Elefant auf Adenauer-Karikatur

Wilhelm Hartung hat ein weiteres Symbol in seinen Zeichnungen untergebracht, über das hier im Thread „Kaktus als Symbol für die DDR?“ schon gerätselt wurde:

https://www.konrad-adenauer.de/appl...10/AusstellungskatalogKarikaturenAdenauer.pdf

Unter der Headline "Die Herausforderer: Erich Ollenhauer und Willy Brandt“ findet man die Karikatur: "Gratulationscour zum 82. Geburtstag am 5. Januar 1958. Blumen vom Wähler und ein Kaktus vom Oppositionsführer Erich Ollenhauer."
 
Der Elefant befindet sich bestimmt nicht grundlos auf Adenauers Schultüte: ein Geschenk.

1957 gab es eine Debatte über Atombewaffnung, und die Göttinger Erklärung.
Im Buch "Germany between two worlds" (1961) findet sich ein Zitat, taktische Atomwaffen hätten für eine Armee den gleichen zweifelhaften Wert wie Hannibals Elefanten. Der Urheber ist mir nicht bekannt.

"These weapons are now “as dubious an asset for an army to carry around as were Hannibal's elephants."

Das greift auch das Buch "... und führe uns nicht in Versuchung" in der Atomwaffendiskussion (1957) auf.
... und führe uns nicht in Versuchung

Atombewaffnung der Bundeswehr in der Nato: Adenauers Elefanten?
 
Der Elefant befindet sich bestimmt nicht grundlos auf Adenauers Schultüte:
Garantiert nicht.

Dann erklärt sich aber das Symbol der Eisernen Front auf Ollenhauers Schultüte nicht.

Es müsste sich doch finden lassen, ob 1955 das mit Adenauers Elefanten ein geflügeltes Wort war, so wie Merkel-Raute oder Schröder und die Politik der ruhigen Hand, Birne Kohl/Saumagen etc.
 
Silesia@Atombewaffnung der Bundeswehr in der Nato: Adenauers Elefanten?

Vielleicht deutet Hartung hin auf eine Bedeutung im Englischen: "Elephant in the room" is a metaphorical idiom in English for an obvious problem or risk that no one wants to discuss.
The term refers to a question, problem, solution, or controversial issue which is obvious to everyone who knows about the situation, but which is deliberately ignored because to do otherwise would cause great embarrassment, sadness, or arguments, or is simply taboo. The idiom can imply a value judgment that the issue ought to be discussed openly, or it can simply be an acknowledgment that the issue is there and not going to go away by itself.
 
Dann kann man ja auch auf die "Schultüte" abstellen. Man bekommt sie und erhält ihren Inhalt als Geschenk. Bei Ollenhauer ist es die Gesamtheit der Arbeiterorganisationen und kann implizit eine Anspielung sein auf die "gleichgeschalteten" Organisationen in der DDR.

Für Adenauer kann es die Freundschaft zur USA sein und das Care-Paket weist auch in diese Richtung. Wie bekannt der "Elefant" in der BRD bzw. Welt-Leserschaft war als Symbol für die Republikaner und im besonderen für Eisenhower, wird sich rückblickend schwer einschätzen lassen können. Aber Eisenhower war in der BRD sicherlich eine sehr bekannte Person.

Ob Adenauers Elefanten ein "geflügeltes" Wort waren, sei dahingestell. Nicht zuletzt, weil Ollenhauers "Eiserne Front" auch kein "geflügeltes Wort" war.

Mit dieser Interpretation als "Geschenke" aus der Wundertüte würden die beiden Symbole auf der gleichen Linie liegen und deuten die latent möglichen Gewinne bzw. politischen Vorteile an, die mit der Richtungsentscheidung für und wider Nato verbunden sind.

Die Interpretation mit Hannibals Elefanten trifft zwar zu in Bezug auf die nicht kalkulierbaren Risiken der Elefanten/A-Waffen für die eigene "Truppe" bzw. die eigene Bevölkerung, aber erscheint mir zu "intellektuell", um in der breiten Leserschaft - zum damaligen Zeitpunkt - verstanden worden zu sein.
 
