Hallo.
Ich habe eine Frage zum ersten Weltkrieg:
Wieso war Serbien so sauer, als ÖsterreichUngarn Bosnien und Herzegowina annektierten?
Hoffe auf schnelle Hilfe, lg
Der Schweinekrieg von 1906 bis 1908, es wurde oben schon erwähnt, spielte eine beträchtlich Rolle. Wie versuchte Belgrad mit dem auslaufenden Handelsvertrag schlicht zu erpressen.
Dieser Handelsvertrag zwischen Serbien und Österreich-Ungarn von 1893 lief am 30.März 1906 aus. Er war für Serbien von überragender Bedeutung, da 80% seiner Ausfuhr über Österreich lief.
Die erste Problemstellung bei der Verlängerung des Vertrages war, das Serbien kurz zuvor mit Bulgarien eine Zollunion vereinbart hatte. Das Dumme daran war, das diese Abmachung mit den Bulgaren gegen die mit anderen Staaten vereinbarte Meistbegünstigung verstieß. Warum die Serben diese Torheit begingen, ist mir nicht bekannt. Folgerichtig verlangte Gloluchowski die Auflösung dieses Vertrages. Nach einigem Gezerre war Belgrad dazu auch bereit.
Aber nun schritt Wien zur Erpressung. Belgrad sollte die Modernisierung seiner Artillerie, hier die Anschaffung von Kanonen, an Skoda vergeben, welches damals wirtschaftliche Schwierigkeiten hatte. Die Serben hatten in schon vor einiger Zeit in dieser Frage ein Gutachten erstellen lassen, welche die Kanonen der Franzosen den Vorzug gab. Goluchowski meinte nun Pasic die Pistole auf die Brust setzen zu müssen. Entweder wird der Auftrag an Skoda vergeben oder es gibt keinen Handlesvertrag. Das war natürlich nicht gerade die vornehme Art und Weise. Die Serben lehnten ab.
Sie schafften es relative schnell für Ersatz zu sorgen. Intern wurden die letzten Mitglieder der Verschwörer von 1903 vor die Tür gesetzt und damit war der Weg frei, das die wieder diplomatische Beziehungen zu London unterhalten werden konnten. Die Serben konnten Malta und Ägypten mit ihren Vieh versorgen und die Briten lieferten Industrieerzeugnisse. Auch das Deutsche Reich und Frankreich halfen den Serben. Die Donauschiffahrt war ja international und so konnte das Deutsche Reich beliefert werden.
Goluchowski konnte kurz darauf seine Koffer packen; er war über interen Querelen mit den Ungarn gestürzt. Er hinterließ Aehrenthal ein folgenschweres Erbe.
Weshalb man am Ballhausplatz der Meinung war, mit so einer Erpressung zum Erfolg zu kommen ist mir schleierhaft und vor allem hatte man sich offensichtlich auch überhaupt gar keine Gedanken darüber gemacht, welche Möglichkeiten die Serben hatten und was das dann für Folgen für die künftige Balkanpolitik Österreich-Ungarns haben könnte.