gute Ressonanz abbekommt, habe ich mir die gestern zum ersten und letzten Mal angesehen. :D
Die Sendung kam mir wie das Abhaken einer Einkaufsliste vor:
"Geburt?" - "Ist da, Chef."
"Bruder?" - "Jo."
"Fürstenzug?" - "Fertig."
"Regierungsantritt?" - "Sicher!"
"Die Königsmarck?" - "Haben wir auch." ... ect.

Neben kleineren *ähm* Ungenauigkeiten und diversen Zeitsprüngen, was man beides noch verschmerzen kann, wenn es gefühlt eh nur um den Inhalt einer leeren Streichholzschachtel geht, kam mir die Szene um das Kennenlernen von Constantia von Hoym sehr arg bekannt vor.

Naja anstandshalber hab ich bis zum bitteren Ende durchgehalten. ;)
 
Kein Mensch wird gezwungen, sich diese Sendungen anzuschauen.

Was, wenn die Intention der Macher eine ganz andere wäre, nämlich einer breiten Masse über eine reißerische (sex and crime), dem vermuteten allgemeinen Publikumsgeschmack und geschichtlichen Bildungsniveau angepassten Darbietungsform überhaupt nahe zu bringen, dass es so etwas wie Geschichte gibt?

Ich spiele jetzt bewusst den Advocatus diaboli :devil:.
 
Hallo,
ich muss meine Facharbeit über guido knopp schreiben aber ich weiß nicht genau wie ich diese gliedern kann und was ich überhaupt schreiben soll. Vielleicht kann mir ja jemand von euch helfen?

Mein Thema lautet "Die fachwissenschaftliche und öffentliche Kontroverse um die historischen Dokumentationen von Guido Knopp (ZDF)"
 
Grundsätzlich ist deine Frage doch schon mal zweigliedrig. Einmal die fachwissenschaftliche Kontroverse und einmal die öffentliche Kontroverse. Zudem haben Kontroversen immer eine Pro- und eine Contra-Seite. Dann wäre es sicher nicht schlecht wenn du Pro und Contra noch gegenüberstellst und eine entsprechende Synthese bildest.
 
Ach der gute alte Guido. Ist schon ganz nett anzusehen. Aber ich finde, dass der werte Herr Knopp zu sehr darauf aus ist, dem Zuschauer in eine bestimmte Richtung und Meinung zu lenken. Daher vermeide ist es eigentlich seine "Werke" zu schauen!
 
@AnneB: Da ich kein Konsument von Knoop`s Dokumentationen bin, ist es sicherlich möglich, eine Handvoll typischer Beispiele nennen, die die sehr pauschale Verturteilung, im Sinne einer gezielten Beeinflussung von Meinungen durch Knoop, illustrieren.

Dann verstehe ich sicherlich besser, und Andere, die sich auch diese Dokumentationen nicht angesehen haben, auf welchen Kriterien sich die Kritik stützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
So schlimm der Herr Knopp auch sein mag... ich hab mir Die Deutschen sehr gerne angesehen, zumindest die Folgen, die mich interessiert haben. Zumal er auch mir bekannte, renommierte Historiker (etwa Gerd Althoff oder Stefan Weinfurter für das Mittelalter) herangezogen hat. Ich fand die Spielszenen gut gemacht, vor allem in der Episode über Otto den Großen, in der Altsächsisch gesprochen wird.
Mann muss Guido Knopp nicht mögen, aber die Mittelalter-Episoden fand ich toll!
 
Zumal er auch mir bekannte, renommierte Historiker (etwa Gerd Althoff oder Stefan Weinfurter für das Mittelalter) herangezogen hat.

Du weißt aber auch, was eine der beiden Genannten zu seinen Beiträgen in diesen Sendungen von sich gibt, oder? Der fühlte sich wohl mit der ihm zugestandenen Zeit von 90 Redesekunden ziemlich gegängelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
So schlimm der Herr Knopp auch sein mag... ich hab mir Die Deutschen sehr gerne angesehen, zumindest die Folgen, die mich interessiert haben. Zumal er auch mir bekannte, renommierte Historiker (etwa Gerd Althoff oder Stefan Weinfurter für das Mittelalter) herangezogen hat.
Zumindest in der Talkrunde, die mal El Quijote hier verlinkt hat, wurde deutlich, dass die Beteiligung der Historiker an dem Sendeformat noch lange nicht bedeutet, dass deswegen die Historiker mit der Sendung an sich zufrieden wären, auch wenn dies vielleicht von Seiten des ZDF anders suggeriert wurde/wird. Ganz im Gegenteil, die Fachleute in der Diskussionsrunde (die immerhin, so ehrlich und wagemutig war das ZDF dann doch, ausgestrahlt wurde und danach auf der Internetseite des ZDF stand) haben die Reihe schon mehr oder minder wegen der schlechten Qualität in der Darstellung der Zusammenhänge sowohl von der visuellen Seite, als auch von der Aussage her mehr oder minder (eher mehr) verrissen. Wie ich damals fand, auch zu Recht.
Bedauerlich fand ich an der Diskussionsrunde nur, dass nicht statt dem Verweis auf gelungene Spielfilme (wobei namentlich "Barry Lyndon" erwähnt wurde, obwohl nun auch schon in die Jahre gekommen) lieber auf qualitativ weitaus besser gemachte ausländische Dokus zur Geschichte wie von der BBC hingewiesen wurde.*

* Z.B.: "At home with the Georgians" BBC - BBC TV blog: At Home With The Georgians :yes: Eine Reihe mit einem echten Aha-Effekt!
 
