Entstehung der deutschen Bundesländer

Das verstehe ich nicht. Wenn man das Geld verteilt, kommt doch dann wieder genauso viel an, oder meinst Du jetzt, dass durch evtl. bessere Wirtschaftsstandorte in Industriezentren wie Stuttgart und Mannheim sozusagen andere Gebiete mitfinanziert werden konnten?

Das ist eine ganz simple Kiste!

Baden-Württemberg ist aufgrund seiner unglaublich dichten und florierenden (!) Industrie - mittelständische und Großbetriebe - ein reiches Bundesland wegen entsprechender hoher Gewerbesteuereinnahmen. Daher kann es sich - im Gegensatz zu Brandenburg, dem Saarland oder Niedersachsen - z.B. äußerst üppige kulturelle Zuwendungen an Theater, Museen, Orchester oder Bildungseinrichtungen leisten, von denen wir hier in Niedersachsen nur träumen können. Ähnlich sieht das auch auf anderen Gebieten aus.

Und aus diesem Grund dürfte der ärmere Landesteil Baden - der gleiche Mittel wie der Landesteil Württemberg erhält - heutzutage glücklich über seine Zugehörigkeit zum Südweststaat sein.
 
Wie wir wissen, hat dieses Argument längst ausgedient. Seit Jahrzehnten wird eine Föderalismus-Reform angestrebt mit dem Ziel, die Zahl der Bundesländer zu verkleinern und somit gewaltige Kosten für Landtage, Landesministerien und die gesamte Landesbürokratie zu sparen. Eine solche Reform richtet sich somit nicht nach kulturellen, sondern vor allem nach rationellen und finanziellen Aspekten.

Angesichts der Tatsache, dass sich dann Landespolitiker und die ministeriale Bürokratie zu großen Teilen selbst abschaffen müssten, ist eine solche Reform auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.
Oberflächlich betrachtet hast Du sicher recht, diese rein buchhalterische sicht vernachlässigt aber einige Punkte;

Erstens gibt es ja durchaus sehr gute Gründe dafür, nicht alle Verwaltung zentral zu organisieren - besonders weil sie sehr viel ineffizienter wäre. Was kümmert einen Berliner Abgeordneten ein Anliegen aus der Provinz? Eben, muß halt warten. In scheinbar unwichtigen, eher regionalen Dingen gibt es kein Vorankommen mehr.

Zweitens können regionale Regierungen viel effektiver auf die besonderen Aspekte der eigenen Wirtschaft etc. eingehen - zugunsten der Finanzen und der Wirtschaftskraft.

Die Kosten/Nutzen-Kurve hat also ein Maximum, das irgendwo zwischen totaler Zerpslitterung und Zentralstaat liegt.

Fußt die Einteilung in Länder aber nur auf buchhalterischem Denken (ohne die weitreichenderen wirtschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen), dann ist unverständlich wieso ausgerechnet die Kulturresorts Länderhoheit sind.

Aus beiden Gründen also, sowohl den langfristig-wirtschaftlichen als auch dem Status Quo der Länderhoheiten schließt sich für mich, daß rein buchhalterisches Denken (Länderparlamente = Kosten = Weg damit) bei der Aufteilung der Länder keine Rolle spielt.

Gruß Alex
 
Und aus diesem Grund dürfte der ärmere Landesteil Baden - der gleiche Mittel wie der Landesteil Württemberg erhält - heutzutage glücklich über seine Zugehörigkeit zum Südweststaat sein.

*Hust*
Diese Behauptung muß erstmal belegt werden.
Die größten und wichtigsten Industriezentren liegen in Baden, nicht in Württemberg.
Daß sich große Knzerne überhaupt in Stuttgart ansiedeln liegt einzig am Hauptstadtstatus und den Förderungen des Landes. Infrastrukturell ist Stuttgart extrem gehandicappt da es in einem engen Talkessel liegt und man praktisch nichts gescheit hinbauen kann.

