Wichtige Personen der Anfangszeit der Orden vom Tempel und vom Hospital
Hughues de Payens
Hugo von Payens
Herkunft: Sire de (Herr von) Montigny-Lagesse (Champagne/Nordfrankreich); er war ein ritterlicher Mann, verheiratet und hatte einen Sohn, Thibauld (Theobald), der 1139 Abt von St. Colombe in Troyes wurde und später am 2. Kreuzzug (1147/49) teilnahm
* um 1080 in Payens
+ 24. Mai 1136 oder 1137 in Jerusalem
Hintergrund: Gründer und erster Großmeister des Ordens der Armen Ritter vom Tempel Salomo zu Jerusalem
Wahrscheinlich nahm Hughues de Payens bereits am 1. Kreuzzug (1096/1100) teil (im Heer des Godefroy de Bouillon); gesichert sind auf jeden Fall aber Pilgerreisen nach Jerusalem, wo er sich im Gefolge des Grafen Hughues de Champagne (höchstwahrschienlich mit diesem verwandt) befand (1104/14).
Hughues de Payens ließ sich 1114 ganz im Heiligen Land nieder, wo er sich gemeinsam mit Godefroy de St. Omer inbrünstig einer besonderen Aufgabe widmete: dem bewaffneten Schutz der Pilger bzw. der Pilgerwege nach Jerusalem, für den sie in den Dienst der Domherren vom Heiligen Grab traten.
Daraus folgend - v.a. aber auch vor dem Hintergrund des Erlebens von Übergriffen seitens der christlichen Ritterschaft - hatten Hughues und Godefroy eine neue Idee: sie wollten die moralische Elite des Rittertums in einer neuen Bruderschaft vereinen.
1118 traten sie gemeinsam mit sieben(?) anderen Rittern vor den Patriarchen von Jerusalem und legten (zunächst) nach der Ordensregel der Augustiner die drei Mönchsgelübde (Armut, Keuschheit und Gehorsam) ab.
Sie bekamen als Quartier einen Teil des königlichen Palastes zugewiesen, welcher sich auf dem Gebiet des früheren Templum Salomonis befand. Infolgedessen wählten sie als Namen ihrer Bruderschaft "Arme Ritter vom Tempel Salomo zu Jerusalem).
Bereits in jene Zeit fällt auch die Errichtung des Pilgerschlosses
Atlit oder
Chateau de Pelerin zwischen Caesarea und Kaipha an der Karawanenestraße nach Jaffa und Jerusalem.
1127/29 bereiste Hughues de Payens mit vier Rittern seiner Bruderschaft Europa, um für seine Bruderschaft zu werben.
Seinen eifrigsten Fürsprecher fand er in dem Zistziensermönch Bernard de Clairvaux, welcher in der Schrift
De laude novae militiae die Ziele der Templer zum Ideal und Inbegriff aller christlichen Werke verklärte.
Anzunehmenderweise verhalf aber vor allem der Eintritt des Grafen Hughues de Champagne in die Bruderschaft dem neu zu gründenden Orden zu jenem Ansehen, dessen er bedurfte
Auf dem Konzil von Troyes bestätigte Papst Honorius II. 1129 den neuen Orden, dessen von Hughues abgefaßte Regularien Bernard de Clairvaux redigierte und mit einem gewichtigen Vorwort versah, weswegen die Templerregel auch stark an die Zisterzienserregel angelehnt ist.
Die Templer erhielten bereits zur Zeit der europäischen Reise des Hughues de Payens reiche Schenkungen, welche vor allem - analog zu den Rittern, die den Templern beitraten - in Nordfrankreich, Flandern und England verortet waren, aber auch in Spanien und Portugal.
Unter dem Amt des Hughues de Payens entwickelte der neue Orden schließlich auch seine ersten Organisationsformen.
Hughues de Payens widmete sich nach seiner Rückkkehr ins Heilige Land wieder umgehend dem Kampf gegen die Muslime (Belagerung von Damaskus 1129).
