Die katholische Liga und der 30-Jährige Krieg

Shinigami

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Habe gerade im "Tageskalender" mit Verwunderung dieses Satz zu Kenntnis genommen:

Der bayerischen Kurfürst Maximilian I. – er gründete die Katholische Liga mit, was wesentlich zum Entstehen des 30-jährigen Krieg beitrug

Da ich den "Tageskalender" nicht mit einer Diskussion darum zumüllen wollte, habe ich mir gedacht, dass ich hier einen entsprechenden Faden dazu aufmachen sollte.

Was hat nun also die "Katholische Liga" mit der Entstehung des 30-Järigen Krieges zu tun?

Meiner Auffassung nach eigentlich nichts.
Sie hat sicher zur Verhärtung der Fronten gegenüber den Protestanten (de facto eigentlich gegenüber den Calvinisten beigetragen), und dem Habsburger Kaiser geholfen den Konflikt auszutragen (allerdings duchaus nicht uneigennützig), vor allem die erste Auseinandersetzung mit den böhmischen Ständen, danach gin die Bedeutung der Bayerischen Unterstützung für Habsburg sukessive zurück.

Was aber ist durch die katholische Liga im Allgemeinen oder Maximilian v. Bayern im Besonderen betrieben worden, dass 1618 die Situation entscheidend eskalierte?
 
Ich habe mich in den 2010er Jahren ein bisschen mit dem Thema Union und Liga beschäftigt. Die Gründung der Liga war eine Reaktion auf die der Union 1608. Die Union hatte ihrerseits am Anfang die Unterstützung Frankreichs auf ihrer Seite. Insbesondere der Unionstag 1610 machte deutlich, dass zahlreiche deutsche Mächte ein Interesse an einem Zusammenschluss zur Abwehr katholischer Bestrebungen hatte. Die Gründung der Union wiederum ist durch einzelne Ereignisse wie die Inbesitznahme Donauwörths durch Bayern und damit die Beendigung der Eigenständigkeit der Reichsstadt nicht zu erklären. Viele der verhältnismäßig wohlhabenden Reichsstädte bekamen nun Angst, es möchte ihnen genauso ergehen und sie wären machtlos dem Übergriff eines Fürsten wie Maximilian I. ausgeliefert.

Die Gründung der Liga muss man natürlich auch vor dem Hintergrund sehen, dass die katholischen Reichsstände im chronisch klammen (katholischen) Kaiser kaum einen Rückhalt sahen. Die drei Habsburger Rudolf, Matthias und Ferdinand befanden sich Anfang der 1600er Jahre ja praktisch untereinander in einem Dauerkonflikt um die Macht, welcher von den Ständen einerseits ausgenutzt werden konnte und andererseits die Finanzen der Kontrahenten belasteten. Wir werden ja im Verlauf des 30-jährigen Krieges sehen wie finanziell abhängig die österreichischen Habsburger von den spanischen Verwandten waren bzw. mangels eigener Mittel auch spanischer Truppen sowohl gegen Böhmen als auch gegen die Pfalz bedurften.
Die Liga war sozusagen eine Schutzmacht der kleineren und größeren katholischen Reichsstände.

Ich habe ein paar Archivalien durchgearbeitet und immer wieder taucht die Forderung des Kaisers an Union und Liga auf diese Bündnisse aufzulösen, da sie die kaiserliche Autorität in Frage stellten*.
Man muss hierbei auch berücksichtigen, dass wir noch vor dem Westfälischen Frieden sind und die selbstständige Außenpolitik von Reichsfürsten eigentlich noch nicht in irgendeiner Form legitimiert war (später werden wir den bayerischen Herzog/Kurfürsten immer wieder mit Frankreich liebäugeln sehen).

Wenn man Maximilian 1618 eine Schuld an der Eskalation unterstellen will, dann durch seinen eigennützigen Einsatz in der Frage von Donauwörth. Nicht nur, dass er als Chef des Bayerischen Kreises für Donauwörth garnicht zuständig war (es blieb ja auch nach dem Krieg Mitglied des Schwäbischen Kreises, bzw. Bayern wurde für Donauwörth Kreisstand), sondern Maximilian betrieb in der Stadt auch eine Rekatholisierung. Das in der Kombination von Rekatholisierungsbestrebungen anderer Landesherren (ich habe da mal das Beispiel des überwiegend lutheranischen Dorfes Zaisenhausen angeschaut), erweckte begründete Befürchtungen bei den protestantischen Ständen - egal ob reformiert oder lutherisch.

* Man muss dabei den konkreten Zeitpunkt beachten. 1618 regierte bspw. noch Matthias, der nicht so entschieden gegen die Lutheraner und andere Protestanten vorging wie sein Nachfolger. Das Bündnis des Kaisers mit der Liga war ja noch nicht konkret absehbar. Außerdem musste zumindest nach Außen hin der Kaiser neutral bleiben und Bischof Melchior Khlesl bestimmte noch die kaiserliche Diplomatie.
 
Wenn man Maximilian 1618 eine Schuld an der Eskalation unterstellen will, dann durch seinen eigennützigen Einsatz in der Frage von Donauwörth. Nicht nur, dass er als Chef des Bayerischen Kreises für Donauwörth garnicht zuständig war (es blieb ja auch nach dem Krieg Mitglied des Schwäbischen Kreises, bzw. Bayern wurde für Donauwörth Kreisstand), sondern Maximilian betrieb in der Stadt auch eine Rekatholisierung.

Donauwörth, war durch die Rekatholisierung, die Aufhebung der Freien Reichstadt und die Übertragung der Exekution an Bayern, obwohl als schwäbischer Kreisobrist der Herzog von Würtemberg zuständig gewesen wäre natürlich ein Bruch der Reichsverfassung, aber das löste ja weder den Krieg aus (dazu kam es erst über 10 Jahre später) noch führte es unmittelbar zur Gründung der Katholischen Liga.

Die Gründung der Union und ihr Zweck sind daraus natürlich verständlich.

Im Hinblick auf die Katholische Liga geistert ja durchaus durch die Litertur zum 30-Jährigen Krieg durchaus die These, dass es sich darüber vorgeblich um ein Gegengewicht zur protestantische Union, de facto allerdings vor allem auch um ein Instrument wittelsbachischer Hausmachtspolitik handelte, dass sich sowohl gegen die Protestanten, als auch in gewissen Maße gegen Habsburg richtete.

So weit mir bekannt, bestand die Liga ja neben dem Herzogtum Bayern sonst fast ausschließlich aus den angrenzenden Fürstbistümern in Süddeutschland und im Rheinland, während der Kaiser und die habsburgischen Erblande so wie andere weltliche katholische Reichsstände ganz oder in weiten Teilen außen vor blieben.

Das macht auf mich schon den Eindruck, dass die Interpretation der Liga als Mittel de facto als Mittel der Unterstreichung bayerischer Interessen und der Emanzipation von Teilen des katholischen Lagers von Habsburg eine gewisse Plausibilität innewohnt.


Natürlich unterstützte Maximilian I. Kaiser Ferdinand bei dessen Kriegsanstrengungen und natürlich kamen dabei irgendwo dann auch die Mittel der Liga zum Tragen.
Was ich allerdings nicht sehe, ist dass Maximilian oder die Liga in den Händeln der bömischen Protstanten mit Habsburg oder in der Frage der böhmischen Königswahl Friedrichs V. v. d. Pfalz in irgendeiner Form mitmischten, die man als krisenverschärfend oder gar als Kriegstreiberei betrachten könnte.