Gruß Alex

[Mod: Bitte keine aktuellen politischen Bezüge. Solltest Du aber in historischer Perspektive die Wirtschaftsförderpolitik in Deutschland diskutieren wollen, ist das kein Problem!]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aus beiden Gründen also, sowohl den langfristig-wirtschaftlichen als auch dem Status Quo der Länderhoheiten schließt sich für mich, daß rein buchhalterisches Denken (Länderparlamente = Kosten = Weg damit) bei der Aufteilung der Länder keine Rolle spielt.
Hm, aber eine Verwaltung der Fläche brauchte man aber auch, egal ob Entscheidungen nun von gewälten Volksvertretern oder von einer Zentralregierung eingesetzten Statthaltern zu treffen waren. Der personelle Umfang der Ministerien und die Gliederung, z.B. welche Ministerien zusammen gelegt wurden, war/ist ja auch Entscheidung der gewählten Landesregierung. Ganz irrational handelten in der Hinsicht die Landesregierungen ja auch nicht, sondern ohnehin nach Kassenlage. So ganz erschließen sich mir die rationalen Vorteile einer Zentralregierung ohne Länderparlamente doch nicht.
Die zur Verfügung gestellten Mittel innerhalb der Teile der Länder richten/richteten sich ja auch nach dem Bedarf.
 
Ohne die massiven Förderungen des Staates wäre Stuttgart das Armenhaus des Südstaates. Alleine für S21 stecken Bund und Land 2 Milliarden Euro in diese Stadt. Die Metropolregion Stuttgart ist fast gleich groß wie Rhein-Neckar und ich kann mich nicht entsinnen daß hier mal annähernd so viel Geld gelandet wäre.
(Man sieht schon, ich gehöre mit zu denen, die der Stuttgarter Klüngelei sehr kritisch gegenüberstehen - bin allerdings kein Gegner von S21 an sich, das nur am Rande)
Bitte keine tagespolitischen Äußerungen.

Ansonsten bin ich mit Dir d'accord. :winke:

Gibt es denn Zahlenmaterial, welches glaubhaft untermauert, dass Südbaden das finanzielle Armenhaus von Baden-Württemberg zwischen 1952 und 1970 war?
 
OK, ich bessere mich und vermeide tagespolitisches ab sofort. :still:

Das Zitat mit dem Armenhaus war aus dem Bauch heraus geprochen und der Überlegung, auf wieviel Geld diese Stadt verzichten müßte, wäre sie keine Hautpstadt.
Ich war früher öfters in Stuttgart, 2 mal die Woche etwa; der Verkehr ist unerträglich; um Mannheim herum gibt es 6 Autobahnen und 5 meist zweispurig ausgelegte, autobahnähnliche Bundesstraßen. In Stuttgart gibt es 1 1/2 Autobahnen und jede Bundesstraße führt einspurig mitten durchs Stadtgebiet - und Ausbau schlicht nicht möglich. Der Ausbau von Bahn und Fliegerei war daher schon immer mit hoher Priorität in Stuttgart behandelt und halt auch mit recht wenn man an Stuttgart als Hauptstadt festhalten will.
Baden mit seinen drei großen Zentren Freiburg, Karlsruhe und Mannheim/Heidelberg hätten wirtschaftlich Württemberg nicht nötig. Sage ich jetzt auch mal aus dem Bauch heraus. Zahlen würden mich aber interessieren wenn sie jemand findet (ich habe schon öfter danach gegoogelt, aber nie brauchbares gefunden).

Gruß Alex

PS: wobei ich einschränken muß: ich weiß nicht was solche Zahlen wert sind, wichtig wäre mal eine Aufstellung wie sich die Bundes- und Länderförderungen auf die Städte in Ba-Wü verteilen.
Was meine (Vor)Urteile hierüber übrigens einmal angestachelt hat, war ein Besuch in der Stuttgarter Wilhelma. Dort gibt es zahlreiche Gehege und Anlagen mit einem Schild "Gestiftet vom Land Baden-Württemberg". Solche Schilder habe ich weder im Karlsruher noch im Heidelberger Zoo gesehen und erst recht nicht im Mannheimer Luisenpark. Nur mal so am Rande ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Zitat mit dem Armenhaus war aus dem Bauch heraus geprochen und der Überlegung, auf wieviel Geld diese Stadt verzichten müßte, wäre sie keine Hautpstadt.
Ich hatte mich, tut mir leid, war nicht so ersichtlich vielleicht, mit dem "Armenhaus" auch eher auf Dieters Behauptung bezogen, dass das Land Baden bzw. das nachmalige Gebiet des RP Südbaden überproportional von einem baden-württembergischen Geldseegen profitiert hätte.
Soweit ich mich mit der badischen Gesichte beschäftigt habe, ist es mir auch nicht erinnerlich, dass das Haus Baden den Anfall der südlichen Gebiete im 19.Jh. bereut hätte.

