Drususaltar

Das halte ich für die beschriebenen Feierlichkeiten auch für sehr wahrscheinlich. Derartige Plätze der Drususverehrung wird es im gesamten Reich auch in kleinerer Form gegeben haben.
Warum vermutest Du das? Weswegen hätte man ihn auch in Reichsteilen, zu denen er überhaupt keinen Bezug hatte, verehren sollen?
 
Warum vermutest Du das? Weswegen hätte man ihn auch in Reichsteilen, zu denen er überhaupt keinen Bezug hatte, verehren sollen?

Einen direkten Bezug hatte er sicherlich zu Raetien, Gallien, Germanien und in Rom selbst.
Da er offenbar als Nachfolger des Augustus gehandelt wurde, hatte er aber auch automatisch einen Bezug zu allen Reichsteilen, analog zu der Gaius-Lucius Verehrung. Drususaltäre ausserhalb der genannten Provinzen sind mir aber nicht bekannt.
Die von den antiken Historikern beschriebene Beliebtheit des Drusus hielt sehr lange an und ging wohl nahtlos auf seinen Sohn Germanicus und anfangs wahrscheinlich auch auf den Enkel Caligula über. Möglicherweise erklärt sich diese Kontinuität dadurch, dass eine übertriebene Verehrung des Drusus und seiner Nachkommen auch eine Form des gefahrlosen Protestes gegen Tiberius war:grübel: Und wahrscheinlich brauchte auch jede Zeit ihre Helden...

Gruß
jchatt
 
Der Altar des Drusus wurde laut Tacitus erst 16 n.Chr. von den aufständischen Germanen zerstört. Daraus ergeben sich für mich folgende Überlegungen:

Wenn dieser kurz nach dem Tod des Drusus errichtet wurde (evtl. 8/7 v. Chr.), so frage ich mich, warum die aufständischen Germanen diesen erst nach den Kriegen (1/5 n. Chr. - Großer Krieg; 9 n. Chr. - Varianischer Krieg) sowie den Vergeltungszüge des Tiberius (10/12 n. Chr.) und des Germanicus (14/16 n. Chr.) zerstörten? Wir reden hier immerhin von fast 25 Jahren! Und warum blieb der durch Ahenobarbus errichtete Altar des Augustus an der Elbe (3 v.Chr./1 n.Chr.) dagegen unversehrt?

Grüße in die Runde
 
Wenn dieser kurz nach dem Tod des Drusus errichtet wurde (evtl. 8/7 v. Chr.), so frage ich mich, warum die aufständischen Germanen diesen erst nach den Kriegen (1/5 n. Chr. - Großer Krieg; 9 n. Chr. - Varianischer Krieg) sowie den Vergeltungszüge des Tiberius (10/12 n. Chr.) und des Germanicus (14/16 n. Chr.) zerstörten? Wir reden hier immerhin von fast 25 Jahren!
Über den bellum immensum haben wir ja kaum Nachrichten, wir wissen gar nicht so genau, welches Territorium genau von ihm betroffen war. Wir sprechen heute vom immensum bellum, - 'ein gewaltiger Krieg' - weil uns das Velleius Paterculus aus seiner sehr subjektiven Sicht so offeriert. Aber der war auch Teilnehmer dieses Krieges und Panegyriker Tiberius', zwei Gründe für ihn, diesen ansonsten namenlosen und in anderen auf uns gekommenen Quellen kaum berücksichtigten 'Krieg' als 'gewaltig' darzustellen. Sueton schreibt lapidar: Data rursus potestas tribunicia in quinquennium, delegatus pacandae Germaniae status... - erneut wurde ihm die tribunizische Gewalt für fünf Jahre gegeben und er wurde delegiert, den Zustand Germaniens zu befrieden.

