Eroberung Abessiniens durch Italien: Bewertung?

Italien hat seinen Eroberungskrieg gegen Abessinien sehr schmutzig geführt (Giftgas etc.), aber abgesehen davon:

Gibt es prinzipielle Argumente, mit denen dieser Krieg als verwerflicher angesehen werden kann als das, was die europäischen Kolonialmächte mit vereint-konkurrierenden Kräften vor allem im 19. Jahrhundert getrieben haben?

Es ist eine Mär, dass das faschistische Italien einen Eroberungsfeldzug gegen Abbessinien führte.
Da der 2.Weltkrieg bereits in den Startlöchern war und Italien nicht unvorbereitet diesen mitmachen wollte, wurde zu umfangreichen Manöverübungen Abbessinien überfallen und allerlei Kriegsmaterial und -taktiken ausprobiert. Dass man zudem nur speerwerfende Gegner aussuchte, mag den Begriff Krieg weder verherrlichen noch verwerflicher machen.
Krieg - das muss in die Köpfe - ist grundsätzlich Tod, Leid und Elend.
Fragt Eure Verwandten des 1. und 2. Weltkrieges, die angeblich in der Heimat weitweg von Frontlinien ein ärmliches Dasein fristeten.
 
Es ist eine Mär, dass das faschistische Italien einen Eroberungsfeldzug gegen Abbessinien führte.
Woraus soll sich das ergeben, welche Quellen widerlegen Italiens kolonialistische Absichten in Bezug auf Abessinien? Oder ist das eine Vermutung von Dir? Einem Krieg die Urasache des Eroberungswillens abzusprechen, erfordert schon harte Nachweise.

Da der 2.Weltkrieg bereits in den Startlöchern war und Italien nicht unvorbereitet diesen mitmachen wollte, wurde zu umfangreichen Manöverübungen Abbessinien überfallen und allerlei Kriegsmaterial und -taktiken ausprobiert.
Dass der euroropäische Krieg in Sicht war, Italien diesen mitmachen wollte, deshalb manöverartig einen Überfall plant, und Waffenexperimente durchführen wollte, mag in einen Masterplan gehören, den ich aber hier nicht erkennen kann.

Weder hat Italien erkennbar Kriegstaktiken vorgeführt oder ausprobiert, die für einen neuen europäischen Krieg Relevanz hätten, noch gab es neuere italienische Waffen zum Ausprobieren. Der kommende "europäische" Krieg würde im übrigen für Italien andere Herausforderungen bringen, die weniger die Heereskräfte, sondern die Marine und Luftwaffe sowie ihr Zusammenwirken im Mittelmeer betreffen.

Wenn schon die Glaskugel/Weitsicht bis zum nächsten europäischen Krieg reichen würde: Spanien wäre dann das geeignetere Experimentierfeld für Waffen gewesen (rd 9 Monate später).


Krieg ... ist grundsätzlich Tod, Leid und Elend.
Das sieht hier, glaube ich, niemand anders.
 
Es war ein angeblicher "Grenzzwischenfall" 100 km tief in äthiopisches Gebiet (Gleiwitz wird 5 Jahre später folgen) mit Ogaden, was Italien veranlasste kurzerhand alles zu überrennen was ihnen in den Weg kam. Daraus wurde dann der äthiopisch-italienische Krieg.
In diesem hat man die Genfer Konvention umgangen, Giftgas durch die Luftwaffe einzusetzen. Ist für Giftgasangriffe aus der Luft (bisher nur mit Granaten von Land) abseitigeres Gebiet als Spanien im Bürgerkrieg.
 
Waddington sieht in der Abessinien-Krise, dem Erfolg Italiens und dem weitgehenden Appeasement-Verhalten Großbritanniens gegenüber Mussolini (nach Hitlerscher Lesart) einen entscheidenden Wendepunkt im Verhalten gegenüber Großbritannien.

Diese Haltung der Westmächte, speziell Londons, ist Gegenstand zahlreicher deutscher Dokumente aus der Zeit und in zahlreichen Unterredungen wieder zu finden, sie bestimmt mindestens ab Mai 1936 die Einstellung Hitlers über das britische Verhalten in Krisen. Hinzu trat in zeitlichem Zusammenhang die Nichteinmischung im Spanischen Bürgerkrieg.

(VfZ 1992, S. 273)
 
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