Der „Weiße Elefant“ war offensichtlich eine Fehlinterpretation von mir. Entstanden weil ich meinte, man hätte auch beim Schwarz - Weiß - Druck das Weiß in Grautöne/Graustufen verwandeln können. Das Weiß ist ja sehr kräftig im Bild.

Frage?

Könnte es sein das dieser Elefant auf der Zuckertüte einen Bezug zu Herrn Hans Globke hat?

In einem „Spiegel“ Artikel („Böse Erinnerung“) vom 04.04.1956 finde ich den Satz (15. Absatz) „Was sind Sie nur für ein Mensch?, Sie kleben mit einer Dickfelligkeit, die einen Elefanten Ehre machen würde, an Ihrem Posten.“
 
Könnte es sein das dieser Elefant auf der Zuckertüte einen Bezug zu Herrn Hans Globke hat?

In einem „Spiegel“ Artikel („Böse Erinnerung“) vom 04.04.1956 finde ich den Satz (15. Absatz) „Was sind Sie nur für ein Mensch?, Sie kleben mit einer Dickfelligkeit, die einen Elefanten Ehre machen würde, an Ihrem Posten.“
Das bezieht sich auf einen Artikel der Stuttgarter im Vormonat, alos März 1956. Eine Aussage aus dem März 1956 kann nicht - zumal das Globke-Thema ein ganz anderes ist als der NATO-Beitritt - in einer Karikatur des Jahres 1955 vorkommen.
 
Silesia@Atombewaffnung der Bundeswehr in der Nato: Adenauers Elefanten?

Vielleicht deutet Hartung hin auf eine Bedeutung im Englischen: "Elephant in the room" is a metaphorical idiom in English for an obvious problem or risk that no one wants to discuss.
The term refers to a question, problem, solution, or controversial issue which is obvious to everyone who knows about the situation, but which is deliberately ignored because to do otherwise would cause great embarrassment, sadness, or arguments, or is simply taboo. The idiom can imply a value judgment that the issue ought to be discussed openly, or it can simply be an acknowledgment that the issue is there and not going to go away by itself.

Daran hatte ich zunächst auch gedacht, aber die Redewendung war zdZ wohl nur und gering im Englischen verbreitet.
Von daher der Lösungsvorschlag mit den von Adenauer angestrebten Atomwaffen.
 
Zumal die Karikatur (wahrscheinlich) in der Welt erschienen ist und nicht in einem dezidierten Anglisten-Magazin ;)
 
Könnte dies vielleicht die Lösung sein?

1955, am 11.08 erhielt K. Adenauer den „Knight Grand Cordon Thailands" (Sonderstufe des Großkreuzes - Weißer Elefantenorden). Man vermutet dass K. Adenauer wohl schon 3 Monate vorher, also im Mai (16. Tagung des Nordatlantikrates) die Insignien zu dieser Sonderstufe erhalten hat.

Im selben Jahr, am 22.05.1955 trifft nämlich der thailändische Ministerpräsident Pipul Songgran zu einen offiziellen Staatsbesuch in Bonn ein.

Am 09.05.1955 beginnt in Paris die 16. Tagung des Nordatlantikrates der NATO. In Anwesenheit vom Bundeskanzler K. Adenauer wird Deutschland zu diesen Termin offiziell als 15. Mitglied in diese Allianz aufgenommen.

Quellen -> (1.) K. Adenauer Stiftung - "Orden und Ehrenzeichen". Übersicht :: Konrad Adenauer .
(2.) Weißer Elefantenorden -> Wiki.
(3.) Datum 22.05.1955 -> Uni Magdeburg -> 1955 .
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut der Adenauer-Stiftung bekam er den Orden 1960 (leider kann ich heute nicht mehgr auf die Website zugreifen, gestern ging's noch problemlos). Abgesehen davon ist eher zweifelhaft, dass der politisch aus deutscher Sicht unbedeutende Orden, der eher als ein diplomatisches Geschenk eines weit entfernten Drittweltlandes einzustufen ist, ins Bewusstsein der dt. Öffentlichkeit gelangt ist.
 
Laut der Adenauer-Stiftung bekam er den Orden 1960 (leider kann ich heute nicht mehgr auf die Website zugreifen, gestern ging's noch problemlos). Abgesehen davon ist eher zweifelhaft, dass der politisch aus deutscher Sicht unbedeutende Orden, der eher als ein diplomatisches Geschenk eines weit entfernten Drittweltlandes einzustufen ist, ins Bewusstsein der dt. Öffentlichkeit gelangt ist.

