Bohemund von Tarent (Boemund di Taranto)
Bohemund von Tarent
Boemund di Taranto
Boemund I. de Hauteville
Bohemund I. von Antiochia
Boemund I. de Antioche
Herkunft: Ältester Sohn des Herzogs Robert Guiscard von Apulien aus dem Hause Hauteville aus seiner 1. Ehe mit der Alberada
* 1050/58, + Apulien 07.03.1111
"Sein Anblick erweckte Bewunderung und sein Ruf Schrecken", sagt die byzantinische Geschichtsschreiberin Anna Komnena über ihn: Bohemund, der Sohn des Normannenherzogs Robert Guiscard, der sich ein Reich in Süditalien geschaffen hatte, war - jedenfalls nach der Beschreibung der byzantinischen Kaisertochter - ein Bild von einem Mann, ein Modellathlet, schön wie Apoll, daneben hochintelligent, verschlagen und gewalttätig.
Als einer der Führer des Ersten Kreuzzugs kam er Anfang April 1097 in Konstantinopel an.
Die Byzantiner kannten ihn bereits als Kriegsgegner; er hatte an den Kämpfen seines seines Vaters in Griechenland 1081/85 teilgenommen.
Aber Bohemund zeigte sich von seiner gewinnendsten Seite und ließ sich auch herbei, Kaiser Alexios den Lehnseid zu schwören, der die Kreuzfahrer dazu verpflichtete, alle ehemals byzantinischen Territorien, die sie eroberten, an den Kaiser zurückzugeben. Das sollte aber, wenigstens soweit es Bohemund betraf, reines Lippenbekenntnis bleiben.
Denn als die Kreuzfahrer Antiochia eroberten, machte er sich zum Herrn der Stadt, die eigentlich dem Kaiser in Konstantinopel hätte zurückerstattet werden müssen.
Auf dem Zug dorthin zeigte er sich übrigens als hervorragender Feldherr, so bei Doryläon 1097.
Während der Belagerung von Antiochia wußte er sich in die Rolle des Oberbefehlshabers hineinzuspielen; zum Fall der Stadt trug dann wesentlich ein von ihm angestifteter Verrat in ihren Mauern bei.
Außerdem vermehrte er die Liste christlicher Greuel noch um eine besonders ausgesuchte Schandtat: er ließ aufgegriffene muslimische Spione auf Spieße stecken und über kleinem Feuer garbraten.
Nachdem er sein Fürstentum hatte, war ihm der Kreuzzug gleichgültig; am Marsch auf Jerusalem und an der Gründung des Königreichs nahm er nicht teil.
Im August 1100 geriet er während eines Grenzkriegs mit den türkischen (seldschukischen - Anm. von mir) Nachbarn in einen Hinterhalt; seine Mannschaft, rund 120 Ritter und 1000 Mann Fußvolk, wurde niedergemetzelt, er selbst gefangengenommen.
Dies bedeutete eine erhebliche Schwächung der normannischen Kreuzzugspartei, zumal ihm auch einige die Krone Jerusalems zu übertragen beabsichtigten.
König Balduin I. kaufte ihn drei Jahre später frei.
Danach zog Bohemund sogleich wieder gegen die Türken (Seldschuken - Anm. von mir), mußte sich bald aber auch der Byzantiner erwehren, die ihren Anspruch auf Antiochia keineswegs aufgegeben hatten.
1104 übergab er die Regentschaft an seinen Neffen Tankred und segelte nach Italien, um Hilfskräfte anzuwerben.
Er eröffnete in Albanien einen Privatkrieg gegen Byzanz, der 1108 mit einer totalen Niederlage endete.
Durch diesen unsinnigen Feldzug zerstörte er letztendlich selbst sein eigenes Lebenswerk.
Im Osten ließ sich Bohemund danach nicht mehr sehen; er blieb auf seinen Besitzungen in Apulien, wo er auch starb; ein verbitterter kleiner Potentat, nur noch ein Schatten seiner selbst.
Eine Historikerbewertung sagt über ihn: "Die Maßlosigkeit seines Ehrgeizes brachte ihn zu Fall."
Zitiert aus
Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper Verlag GmbH, München 1999 mit Ergänzungen im Text nach
http://www.genealogie-mittelalter.d...111/bohemund_1_fuerst_von_antiochia_1111.html