etymologische Kuriositäten

Wie lautet denn die älteste Überlieferung von 'Heidenei'? Kann das als Heideninsel gedeutet werden? Von *awjo wie in Eiland?

Ich war gerade über die Aue in dieser Bedeutung gestolpert, daher gebe ich die Assoziation einfach mal ins Blaue hinein.
 
Wie lautet denn die älteste Überlieferung von 'Heidenei'?
Johann Christoph von Schmid, Schwäbisches Wörterbuch mit etymologischen und historischen Anmerkungen, Stuttgart 1831: Fehlanzeige
Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, Band 3, Tübingen 1908-1911: Fehlanzeige

Kann das als Heideninsel gedeutet werden? Von *awjo wie in Eiland?
Dann hieße es *Heidenau.
 
Statt Heiland! ruft man also lieber Heimatland!, statt Heilandsakrament schimpft man lieber Heidesackzement; den Herrgott ersetzt man durch Herrschaft > Herrschaftsechser
speziell der Schwabe lässt aber nicht ab, heilands-, gottes-, jenseits-, jesus- verstärkend voranzustellen und ersetzt diese Bestandteile eher selten

zurück zu Heide/Heiden als Bestandteil
- bzgl. Heidenspektakel, Heidenangst brauchen wir wohl keine Diskussion
- bzgl. der Interjektion Heidenei, die kaum oder nicht in älteren Quellen vorliegt, bleiben wohl nur Wahrscheinlichkeiten:
das/der Heiden Ei scheidet aus (leider, denn es ist spaßig)
es könnte in verkürzter Form nach dem Muster Heidenangst gebildet sein, fraglich bleibt, ob und welche Bedeutung die Endung -ei / -nei hat
es könnte verballhornt&verkürzt Heiland als Präfixoid enthalten, aber auch hier bleibt fraglich, ob und welche Bedeutung die Endung dann hat
es könnte irgendwie lautmalerisch a la eieiei etc sein
 
Wieso schwäbisch-allemannisches Sprachgebiet? Im Alltag mag Dialekt gesprochen werden, aber die Hochsprache ist als Vorbild doch nie auszuschließen.

Wie gesagt: Mangels älterer Überlieferung müssen wir sowieso moderner suchen.
 
Wieso schwäbisch-allemannisches Sprachgebiet?
Weil wir über einen schwäbisch-alemannischen Ausdruck diskutieren.
Im Alltag mag Dialekt gesprochen werden, aber die Hochsprache ist als Vorbild doch nie auszuschließen.
Welche Hochsprache?
Im Mittelalter war die Hochsprache stark schwäbisch/alemannisch geprägt, Hartmann von Aue hatte sicher keinen Anlass, sich in Hartmann von Eie umzubenennen. Oder meintest Du neuzeitliche Ortsnamen?
 
Mittelhochdeutsch? Selbst Althochdeutsch hatte vermittelnde Eigenschaften, auch wenn es eher "die Dialekte abmilderte".
 
Etwas anderes, da es nicht alt erwähnt ist: Eine sekundäre Bildung nach dem Muster: Walachei, Barbarei, Metzgerei, Heidenei?
Etwa wie bei »Sauerei!«, würd ich meinen… Siehe: »-ei«, DWDS

Soweit ich sehe, werden diese Wörter im Schwäbischen alle mit -əi ausgesprochen. Wie bereits gesagt, wird heidanei aber mit -ai ausgesprochen. Man müsste also ausgerechnet bei diesem einen Kraftausdruck einen hochsprachlichen Einfluss postulieren. Ich halte das für ausgeschlossen.
 
Der Sackzement ist eine bewusste Verballhornung von Sakrament, die "heiligen" Namen soll ein guter Christ ja nicht als Fluch missbrauchen. Statt Heiland! ruft man also lieber Heimatland!, statt Heilandsakrament schimpft man lieber Heidesackzement; den Herrgott ersetzt man durch Herrschaft > Herrschaftsechser
Ein beliebtes "Ersatzwort" für Gott(e)s-Kraftausdrücke ist potz > potzblitz etc.

Den nordischen Odin brauchen wir dazu ebensowenig zu bemühen wie Shangdi, Buddha oder Helios.
Du meinst den Odin kannten die Schwaben net?Du musst aber bedenken das in jeder Kultur das oberste Wesen in der Religion bei Verwundunderungen ausgesprochen wird.Ich weiss jetzt nicht wie die Schwaben Odin aussprechen würden aber heidenai klingt fast so.
 
Du meinst den Odin kannten die Schwaben net?Du musst aber bedenken das in jeder Kultur das oberste Wesen in der Religion bei Verwundunderungen ausgesprochen wird.Ich weiss jetzt nicht wie die Schwaben Odin aussprechen würden aber heidenai klingt fast so.
Die deutsche Entsprechung des nordischen Odin ist Wotan. W- und H- werden in allen deutschen Dialekten unterschieden, auch der Vokal -o- vom Diphthong -ai-.Hosen sind keine Weisen, und Weiden sind keine Hoden.
 
Guten Morgen,
die deutschen Sprache wird ja das Prädikat des präzise unterscheiden von Dingen gegeben aber gerade beim Wort Morgen ist es genau das Gegenteil: Beginn eines Tages, altes FlächenmaßMorgen (veraltet), Gegend bei der Unterteilung der Kompassrose, der folgende Tag.

