Dominanz des Löwen als Symbol in der europäischen Geschichte

Was mich wundert ist,daß heimische Grußraubtiere wie Wolf, Bär und Luchs eher spärlich vertreten sind.

Das liegt vielleicht an dem ziemlichen miesen Ruf, den viele Raubtiere genossen. Im Löwen konnte man die ganzen positiven Seiten sehen, ohne das man den schädigenden Einfluss mitbekam; bei Wolf oder Luchs war das anders.

Das sich der Bär als Wappentier nicht allgemein durchsetzte ist mir als Berliner natürlich weitgehend unerklärlich... ;)
 
Wobei der Adler auch Bestandteil fast aller Stadtwappen deutscher Reichsstädte war, eben wegen seines imperialen Charakters.

Zum Theme Wolf, Bär und ähnliches: Das ist jetzt nur Spekulation, aber ist es denkbar, dass diese im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus immer mehr negativ besetzt wurden? Da rodeten die Dorfbewohner den Wald, und der Bär kam "notgedrungen" rausgekrochen und futterte wahlweise Schafe oder Menschen auf. Wolf und Bär müssen da bald als unedle Tiere gegolten haben; der Löwe lebte im fernen Afrika, und vom Adler hatte man nichts zu erwarten.

Im Übrigen fällt mir als Stadtwappen mit Bär auch nur Berlin ein. Vielleicht kann ja mal jemand eine Liste mit bärhaltigen Wappen aufstellen, dann könnte man die Einzelfälle untersuchen. Bei Berlin ist die anerkannteste Vermutung, dass es sich um Volksetymologie handelt, d. h. als der Bär 1280 erstmals im Siegel erschien, hieß die Stadt schon lange Berlin und da die Bürger mit diesem wahrscheinlich slawischen Namen nichts anfangen konnten, leiteten sie den Ortsnamen von "Bärlein", kleiner Bär, ab.
 
Mir fällt gerade noch ein, dass in den mittelalterlichen Bestiarien (bitte entschuldigt die Verallgemeinerung, aber ich bin keine Expertin!) der Löwe doch auch als Symbol Jesu gesehen wurde.
Vielleicht hat das auch was mit der Beliebtheit als Wappentier zu tun??

@Cécile
Wobei der Löwe in der Bibel eher negativ dargestellt wurde. Es gibt Passagen mit der Löwengrube, die überwunden wird, "...und der Teufel brüllte wie ein Löwe".

Die Bibel ist, was die Metapher des Löwen angeht, sehr inkonsequent. Es gibt genauso positive wie negative Löwendarstellungen.

Was die Großraubtiere angeht, so gibt es ja nicht nur solche in den Wappen und auch nicht nur "aggressive" Tiere, es gibt relativ viele Wappen, die Fabeltiere darstellen (Einhörner, Drachen, Greife) aber eben auch Wappen, die Vögel abseits der Raubvögel (Adler, Falke Habicht) darstellen, wie z.B. Schwan oder Storch (wobei das einzige Wappen mit einem Storch welches ich kenne wohl eher rezent ist). Daneben gibt es Hirsche, Schweine, Hunde, Rinder etc. Viele Wappen sind - wie in Ketzers Beispiel Berlin - (pseudoetymologisch) sprechend, sprich etwas wird abgebildet, welches dem Vernehmen nach im Ortsnamen/Familiennamen auftaucht.
Und dann gibt es natürlich auch Gegenstände, wie etwa bei den Skaligern, die eine Leiter (de la Scala) in ihrem Wappen haben.

Im Spanischen Wappen gibt es seit dem Mittelalter einen Löwen, der pseudoetymologischen Ursprungs ist: Das ehemalige Legionslager der Legio Septima vollzog einen Wandel von Legione zu León. Vom lateinischen leonem (Löwe, Akk.) stammt das spanische león. Das Königreich Kastilien-León hat daher in seinen Rauten seit dem Mittelalter abwechselnd Löwe und Burg. Dieses Wappen ist bis heute im Spanischen Staatswappen erhalten. Könnte mir vorstellen, dass Lyon (ursprünglich Lugdunum) ein ähnliches pseudoetymologisches Wappen hat.

Edit: Jawoll, Lyon hat den Löwen im Wappen.
Oder ist es ein gelöwter Leopard? :p
 
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Mir ist bei dieser Diskussion ein weiteres sehr exotisches Tier eingefallen. Der Strauss im Wappen Strausbergs.

Das war schon so, als man offensichtlich noch gar nicht richtig wusste, wie dieses Viech tatsächlich aussieht (siehe Siegel).

Detaillierte Geschichte Strausberg
 

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Mir ist bei dieser Diskussion ein weiteres sehr exotisches Tier eingefallen. Der Strauss im Wappen Strausbergs.

Das war schon so, als man offensichtlich noch gar nicht richtig wusste, wie dieses Viech tatsächlich aussieht (siehe Siegel).

Detaillierte Geschichte Strausberg
In dem Artikel über Strausberg steht dass ab Mitte des 13. Jh. der Adler im Wappen war. Als solchen würde ich den Vogel auf dem Siegel auch deuten. Weshalb ein Hufeisen auf einen Strauß hindeuten soll erschließt sich mir nicht so recht. Strauße wurden sicher auch im Mittelalter nicht mit Hufeisen beschlagen.
 
Vom Mittelalterlichen Aberglauben bis zu Karlchen bei Petzi. Ein lang andauernder Irrtum. :-D
 
Hallo

Vom Mittelalterlichen Aberglauben bis zu Karlchen bei Petzi. Ein lang andauernder Irrtum. :-D

Vieles rührt von mißverstandenen Geschichten, Erzählungen, Überlieferungen aus der Spätantike, oder früher her.
Siehe dazu z.B. Wittkower, Allegorie und Wandel der Symbole in Antike und Renaissance, Köln, DuMont, 1984
 
Nun ja,die meiten "exotischen" Wappentiere sind Bestandteile sogenannter redender Wappen, alsoWappen die auf den Namen des Trägers Bezug nehmen
Beispielhaft dafür ist das Wappen derer von Helfenstein, die einen Elefanten (Elfenbein) im Wappen führen.
Zum Storch und Reiher gibt es übrigens etliche Wappen,ElQ:
Category:Storks in heraldry ? Wikimedia Commons

Der Übergang realer Tiere zu Fabeltieren ist fließend .Bestes beispiel sind Panther und Antilope, die zwar real vorkommen aber in der klassischen Heraldik zu den Fabeltieren zählen und dort auch völlig anders dargestellt werden.
Panther (Wappentier) ? Wikipedia
http://http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Coat_of_Arms_of_Bordeaux_%28Chief_of_France_Moderne%29.svg?uselang=de

@galeotto,die Luchse im Wappen scheinen allerdings eine Spezialität skandinavischer Kommunalheraldik zu sein ,die ich außerhalb dieses Bereiches kaum angetroffen haben und daß obwohl die Raubkatze bis ins frühe 19.jahrhundert auch in mitteleuropäischen Wäldern heimisch war.
 
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