Die oben angesprochenen Probleme treffen aber leider mit Abstrichen auf ausnahmslos jede Dokumentation zu. Es kann keine Dokumentation geben die solche ausufernden Handlungen wie eben nun "Die Deutschen" umfasst, die die Geschehnisse von verschiedenen wissenschaftlichen Standpunkten beleuchtet (und hier gibt es ja selten nur einen), Kontroversen darstellt u.ä. Wissenschaftler ausgiebig zur Sprache kommen lässt, alles anschaulich (oder vielmehr so wie die Mehrheit der Menschen es sich gerne ausmalen würde), vor Augen führt und trotzdem noch im zeitlichen Rahmen einer TV Produktion bleibt ohne zu irgendeinem "Spartenwerk" zu mutieren, dass man nichtmal mehr nach 23 Uhr auf Arte zeigen kann. Auch wenn ich nun alles sehr krass formuliert habe, und Guido Knopp aufgrund mir persönlich in Erinnerung gebliebener Negativbeispiele für seine Arbeit nicht sonderlich leiden kann muss man seine Verdienste auch würdigen. Durch ihn interessieren sich mehr Menschen für Geschichte, was, sofern der Wille zur Weiterbildung und Auseinandersetzung mit der Materie besteht ja durchaus positiv ist.

Ich habe auch von Dozenten meiner Uni (Dr. Weller und , Dr. Koch auch wenn ich mir nicht sicher bin inwiefern die beiden bekannt sein könnten), positive Kommentare in diese Richtung gehört, aber natürlich kann man, wenn man mit einem wissenschaftlichen Anspruch an Dokumentationen geht nie zufrieden sein. (Hier könnte ich nun anführen das scheinbar 90% der BBC History Dokus über das RR den selben, falschen Ausrüster haben was einzelne Ausrüstungsteile von Legionären angeht).

Aber geht ihr denn mit einem Anspruch an so eine Dokumentation etwas wissenschaftlich fundiertes und ausdifferenziertes geboten zu bekommen? Ich sehe Dokus immer noch als Unterhaltung die besser ist als das derzeitige Durchschnittsfernsehprogramm, aber ohne das "gewonnene" Wissen, sofern man es nicht schon vorher hatte und somit während der Doku gewappnet war, später auf "normalen" Wege zu kontrollieren gehe ich persönlich nicht an Dokus. Also mit einer gesunden Mischung aus Misstrauen und Interesse.

Ehrlich gesagt hoffe ich, dass nun klar geworden ist was ich mitteilen wollte, denn meine Gedanken in 1-2 präzise Sätze zu fassen gelingt mir ja doch selten ;)
 
Zumindest in der Talkrunde, die mal El Quijote hier verlinkt hat, wurde deutlich, dass die Beteiligung der Historiker an dem Sendeformat noch lange nicht bedeutet, dass deswegen die Historiker mit der Sendung an sich zufrieden wären, auch wenn dies vielleicht von Seiten des ZDF anders suggeriert wurde/wird. Ganz im Gegenteil, die Fachleute in der Diskussionsrunde (die immerhin, so ehrlich und wagemutig war das ZDF dann doch, ausgestrahlt wurde und danach auf der Internetseite des ZDF stand) haben die Reihe schon mehr oder minder wegen der schlechten Qualität in der Darstellung der Zusammenhänge sowohl von der visuellen Seite, als auch von der Aussage her mehr oder minder (eher mehr) verrissen. Wie ich damals fand, auch zu Recht.

Ich hab diese Talkrunde nicht gesehen bzw kenne die Stellungnahmen der beteiligen Historiker nicht. Aber auch die könnten mich nicht davon abbringen, diese Serie gut zu finden. Ich finde sie gut gemacht, vor allem in Hinsicht auf das Publikum für die Leute, die keine Historiker sind und sich mit dem Thema nicht auskennen. Viele dieser Tatsachen, vor allem das Mittelalter, werden in der Schule nicht behandelt. Ich habe nichts über Otto den Großen oder Heinrich IV. gelernt bevor ich studiert habe, weil die Lehrpläne die Neuzeit (v.a. 19./20. Jh.) dem Mittelalter vorziehen. Ich hätte mir immer gewünscht, diese Epoche noch in der Schule näher kennen zu lernen, aber anscheinend scheint den Machern der Lehrpläne dieser Teil deutscher Geschichte unwichtig zu sein. Und genau da kann diese Serie ansetzen. Vieles, was in dieser Serie erzählt wird, steht nicht anders in den Überblickswerken der Beck'schen Reihe oder den Urban-Bänden, welche eben auch teilweise von den Historikern verfasst wurden, die dort zu Wort kommen. Und dass sie sich beschweren sie wären beschnitten worden... das ist keine Serie, in denen nur die reden, denn das würde sie wieder langweilig machen. Man kann eben nur das wichtigste darin zusammenfassen und keinen Historiker 45 Minuten lang über jede Kleinigkeit reden lassen. Geschichte wird interessant, wenn sie dargestellt wird, und das tut diese Serie in den Spielszenen gut.
Ich sehe mir diese Episoden immer noch gerne an, wenn ich Lust habe. Sollen diese Historiker meinen was sie meinen, aber ich als Historikerin meine das nicht, da ich diese Art und Weise, Geschichte Nichthistorikern zu vermitteln, sehr gut finde.
 