Auffällig ist bei kontinetal Europäern gibt es anscheinend keinen Unterschied unter den Tageszeiten und in Bayern sagt man auch nur "ich grüße/sei gegrüßt.."(oder irre mich?)angeblich soll es auf keltische Küstenbewohner zurückgehen Morgin=Seemonster? aber dann habe ich auch wieder etwas von einem arabischen Ursprung gelesen "Fata Morgana" scheint mir aber kein arabische Wort zu sein Morgen heißt nämlich sabah.

Bis Morgen
 
Dieser dialektale Verstärkungsausdruck "Heidenei" funktioniert nach dem Muster wie Heidenangst.
Zu Heide fällt mir ein, dass z.B. Buchweizen auch Heidekorn heißt. In Italien heißt es auch so ähnlich: „grano saraceno“, was so viel heißt wie Sarazenenkorn. Und beim Mais wird im Italienischen mit „granoturco“ auf die Türkei verwiesen. Namen von Etwas werden also auch nach dem Land vergeben, aus dem zum ersten Mal dieses Etwas ins eigene Land kommt.

Übrigens: Wir haben einen Backautomaten und das Brot aus einer Mischung von Buchweizen- und Weizenmehl ist eine Köstlichkeit. Aber Buchweizenmehl ist 3-mal so teuer wie das aus Weizen.
 
Guten Morgen,
die deutschen Sprache wird ja das Prädikat des präzise unterscheiden von Dingen gegeben aber gerade beim Wort Morgen ist es genau das Gegenteil: Beginn eines Tages, altes FlächenmaßMorgen (veraltet), Gegend bei der Unterteilung der Kompassrose, der folgende Tag.

Auffällig ist bei kontinetal Europäern gibt es anscheinend keinen Unterschied unter den Tageszeiten und in Bayern sagt man auch nur "ich grüße/sei gegrüßt.."(oder irre mich?)angeblich soll es auf keltische Küstenbewohner zurückgehen Morgin=Seemonster? aber dann habe ich auch wieder etwas von einem arabischen Ursprung gelesen "Fata Morgana" scheint mir aber kein arabische Wort zu sein Morgen heißt nämlich sabah.

Bis Morgen
Fata Morgana hängt mit den Normannen zusammen, die in Italien waren: Fata ist die Fee, die Fata Morgana bezieht sich mutmaßlich auf die Nebel in der Meerenge von Messina, die je nach Standpunkt entweder Sizilien oder eben Kalabrien unsichtbar machten, die Fata Morgana ist die Fee Morgaine des Artusepos.

Edit: Morgan le Fay – Wikipedia
 
Guten Morgen,
die deutschen Sprache wird ja das Prädikat des präzise unterscheiden von Dingen gegeben aber gerade beim Wort Morgen ist es genau das Gegenteil: Beginn eines Tages, altes FlächenmaßMorgen (veraltet), Gegend bei der Unterteilung der Kompassrose, der folgende Tag.
(...)

Homonyme gibt es auch im Deutschen. Das ist alt bekannt und widerspricht nicht besseren Abgrenzungen durch die Möglichkeit freier Zusammensetzungen.

Erst recht hebt es nicht die Zusammenhänge rund um die Minimalpaarbildung auf.

Natürlich gibt es Varianten für Wotan. Im Südwesten Deutschlands sollte das aber Wotan sein, im Norden als weiteres Beispiel Woden.
 
Homonyme gibt es auch im Deutschen. Das ist alt bekannt und widerspricht nicht besseren Abgrenzungen durch die Möglichkeit freier Zusammensetzungen.
Die Homonyme, von denen Riothamus hier spricht, sind Worte, die gleich klingen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Also der Morgen (the morning) und morgen (tomorrow) oder eben auch der Morgen (Ackerfläche). Angeblich soll der Morgen (die Ackerfläche) seinen Namen daher haben, dass man die Fläche an einem Vormittag bearbeiten konnte, es handelt sich also nicht um Zufall, dennoch um zwei verschiedene Bedeutungen. Und auch die Kompassrose hängt damit zusammen. Morgen war Osten. So wie Marokko (al-Maġrib) auf Arabisch 'der Ort, wo die Sonne untergeht'/='der Westen' ist.
Die Fee Morgaine hat da nichts zu suchen.


Erst recht hebt es nicht die Zusammenhänge rund um die Minimalpaarbildung auf.
Minimalpaarbildung:

Hand - Hund - a u
Hand - Wand - h w
 
Fata Morgana hängt mit den Normannen zusammen, die in Italien waren: Fata ist die Fee, die Fata Morgana bezieht sich mutmaßlich auf die Nebel in der Meerenge von Messina, die je nach Standpunkt entweder Sizilien oder eben Kalabrien unsichtbar machten, die Fata Morgana ist die Fee Morgaine des Artusepos.

Edit: Morgan le Fay – Wikipedia

Da habe ich vorhin noch einen Absatz vergessen: Und diese dunstig-nebulösen Ansichten sind offensichtlich auf die Trugbilder, welche sich in der flirrenden Wüstenhitze mittels Luftspiegelungen auftun, übertragen worden.
 
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