Was man demgegenüber durchaus sicherlich konstatieren kann, ist, dass Maximilian durchaus sehr große Anteile daran hatte, das der Konflikt am Laufen blieb, indem er neben finanzieller Kompensation (Ferdinand war ja, so weit mir bekannt zeitweise sogar gezwungen Oberösterreich an Bayern zu verpfänden) und der Oberpfalz noch die Übertragung der Kurwürde auf Bayern foderte und damit einen fundamentalen Bruch mit der Reichsverfassung wie auch eine entscheidende Machtverschiebung im Kurfürstenkolleg zu Gunsten der Katholischen Reichsstände.
Das musste natürlich aufreizend wirken und hinderte sicherlich daran diesen Konflikt wieder beizulegen

Neben dem Restitutionsedikt dürfte das was die internen Angelegenheiten des Reiches exklusive der Ansprüche auswärtiger Mächte angeht wohl mit die größte Hürde für den Frieden gewesen sein.
Nur diese Forderungen waren wittelsbacher Hausmachtspolitik, keine Kernanliegen der Liga.
 
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Nicht nur, dass er als Chef des Bayerischen Kreises für Donauwörth garnicht zuständig war (es blieb ja auch nach dem Krieg Mitglied des Schwäbischen Kreises, bzw. Bayern wurde für Donauwörth Kreisstand), sondern Maximilian betrieb in der Stadt auch eine Rekatholisierung. Das in der Kombination von Rekatholisierungsbestrebungen anderer Landesherren (ich habe da mal das Beispiel des überwiegend lutheranischen Dorfes Zaisenhausen angeschaut), erweckte begründete Befürchtungen bei den protestantischen Ständen - egal ob reformiert oder lutherisch.
Ich halte die angestrebte Rekatholisierung als den Hauptgrund für die Gründung der Union. Die Konsequenz darauf war die Gründung der Liga. Während die Union militärisch zunächst untätig blieb, finanzierte die Liga – auch mit Hilfe des Papstes – die Aufstellung des 25.000 Mann Heeres unter dem Feldherrn Tilly, der dann 1620 zusammen mit den Kaiserlichen die Böhmische Stände am Weißen Berg vernichtend schlug und damit den Weg freimachte, Böhmen zu rekatholisieren. Diese Rekatholisierung wurde sofort in Angriff genommen und auch auf andere protestantische Gebiete, die man habhaft werden konnte, mit Gewalt durchgeführt.

Die Rekatholisierung war von Anfang an vom Habsburger Erzherzog Ferdinand von Steiermark geplant: 1617 wurde er böhmischer König (1619 von böhmischen Ständen wegen seiner rigoroser Religionspolitik für abgesetzt erklärt) und wenig später trotzdem in Frankfurt zum Kaiser Ferdinand II. gewählt. Herzog Maximilian I. von Bayern wurde vom Ferdinand zum uneingeschränkten Führer der katholischen Liga ernannt, und Tilly wurde der Oberkommandierende des Heeres der Liga, später auch des kaiserlichen Heeres. Ferdinand, Maximilian und Tilly waren allesamt Schüler der Jesuiten, den Initiatoren und Hauptbetreiber der "Gegenreformation". Es ging anfangs nur um die Religion bzw. Konfession.

Ferdinand war ein religiöser Eiferer, ihm wird der Spruch zugeschrieben: "Besser eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer." Es folgte ein Krieg, der bis 1648 dauerte, und in dem Deutsches Reich dann tatsächlich fast eine Wüste wurde, jedenfalls ein Drittel seiner Einwohner verlor.
 
Ich halte die angestrebte Rekatholisierung als den Hauptgrund für die Gründung der Union.

Dann hätte sich die protestantische Union kaum an das katholische Frankreich angelehnt.
Die kleinen Reichsstände und Städte in Süddeuttschland, die der Union beitraten, waren sicherlich durch den Fall Donauwörth in Alarmstimmung versetzt worden und suchten in erster Linie Schutz.

Kaum aber Brandenburg, Hessen-Kassel und die Kurpfalz, die dürften die protestantische Union vor allem als Plattform für die Vertretung calvinistischer Interessen, die ja im Augsburger Religionsfrieden mehr oder weniger außen vor geblieben waren, betrachtet haben, jedenfalls waren sie groß und bedeutsam genug, dass sie nicht unbedingt fürchten mussten von irgendwelchen katholischen Nachbarn marginalisiert zu werden.

Was bei der "Protestantischen Union" ins Auge fällt, ist, dass da flächenmäßig kaum lutherische Reichsstände vertreten waren.
Ob man Brandenburg als lutherisch oder calvinistisch betrachten möchte, hängt davon ab, ob man das an der lutherischen Bevölkerung oder dem mittlerweile calvinistischen Fürsten festmacht (ich neige zu letzterem, weil die Bevölkerung eben nicht die politischenn Entcheidungen traf)

Ansonsten sind an flächenmäßig bedeutendenn protestantischen Reichsständen aber nur Würtemberg, Ansbach und Kulmbach/Bayreuth dabei gewesen.

Bei Würtemberg mag das durch das Eingreifen Bayerns in die Belange des schwäbischen Reichskreises mit bedingt gewesen sein, zumal das die Autorität des Würtembergischen Herzogs als schwäbischem Kreisobristen herausforderte und nicht unbeantwortet bleiben konnte, wenn hier kein Präzedenzfall geschaffen werden sollte.

Bei Ansbach und Kulmbach/Bayreuth, die sicherlich etwas weniger bedeutend waren, wird man auch in gewissem Maße Schutzinteressen vor allem gegenüber Bayern voraussetzen können.

Die meisten mächtigeren lutherischen Stände, Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg, Mecklenburg, Pommern, Dänemark-Holstein usw. beteiligte sich an der Union nicht.
Offenbar war man hier nicht der Meinung, dass der Religionsfrieden von 1555 auf der Kippe stünde und irgendeine Rekatholisierungskampagne drohte.


Zum Präzedenzfall Donauwörth ist auch noch zu sagen, dass hier die Protestanten an der Entwicklung nicht ganz unschuldig waren, insofern Teile der protestantischen Bevölkerung im Vorfeld mehrfach (Donauwörther Kreuz- und Fahnengefecht) Prozessionen der ansässigen Katholiken gestört und damit durchaus auch selbst an Vereinbarungen des friedlichen religiösen Miteinanders gesägt hatten.
Insofern die religiösen Zerwüfnisse innerhalb des Reiches auch mittlerweile die Funktionalität des Reichskammergerichts beeinträchtigten und die Sache auf diesem Weg kaum aus der Welt zu schaffen war, erscheint der Weg einer Reichsexekution gegen Donauwörth insofern nicht unmäßig.

Das das Ganze an Bayern delegiert wurde war zwar formal ein Bruch der Reichsverfassung allerdings und das wird man dem Kaiser hier beigeben müssen, bestand durchaus Gefahr, dass der Herzog von Würtemberg, selbst ein Lutheraner als zuständiger Kreisobrist die Ausführung einer Reichsexekution im Namen des katholischen Kaisers gegen seine protestantischen Glaubensbrüder in Donauwörth schlicht verweigert und damit die Reichsverfassung weiter ausgehöhlt hätte außerdem hätte es den Kaiser schwach aussehen lassen.

Was die Annexion Donauwörths an Bayern und Rekatholisierung angeht, so weiß ich nicht, ob das von habsburgischer Seite dem bayerischen Herzog angetragen wurde, oder ob der Herzog das gewissermaßen als Aufwandsentschädigung für die Kosten der Reichsexekution vom Kaiser forderte (immerhin musste dafür ein entsprechendes Heer finannziert werden) und dieser wegen leerer Kassen und in Ermangelung eigener Mittel notgedrungen zustimmte.
Dann könnte nämlich von einem umfassenden Plan zur Rekatholisierung noch keine Rede sein.

Zumal man hier ohnehin wird berücksichtigen müssen, dass zu disesem Zeitpunkt noch nicht Ferdinand Kaiser war, sondern noch Rudolf II. der sich hausintern im Machtkampf mit seinem Bruder Matthias befand, den er zunehmend verlor.
Rudolf II. musste im Vertrag von Lieben 1608 der Abtretung Österreichs, Ungarns und Mährens an Matthias zustimmen, so dass ihm als kaiserliche Machtbasis nur noch Böhmen, die Lausitzen und Schlesien zur Verfügung standen.
1609 musste Rudolf II in Majestätsbriefen an die böhmischen und schlesischen Stände diesen Relgionsfreiheit einräumen und das Recht zur freien Königswahl in Böhmen bstätigen (was zwei Jahre später dazu führen sollte, dass er auch in Böhmen zu Gunsten von Matthias abgesetzt wurde).