Und Cassius Dio lässt ihn gegen die Kelten [sic!] marschieren, die Weser überqueren und die Elbe erreichen, aber eigentlich habe Tiberius nichts erwähnenswertes (sicher nicht erinnerungswert es zu übermitteln) geleistet:

Ταῦτά τε ἅμα ἐγίγνετο, καὶ ἐπὶ τοὺς Κελτοὺς ἐστράτευσαν μὲν καὶ ἄλλοι τινές, ἐστράτευσε δὲ καὶ ὁ Τιβέριος. Καὶ μέχρι γε τοῦ ποταμοῦ, πρότερον μὲν τοῦ Οὐισούργου, μετὰ δὲ τοῦτο καὶ τοῦ Ἀλβίου, προεχώρησεν, οὐ μέντοι καὶ ἀξιομνημόνευτόν τι τότε γε ἐπράχθη, καίτοι καὶ αὐτοκράτορος μὴ ὅτι τοῦ Αὐγούστου ἀλλὰ καὶ τοῦ Τιβερίου ἐπ´ αὐτοῖς κληθέντος, καὶ τιμὰς ἐπινικίους Γαΐου Σεντίου τοῦ τῆς Γερμανίας ἄρχοντος λαβόντος, ἐπειδὴ μὴ μόνον ἅπαξ ἀλλὰ καὶ δεύτερον, φοβηθέντες αὐτούς, ἐσπείσαντο.
Quintessenz der Quellenschau: Ein gewaltiger Krieg ohne erwähnenswerte Ereignisse ;)
Wir haben hier zwei recht unzuverlässige Quellen, die eine, die Tiberius' Leistungen überhöhen, die andere, die seine Leistungen negieren möchte. Aber inhaltlich erfahren wir doch recht wenig, auch aus der dritten Q nicht, die nur mit einer beiläufigen Erwähnung, dass Germaniens Zustand befriedet werden musste, aufwartet.
Und warum blieb der durch Ahenobarbus errichtete Altar des Augustus an der Elbe (3 v.Chr./1 n.Chr.) dagegen unversehrt?
Haben wir denn überhaupt, außer der Erwähnung des Cassius Dio, dass Ahenobarbus diesen Altar errichtete, irgendeine weitere Nachricht über diesen Altar? Das wäre ja die Mindestvoraussetzung für deine Frage, warum er nicht zerstört wurde. Wenn nicht, kannst du auch nicht sagen, dass er nicht zerstört wurde. Dann wissen wir es einfach nicht.
 
@ELQ

einerseits hast du Recht. Die Quellen sind sehr dürftig. Jedoch wissen wir von diesen (Tacitus, Cassius Dio), dass der Grabhügel des Varus zerstört wurde, der Altar des Drusus und sämtliche befestigten Plätze in die Gewalt der Barbaren gerieten (bis auf einen). Die Zerstörung eines kaiserlichen Altars an der Elbe (Saale?) wäre mit angrenzender Sicherheit ebenfalls eine Schlagzeile Wert gewesen. Es muss andere Gründe gehabt haben, warum man diesen wahrscheinlich verschonte. Die Quellen sagen ja auch das "Freundschaftsverträge" geschlossen worden sind. Während Cassius Dio nur von jenseitigen Babrbaren an der Elbe bei der Expedition des Ahenobarbus spricht, steht im Tatenbericht des Augustus das u.a. die Semnonen und andere Germanenstämme um dessen "Freundschaft" gebeten hätten. Schließlich wurde zu jener Zeit das Land der Semnonen und Hermunduren von der Elbe bespült laut Velleius Paterculus (Feldzug Tiberius 5 n. Chr.). Die Semnonen schließe ich jedoch aus, da sie sich 17 n. Chr. zusammen mit den Langobarden der Koalition des Arminius anschlossen. Meine Vermutung wo dieser Altar gestanden haben könnte geht eher in Richtung Hermunduren. Für die spätere Zeit haben wir die Aussage des Tacitus, dass nur den Hermunduren der Eintritt zum Handel ins Reich gewährt worden ist und ohne das sie danach begehrt hätten. Seit wann diese Vereinbarung bestand wird zwar nicht gesagt, jedoch sind diese der einzige germanische Stamm, welcher nicht negativ im 1. Jh. den Römern aufgefallen ist. Weder zu Zeiten des Augustus, noch zu Lebzeiten des Tacitus unter Domitian. Das Privileg im Reich als Germane Handel treiben zu dürfen ist meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen.
 
