Fabelwesen mit realem Hintergrund?

@ Riothamus & Sepiola:
Die Anfänge im 19. Jhdt., als "deutsch" ohnehin noch mit "germanisch" gleichgesetzt wurde, sind mir bekannt.
Mir ist nur nicht erklärlich, wieso heute noch manche unbedingt wollen, dass die beiden identisch sind. Erst gestern in den frühen Morgenstunden lief auf 3sat ein zweiteiliges Terra X (hab's nicht gesehen, aber bei einer Sendung mit dem Titel "Der Nibelungen-Code" habe ich wohl ohnehin nichts versäumt), in dem laut Inhaltsangabe ("Nach Meinung einiger Experten verbirgt sich hinter dem sagenumwobenen Helden Siegfried der berühmte Germanenfürst Arminius, der Cherusker.") auch die Theorie von der Identität verkündet wurde.
 
Der folgende Dialog zwischen 2 Marsern an der Kreuzung von Haarweg und Hirschweg im Frühjahr des Jahres 9 n. Chr. ist verbrieft:
"Heute morgen ist hier wieder so'n Schildwurm vorbeigekommen."
"Ja, um diese Jahreszeit kriechen die Schildwürmer immer über den Hirschweg in ihre Sommerquartiere an der Werra und weiter zu den Hermunduren."
"Man müssten echt was dagegen unternehmen."
"Vergiss es, die Römer sind uns überlegen. Unsere einzige Chance wäre ein Anführer, der sich mit der Taktik der Römer auskennt."
"Ja, so einer wär' nicht schlecht."
Durch wen wurde dieser Dialog überliefert ? Es wird ja kaum ein Römer daneben gestanden und mitgeschrieben haben. Germanen hinterließen im 1. Jh. noch nichts Schriftliches.

Was hat die Schildfarbe mit dem Drachen zu tun. Wird dieser bei Siegfried oder Siegurt als rot beschrieben ?
 
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Mir ist nur nicht erklärlich, wieso heute noch manche unbedingt wollen, dass die beiden identisch sind. Erst gestern in den frühen Morgenstunden lief auf 3sat ein zweiteiliges Terra X (hab's nicht gesehen, aber bei einer Sendung mit dem Titel "Der Nibelungen-Code" habe ich wohl ohnehin nichts versäumt), in dem laut Inhaltsangabe ("Nach Meinung einiger Experten verbirgt sich hinter dem sagenumwobenen Helden Siegfried der berühmte Germanenfürst Arminius, der Cherusker.") auch die Theorie von der Identität verkündet wurde.
Die Dokus vom ZDF sind immer" hervorragend" recherschiert. Da gab es einmal eine Folge namens, "Das Empire schlägt zurück", in der es um den Untergang der Armada ging. Da wurde tatsächlich die fiktive Romanfigur des Kanonengießers Adam Dreyling (Der Meister des siebten Siegels) zur historischen Gestalt, die den Engländern den Kanonenguss beibrachte.
 
ich schlage vor, wenn überhaupt römische Legionen aus der Umgebung von Arminius zu Sagengestalten werden sollen, nach dieser pragmatisch-vernünftigen [sic!] Überlegung
Und dass die Legionszüge sich 20 km in die Länge gezogen hätten - wie es tatsächlich behauptet worden ist - ist eigentlich nicht vorstellbar, denn dies würde ja bedeuten, dass man sich wie an einer Perlenkette aufgefädelt hätte und diese Vorstellung ist bei näherer Betrachtung absurd.
nur noch vom Schildtausendfüßler zu sprechen und diesen zu suchen :D:D
 
Ein Indiz für die Richtigkeit der These 'Arminius = Siegfried' könnte der Wohnort des Linwurms (Fafnir heiß das gute Tier ja) liefern, die Gnitaheide also, dort wo der Sigurd den Fafnir schlug: http://www.geschichtsforum.de/f35/nikulasverweis-gnitaheide-22615/index2.html.
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Wenn Fafnir derart logisch auf ein römisches Heer deuten soll, gibt es sicher auch eine gute Erklärung dafür, weshalb er nicht durch die Gegend marschierte, sondern in einer Höhle hauste und auch dort von Siegfried erlegt wurde. Fafnir ist einer der wenigen Drachen, der nicht die Bevölkerung drangsalierte sondern nur auf seinem Gold herumlag. Was soll bei einem derart unbeweglichen Untier an ein römisches Heer auf dem Marsch erinnern ?:grübel:
 
Wenn Fafnir derart logisch auf ein römisches Heer deuten soll, gibt es sicher auch eine gute Erklärung dafür, weshalb er nicht durch die Gegend marschierte, sondern in einer Höhle hauste und auch dort von Siegfried erlegt wurde. Fafnir ist einer der wenigen Drachen, der nicht die Bevölkerung drangsalierte sondern nur auf seinem Gold herumlag. Was soll bei einem derart unbeweglichen Untier an ein römisches Heer auf dem Marsch erinnern?

Du hast Recht, der Name Fafnir und die Höhle haben einen anderen historischen Hintergrund als der Lindwurm bzw. Schildwurm, und wurden dann im Nibelungenlied so miteinander in Beziehung gesetzt, dass daraus eine gute Story wurde. Wenn denn das Nibelungenlied überhaupt irgendwelchen realen historischen Ereignisse reflektiert.

Wie gesagt ist 'Schildwurm' m. E. auch nur eine weitere Interpretationsmöglichkeit für den Begriff Lindwurm, neben der Option, dass mit Lindwurm ein sich schlängelnder Wurm bzw. Drache gemeint ist.
 