Das vermittelt, denke ich einen Eindruck davon, wie prekär es um die kaiserliche Macht stand.

Von dem her würde ich ohne genau zu wissen, wie das im Vorfeld gelaufen ist, dazu tendieren anzunehmen, dass in Sachen Donauwörth der Rudolf II. bereits so sehr damit beschäftigt war gegen seinen Bruder Matthias ums eigene Überleben zu kämpfen, dass er einfach hinnahm, was der Bayer in Donauwörth veranstaltete, weil ihm nichts anderes übrigblieb.
An den großen Rekatholisierungsplan glaube ich da eher nicht.


Während die Union militärisch zunächst untätig blieb, finanzierte die Liga – auch mit Hilfe des Papstes – die Aufstellung des 25.000 Mann Heeres unter dem Feldherrn Tilly, der dann 1620 zusammen mit den Kaiserlichen die Böhmische Stände am Weißen Berg vernichtend schlug und damit den Weg freimachte, Böhmen zu rekatholisieren. Diese Rekatholisierung wurde sofort in Angriff genommen und auch auf andere protestantische Gebiete, die man habhaft werden konnte, mit Gewalt durchgeführt.

Warum aber hielt die protestantische Union still?

Wenn man Münklers Interpretation folgen möchte - und die halte ich für nicht unplausibel - dann weil die auch ein Großteil der protestantischen Stände das Handeln Friedrich V. v.d.Pfalz, als er sich de facto zum Gegenkönig in Böhmen wählen ließ, nicht als Teil einer religionspolitischen Auseinandersetzung betrachteten (dann hätten sie den Pfälzer unterstützt), sondern primär als Rebellion gegen den Kaiser.
Und in der Tat, war das, was der Pfälzer da betrieb auch vor dem Hintergund der Reichsverfassung sehr fragwürdig (wäre nämlich auf die Vereinigung von 2 Kurstimmen auf die selbe Person und zwar auch noch auf die eines Calvinisten hinausgelaufen, also eines Fürsten, der außerhalb der Grenzen des Augsburger Religionsfriedens stand).

In der Tat ist Friedrich aus dem protestantischen Lager wohl durchaus auch mehrfach abgeraten worden diesen Schritt zu tun.


Das Ferdinannd nach dem Sieg gegen die Böhmischen Stände sowohl dort, als auch in der Pfalz zu einer Rekatholisierungspolitik überging (die den Konflikt vertiefte), war die Folge der Ereignisse, hat aber nichts mit der Gründung oder der Politik der katholischen Liga vor dem Ausbruch des Krieges zu tun und die Parteien, die den Konflikt auf die Spitze treiben, bis ab 1618/1619 ein Krieg daraus wird, dass sind nicht Maximilian, die Liga oder der Papst.
Das sind die böhmischen Stände, der Habsburger Ferdinand (auch der Streit um die protestantischen Kirchen in Böhmen ist ähnlich wie die Situation in Donauwörth durchaus etwas komplexer) und der Pfälzer Friedrich, der gegen alle Vernnunft versucht sich zum König von Böhmen aufzuschwingen, obwohl er weiß, dass das zum Krieg führen muss, weil es das habsburgische Kaisertum (böhmische Kurstimme) herausfordert.
 
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Die Rekatholisierung war von Anfang an vom Habsburger Erzherzog Ferdinand von Steiermark geplant: 1617 wurde er böhmischer König (1619 von böhmischen Ständen wegen seiner rigoroser Religionspolitik für abgesetzt erklärt) und wenig später trotzdem in Frankfurt zum Kaiser Ferdinand II. gewählt.

Wie gesagt, die Sache ist komplizierter.

Es gab regional die von kaiserlicher Seite verfügte Schließung einer protestantischen Kirche im böhmischen Braunau und den Abriss einer protestantischen Kirche im ebenfalls böhmischen Klostergrab, die die böhmische Ständeversammlung sehr aufbrachten, weil sie darin einen Bruch der ihr zugestandenen Religionsfreiheit sahen.

Ob das allerdings einer umfassenden Rekatholisieungspolitik entsprach, daran darf man durchaus ein Fragezeichen setzen.
Tatsache ist nämlich, dass die Protestanten diese beiden Kirchen auf dem Grundbesitz katholischer Kirchenfürsten errichtet hatten.
Das musste zum einen eine gewisse Provokation der Katholiken darstellen, zum anderen, war durchaus fraglich, ob die 1609 verbriefte Religionsfreiheit für Böhmen solches Vorgehen von protestantischer Seite her deckte, weil nämlich fraglich wäre, ob der kirchliche Besitz in Böhmen, der der streng genommen weder unter die Jurisdiktion noch die Herrschaft der böhmischen Ständeversammlung oder des Habsburger Kaisers fiel, überhaupt Gegenstand eines Vertrags zwischen diesen beiden Parteien sein konnte.
Von der Interpretation dieser Frage würde dann nämlich abhängen, ob der Majestätsbrief Rudolf II diese Territorien jemals inkludiert haben könnte.
Wenn nämlich nicht, wären die Protestanten hier im Unrecht gewesen, insofern das Nichtdulden protestantischer Kirchen hier dann keinen Bruch ihrer verbrieften Religionsfreiheit dargestellt hätte.
Wenn doch, wäre es als Bruch der verbrieften Böhmischen Rechte anzusehen.

Aber man wird zugestehen müssen, dass diese Frage durchaus diffizil ist und hier verschiedene Meinungen möglich sind.

Letztendlich würde ich aber auf dem Standpunkt stehen, dass sich aus diesen beiden Streitfällen nicht ableiten lässt, dass Ferdinand II von vorn herein unwillig gewesen wäre irgendeinen Modus vivenndi mit den protestantischen böhmischen Ständen zu finden.
Allerdings den Fenstersturz und seine Absetzung als König von Böhmen und die Wahl des Pfälzers (unter diesen Umständen beides rechtlich durchaus fragwürdig) konnte er nicht so einfach stehen lassen.

Herzog Maximilian I. von Bayern wurde vom Ferdinand zum uneingeschränkten Führer der katholischen Liga ernannt

Ferdinand hatte in Belangen der Liga nichts zu melden, er war in diesem Verein nichtmal Mitglied und mehr oder minder uneingeschränkter Anführer der katholischen Liga war der Witteslbacher von Anfang an, einfach weil er der deutlich mächtigste Akteur innerhalb dieses Interesenverbunds war.
Nur war die Liga eben kein Instument zur Erfüllung habsburgischer Interessen, sondern stellte durch die Abgrenzung von Habsburg und den Fokus auf Bayern ein Gegengewicht zu Habsburg im katholischen Lager dar.

Es ging anfangs nur um die Religion bzw. Konfession.
Selten so einen Bullshit gelesen.

Bei der Auseinandersetzung Ferdinands II mit den Böhmischen Ständen ging es um Allerhand, darunter auch um die böhmische Kurstimme und damit die Fortsetzung oder das potentielle Ende des habsburgischen Kaisertums und andere Konfliktfelder.
Das lässt sich nicht auf einen religiösen Konflikt irgendwelcher Eiferer reduzieren.
 
Ansonsten sind an flächenmäßig bedeutendenn protestantischen Reichsständen aber nur Würtemberg, Ansbach und Kulmbach/Bayreuth dabei gewesen.