Hatte auch Probleme, habe mich aber durchgeklickt.
Liste von Orden und Ehrenzeichen die K. Adenauer erhalten hat...

So sollte es eigentlich funktionieren.

1. Homepage „Konrad Adenauer Stiftung“

2. Obere Leiste -> „Persönliches“ anklicken.

3. Bei dem Fenster das aufgeht nach unten scrollen bis -> Orden und Ehrenzeichen. Diesen Button dann anklicken.

4. Danach kommt die Liste und dann nach unten scrollen bis 1955, 11.August.

Orden und Ehrenzeichen :: Konrad Adenauer
 
mir ist aufgefallen, dass der Elefant nur drei Beine hat. Das kann absicht sein, oder einfach zufall weil das vierte von dritten verdeckt wird.

also fütterte ich eine Suchmaschine mit den Stichwörtern, und heraus kam unter anderem das hier:

BONN / GLOBKE: Böse Erinnerungen - DER SPIEGEL 14/1956

da geht es um Globke, den Adenauer "mit der dickhäutigkeit eines Elefanten" abgeschirmt habe - so zitiert man eine Zeitung.

desweiteren steht doch auf der Schultüte noch ganz dünn "BW" für Bundeswehr, oder nicht ?
ein Weißer Elefant ist ja auch etwas was mehr kostet als es nutzt - die Bundeswehr.

und Globke wird mit einem "dreibeinigen Schemel der nicht umfallen kann" verglichen.

Ich habe keine Ahnung ob das jetzt irgendwas zur Klärung beiträgt. Das überlasse ich euch.
 
also fütterte ich eine Suchmaschine mit den Stichwörtern, und heraus kam unter anderem das hier:

BONN / GLOBKE: Böse Erinnerungen - DER SPIEGEL 14/1956

da geht es um Globke, den Adenauer "mit der dickhäutigkeit eines Elefanten" abgeschirmt habe - so zitiert man eine Zeitung.
Das Stuttgarter Zeitung-Zitat aus dem Spiegel hat Ralf schon heute Mittag gebracht. Es passt weder inhaltlich, noch zeitlich, da die Karikatur aus der Zeit vor dem NATO-Beitritt sein muss, die Stuttgarter das aber erst März 1956, also zehn Monate nach dem NATO-Beitritt gebracht hat.

desweiteren steht doch auf der Schultüte noch ganz dünn "BW" für Bundeswehr, oder nicht?
Das hatte ich gesehen aber das W nicht lesen können. Das ergibt also schon eher Sinn. Obwohl ich den Spruch mit dem weißen Elefanten nicht kannte. Edit: Laut Wikipedia eher eine englische als deutsche Redewendung.
 
es gab auch einen hoax in der "Nachkriegszeit" (wann genau weis ich nicht) bei dem ein Zoobesitzer einen Elefanten einkalkte um für einen Attraktion zu sorgen.

ob bei einer schwarz-weiß karikatur aber überhaupt von einem weißen Elefanten auszugehen ist ?

alles in allem erscheint mir aber auch die BW als unnützes aber teures Spielzeug am warscheinlichsten.
Ist ja ähnlich wie der alte Spruch das die Bundeswehr den Feind so lange aufhalten soll bis die Armee da ist.
 
Mein Favorit bezüglich des Elefanten ist jedenfalls Thailand. Passt ja genau in die fragliche Zeit dieser Karikatur.

Dabei wäre noch zu beachten, Thailand war vom Gründungsdatum 1954 bis zum Ende 1977 Mitglied der SEATO (Federführung der USA) mit Sitz in Bangkok.

Und da kann ich mir schon vorstellen, der Beitritt der Bundesrepublik Deutschlands zum, wenn ich mal sagen darf Schwesterbündnis NATO, dann genug Grund war, diesen Beitritt mit ihren höchsten Orden zu würdigen.
 
Glaubt denn jemand ernsthaft, eine Welt-Karrikatur denkt derartig kompliziert um die Ecke, wenn es um eine der zentralsten Richtungsentscheidungen der Nachkriegszeit ging. Kolonialaspekte, Thailand, Orden, das ist alles völlig abwegig!

