Ich glaube es fällt nicht auf, wenn ich in einen so alten Thread was dazuschreibe.
Habe mir den Film angesehen, hatte bis jetzt einfach nie die Lust den Film zu gucken.
Grundsätzlich weiß der Gibson schon wie man etwas bildgewaltig auf die Beine stellt.
Was ich gelesen habe ist ja der Film so ziemlich von jeder Seite kritisiert worden, die es gibt.
Ich finde den Film nicht grundsätzlich so schlecht.
Tatsächlich könnte es Mel Gibson gut gemeint haben, ich traue dem menschlichen Sadismus schon einiges zu, ist es doch nicht mal so lange her, dass Menschen auf ein Feld getackert und mit Sensen getötet wurden.
Er sagt ja selber, dass er die Gewalt zeigen wollte, wie sie war.
Aber:
Die Brutalität ist dermaßen überstilisiert, dass es die Hälfte auch schon getan hätte.
Die Szene als sich das Flagrum an den Rippen festtackert und dann praktisch die ganze Haut und das Fleisch brutal abgerissen wird ist einfach nur noch reiner Selbstzweck, vor allem das viele Blut dass scheinbar in unendlichen Mengen aus Jesus zu spritzen scheint.
Die Bösartigkeit der ganzen römischen Soldaten ist nicht mal so weit weg.
In ziemlich vielen Kriegen der letzten paar Jahrzehnte wurden Menschen fröhlich verstümmelt, vor 2000 Jahren war es höchstens schlimmer.
Was mich aber angeht, ist dieses merkwürdige hin und her gerissen sein der Römer und der ganzen Anwesenden.
Zuerst quälen sie ihn wie ein Tier, dann haben sie wieder Mitleid, dann schlagen sie wieder zu, dann haben sie wieder Mitleid, dann quälen sie ihn weiter, dann haben sie wieder Mitleid, und zum Schluss fehlt es nur noch dass sie ihn vergewaltigen vor der ganzen Meute.
Das was ich mich die Ganze Zeit gefragt habe ist ob ein Mensch überhaupt so lange diese überzeichnete Tortur aushalten könnte.
Soweit ich weiß ist ab einer gewissen Schmerzgrenze sowieso die Psyche auch im Spiel oder man fällt in Ohnmacht.
Bataille hat ja in einem Buch über das chinesische Lingchi geschrieben und war ja davon fasziniert, wie der Gefolterte gen Himmel blickt.
Beim Lingchi hat man aus rituellen Gründen Schwerverbrechern und Königsmördern mit Messern Teile des Fleisches runtergeschnitten.
In diesem Fall ist man schon längst im Nirvana.
Jim Caviezel dagegen spürt bis zum Ende jeden Schmerz, obwohl ihm praktisch die Haut nur noch an ein paar Segmenten am Körper hängt.
Unrealistisch.
Pontius Pilatus ist dermaßen lieb, ein Wunder, dass die Römer es geschafft haben jahrhundertelang ein so großes Territorium zu beherrschen.
Aber naja, dafür sind seine Soldaten so mit Abstand die schlimmsten unzivilisierten und gemeinsten Sadisten, die man sich vorstellen kann.
Bis sie halt wieder Mitleid für Jesus haben.
Und dann wieder weitermachen.
Was mir gefällt ist der Einsatz der damals gängigen Sprachen, zwar auch nicht total korrekt, aber der gute Wille sollte schon zählen.
Ich schaue mir demnächst mal den Scorsese-Jesus mit Willem Dafoe an, mal schauen wie der ist.