Bei Würtemberg mag das durch das Eingreifen Bayerns in die Belange des schwäbischen Reichskreises mit bedingt gewesen sein, zumal das die Autorität des Würtembergischen Herzogs als schwäbischem Kreisobristen herausforderte und nicht unbeantwortet bleiben konnte, wenn hier kein Präzedenzfall geschaffen werden sollte.
Aus meiner Perspektive wäre eine Betrauung der Exekution mit Herzog Johann Friedrich von Württemberg ein geschickter Schachzug gewesen. Württemberg darf man sich zu der Zeit nicht als allzu mächtig vorstellen. Der Herzog hat ja dann auch in den Anfangsjahren des Krieges einen Schlingerkurs verfolgt. M.E. ist es wahrscheinlich, dass er die Reichsexekution durchgeführt hätte und dass er sich statt Bayern Donauwörth einverleibt hätte, ist auch nicht so unwahrscheinlich. Das Problem bei den Reichsexekutionen war ja, dass diese irgendwer bezahlen musste. Ich kenne das aus dem 18.Jh. im Fall von Sachsen-Meiningen so, dass Sachsen-Gotha bspw. die Kosten für die Exekution dem Täter auferlegt hat. Donauwörth hätte den Preis für mehrere tausend geworbene Söldner nicht aufbringen können und sich sozusagen selber an Württemberg verpfänden müssen und damit wäre der Herzog selber aus der Perspektive der anderen Kreisstände Täter geworden. Johann Friedrich pflegte auch eigentlich eine kaiserfreundliche Politik. Im Böhmischen Krieg wurden ein paar württembergische Truppen mit Richtung Böhmen genommen, aber Johann Friedrich forderte erfolgreich ihre Rückkehr, weil er sich nicht zum deklarierten Feind des Kaisers machen wollte. Es kompromitierte ihn, dass sein Bruder Magnus unter dem Markgraf von Baden-Durlach bei Wimpfen mitkämpfte und er den Toten bei Tilly auslösen musste.

Johann Friedrich verhielt sich manchmal aber auch ziemlich rücksichtslos am Kriegsanfang. Ohne selbst Kriegspartei sein zu wollen belegte er eine katholische Reichsstadt (ich glaube Schwäbisch-Gmünd) mit Kriegskontributionen. 1623 stellte er auch zahlreiche Reiterei auf - vielleicht als Reaktion auf die vernichtende Niederlage seiner Postierungstruppen bei Ölbronn (siehe dazu auf unserem Blog: Wackershofen Anno Domini: Die Ligaregimenter in Schwaben - The regiments of the League in Swabia 1622/23 ).
 
Warum aber hielt die protestantische Union still?

Wenn man Münklers Interpretation folgen möchte - und die halte ich für nicht unplausibel - dann weil die auch ein Großteil der protestantischen Stände das Handeln Friedrich V. v.d.Pfalz, als er sich de facto zum Gegenkönig in Böhmen wählen ließ, nicht als Teil einer religionspolitischen Auseinandersetzung betrachteten (dann hätten sie den Pfälzer unterstützt), sondern primär als Rebellion gegen den Kaiser.
Und in der Tat, war das, was der Pfälzer da betrieb auch vor dem Hintergund der Reichsverfassung sehr fragwürdig (wäre nämlich auf die Vereinigung von 2 Kurstimmen auf die selbe Person und zwar auch noch auf die eines Calvinisten hinausgelaufen, also eines Fürsten, der außerhalb der Grenzen des Augsburger Religionsfriedens stand).

In der Tat ist Friedrich aus dem protestantischen Lager wohl durchaus auch mehrfach abgeraten worden diesen Schritt zu tun.
Ein Grund wird die Manigfaltigkeit vollkommen divergierender Interessen innerhalb der Union sein. Am Beispiel von Schwäbisch Hall habe ich erfahren wieviel die Reichsstadt für die Union an finanziellen Mittel locker machen musste. Die Summen waren so enorm, dass sich ausnahmsweise der Magistrat zu einer öffentlichen Rechtfertigung gegenüber der Bürgerschaft gezwungen sah. Die Reichsstädte waren überproportional (gemessen an der Zahl ihrer Steuerzahler, Bürger und Untertanen) finanziell belastet worden. Sie stellten meistenteils keine Truppen, bezahlten aber das Unionsheer mit, welches dann von den Fürsten geführt wurde. Es ist gut denkbar, dass die Union komplett zum Erliegen gekommen wäre, wenn die Reichsstädte alle Zahlungen aufgrund von Unzufriedenheit eingestellt hätten. Zumal im Kriegsfall Verluste hätten kompensiert, die Reihen gefüllt werden müssen. Die Unionstage standen schon vor Kriegsausbruch wiederholt vor einem Eklat. Eines meiner Lieblingsbeispiele war der Vorschlag des Kurfürsten von der Pfalz in Heilbronn ein gemeinsames Reformationsfest zu feiern, worauf die lutherischen Stände ihm angeblich vorgeschlagen hätten erstmal im Neckar baden zu gehen - also sich richtig taufen zu lassen... Das für Lutheraner komplett unverständliche Vorgehen der Calvinisten in Prag bestätigt ja auch die vollkommen verschiedene Sichtweise beider Glaubenslager.

Was Kaiser Ferdinand II. anbelangt bin ich mir unsicher. Peter Milger hat unterstrichen (auch in der Dokureihe), dass er sich in seinem Vorgehen gegen Protestanten in seinen Ländern recht früh einen Namen machte. Natürlich sieht man ihn heute vor dem Hintergrund des Restitutionsediktes als katholischen Hardliner, der damit ein wenig seine Spielräume aber auch innerhalb des Reiches verspielte indem er ihm wohl gesonnene Protestanten vor den Kopf stieß. Bei dem Streit in Böhmen ist natürlich auch davon auszugehen, dass die Lutheraner nicht unbedingt eine Solidarität für die böhmischen Protestanten empfanden, die ja keine Lutheraner waren.
 
Württemberg darf man sich zu der Zeit nicht als allzu mächtig vorstellen. Der Herzog hat ja dann auch in den Anfangsjahren des Krieges einen Schlingerkurs verfolgt. M.E. ist es wahrscheinlich, dass er die Reichsexekution durchgeführt hätte und dass er sich statt Bayern Donauwörth einverleibt hätte, ist auch nicht so unwahrscheinlich. Das Problem bei den Reichsexekutionen war ja, dass diese irgendwer bezahlen musste. Ich kenne das aus dem 18.Jh. im Fall von Sachsen-Meiningen so, dass Sachsen-Gotha bspw. die Kosten für die Exekution dem Täter auferlegt hat.

Ich stelle mir Würtemberg auch nicht besonders mächtig vor (mir ist klar, dass die badischen Gebiete nicht dazu gehörten, das große Teile des südlichen Würtembers die mit die österreichischen Vorlande bildeten nicht dazu gehörten und in diesem Bereich sehr viele Städte es geschafft hatten den Status einer freien Reichsstadt zu erhalten und somit vom Herzog unabhängig zu werden).
Ich hatte mir das durchaus nicht so vorgestellt, dass ich es für wahrscheinlich halte dass sich der Herzog gegen den Kaiser gestellt hätte.
Dafür war er, auch wenn es um die kaiserliche Macht gerade nicht gut stand, nicht mächtig genug.

Allerdings war Würtemberg vermutlich klein genug, dass der Herzog eine Exekution gegen Donauwörth mit Verweis auf die aufzubringenden Kosten ganz gut hätte verschleppen und auf Zeit spielen können um die Sache einschlafen zu lassen.
Den größeren Reichsfürsten hätte man Handlungsunfähigkeit durch finanzielle Überforderung natürlich nicht abgenommen und das als Insubordination betrachtet. Aber bei einem mäßig großen Gebiet wie Würtemberg?
Da halte ich für denkbar, dass an eine Zeit lang damit hätte durchkommen können.

Das für Lutheraner komplett unverständliche Vorgehen der Calvinisten in Prag bestätigt ja auch die vollkommen verschiedene Sichtweise beider Glaubenslager.

Naja, im Grunde genommen war die protestantische Union ein reichlich schräger Verein weil sich dort eine am Erhalt des Status Quo interessierte Partei (Lutheraner) mit einer am Umsturz des Augsburger Kompromisses interessierten Partei (Calvinisten) zusammengeschlossen hatte.
Das konnte auf die Dauer nicht funktionieren und zu keiner allzu engen Kooperation führen.