Die erste Burg, welche der Orden nach 1131 geschenkt bekam, war Baghras, welche jedoch nicht an der Grenze zum islamischen Machtbereich lag.
Anm.: Auch die später im Besitz des Templerordens befindlichen Burgen lagen im christlichen Kernland oder an den Küsten.
Hughues de Payens' Großmeisteramt endete mit seinem natürlichen Ableben am 24. Mai 1136 (manche Quellen nennen auch das Jahr 1137).
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Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper, München 1999
Martin Bauer "Die Tempelritter - Mythos und Wahrheit" - Heyne Sachbuch, München 1997
Alain Demurger "Die Ritter des Herrn. Geschichte der geistlichen Ritterorden" - C.H. Beck, München 2003
Bernhard Kugler "Geschichte der Kreuzzüge" - Reprint Verlag, Leipzig 1999
Ernst Staehle "Johanniter und Templer - Geschichte, Geheimnisse, Gegenwart" - Weishaupt Verlag Gnas, Wolfsberg 1999
Walter Zöllner "Die Geschichte der Kreuzzüge" (Überarb.) - Panorama Verlag Wiesbaden, Wiesbaden 1990
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Hl. Gerard
Gerard Tenc
Gerardus
Gerald
Gerhard
Gerard schrieb:
Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.
Herkunft und Stand: unklar, denn es existieren verschiedene sich widersprechende Aussagen in den Quellen - sie reichen bezüglich des Ortes von Amalfi in Italien über die Provence bis zur Normadie und bezüglich seines Standes vom Laien über den Handwerker und über den Augustinermönch bis zum Erzbischof
+ 3. September 1120 in Jerusalem (nach Quelle
Foucher de Chartres)
Hintergrund: Begründer und erster bekannter Meister des Hospitals St. Johannes zu Jerusalem (obwohl er selbst noch nicht den Titel
magister führte, sondern
servus, hospitalarius, prior, procurator u.a.)
Er war wahrscheinlich bereits vor 1099 in jenem amalfitanischen Hospiz/Hospital tätig, welches - im Gegensatz zu den beiden anderen amalfitanischen Gründungen von etwa 1070 - nicht von Mönchen, sondern von einer Laienbruderschaft unterhalten wurde.
Dieses Hospital ersetzte um 1099 den ursprünglichen Patron Johannes von Alexandria durch Johannes den Täufer, weswegen 1099 auch als Gründungsjahr der Ordensgeschichte gilt.
Die Bruderschaft des Hospitals betreute bereits vor der Eroberung Jerusalems 1099 christliche Pilger und war rein karitativ ausgerichtet auf die Gebiete Pilgerbetreuung, Armenspeisung und Krankenpflege, wobei sie in letztgenanntem Punkt eine außerordentliche Qualität erreichte.
Militärische Tätigkeiten gab es zu Gerards Zeiten jedoch noch keine.
Gerard gab der Bruderschaft gewisse Basisregeln, die Elemente der Augustiner- und der Benediktinerregularien enthielten.
Die Bruderschaft erhielt reiche Schenkungen in Südfrankreich, England, Portugal, Spanien, Italien und im Heiligen Land, u.a. durch Godefroy de Bouillon 1099 und Baudouin I. de Boulogne 1110.
Gerard erreichte bei Papst Paschalis II. 1112/13 die Bestätigung der Privilegien eines geistlichen Ordens: die päpstliche Schutzerklärung und die Zehntexemtion.
Diese Konzession wurde 1119 nicht nur erneuert, sondern zudem erhielt das Hospital die Erlaubnis, im Bistum Tripolis selbst Steuern zu erheben.
Gerard wird letztmalig im Amt erwähnt mit dem 19. Juni 1119.
Sterbliche Überreste: Nach seinem Tod wurde Gerards Körper in Manosque (Provence) konserviert und dann ins Heilige Land zurückgeführt, von wo aus ihn die Brüder des Ordens im Jahre 1283 wieder nach Manosque brachten.