Den Hauptstadtbonus hatte aber auch Karlsruhe im 19.Jh., mag sein dass daher der große Boom in Freiburg und überhaupt im Süden verspätet kam.

http://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Freiburg_im_Breisgau
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gemerkt, daß es extrem schwierig ist zu einem sinnvollen Vergleich der Wirtschaftsstärke handfeste Zahlen zu bekommen.

Das liegt anscheinend daran, daß es faktisch heute weder ein Baden noch ein Württemberg mehr gibt. De fakto wurden beide diese "Länder" mit der Vereinigung aufgelöst und viele Landkreise neu gestaltet; auch an diesen läßt sich also keine "Grenze" mehr ausmachen.

Getrennte Erhebungen scheint es daher wirklich nicht zu geben.

Ähnlich sieht es aus wenn man noch nach Süd-Kurpfalz, Hohenzollern oder ähnlich unterscheiden wollte.

Und selbst wenn man hier Zahlen hätte würden sie nichts darüber aussagen, wieviel davon der Schwäbische Teil vom Hauptstadt-Bonus profitiert.

Das ist natürlich schade, aus zwei Gründen:
Zum einen läßt sich so kaum argumentieren und einer rein sachlichen Fragestellung nachgehen.
Aber schlimmer: Verschwörungstheorien von Lokalpatrioten die übers Ziel hinausschießen wird so Vorschub geleistet. Ich habe ja wie gesagt auch starke Zweifel an der gerechten Aufteilung von Bundes- und Landesmitteln, aber ohne aussagekräftige Zahlen hierüber kann ich meine eigenen Bedenken nicht einfach selbst korrigieren.

Wie stark ist eigentlich die Zu- oder Abneigung von angrenzenden Regionen in anderen Bundesländern?
Falls es da auch sowas gibt, könnt Ihr auch erklären wie diese dort entstanden sind?

Gruß Alex
 
Oberflächlich betrachtet hast Du sicher recht, diese rein buchhalterische sicht vernachlässigt aber einige Punkte;

Erstens gibt es ja durchaus sehr gute Gründe dafür, nicht alle Verwaltung zentral zu organisieren - besonders weil sie sehr viel ineffizienter wäre. Was kümmert einen Berliner Abgeordneten ein Anliegen aus der Provinz? Eben, muß halt warten. In scheinbar unwichtigen, eher regionalen Dingen gibt es kein Vorankommen mehr.

Bei den von mir genannten Bestrebungen zur Neugliederung der Bundesländer ging es nicht um ein Glaubensbekenntnis Pro oder Contra, sondern lediglich um eine Feststellung, dass es solche Bestrebungen seit langer Zeit gibt, sie aber stets im Sande versickern. An Argumenten für eine solche Neugliederung d.h. Reduzierung der Zahl der Bundesländer bzw. Bundeslandfusionen werden genannt:


  • Einsparung von Verwaltungskosten durch Wegfall von Landesparlamenten und -regierungen
  • durch weniger Landtagswahlen eine Einschränkung des Dauerwahlkampfs und somit eine reformfreudigere Bundespolitik
  • gerechtere Verteilung der Stimmen im Bundesrat
  • gewichtigere Vertretung der Länderinteressen im Zentralstaat
  • gemeinsame Politik zwischen einem Stadtstaat und dem umliegenden Land
  • bessere Entwicklung für vormals geteilte Ballungsräume
  • größerer Einfluss der Länder, wenn sie als Regionen vom Gewicht der kleinen bis mittleren EU-Mitgliedstaaten in Europa mitsprechen wollen
An Argumenten gegen eine Neugliederung werden genannt:


  • Verlust regionaler Identifikation und Machtverlust durch Wegfall einer eigenen politischen Führung
  • Verlust von Sitzen im Bundesrat durch begünstigende Gewichtung kleinerer Länder im Grundgesetz
  • mögliche Vernachlässigung des Umlandes bei Fusion mit einem Stadtstaat, falls sich die Politik auf die Großstadt konzentriert
  • Übernahme der Probleme der Vorgängerländer wie Landesschulden oder strukturschwache Regionen
  • Verlust der Bürgernähe einer Regierung durch größere Zuständigkeitsbereiche und Schwächung der direkten Demokratie
 
Ich habe gemerkt, daß es extrem schwierig ist zu einem sinnvollen Vergleich der Wirtschaftsstärke handfeste Zahlen zu bekommen.