Was Kaiser Ferdinand II. anbelangt bin ich mir unsicher. Peter Milger hat unterstrichen (auch in der Dokureihe), dass er sich in seinem Vorgehen gegen Protestanten in seinen Ländern recht früh einen Namen machte. Natürlich sieht man ihn heute vor dem Hintergrund des Restitutionsediktes als katholischen Hardliner, der damit ein wenig seine Spielräume aber auch innerhalb des Reiches verspielte indem er ihm wohl gesonnene Protestanten vor den Kopf stieß. Bei dem Streit in Böhmen ist natürlich auch davon auszugehen, dass die Lutheraner nicht unbedingt eine Solidarität für die böhmischen Protestanten empfanden, die ja keine Lutheraner waren.

Ich bitte das nicht falsch zu verstehen, ich gehe sicher nicht davon aus, dass Ferdinand in irgendeiner Form ein Freund der Protestanten oder zimperlich bei der Durchsetzung katholischer Interessen gewesen wäre.

Der Unterschied ist nur der:

Wenn Ferdinand II. sich in den österreichischen Gebieten in Sachen Rekatholisierung austobte musste er dabei keine Bedenken haben sich irgendwie ins Unrecht zu setzen, weil dem Grundsatz "cuius regio eius religio" entsprechend, den ja auch die Lutheraner in Augsburg anerkannt hatten, er als Landesherr ein Recht darauf hatte das zu tun.
Und was er als Landesheer außerhalb des Reiches in Ungarn so machte ging die Reichsstände ohnehin nichts an., das war Sache zwischen ihm und den ungarischen Magnaten.

Insofern er den böhmischen Ständen bei seiner Königswahl Religionsfreiheit zugesichert hatte, war die rechtliche Grundlage hier eine Andere.
Die Frage ist, hätte er von sich aus hier einen Konflikt mit den Protestanten forciert, wenn ihm die böhmische Ständeversammlung nicht den Fehdehandschuh hingeworfen hätte?

Ich denke er hätte versucht sich mit den Verhältnissen in Böhmen zu arrangieren aus mehr oder weniger zwei Gründen:

1. Er hatte mit der Rekatholisierung der österreichischen Territorien und den ungarischen Magnaten bereits genug zu tun und diese Maßnahmen waren durch die protestantischen (oder wenigstens die luthherischen) Reichsstände auch nicht kritisierbar.
2. Er hatte für eine Auseinandersetzug überhaupt nicht die hinlänglichen finanziellen Mittel zur Verfügung, konnte einen Konflikt also nur auf Pump führen und die Aussicht bei jemandem in der Kreide zu stehen, der einem dann sehr schmerzhafte Zugeständnisse abpressen kann ist, in der Regel keine verlockende Aussicht.

Ich denke, wenn die Situation in Böhmen ruhig geblieben wäre, hätte Ferdinand II. daran nicht gerührt, sondern sich auf die Rekatholisierung der österreichischen Gebiete und die Sanierung der Finanzen konzentriert und eine eventuelle Rekatholisierung Böhmens ggf. seinem Nachfolger überlassen.
 
Natürlich sieht man ihn heute vor dem Hintergrund des Restitutionsediktes als katholischen Hardliner, der damit ein wenig seine Spielräume aber auch innerhalb des Reiches verspielte indem er ihm wohl gesonnene Protestanten vor den Kopf stieß.
Friedrich II. hat schon als Erzherzog – bevor er König von Böhmen und dann Kaiser wurde – in seinen Ländern (Steiermark, Kärnten, Krain) Rekatholisierung durchgeführt und dabei nicht zwischen Lutheranern und Reformierten unterschieden: Für ihn waren sie alle Ketzer, die in "seinem" Land nichts zu suchen hatten.

Der Augsburger Religionsfrieden aus dem Jahr 1555 bestimmte, dass die Protestanten fortan keine Häretiker mehr wären, ihre Konfession also legitim. Das bestätigte Kaiser Ferdinand I., weil er keine Chance mehr sah, die Rekatholisierung mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Doch sein Enkel und späterer Nachfolger Ferdinand II. sah das anders und handelte auch entsprechend: Der zweite Fenstersturz war für ihn ein willkommener Anlass, hart durchzugreifen; die Folgen sind bekannt.

Dass die Reformierten in Prag sich zurecht auf die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens beriefen, wurde ihnen auf dem Reichstag 1566 in Augsburg faktisch bestätigt.

Das eigentlich Trennende zwischen den Protestanten und den Katholiken war die Rechtfertigungslehre Luthers. Diese Lehre hat das Tridentinische Konzil, das in den Jahren 1545-1563 standfand, um u.a. eine Antwort auf die Ausbreitung des Protestantismus auszuarbeiten, als unvereinbar mit dem katholischen Kanon bezeichnet. Erst im Jahr 1999 wurde dies als nichtig erklärt – Zitat aus Wikipedia:

Mit dieser Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre und den vereinbarten Zusatzdokumenten (der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung und dem Annex) wurde feierlich bekundet, dass die gegenseitigen Lehrverurteilungen von Lutheranern und Katholiken aus dem 16. Jahrhundert zurückgenommen werden und heute nicht mehr gelten. 2006 trat der Weltrat methodistischer Kirchen der Erklärung bei, 2017 die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Ebenfalls 2017 verkündete die Anglikanische Gemeinschaft ihre Zustimmung, so dass die Gemeinsame Erklärung von fünf großen Kirchen bzw. Kirchenfamilien anerkannt wird.

Angesichts dieser Erklärung könnte man jetzt sagen: Vor allem wegen Worte, die einst die katholische Kirche als Institution nicht tolerieren wollte, jetzt aber ihren Frieden damit gemacht, kam ein Drittel der Bevölkerung des Reiches ums Leben. Immerhin: Besser spät als nie.

* Mit diesem Konzil wurde die Gegenreformation eingeleitet. Danach wurden vor allem Jesuiten hinausgesandt, um Herrscher zu instruieren, in ihren Ländern keine Protestanten mehr zu dulden. Ich habe es schon gesagt: Ferdinand, Maximilian und Tilly waren Schüler der Jesuiten, und Jesuiten waren auch später ihre Beichtväter waren. Und Papst finanzierte die von der Katholische Liga ausgehobenen 25.000 Söldner mit. Warum wohl?
 
Der Augsburger Religionsfrieden aus dem Jahr 1555 bestimmte, dass die Protestanten fortan keine Häretiker mehr wären, ihre Konfession also legitim. Das bestätigte Kaiser Ferdinand I., weil er keine Chance mehr sah, die Rekatholisierung mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Doch sein Enkel und späterer Nachfolger Ferdinand II. sah das anders und handelte auch entsprechend: Der zweite Fenstersturz war für ihn ein willkommener Anlass, hart durchzugreifen; die Folgen sind bekannt.

1. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 regelte das Verhältnis zwischen Katholiken und Lutheranern und zwar exklusiv Lutheranern. Calvinisten, Hussiten, Wiedertäufer etc. waren in diesen Vertrag nicht eingeschlossen.
Zu behaupten er hätte das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten jeglicher couleur geregelt, ist nicht zutreffend.

2. Die Protestanten in Böhmen waren zum großen Teil keine Lutheraner. In Böhmen spielten vor allem noch alte Hussitische Positionen eeine Rolle, die sich teilweise mit anderen Strömungen der Reformation verbanden, es spielten auch andere Gruppen, wie die sogenanntenn "Böhmischen und Mährischen Brüder" noch eine Rolle, die in Teilen Vorstellungen der Taboriten und der Waldenser aufgriffen.
Genau wie die Calvinisten in der Kurpfalz, konnten sich diese Gruppen nicht auf den Augsburger Religionsfrieden berufen, weil dieser sie nicht inkludierte (das ist das große Problem des Kompromisses von 1555 gewesen)

Vor allem auch deswegen (im Zusammenspiel mit dem "ius reformandi"), wurde ja die Sonderregelung für Böhmen durch den Majestätsbrief Rudolf II. getroffen.


3. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 schrieb neben der grundsätzlichen Anerkennung der Lutheraner als legitimer christlicher Konfession auch das Prinzip "cuius regio eius religio" bzw. das "ius reformandi" fest, dass es den einzelnen Landesherren ausdrücklich erlaubte die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen, genau so, wie das "ius emigrandi" dass es Untertanen, die sich einer aufgezwungenen Konfession nicht fügen wollten, das Recht gab, das betreffende Territorium zu verlassen.


Es machten vom "ius" Reformandi" durchaus nicht alle Landesherren gebrauch, aber es stand ihnen grundsätzlich zu.
Und dass es tatsächlich angewandt wurde, war durchaus kein Einzelfall.
Wenn Ferdinand II. versuchte in seinen österreichischen Territorien den Katholizismus durchzusetzen, macht ihn das im Sinne der Zeit durchaus nicht zu einem fanatischen Thyrannen, der bereit war sich über alle Regeln hinweg zu setzen.
Auch unterschied er sich damit durchaus nicht von seinen Pendants auf der Gegenseite, die ihren Untertanen das Luthertum verordneten.


Ob die Rekatholisierung der Pfalz und Böhmens, Mährens und Schlesiens tatsächlich einen Rechtsbruch darstellte wäre zu diskutieren.

In der Pfalz wäre das von religiösen Standpunkt her zu verneinen, weil sich die Calvinisten als vom Religionsfrieden ausgeschlossene Konfession nicht darauf berufen konnten.
Fraglich wäre hier einzig, ob der Kaiser oder der Bayer hier als auswärtige Fürsten ein Recht darauf hatten, gegen den Calvinismus vorzugehen.

Beim Konglomerat der böhmischen Länder ist die Sache komplizierter, weil die ziemlich inhomogen sind, aber auch hier standen die meisten Gruppen als Nicht-Katholiken und Nicht-Lutheraner außerhalb des Religionsfriedens, so dass sie sich darauf nicht berufen konnten.
Und insofern Ferdinand II gewählter König von Böhmen war (ob die Ständeversammlung das Recht hatte ihn willkührlich für abgesetzt zu erklären, wäre zu diskutieren), wird man hier auch nicht geltend machen können, dass ihm konfessionspolitische Maßnahen möglicherweise nicht zugestanden haben könnten, da er eine auswärtige Macht darstellte.
Zu diskutieren wäre, ob die Rebellion der Stände gegen Ferdinand II. die garantierte Religionsfreiheit aufkündigte oder nicht.
Die Stände behaupteten Ferdinand II. abgesetzt zu haben, aber wenn sie das behaupteten, mussten sie natürlich auch annehmen, dass damit jegliche Vereinbahrung zwischen ihnen und dem Haus Habsburg oder mindestens Ferdinand auf dynastische Ebene hinfällig war und das hätte dann die garantierte Religionsfreiheit betroffen.

Ferdinand II. behauptete weiterhin rechtmäßiger König von Böhmen zu sein, weil er seine Absetzung nicht anerkannte. Sofern er sein Königtum und seinen Anspruch aber mit seiner Wahl zum König von Böhmen begründete musste er dann eigentlich auch davon ausgehen, das die Eide und Versprechen, die er anlässlich seiner Wahl geleistet hatte weiterhin in Kraft waren.

Demnach würde ich hier behaupten wollen, dass Ferdinand II. aus seiner eigenen Perspektive heraus durchaus Rechtsburch beging, in dem er sich auf seine Wahl berief, entgegen seiner Zusagen aber rekatholisierte.

Das wird man als Rechtsbruch auffassen können, allerdings weder als einen Bruch des Augsburger Religionsfriedens, noch der Reichsverfassung, sondern lediglich als Bruch von Vereinbahrungen zwischen seiner Person und den Böhmischen Ständen.


Was man allenfalls als potentiellen Bruch des Augsburger Religionsfriedens diskutieren könnte, wäre das Restitutionsedikt.
Dazu muss ich sagen, dass ich den den genauen Text nicht kenne, müsste ich mich mal reinlesen.

Die Frage wäre hier: betraf das Restitutionsedikt ausschließlich säkularisiertes Kirchengut oder Güter, die nach den Religionsfrieden durch rechtswidrige Ignoranz des geistlichen Vorbehalts (das konnten die Protestanten gut) der katholischenn Kirche entfremdet wurden oder auch Fälle, die vor dem Religionsfrieden vorgefallen und eigentlich durch diesen als Kompromissformel sanktioniert waren?


Bleibt bei Lichte besehen nicht so viel von dem Bild des reaktionären fanatischen Katholiken übrig, der sich zu Gunsten des Katholizismus angeblich über jedes Recht hinweg gesetzt hatte, wenn man mich fragt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass die Reformierten in Prag sich zurecht auf die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens beriefen, wurde ihnen auf dem Reichstag 1566 in Augsburg faktisch bestätigt.

Noch kurz hierzu: Das stimmt so nicht.

Auf dem Reichstag von von 1566, verweigerten lutherische Stände dem Kaiser die Zustimmung dafür gegen den Calvinismus in der Pfalz vorzugehen.
Die Weigerung den Kaiser bei einem faktischen Kreuzzug gegen den Calvinismus zu unterstützen oder einen solchen zu sanktionieren, ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass die Calvinisten von den Lutheranern als gleichberechtigt betrachtet worden wären, eine Zustimmung zu dieser Vorstellung durch die Katholiken drückt sich dadurch auch nicht aus.

Der Kaiser nahm diese Weigerung hin, wahrscheinlich weil er eine Sprengung des Reichstags durch lutherische Stände vermeinden wollte, was einen Reichsabschied verhindert hätte.
darin drückt sich aber keine Zustimmung zu den Forderungen der Calvinisten aus.

Eine de jure Regelung, die die Calvinisten in den Religionsfrieden inkludierte gab es erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648.

De facto konnten sich die Calvinisten auf keine verbindlich geregelte Vereinbarung stützen, die ihre Konfession stützte (und das wussten sie, denn die teilweise agressive Politik, die vor allem der Pfälzer Friedrich V. und dass was von katholischer Seite historisch als "protestantsiche Aktionspartei" benannt wurde trieb(en), lief ja darauf hinaus genau das erreichen zu wollen).
 
De facto konnten sich die Calvinisten auf keine verbindlich geregelte Vereinbarung stützen, die ihre Konfession stützte
Verbindliche Vereinbarungen waren für Ferdinand II. kein Grund, sie einzuhalten – siehe sein Agieren vor und nach dem Fenstersturz – Zitat:

Die überwiegend protestantischen Stände warfen ihrem katholischen Landesherrn und Kaiser Matthias und dem 1617 zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand von Steiermark (nach 1619 auch Kaiser) vor, die von Kaiser Rudolf II. im Majestätsbrief von 1609 zugestandene Religionsfreiheit der Protestanten zu verletzen. Ausgelöst wurde die Empörung durch den Abriss der evangelischen Kirche in Klostergrab und die Schließung der St.-Wenzels-Kirche in Braunau.

Und ein weiteres Zitat:

Nach der für die Kaiserlichen siegreichen Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 wurde der Majestätsbrief von Kaiser Ferdinand II. persönlich in zwei Teile zerschnitten.

Das zum Beweis, was Ferdinand II. von verbindlichen Vereinbarungen hielt.
 
Verbindliche Vereinbarungen waren für Ferdinand II. kein Grund, sie einzuhalten – siehe sein Agieren vor und nach dem Fenstersturz

Es wäre ja schön, wenn Beiträge inhaltlich auch mal zur Kenntnis gnommen würden.

Zu den Streitigkeiten um die Kirchen in Klostergrab und Braunau hatte ich bereits etwas gesagt.

Die Protestanten hatten diese Kirchen auf Grund und Boden errichtet, der der katholischen Kirche gehörte und das trotz ausdrücklichen Verbots von dieser Seite.