Nun, es ist wohl auch eine Frage des Standpunktes. Irgendwie führt die Serie geistig ins 19. Jahrhundert zurück, als es noch hieß "nur große Männer machen Geschichte".
Ich habe bei beiden Staffeln leider/glücklicherweise nur einzelne Folgen und von denen auch nur Ausschnitte gesehen. Was ich sah, fand ich nicht glücklich. Aber ich bin sowieso kein Fan des ausufernden Dokutainments - zuviele Spielszenen.
In der zweiten Staffel habe ich, glaube ich, nur die Sendung über unseren Sizilianerkaiser gesehen, die Sendung war doch sehr sexbetont, dafür kam z.B. sein Falkenbuch kaum vor.
 
...
Geschichte wird interessant, wenn sie dargestellt wird, und das tut diese Serie in den Spielszenen gut.
Ich sehe mir diese Episoden immer noch gerne an, wenn ich Lust habe. Sollen diese Historiker meinen was sie meinen, aber ich als Historikerin meine das nicht, da ich diese Art und Weise, Geschichte Nichthistorikern zu vermitteln, sehr gut finde.

Hallo Theophano,

was den ersten Teil deiner Ausführungen angeht, so kann ich dir das zustimmen! Um Laien ein Thema näher zu bringen, muss man eben Abstriche machen, auch wenn es dem Kenner weh tut!

Aber!

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, das in den Dokus viel Zeit (und Geld) investiert wird um andauernd irgendwelche Kämpfe und Schlachten zu zeigen! Es geht sicher nicht nur mir so, dass man sich beim Betrachten viel zu sehr auf die Spielszenen konzentriert und den geprochenen Text gar nicht mehr registriert!
Leute die "Knall und Peng" brauchen und keine 5 Minuten Erläuterung ohne visuelle Ablenkung aushalten, sollten bei "Alarm für Cobra 11" bleiben.

Ganz besonders gelungen finde ich z.B. die vierteilige Wallenstein Doku von 1978 (nach einer Biographie von Golo Mann):
Wallenstein (1978) ? Wikipedia

Sie ist sehr informativ und kommt ganz ohne Schlachtenszenen aus! So einen klasse Film könnte man heute nicht mehr "an den Mann bringen" da eine gewisse Konzentration auf den Text erforderlich ist. Das Gros des geschätzte Publikums vor der Mattscheibe will mental abschalten und unterhalten werden und will sich nicht ernsthaft informieren!

Leider wird die Messlatte der Filmemacher immer weiter nach unten geschraubt! :motz:

Beste Grüße
Andreas
 
Nun, es ist wohl auch eine Frage des Standpunktes. Irgendwie führt die Serie geistig ins 19. Jahrhundert zurück, als es noch hieß "nur große Männer machen Geschichte".
Ich habe bei beiden Staffeln leider/glücklicherweise nur einzelne Folgen und von denen auch nur Ausschnitte gesehen. Was ich sah, fand ich nicht glücklich. Aber ich bin sowieso kein Fan des ausufernden Dokutainments - zuviele Spielszenen.
In der zweiten Staffel habe ich, glaube ich, nur die Sendung über unseren Sizilianerkaiser gesehen, die Sendung war doch sehr sexbetont, dafür kam z.B. sein Falkenbuch kaum vor.
Das war auch einer der Hauptknackpunkte, wenn ich mich recht entsinne, in der Diskussion.
(Wobei man das mit den "großen Männern" auch wahlweise mit "großen Frauen" ersetzen kann. In der Folge zu Friedrich II. kam ja auch Maria Theresia in mind. einer Spielszene ( :angsthab:) vor.)

Von daher waren sogar die alten Terra-X-Folgen besser als "Die Deutschen". Ich glaube mich zu entsinnen, dass zumindest nicht so viele explizite Spielszenen vorkamen. In dem Begleitbuch zum Thema der spanischen Konquista Amerikas ging es auch z.B. um den sozialen Hintergrund der Führer der spanischen Abenteurer.

Wobei die Reihe auch was für sich hat. Die Folgen sind was manche Überspitzungen anbelangt und auch die Spielszenen häufig so sehr Trash, dass es schon wieder lustig ist. Und wer bei sowas zusehr leidet, kann ja immer noch wegschalten. :D Immerhin kann man sich noch anders als bei einem schlechten Kinofilm vormachen, man hätte keinen Eintritt gezahlt (auch wenn das wegen der GEZ nicht ganz stimmen würde).
 
Zurück
Oben