Das liegt anscheinend daran, daß es faktisch heute weder ein Baden noch ein Württemberg mehr gibt. De fakto wurden beide diese "Länder" mit der Vereinigung aufgelöst und viele Landkreise neu gestaltet; auch an diesen läßt sich also keine "Grenze" mehr ausmachen.

Das dürfte aber erst mit der Kommunalen Neuordnung 1972/1973 passiert sein. Auf alten Karten kann man die Ländergrenzen sowohl anhand der Kreis- als auch der Regierungsbezirkskarten noch halbwegs nachvollziehen.
 
eine Feststellung, dass es solche Bestrebungen seit langer Zeit gibt, sie aber stets im Sande versickern.
Weil es eben typische Sommerlochdiskussionen sind.
Wenn solche Bestrebungen ernsthaft wären, dann hätte man längst mal durchrechnen lassen, wie das mit den Kostenvor- und nachteilen wirklich ist.

Um Deine Argumente noch etwas zu ergänzen:

Einsparung von Verwaltungskosten durch Wegfall von Landesparlamenten und -regierungen
Das ist natürlich sofort einsichtig und wird deswegen immer zuerst gebracht. Nur liegen diese Kosten im Promillebereich der Landesausgaben. Umgekehrt fallen bei großen Bundesländern zusätzliche Verwaltungskosten durch Mittelbehörden an - durchaus in ähnlicher Größenordnung. Aber die sind sehr schwer zu berechnen!

Meine persönliche Vermutung aus gewissen Erfahrungen mit öffentlichen Haushalten und Verwaltungsstrukturen ist, daß die "optimale" Größe eines Bundeslandes irgendwo zwischen 3 und 6 Millionen Einwohnern liegen müßte.
Größere Bundesländer verbrauchen pro Kopf mehr Geld wegen der Mittelstrukturen, kleinere Bundesländer wegen der Landesspitze. Beide Zusatzkosten sind aber verglichen mit dem Optimum so gering, daß sich eine Neuorganisation nur aus Kostengründen wohl nie lohnen würde.
gemeinsame Politik zwischen einem Stadtstaat und dem umliegenden Land

bessere Entwicklung für vormals geteilte Ballungsräume
Wo etwas gibt es eigentlich nur im Rhein-Main- und im Rhein-Neckar-Gebiet. Und scheint nicht weiter zu stören.
Die übrigen Ballungsräume liegen m. W. alle in jeweils einem Bundesland.

Was eher diskutiert wird ist die Zusammenlegung einer Stadt mit ihrem Umland. Da nun aber Stadt und Umland SEHR unterschiedliche Strukturen und Probleme haben, scheint es sehr zweifelhaft, ob die mit einer gemeinsamen Regierung besser verwaltet würden. Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein.

Im übrigen ist das eine merkwürdige deutsche Spezial-Diskussion. In anderen föderalistischen Staaten (insbesondere den Paradebeispielen USA und Schweiz) gibt es so etwas nicht. Da werden auch deutlich größere Unterschiede zwischen den Regionen nicht als Problem, sondern als Bereicherung gesehen.
 
Im übrigen ist das eine merkwürdige deutsche Spezial-Diskussion. In anderen föderalistischen Staaten (insbesondere den Paradebeispielen USA und Schweiz) gibt es so etwas nicht.
In Österreich wird insbesondere von "Querdenkern", manchen prominenten Unternehmern und der Tageszeitung "Die Presse" schon seit langem auch immer wieder eine Zusammenlegung von Bundesländern oder gleich eine gänzliche Abschaffung des Föderalismus gefordert, wobei fast ausschließlich folgende zwei Argumente vorgebracht werden:
- die Kosten
- Es sei unsinnig, in den Bereichen, die in die Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer fallen, in Österreich neun verschiedene Regelungen zu haben.