Es gab massive Konflikte selbst innerhalb der CDU, erinnert sei an Heinemann. Innerhalb des CDU-Kabinetts gab es ebenfalls auch unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich der Priorisierung von Westbindung und angestrebter Neutralität, die ebenfalls nicht konfliktfrei ablief. So wurde Vertriebenen-Minister Oberländer, der sich für eine Prüfung der Möglichkeit einer Vereinigung aussprach, von Adenauer massiv zurecht gewiesen.

So schreibt Görtemaker diese Phase resümierend: "Dennoch ist die Diskussion bis heute nicht verstummt, ob der Westen in dieser labilen innenpolitischen Situation der Sowjetunion 1953- 55 [Malenkeo & Beria] nicht eine Chance zur Wiedervereinigung Deutschlands ungenutzt verstreichen ließ und ob die Richtungskämpfe innerhalb der sowjetischen Führung nicht durch eine maßvolle Antwort auf die östlichen Entspannungsinitiativen im westlichen Sinne zu beeinflussen gewesen wären. Tatsächlich ist ein solcher Versuch damals nicht unternommen worden." (S. 33 und vgl. ähnlich Haftendorn, S. 69ff )

Da mußte eine "Welt"- Karrikatur sehr grob und holzschnittartig "pro Adenauer argumentieren", um die Richtungsentscheidung in Richtung Westbindung als die überlegene Wahl erscheinen zu lassen.

Die Botschaft ist doch klar und eindeutig: Mit der Nato im Verbund, nicht isoliert, sondern in den Westen integriert, den richtigen außenpolitischen Weg gehen. Und sich vom isolierten Ollenhauer deutlich absetzen. Dass der "Ollenhauer-Plan" dann deutlich komplexer und angelehnt an ein kollektives Sicherheitssystem war, verschweigt die Karrikatur in simplifizierender und polemischer Absicht. War halt eine Karrikatur im Zeichen der Polarisierung des Kalten Krieges.

Viellleicht wäre es nicht ganz verkehrt, wenigsten den Artikel von Winkler (vgl. #22) zu lesen, um den Kontext der Karrikatur korrekt einzuschätzen.

Görtemaker, Manfred (1979): Die unheilige Allianz. Die Geschichte der Entspannungspolitik 1943 - 1979.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich wundert ein bisschen, dass Du wieder die alte Mär über Adenauer - und über 'die Konservativen' gar als Gegner der Einheit? - gebrochen aufwärmst.
Ich habe eine Stimmung wieder gegeben, die ich in West-Berlin häufig angetroffen habe. Das ist ein Unterschied!
Andreas,
ob das eine "alte Mär" ist sei mal dahingestellt.

Jedenfalls tritt der Pressesprecher der Adenauer-Regierung Anfang Februar 1950 von seinem Amt zurück.
Egon Bahr, damals Journalist, (Egon Bahr - Zu meiner Zeit - Siedler TB 1998 ab Seite 61 ) erinnert sich so:
"Eines Morgens rief er [Pressesprecher Paul Bourdin] im Büro an und wollte mich sofort sprechen. "Stellen sie sich vor, ich habe habe gestern den alten Herrn im Wagen nach Hause begleitet, und was er sagte war schrecklich. Es gibt keinen Zweifel, der alte Herr will die Einheit gar nicht. Und ich muss täglich das Gegenteil verkünden. Was bleibt mir außer dem Rücktritt?" ....
Dreieinhalb Wochen beobachtete ich, wie Paul Bourdin Slalom lief. Dann trat er zurück."


Ich wüsste auch wirklich nicht warum der Alte der "Einheit" einen nur annähernd so hohen Stellenwert zugemessen haben sollte wie der Westintegration der jungen BRD.
Naheliegend indes ist anzunehmen, dass hier wie anderswo, die Nützlichkeit eines vordergründigen Bekenntnisses im Vordergrund stand.
(Das erklärt zwar nicht den Elefanten auf der Schultüte, zeigt aber die unvermeidliche Widersprüchlichkeit des Rahmens in dem agiert werden musste.
Und es zeigt auch die Chutzpe des listigen, klugen und weitsichtigen Adenauer. :D)
 
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