In den Wirren der Französischen Revolution verschwand bereits 1789 ein Großteil der Gebeine; ein Oberarmknochen und ein Teil der Wirbelsäule befinden sich in Martigues (Frankreich), sein Schädel in La Valletta (Malta).
Raymond Du Puy
Raimund von Puys
Raimund Dupuis
Raimundus
Herkunft: ritterlicher Mann aus der Dauphinie (Haus Puy-Montbrun)
Weder Geburtsort/-datum noch Todesort/-datum sind bekannt... :grübel:
Hintergrund: Zweiter Meister des Hospitals St. Johannes zu Jerusalem; der erste Meister, der auch den Titel
magister führte
Nach den Quellen ist Raymond im Amt nachweisbar ab dem 9. Dezember 1125.
Unter ihm erweitert die Spitalsbruderschaft ihr Tätigkeitsfeld: die Pilgerbetreuung wurde - aber eher automatisch denn systematisch - auf den Pilgerschutz ausgedehnt. Allerdings wurde die ursprüngliche Hospitalität strikt beibehalten!
1135 erhält Raymond Du Puy von Papst Innozenz II. das Privileg, daß der Orden des Hospitals nicht länger der kirchlichen Strafgewalt unterliegt.
1136 erhält der Orden die Burg Beit Dschibrin im Grenzgebiet zu den Muslimen, 1144 dann den Krak de Chevaliers - ebenfalls im Grenzland (wie übrigens auch die späteren Johanniterburgen).
Seit 1137 ist die Lage zudem äußerst gespannt, denn es gibt wiederholt muslimische Attacken gegen christliches Gebiet - und dies durchaus mit Erfolg.
Raymond Du Puy, der den Schutz von Menschen und Ländereien nicht den Templern allein überlassen will, verpflichtet zu diesem Zweck aber zunächst weltliche Ritter, die sich in den Dienst des Ordens stellen.
1137 wird Raymond Du Puy von Papst Innozenz II. das Privileg
Christianae fidei religio zugesichert, wodurch der Orden das Recht auf eigene Grabstätten und eigene Almosensammlung erhält.
1140 reist Raymond nach Spanien, um die den Johannitern - wie auch den Templern - gemäß dem Testament König Alfonso I. von Aragon und Navarra versprochenen Schenkungen einzufordern und zu schützen. Er erwirkt zudem bei Raymond Berengar IV die Übertragung befestigter Plätze an den Orden und das Recht, dort Steuern zu erheben.
1147 erläßt Papst Eugen III. eine Habitvorschrift für Templer (rotes Tatzenkreuz auf weißem Mantel) und Johanniter (weißes Achtspitzkreuz auf schwarzem Mantel).
Im Verlauf des 2. Kreuzzuges beteiligen sich die Johanniter am Sturm auf Damaskus im Jahre 1148/49, höchstwahrscheinlich bereits mit Rittern des Ordens selbst.
Raymond Du Puy, der als (Groß-)Meister des Ordens neben dem Templer auch zur
curia regia (Kronrat von Jerusalem) gehört, stellt sich dabei mitsamt seinem Orden entschieden auf die Seite des Königs Baudouin III., der sich im Königreich Jerusalem politisch gegen seine Mutter Melisende durchsetzen mußte.
1153, als sich die Belagerung Askalons außerordentlich schwierig gestaltet und zu scheitern droht, bestärkt Raymond gemeinsam mit dem Patriarchen von Jerusalem und dem Erzbischof von Tyrus König Baudouin III., die Belagerung nicht abzubrechen, sondern Askalon weiterhin zu bestürmen.
Ebenfalls 1153 verfaßt Raymond Du Puy das Ordensregularium des Johanniterordens, welches von Papst Eugen III. bestätigt wird.
Interessanterweise enthält die aus augustinischen und benediktinischen Elementen bestehende Mischregel ausschließlich karitative Elemente - ausgerichtet auf Pilger, Arme und Kranke - und keinerlei Festschreibung militärischer Tätigkeiten, obwohl der Orden zu jener Zeit bereits kämpferisch tätig war.