Ja, Ferdinand II. hatte den Protestanten die Freiheit der Religionsausübung garantiert.
Unter Freiheit der Religionsausübung fällt aber nicht das Recht Grund und Boden, die anderen gehören willkürlich in Beschlag zu nehhmen um Kirchen darauf zu bauen oder vorhandene Kirchenbauten, die sich im Besitz der katholischen Kirche befanden einfach mal zu besetzen und für eigene Zwecke umzunutzen.

Die Freiheit der Religionsausübung war kein Freibrief sich am Eigentum der katholischen Kirche zu vergreifen.
Diese Auffassung wurde von katholischer Seite vertreten und dem hat sich Ferdinand II. in diesen beiden Fällen angeschlossen.
Das war schonmal per se kein Bruch des Religionsfriedens (unter den die meisten böhmischen Protestanten überhaupt nicht fielen) und nach meiner Auffassung waren diese beiden Einzelfallentscheidungen auch kein Bruch der den Protestanten zugesagten Religionsfreiheit.


Was nach Ausbruch des Kriegs passierte, dazu habe ich meine Auffassung dargelegt.

Da war Ferdinand dann mindestens auf der Ebene seiner persönlichen Vereinbarungen durchaus bereit Recht zu brechen.
Auch, die Reichsverfassung zu verletzten (das allerdings nicht auf religiöser Ebene, sondern durch seine Position in der Frage der Übertragung der Kurstimme von der Pfalz auf Bayern, die einen Bruch mit der Goldenen Bulle Karl IV. von 1356 darstellte, insofern sie in den Modus der Königswahl eingriff).

Ob er tatsächlich auch den Religionsfrieden dem Buchstaben nach brach, da will ich mich nicht festlegen, dazu müsste ich das Restitutionsedikt von Text her genauer kennen, bin aber noch nicht dazu gekommen mir das anzuschauen.


Indess, dass er nach Ausbruch des Krieges dazu bereit war (und hier würde ich tatsächlich dazu tendieren die Hauptverantwortung eher bei den böhmischen Ständen zu sehen, weil ich der katholischen Argumentation in den beiden Kirchensachen durchaus folgen kann), ist kein Nachweis dafür, dass er auch vorher dazu bereit gewesen wäre, wenn sich bei Verzicht darauf ein Konflikt hätte vermeiden lassen.

Bei der ganzen Angelegenheit wird man berücksichtigen müssen, dass er da da er den Konflikt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten konnte in Teilen auch Rücksicht auf die Interessen seiner Verbündeten nehmen musste.

Auf die Veerschiebung der pfälzischen Kurstimme an Bayern z.B. konnte Ferdinand II. nicht scharf sein, weil es ihm und seiner Dynastie nichts nutzte, die bayerischen Wittelsbacher als eventuell kaiserfähige Dynastie aufwertete, er dafür aber die Reichsverfassung an die Wand fahren musste, was nur Ärger, vor allem mit den Lutheranern bedeuten konnte, die bis hierhin die Füße still gehalten hatten.
Da Ferdinand II. aber auf Maximilians Geld und Truppen angewiesen war, kam er nicht drum herum.

Das scharfe Regiment in Böhmen, das folgte, so wie die Enteignungen von teilen der böhmischen Magnaten, die in die Rebellion verstrickt waren, wäre möglicherweise auch unterblieben, wenn Ferdinand II. durch denn Krieg nicht extrem verschuldet gewesen wäre und seine Gläubiger hätte auszahlen müssen.

Ob solche Dinge auch in Sachen Religionspolitik eine Rolle spielten (Ferdinand II. wurde ja auch sehr von der spanischen Linie der Habsburger unterstützt, die in den Niederlanden ihren Dauerkunflikt mit denn Vereinigten Provinzen, nicht zuletzt auch wegen religiöser Belgange hatte) weiß ich nicht, dafür bin ich nicht tief genug in der Materie drinn.
Ich könnte es mir allerdings duchaus vorstellen, dass die spanische Seite hier Druck machte.
 
Ja, Ferdinand II. hatte den Protestanten die Freiheit der Religionsausübung garantiert.
Nein, das war sein Vater. Ferdinand II. hatte nicht vor, den Protestanten die Freiheit der Religionsausübung zu gestaten, er wollte Böhmen Rekatholisieren, wie er das schon im Innerösterreich getan hatte, denn die hatten von seinem Vater keine Garantie erhalten - das war eben der Unterschied.
 
Nein, das war sein Vater.
Auch Ferdinand II. hatte zunächst die Einhaltung des Majestätsbriefs garantiert. Erst nachdem er von den böhmischen Ständen für abgesetzt erklärt worden war, erklärte er seinerseits die Abmachungen mit Böhmen für nichtig. Soweit ich weiß, galt das auch nur für Böhmen, an die Zugeständnisse gegenüber Schlesien hielt er sich auch noch nach 1620. (1621 Dresdner Akkord, erst im Prager Frieden 1635 wurden die Karten neu gemischt.)
 
Nein, das war sein Vater.

Zunächst mal Rudolf II war nicht Ferdinand II. Vater, Rudolf II. und sein ihm nachfolgender Bruder Matthias I. starben beide ohne legitime Erben zu hinterlassen.
Ferdinand II. war ein Enkel Ferdinand I. (des Bruders von Karl V.), sein Vater Karl II. von Innerösterreich war allerdings nie Kaiser.
Die Kaiserkrone war Karls Bruder und Ferdinand II. Onkel Maximilian II. von Habsburg zugefallen und danach an dessen Söhne Rudolf II. und Matthias I. gegangen, die beide Cousins Ferdinand II. waren.


Was nun den Majestätsbrief Rudolf II. betrifft.
Es handelte sich dabei nicht um eine reichsrechtliche Maßnahme, die Eingang in die Reichsverfassung und damit dauerhafte Gültigkeit erlangte, sondern lediglich um eine Vereinbarung zwischen dem König von Böhmen und den böhmischen Ständen, der sich nicht einmal auf die andere Länder der böhmischen Krone bezog.
Die schlesischen Angelegenheiten wuden in einem separaten Majestätsbrief geregelt, für Mähren traf Rudolf II. keine Regelung, weil es bereits zuvor an seinen Bruder Matthias übergegangen war.

Aus Sicht der böhmischen Stände erfüllte diesers Abkommen mit Rudolf in Sachen Religion zwei wesentliche Punkte:

Da Rudolf II. neben seinem böhmsichen Königtum mindesten pro forma auch Kaiser war bedeutete dieser Majestätsbrief (für den Moment) für die böhmischen Protestanten, die nicht unter den Augsburger Religionsfrieden fielen, mindestens in den Grenzen Böhmens kaiserliche Duldung und kaiserlichen Schutz als Ersatz für die fehlende Berücksichtigung im Augsburger Religionsfrieden.

Zweitens stellte die Vereinbarung de facto eine Suspension des "ius reformandi" in Böhmen dar, schuf also eine Abweichung von sonst üblichen Normen.

Der Haken daran: Es handelte sich wie bei allen mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Privilegien um eine Vereinbarung, die persönlich von Rudolf II. als Herrscher mit den Ständen getroffen wurde und die erstmal nur ihn persönlich band.
Da Böhmen keine Erbmonarchie, sondern ein Wahlkönigtum war, entfiel ja die Möglichkeit auch alle potentiellen Erben Herrschers vertraglich an diese Privilegien zu binden, wie das andernorts üblich war.

Andererseits gab das Faktum der Wahlmonarchie den böhmischen Ständen aber die Möglichkeit an die Hand von jedem Bewerber um die böhmische Königskrone zu verlangen in einer entsprechenden Wahlkapitulation die Erneuerung der von Rudolf II. gewährten Privilegien zu verlangen und das ganze vor der Königswahl oder vor der Krönung zu beschwören.

So lief das in allen Wahlmonarchien Europas. Sowohl im Heiligen Römischen Reich, als auch in Polen-Litauen (wo seit den beiden Sachsen-Königen die Kandidaten vor der Wahl zugestehen mussten, dass sie eigenständig so gut wie gar nichts mehr tun durften), als auch in Böhmen, als traditionell auch in Ungarn, wobei das Ungarn durch die Türkenzeit unter die Räder kam. Gleiches galt spätestens ab denn Stuart-Königen auch in England/Großbritannien, wo auch jeder neue König die Magna Charta und die Rechtes des Parlaments beeiden, und auf bestimmte Dinge, wie die private Unterhaltung eines eigenen Heeres verzichten musste..

