Wir finden sie dennoch bereits im 8. Jhdt. in den annalistischen Quellen, welche die Eroberung Eresburgs erwähnen.
In den Annalen ist
Ermensula aber noch keine Säule, sondern ein "
Ort" (= locus).
Das Ermensula der Annalisten hat auch erstmal nichts mit einer Gottheit oder einem Abstammungsmythos zu tun.
Es gab mindestens ein seltsames, sächsisches Wort das durch mittelalterliche Kleriker als Ermensula, Irminsul oder eben Hirmin und Sol transkribiert wurde.
Erst Rudolf von Fulda überliefert eine sehr einfache etymologische Deutung von Irminsul als "
columna universalis". Und schon wird aus dem Ort eine Säule.
Folgt man jedoch Widukind von Corvey, so würden die Sachsen das seltsame Wort "
Hirmin" auch noch im 10. Jahrhundert (
hodie) sprichwörtlich gebrauchen - ohne allerdings die Bedeutung zu kennen.
Seltame Worte mit der kryptischen Vorsilbe wie
"irmindeot",
"irmingot" oder "
irminman" sind tatsächlich aus den altsächsischen und althochdeutschen Quellen bekannt. Welcher Gott oder Teufel mit
irmingot im Hildebrandslied gemeint ist, ist völlig uneindeutig. Es scheint so eine Art sprichwörtliche Anrufung zu sein, bedeutet vielleicht schlicht "großer Gott" oder freier übersetzt "
Oh Gott oh Gott" oder "
Ach Gottchen". Vielleicht geht es das Wort
irmindeot tatsächlich etymologisch auf das von Tacitus überlieferte Wort
Hermiones zurück, das irgendeine Gruppe sagenhafter Abstammung bezeichnet.
Für das Hildebrandslied wird vermutet, dass es im 9. Jahrhundert im Kloster Fulda aufgeschrieben wurde. Die überlieferte Handschrift der Germania des Tacitus wurde vermutlich im 9. Jahrhundert geschrieben und im nahen Hersfeld entdeckt. Rudolf von Fulda wird die hessischen Klosterbibliotheken sicherlich besser gekannt haben als die reale Geografie Engerns oder die seinerzeit bereits untergegangene heidnische Religion der Sachsen.
Das Altsächsische Taufgelöbnis scheint mit eine glaubhaftere Quelle für die religiöse Vorstellungen der heidnischen Sachsen zu sein. Dort gibt es aber gar kein Ermensula, Hirmin Sol oder Irminsul, sondern nur Woden, Thunaer und Saxnot. Diese angebliche Säule wird aber auch erst bei Widukind zum Namen eines griechisch-sächsischen Gottes.
Ob die sagenhafte Säule aus Holz oder Stein war und ob die Sachsen von den Griechen oder den Hermionen abstammen, ist eine Phantasterei frühmittelalterlicher Mönche.