Anm.: Es wird mitunter in Erwägung gezogen, daß Raymond die Gedanken des Hl. Gerard niederschrieb.
Im selben Jahr ersucht Raymond Du Puy Papst Eugen III. um die Bestätigung des 1135 erteilten Privilegs, was dieser auch gewährt.
Hintergrund ist der aufkommende Streit mit dem Patriarchen Foucher von Jerusalem, der den Orden vom Hospital wohl in der Hierarchie der lateinischen Kirche Palästinas halten wollte.
Papst Anastasius IV. reagiert 1154 auf ein weiteres Ersuchen Raymonds, bestätigt alle bis dahin erteilten Privilegien und gewährt zudem neue Rechte und Freiheiten: eigene Priester, Aufnahme freier Laien, Verbot der Rückkehr ins Weltliche sowie Verbot des Übertritts in andere Orden etc.; womit die Johanniter die gleiche Rechtststellung wie die Templer erreicht haben.
Patriarch Foucher ist darüber so erzürnt, daß er sich selbst zu Anastasius IV. aufmacht, um ihn zur Rücknahme all dieser Privilegien zu bewegen - allerdings ohne Erfolg...
1157 zieht der Emir von Aleppo, Nureddin, gegen Banias, dessen Herr, Honfroi de Toron, die Johanniter zu Hilfe ruft, worauf der Orden mit einem eigenen Ritterheer (angeblich 700 Ritter, was aber bestimmt übertrieben ist) und zahlreichen Fußkämpfern anrückt.
Das Johanniterkontigent wird blutig zurückgeschlagen, und auch das danach anrückende Ritterheer Baudouins III. wird zunächst geschlagen - letztendlich aber kann Nureddin vertrieben werden...
Nach diesen Auseinandersetzungen verläßt Raymond 1157 den Orient, reist zunächst nach Portugal, um die 1140 für die Iberische Halbinsel erwirkten Rechte erneut zu bestätigen, und trifft 1158 in Südfranreich ein.
Dort trifft er sich mit dem Erzbischof von Lyon und dem Grafen von Forez, um von letzterem eine Befreiung von den "Steuern zu Land und zu Wasser" zu erwirken. Zeugen dieser letzten faßbaren Amtshandlung Raymond Du Puys sind Guichard Aimery, der Johanniterprior von St. Gilles, und Auger de Balben, der Raymond im Amt des Ordensmeisters 1160 nachfolgen sollte.
Die Umstände des Todes von Raymond Du Puy sind ebenso unbekannt wie Ort und Sterbedatum...
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Aus meinem Vortrag für die I.G. Orden "Der Orden vom Hospital des Hl. Johannes zu Jerusalem - Ordo militiae S. Johannis Baptistae hospitalis Hierosolimitani : Von den Anfängen bis zum ersten Fall Jerusalems im Jahre 1187 A.D."
Verwendete Literatur:
Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper, München 1999
Joseph Delaville Le Roulx "Les Hospitaliers En Terre Saincte Et A Chypre (1100 - 1300)" - Geuthner, Paris 1999
Alain Demurger "Die Ritter des Herrn. Geschichte der geistlichen Ritterorden" - C.H. Beck, München 2003
Rudolf Hiestand "Die Anfänge der Johanniter" in Fleckenstein/Hellmann (Hrsg.) "Die geistlichen Ritterorden Europas" - Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1980
Bernhard Kugler "Geschichte der Kreuzzüge" - Reprint Verlag, Leipzig 1999
Jonathan Riley-Smith "Hospitallers - The History Of The Order Of St. John" - Hambledon Press, London 1999
Ernst Staehle "Johanniter und Templer - Geschichte, Geheimnisse, Gegenwart" - Weishaupt Verlag Gnas, Wolfsberg 1999
Walter Zöllner "Die Geschichte der Kreuzzüge" (Überarb.) - Panorama Verlag Wiesbaden, Wiesbaden 1990