Als Alternativen werden vor allem drei Varianten diskutiert:
- völlige Abschaffung des Föderalismus und Umwandlung Österreichs in einen zentralistischen Staat
- Zusammenlegung von Bundesländern
- Abschaffung der Bundesländer und der Gemeinden, stattdessen sollen die Bezirke (die Verwaltungseinheiten, in die die Bundesländer gegliedert sind und in denen bislang keine Mitbestimmungsrechte der Bevölkerung bestehen) aufgewertet und mit einer gewählten Vertretung mit begrenzten Mitbestimmungsrechten ausgestattet werden

Gegen Variante 2 spricht vor allem, dass die meisten österreichischen Bundesländer historisch gewachsen sind und teilweise seit über 1000 Jahren existieren, wodurch in den meisten Bundesländern auch ein relativ stark ausgeprägter Landespatriotismus existiert.

Letztlich handelt es sich aber eher um eine theoretische Diskussion in den Medien ohne Breitenwirkung.
 
Ich habe gemerkt, daß es extrem schwierig ist zu einem sinnvollen Vergleich der Wirtschaftsstärke handfeste Zahlen zu bekommen.

Das liegt anscheinend daran, daß es faktisch heute weder ein Baden noch ein Württemberg mehr gibt. De fakto wurden beide diese "Länder" mit der Vereinigung aufgelöst und viele Landkreise neu gestaltet; auch an diesen läßt sich also keine "Grenze" mehr ausmachen.

Getrennte Erhebungen scheint es daher wirklich nicht zu geben.

Ähnlich sieht es aus wenn man noch nach Süd-Kurpfalz, Hohenzollern oder ähnlich unterscheiden wollte.

Und selbst wenn man hier Zahlen hätte würden sie nichts darüber aussagen, wieviel davon der Schwäbische Teil vom Hauptstadt-Bonus profitiert. .../QUOTE]

Gar so trostlos ist die Datenlage nicht. In diesen Literaturlisten dürftest du Bücher finden, in denen es auch Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung gibt.
http://www.lpb-bw.de/publikationen/politischelandeskunde/literaturhinweis.pdf
Baden-Württemberg ? Wikipedia
Z.B aus dem Buch von Otto Borst meine ich einiges in Erinnerung zu haben.

Dass große Länder nicht notwendigerweise wirtschaftlich gut und kleine schlecht dastehen müssen, kann man am Länderfinanzausgleich sehen. Das kleine Hamburg leistete lange Zeit die höchsten Pro-Kopf-Beiträge und das auch nicht gerade große Hessen oft die höchsten absoluten Beiträge. Das große Bayern war dagegen jahrzehntelang ein Empfängerland - was in den letzten Jahren nicht mehr so gern erwähnt wird.
Länderfinanzausgleich ? Wikipedia
 
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass zwar einige Bundeslaender die Regierungsbezirke abgeschafft haben, jedoch stattdessen zentrale mittlere Verwaltungsbehoerden geschaffen wurden.

Die sind allerdings beträchtlich (!) kleiner als die Verwaltungsstrukturen der vormaligen Regierungsbezirke, wie man das z.B. in Niedersachsen gut sehen kann, wo die CDU vor einigen Jahren die fünf RegBezirke abschaffte.
 
Interessant ist im Bezug auf eine Neuordnung der Verwaltung wohl auch der Kommunalverband der Städteregion, die eine neue Verwaltungseinheit über dem Landkreis schafft die einen Landkreis und eine kreisfreihe Stadt beinhaltet. Schön zu sehen an der 2009 gegründeten Städteregion Aachen (Kreis Aachen + Stadt Aachen).

Gibt es hier einen trend zum erschaffen neuer Großkreise oder sind die drei bisherigen Beispiele (Aachen, Hannover, Saarbrücken) Einzelfälle?
 
Gibt es hier einen trend zum erschaffen neuer Großkreise oder sind die drei bisherigen Beispiele (Aachen, Hannover, Saarbrücken) Einzelfälle?

Es scheint eine solche Tendenz zu geben, denn auch in meiner Heimatstadt gibt es seit etwa zwei Jahren Bestrebungen, in Gesprächen mit den Landkreisen und benachbarten Orten eine Region mit einem Regionalparlament zu schaffen, wie das Hannover oder Saarbrücken und Aachen (wusste ich noch gar nicht) vorgemacht haben.