Dementsprechend musste auch Ferdinand II. bei seiner Wahl zum böhmischen König, die einst von Rudolf II. gewährten Privilegienn, darunter die Religionsfreiheit erneut beschwören.
Wenn er diesen Eid nicht abgelegt hätte, wäre er zum einen für die böhmischen Stände kein akzeptabler Kadidat für das Königrum gewesen, zum anderen gäbe es dann überhaupt keine Basis zu diskutieren, ob Ferdinand II. auf dem Gebiet der Religionspolitik vor dem böhmischen Ständeaufstand Rechtsbruch begangen hatte.

Der Umstand, dass sich Rudolf II. vor ihm als Herrscher bereit erklärt hatte in Böhmen durch seinen Majestätsbrief de facto das "ius reformandi" zu suspendieren, band Ferdinand II. so lange er das nicht selbst beschwor, durchaus nicht, insofern es durch das Wahlkönigtum keine ererbten Verpflichtungen darstellen konnte.

Wären die Böhmen bereit gewesen, einen König zu wählen ohne ihn vorher auf die Bestätigung des Majestätsbriefs Rudolf II. festzulegen, hätte es überhaupt keine Handhabe gegeben, wenn dieser dann als Landesherr vom "ius refomandi" gebrauch gemacht hätte.

Ferdinand II. hatte nicht vor, den Protestanten die Freiheit der Religionsausübung zu gestaten, er wollte Böhmen Rekatholisieren, wie er das schon im Innerösterreich getan hatte, denn die hatten von seinem Vater keine Garantie erhalten - das war eben der Unterschied.

Du versuchst die ganze Zeit von den österreichischen Verhältnissen auf die Böhmischen zu schließen.
Das ist in diesem Sinne aber nicht statthaft.

Wie schon angemerkt, hatte Ferdinands Vater Karl II. von Innerösterreich mit der ganzen Sache schonmal überhaupt nicht zu tun.
Zweitens, hatte Rudolf II. die österreichischen Lande nebst Mähren bereits vor dem Majestätsbrief an die böhmischen Stände an seinen Bruder Mathias abtreten müssen.
Drittens waren die Österreichischen Erblande, im Gegensatz zu den Ländern der böhmischen Krone keine Wahlmonarchie, so dass es für die Habsburger hier nicht notwendig war,Privilegien dieser Art an die Stände auszustellen, da sie diese Länder im Gegensatz zu den Böhmischen ohnehin aus eigenem Recht besaßen und hier nicht auf eine Königswahl angewiesen waren.

Daraus dass Ferdinand II. in seinen österreichischen Landen von dem ihm im Augsburger Religionsfrieden zugesprochenen "ius reformandi" (das die Lutheraner anerkannt hatten und gegen das sie nichts einwänden konnten, zumal sie sich mitunter selbst darauf beriefen) gebrauch machte, sich also auf ein Recht berief, dass ihm als Landesherr nach allgemeiner Auffassung durchaus zustand, folgt nicht, dass er von Anfang an bereit gewesen wäre sich über seien Eid auf die böhmische Konfessionsfreiheit hinweg zu setzen, bevor ihm die böhmischen Stände die Loyalität aufkündigten und damit ihrerseits den beidseitigen Vertrag brachen.

Deine Argumentation mit der Situation in den Erblanden, läuft im Klartext darauf hinaus, dass du aus dem Gebrauch der Rechhte, die Ferdinand II. hier als Landesherr hatte, gerne seine Bereitschaft zum Rechtsbruch ableiten möchtest.
Das ist logisch nicht nachvollziehbar.

Und bei den beiden Kirchensachen in Böhmen ist wie gesagt überhaupt nicht so einfach zu entscheiden, ob das überhaupt einen Bruch der zugestandenen Religionsfreiheit dargestellt hätte.
Es wäre sicherlich zur Vermeidung des Eindrucks von Parteilichkeit für Ferdinand II. günstiger gewesen, die beiden Fälle vor das Reichskammergericht zu bringen, statt eigenmächtig Entscheidungen zu fällen oder den Kardinal Khlesel in diesen beiden Sache weiter verhandeln zu lassen um zu versuchen irgendwie zu einer einvernehmlichen Einigung zu kommen.
Insofern hat Ferdinand hier sicherlich ungesschickt aggiert, ob das aber ein Rechtsbruch war, ist fraglich.

Sepiola hat dankenswerter Weise auf Ferdinands Politik gegenüber Schlesien hingewiesen, wo die Kompromissregelunngen auch über den böhmischen Aufstand, dem sich die schlesischen Stände zunächst nicht anschlossen in Kraft blieb, was gegen die Vorstellung der von Anfang an angestrebten großen Rekatholisierungskampagne spricht.
Das die Sache auch auf protestantischer Seite nicht so eingeschätzt wurde, zeigt sich daran, dass die anderen lutherischen und auch die meisten reformierten Reichsstände in der Auseinandersetzung mit Böhmen neutral blieben.
Sachsens Kurfürst Johann Georg I. de facto der inoffizielle Anführer der lutherischen Stände half dem Kaiser sogar den Böhmischen Aufstand niederzuschlagen, als Entschädigung dafür bekam er von Ferdinand II. die beiden Lausitzen als Pfand (allerdings noch nicht als tatsächlichen Besitz, dass folgte dann auch erst mit dem Prager Frieden 1635).
Die calvinistischen und luterischen Stände hätten sie mit Sicherheit nicht so verhalten, wenn sie in dem Aggieren Ferdinand II. einen Reigionskrieg und den beabsichtigten Bruch des Augsburger Religionsfriedens von 1555 gesehen hätten, der auch sie bedroht hätte.
Hätten sie die Situation so gedeutet, hätten sie sich selbst durch den Kaiser bedroht sehen müssen, dann hätten sie sicherlich den Schulterschluss mit den böhmischen Ständen gegenn Habsburg gesucht, anstatt neutral zu bleiben oder Ferdinand II. sogar zu helfen.
Das taten sie aber nicht. Und meines Erachtens hätten sie auch nicht unbedingt einen Grund dazu gehabt das anders zu halten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ferdinand II. war ein Enkel Ferdinand I. (des Bruders von Karl V.), sein Vater Karl II. von Innerösterreich war allerdings nie Kaiser.
Ja, ich habe gewusst, dass Ferdinand II. Enkel von Ferdinand I. war, habe aber vergessen, dass nicht Kaiser Rudolf II. sein Vater war, sondern dessen Bruder Karl II.
Anderes, was du geschrieben hast, lasse ich unkommentiert so stehen, weil ich im Forum ab sofort weniger aktiv sein will. Die Recherchen nehmen zu viel Zeit in Anspruch und am Ende mache ich doch grobe Fehler wie diese Verwechslung der beiden Namen oder auch die Angabe, Ferdinand II. hätte den Majestästbrief nicht bestätigt. Sorry.
 
Ja, ich habe gewusst, dass Ferdinand II. Enkel von Ferdinand I. war, habe aber vergessen, dass nicht Kaiser Rudolf II. sein Vater war, sondern dessen Bruder Karl II.
Auch das trifft es nicht ganz:
Kaiser Rudolf II. war der Sohn von Kaiser Maximilian II., der wiederum der Sohn von Kaiser Ferdinand I. war. (Auch Kaiser Matthias war der Sohn von Maximilian II. und somit Bruder Rudolfs II.)
Kaiser Ferdinand II. hingegen war der Sohn von Erzherzog Karl II., der der Sohn von Kaiser Ferdinand I. war.
Somit waren Rudolf II. und Karl II. nicht Brüder, sondern Rudolf II. war der Neffe Karls II.

(Es ist aber auch wirklich kompliziert …)
 
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