Die Irminsäule

Rudolf von Fulda hat das Wort Erminsul oder Irminsul nicht erfunden. In diesen Annalen erscheint der Begriff nur als sächsischer Eigenname für ein irgendein nicht beschriebenes Heiligtum oder Götzenbild.
Was aber Rudolf aber hinzufügt ist die etymologische Deutung diesen Namens als columna universalis. Die Übersetzung der Vorsilbe Irmin mit universalis scheint also gängig zu sein, da auch irmingot im Frühmittelalter als deus universalis übersetzt wurde. Übersetzungen ergeben aber bei Eigennamen und Ortsnamen eigentlich nicht besonders so viel Sinn.
Die Beschreibung der Irminsul bei Rudolf basiert auf der etymologischen Deutung als Säule kombiniert den Vorstellungen über germanische Heiligtümer bei Tacitus. Das konnte sich Rudolf in der Klosterbibliothek leicht zusammenreimen.

Wieso denn jetzt Sol? -sûl: Säule
Widukind von Corvey nennt im Zusammenhang einem phantastischen Säulenheiligtum diverse Götternamen, unter anderem auch "Sol". Dieser "Sol" wird bei Widukind mit dem griechischen Apollo gleichgesetzt.
Im gleichen Kontext liefert Widukind die Pseudoetymologie des angeblich sächsischen Götternamens "Hirmin", dieser sei die sächsische Form des griechischen Hermes.
Ist mit Sol der römische Sonnengott gemeint oder das gleichlautende Himmelskörper der viel mehr ein von Widukind von Corvey pseudoetymologisch rekonstruierte pseudogermanische Gottheit?
Widukind hat das sächsische Wort Ermensul oder Irminsul offenbar mit viel Mühe umgedeutet, nämlich als Hirmin und Sol, als sächsische Version von Hermes und Apollo. Die Übersetzung der Eigennamen trägt mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung bei.
Das Säulenheiligtum kommt bei Widukind wieder über den griechischen Umweg als Säule des Herkules ins Spiel - allerdings ohne pseudoetymologische Begründung.
 
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