Allerdings ist das ein mühseliger und langwieriger Prozess, da daran - wie bei einer Bundeslandreform - viele hochdotierte und einflussreiche Positionen und Leute hängen, die sich immerhin vielfach selbst abschaffen müssten. Schließlich soll das ganze ja vereinfacht und die Verwaltungsstrukturen gestrafft werden, sonst müsste man das alles nicht in die Wege leiten.

Allerdings haben kluge Rechner ermittelt, dass die Kosten für die Region Hannover mit ihrem Regionalparlament angeblich (!) nicht geringer sein sollen, als die aufaddierten Kosten der vormaligen Verwaltungsstrukturen der aufgelösten Landkreise und anderer Behördenzentren.
 
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass zwar einige Bundeslaender die Regierungsbezirke abgeschafft haben, jedoch stattdessen zentrale mittlere Verwaltungsbehoerden geschaffen wurden.http://de.wikipedia.org/wiki/Landesverwaltungsamt_Sachsen-Anhalt
Es gibt auch die Variante, daß man eine solche Mittelebene im Ministerium selber ansiedelt, das ist dann von außen gar nicht leicht überhaupt zu erkennen.

Aber auch mittelgrosse "optimale" Bundeslaender verzichten nicht immer auf Mittelstrukturen.
Ein optimal großes Bundesland muß deswegen nicht optimal organisiert sein ;-)

Die Effizienz von Verwaltungsstrukturen ist ziemlich schwer zu beurteilen. Und es gibt natürlich große Unterschiede zwischen verschiedenen Politikbereichen.

Als Faustregel kann man sagen: Die Verwaltung arbeitet dann am besten, wenn direkt zwischen Leitung und Ausführungen kommuniziert werden kann.

Also Beispiel: In der Hauptstadt sitzen die Ministerien, und dort arbeiten Fachgruppen an irgendwelchen Vorgaben. Und im Lande draußen gibt es Schulämter, Forstämter, Straßenbauämter - da wird die konkrete Arbeit gemacht (hoffentlich ;-)

Und gesteuert wird direkt, d.h. die Forstamtsleiter etc. kommen ins Ministerium, und dort sitzen sie mit dem Bereichsleiter "Jägerprüfung" zusammen und dann wird informiert und beschlossen (frei erfundenes Beispiel, könnte auch der Bereichsleiter "Lehrerfortbildung" mit den Schulamtsleitern sein).

Das geht ganz gut, wenn es eine überschaubare Anzahl von zu steuernden Einheiten gibt (5-10, besser nicht mehr als 15) und die auch an einem Arbeitstag in die Hauptstadt fahren und heimkehren können (und trotzdem noch ordentlich Arbeitszeit für die Sitzung bleibt). Beispiel: Aschaffenburg-München sind 3,5 Stunden Fahrtzeit. Da ist eine Sitzung im Ministerium fast nur noch mit Übernachtung zu machen. Schlußfolgerung: Bayern ist eigentlich zu groß für eine effiziente Landesverwaltung.

Wenn möglichst alle Politikbereiche so direkt organisiert werden können, ist die Ländergröße nicht zu groß.

Schlecht ist es dagegen, wenn die Zahl der Einheiten so groß ist, daß man nur zur Koordination eine Mittelebene braucht. Da redet dann also der Ministerialbeamte nicht mehr direkt mit dem Amtsleiter, sondern mit einem Regionalleiter. Und der versammelt dann die Amtsleiter seines Bezirks und gibt das weiter. Und dann wieder hoch die Leiter.
Das kostet nicht nur mehr, weil man die Mittelebene zusätzlich braucht - der ganze Prozeß ist dann viel umständlicher (und damit teurer).

Ob diese Mittelebenen nun jeweils im Ministerium angesiedelt werden, oder in der Region als Regierungspräsidien o. ä. organisiert werden, das macht keinen großen Unterschied. Aber ein Bundesland ist "zu groß" (oder zu schlecht organisiert), wenn es zu viele solcher Mittelstrukturen braucht.

Umgekehrt ist ein Bundesland "zu klein", wenn dem notwendigen Minimum in der Zentrale zu wenige zu steuernde Einheiten gegenüber stehen. Ein Schulministerium für nur zwei Schulämter - das ist halt überrissen. In der Öffentlichkeit wird dann nur über den Schulminister selber diskutiert, der ist aber ein völlig marginaler Kostenfaktor.
 
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