einerseits hast du Recht. Die Quellen sind sehr dürftig. Jedoch wissen wir von diesen (Tacitus, Cassius Dio), dass der Grabhügel des Varus zerstört wurde, der Altar des Drusus und sämtliche befestigten Plätze in die Gewalt der Barbaren gerieten (bis auf einen).
Tacitus und Sueton.
Da Tacitus nicht über den Augustus-Altar berichtete, muss er auch nicht von seiner Zerstörung berichten. Über diesen Altar finden wir nur etwas bei Cassius Dio. Wir wissen nicht einmal, ob die Aussage überhaupt zutrifft. Cassius Dio berichtet sinngemäß, dass Ahenobarbus von der Donau kommend die Elbe überquert habe und am Ufer der Elbe - ob am diesseitigen oder jenseitigen steht dort auch nicht - einen Altar errichtet habe. Das ist die einzige Nachricht, die von diesem Altar auf uns gekommen ist. Eine weitere Nachricht haben wir nicht, er kommt in der römischen Literatur also erst- und letztmalig vor, 230 Jahre nach seinem mutmaßlichen Bau. Solche Zeitspannen sind immer problematisch. Heute vor 231 war der Strum auf die Bastille. Nehmen wir an, heute würde ein französischer, oder sagen wir mal ein norwegischer Historiker etwas über den Sturm auf die Bastille schreiben, was in keiner Quelle vorkommt und in 2000 Jahren diskutierten die Leute darüber, ob das historisch sei: Das wäre dieselbe Situation, vor der wir mit der Nachricht des Cassius Dio über den Augustus-Altar an der Elbe stehen. Versteh mich nicht falsch: Ich will nicht behaupten, dass der Altar nie gebaut worden sei. Das Problem ist eben, dass wir nur diese eine Erwähnung haben und keine andere.

Die Quellen sagen ja auch, dass "Freundschaftsverträge" geschlossen worden sind. Während Cassius Dio nur von jenseitigen Barbaren an der Elbe bei der Expedition des Ahenobarbus spricht, steht im Tatenbericht des Augustus das u.a. die Semnonen und andere Germanenstämme um dessen "Freundschaft" gebeten hätten. Schließlich wurde zu jener Zeit das Land der Semnonen und Hermunduren von der Elbe bespült laut Velleius Paterculus (Feldzug Tiberius 5 n. Chr.). Die Semnonen schließe ich jedoch aus, da sie sich 17 n. Chr. zusammen mit den Langobarden der Koalition des Arminius anschlossen. Meine Vermutung wo dieser Altar gestanden haben könnte geht eher in Richtung Hermunduren. Für die spätere Zeit haben wir die Aussage des Tacitus, dass nur den Hermunduren der Eintritt zum Handel ins Reich gewährt worden ist und ohne das sie danach begehrt hätten. Seit wann diese Vereinbarung bestand wird zwar nicht gesagt, jedoch sind diese der einzige germanische Stamm, welcher nicht negativ im 1. Jh. den Römern aufgefallen ist. Weder zu Zeiten des Augustus, noch zu Lebzeiten des Tacitus unter Domitian. Das Privileg im Reich als Germane Handel treiben zu dürfen ist meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen.
Das sind alles keine Nachrichten über den Altar. Vielleicht hast du Recht, vielleicht nicht. Das Schweigen der Quellen solltest du aber nicht als positiven Beleg dafür werten, dass der Altar nicht zerstört wurde. Warum werden die Zerstörung des Legionengrabes und des Drususaltars erwähnt? Weil das Grab innert eines Jahres nach seiner Errichtung zerstört wurde und Germanicus den Drusus-Altar wiederherstellte. Ob überhaupt ein Römer die Zerstörung des Augustus-Altars an der Elbe mitbekommen hätte, ist mehr als fraglich.
 
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