Diktatoren im Exil

narziss

Mitglied
Manche Diktatoren gehen nach ihren Herrschaft ins Exil. Einige freiwillig, andere, weil sie der Strafverfolgung entgehen wollen.

Dazu schreibt die Wikipedia:
In der Geschichte wurde mehrfach ehemaligen Regierungschefs (oft Diktatoren) Exil in einem anderen Land gewährt. Die Hintergruende hierfür sind recht unterschiedlich. Manchmal waren es Verbindungen mit Wirtschaft und Politik eines ausländischen Landes, die ein Regierungschef hatte und wenn er sich nicht mehr halten konnte, wegen Revolutionen im Lande, dann ginge er (eher flüchtete) ins Exil. Manchmal wurde auch aus humanitären Gründen Exil einem Diktator angeboten, mit dem Ausschluß von weiterer Strafverfolgung (z.B. Menschenrechtsverletzung und Kriegsverbrechen). Das ist zwar ein Widerspruch an Sich, hatte aber den Sinn einen internen Krieg schnell zu beenden. Man war in den Fällen der Ansicht daß es besser sei einen Regierungschef so fast ungeschoren davon kommen zu lassen, anstelle von vielen tausenden weiteren Menschenleben. Aus gleichen Gründen wurden auch ähnliche Angebote von einer Folgeregierung im eigenen Land für ehemalige Regierungschefs gemacht.

Anscheinend scheint das ja häufiger vorzukommen, denn der Artikel schreibt im Plural und führte verschiedene Erwägungen ins Feld. Wirklich viele Diktatoren, die ins Exil gingen kenne ich nicht. Einer den ich kenne ist Idi Amin.

Dem hat die saudische Regierung ein relativ bequemes Leben gewährt, unter der Bedingung, dass er sich fortan nicht mehr politisch betätigen würde.

Was waren denn in diesem Fall die Beweggründe der saudischen Regierung sich Amin anzunehmen? Der Staat selbst wird ja kaum davon profitiert haben.

Wie ist das mit anderen Diktatoren, denen aus humanitären Gründen Straffreiheit gewährleistet wurde? Wer hat ein Interesse daran ihnen ein sorgloses Leben zu gewähren? Amnesty International wird den Menschenschlächtern ja wohl kaum die Villa bezahlen.
 
Ex-Diktatoren (oder ähnlich) haben eine nicht unerhebliche Anhängerschaft im eigenen Land. Ein anderes Land, das diesem ex-Diktator Asyl bietet, sichert sich damit Einfluss im Heimatland des Diktators. Eine Aktion, die nicht viel kostet, aber große Wirkung haben kann.

Ich zähle dazu auch Ferdinand Marcos, der unter USA-Schutz und Kriegsrecht die Philippinen in die Diktatur führte. Hätten die USA "nein" zum Asyl gesagt, und der Marcos-Clan wäre wieder an die Macht gekommen, sähe es schlecht aus für die USA. Bloss mal so als Beispiel.

Und manchmal ist ein Asyl besser als eine Aburteilung, da fällt mir der letzte deutsche Kaiser ein. Nach den Maßstäben der (viel späteren) Nürnberger Tribunale hätte er den Strang verdient (Angriffskrieg, Einsatz von Giftgas), aber so, in seinem beschaulichen Holland konnte er Holz hacken und die Monarchisten in Deutschland waren beruhigt.
 
Bokassa (Zentralafrikanische Republik) war im Exil in Frankreich.

Fulgencio Batista - von Kuba nach Spanien

Jean Claude Duvalier ("Baby Doc") von Haiti nach Frankreich

Schah Reza Pahlevi (Iran) nach Ägypten, Bahamas, Mexiko und Marokko.

Askar Akajev von Kirgistan nach Russland

Das sind die, die mir gerade noch eingefallen sind.

Jacobum
 
Bist du dir beim zuletzt genannten wirklich sicher, ihm unter "Diktator" einzuordnen?

Nein, beim Letztgenannten war ich mir nicht sicher. Beim Erstgenannten noch weniger, denn da gab es sogar Gegenkandidaten bei den Wahlen. Trotzdem gab es für die Opposition bis zuletzt keine echte Chance, daher fallen alle vier Genannten nicht unter die Sparte demokratisch gewählte Staats/Regierungschefs.
 
Einige der Diktatoren sind einfach in bestehende Diktaturen geflohen. Batista, der nach Spanien floh wird dort vermutlich viele Sympathisanten gehabt haben. Was die Sympathie angeht wird das bei Marcos und Syngman Rhee vermutlich ähnlich gewesen sein. Diesen Diktatoren wird man im Exil wahrscheinlich auch noch die politische Betätigung erlaubt haben.

Was ich aber interessanter finde ist das Paradoxon, das im Wikipedia-Artikel angesprochen wird. Nämlich dem humanitären Prinzip, das auf Straffreiheit für brutale Mörder abzielt. Nach einer Googlesuche habe ich herausgefunden, dass das wohl auf Duvalier zutrifft.
 
Nur, dass mit dieser Straffreiheit nicht gesagt sein soll, dass derejnige sie verdient habe, sondern dass diese Straffreiheit den Übergang in das neue System erleichtern soll. So gab es in Chile, bevor Pinochet die Macht abgab, eine Generalamnestie und in Spanien hat man nach Francos Tod den Pacto de Borrón geschlossen, eine Art Schweigepakt. Solche integrativen Maßnahmen können für die Übergangszeit friedenssichernd sein, auch wenn sie für die Opfer mitunter schwer zu verstehen sind. Soweit ich weiß, macht man in Rwanda und Südafrika mit ähnlichen Aktionen ganz gute Erfahrungen.
 
Wenn man nur nach Diktatoren im Exil googlet findet man nicht allzuviel.
Wenn man aber einige der hiergenannten Namen eintippt kommt man schnell weiter.

Darunter ist auch ein aktuelles Beispiel: Charles Taylor, der Diktator von Liberia. Dem wurde Exil in Nigeria gewährt, das ihn allerdings kürzlich auslieferte.
 
Zurück
Oben