Du hast Recht, der Name Fafnir und die Höhle haben einen anderen historischen Hintergrund als der Lindwurm bzw. Schildwurm, und wurden dann im Nibelungenlied so miteinander in Beziehung gesetzt, dass daraus eine gute Story wurde. Wenn denn das Nibelungenlied überhaupt irgendwelchen realen historischen Ereignisse reflektiert.

Wie gesagt ist 'Schildwurm' m. E. auch nur eine weitere Interpretationsmöglichkeit für den Begriff Lindwurm, neben der Option, dass mit Lindwurm ein sich schlängelnder Wurm bzw. Drache gemeint ist.
Aber auch im Nibelungenlied wird der Lindwurm doch gar nicht als durch die Gegend kriechendes längliches Monster geschildert. Ganz im Gegenteil, der ganze Vorfall mit dem Drachen wird in einer einzigen Strophe abgehandelt, über die genaueren Umstände wird nichts berichtet. In den nordischen Versionen (Lieder-Edda, Snorra-Edda, Thidrekssaga) nimmt der Drache viel breiteren Raum ein.

Wie kommst Du darauf, dass Fafnir und der Lindwurm verschiedene Hintergründe gehabt haben sollen?
 
Aber auch im Nibelungenlied wird der Lindwurm doch gar nicht als durch die Gegend kriechendes längliches Monster geschildert. Ganz im Gegenteil, der ganze Vorfall mit dem Drachen wird in einer einzigen Strophe abgehandelt, über die genaueren Umstände wird nichts berichtet.

Die Frage ist ,ob eine Sage nur mündlich überliefert wird, oder schriftlich. Wird eine Sage nur mündlich überliefert, ist es nur ein Frage der Zeit gewesen, dass Teile der Sage eine andere Bedeutung gewannen bzw. auch sich mit anderen Sagengut vermischen konnte. (Wandersagen). Außerdem ist es möglich, das Stoffe und Motive der Sagen von späteren Völkern und Kulturen der Völkerwanderungszeit übernommen und mit zeitbedingten Ereignissen, Eigentümlichkeiten und Anspielungen vermischt wurden.
 
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Die Frage ist ,ob eine Sage nur mündlich überliefert wird, oder schriftlich. Wird eine Sage nur mündlich überliefert, ist es nur ein Frage der Zeit gewesen, dass Teile der Sage eine andere Bedeutung gewannen bzw. auch sich mit anderen Sagengut vermischen konnte. (Wandersagen). Außerdem ist es möglich, das Stoffe und Motive der Sagen von späteren Völkern und Kulturen der Völkerwanderungszeit übernommen und mit zeitbedingten Ereignissen, Eigentümlichkeiten und Anspielungen vermischt wurden.


Das ist zwar völlig richtig, macht aber aus einem Drachen keinen römischen Heerzug.
 
Warum sollte man? Es gibt doch überhaupt keine Indizien, die für eine derartige Spekulation Anlass geben, Gemeinsamkeiten sind herkonstruiert,
 
ich schlage vor, wenn überhaupt römische Legionen aus der Umgebung von Arminius zu Sagengestalten werden sollen, nach dieser pragmatisch-vernünftigen [sic!] Überlegung nur noch vom Schildtausendfüßler zu sprechen und diesen zu suchen :D:D

Nicht zu vergessen, die Riesenschildkröte!:D

Wenn ich es recht im Hinterkopf habe, verwandelt sich Fafnir in einen Lindwurm, um den Schatz vor seinem Bruder Regin zu schützen, der dann Sigurd anstachelt, Fafnir zu töten. Interessant wäre zu wissen, wo 'Lindwurm' zum ersten Mal auftaucht und welcher Begriff in den Versionen der Edda steht.

Tut mir leid, aber ich kann nicht widerstehen:

<IRONIEMODUS>Also ganz klar: Marbod stachelt Sigurd/Arminius an, Varus zu vernichten, damit er Böhmen und den Ring ("Mein Schaaatz!"), behalten kann. Die Feldschlacht nach Römerart von der Tacitus berichtet ging gar nicht unentschieden aus, und Marbod musste den Ring herausgeben. Daraufhin wurde Sigurd von Gollum erschlagen, und wir wissen nun genau, dass Cherusker=Hobbit, Augustus=Sauron! ;)</IRONIEMODUS>
 
Also ganz klar: Marbod stachelt Sigurd/Arminius an, Varus zu vernichten, damit er Böhmen und den Ring ("Mein Schaaatz!"), behalten kann. Die Feldschlacht nach Römerart von der Tacitus berichtet ging gar nicht unentschieden aus, und Marbod musste den Ring herausgeben. Daraufhin wurde Sigurd von Gollum erschlagen, und wir wissen nun genau, dass Cherusker=Hobbit, Augustus=Sauron! ;)</IRONIEMODUS>

Arnulf Krause untersucht in seinem Buch "Die wirkliche Mittelerde" die mythologischen Vorbilder von Tolkiens "Herr der Ringe" im frühen Mittelalter. Ich habe es noch nicht gelesen, es steht aber auf meiner Wunschliste.

Publikationen — germanistik
 
Wie gesagt ist 'Schildwurm' m. E. auch nur eine weitere Interpretationsmöglichkeit für den Begriff Lindwurm, neben der Option, dass mit Lindwurm ein sich schlängelnder Wurm bzw. Drache gemeint ist.
Der Name Schildwurm entspringt dem Gespräch zwischen den zwei Marsern von dem Du noch immer die Antwort schuldig bist, durch wen dieses verbrieft sein soll. Für mich klingt das vollkommen zusammenkonstruiert um eine ziemlich sonderbare Theorie zu stützen.
Es wurde hier schon mehrfach erwähnt, dass Drachen in vielen Sagen vorkommen, ohne dass diese als irgendwelche Heere interpretiert werden. Keine weitere Handlung von Siegfried , im Niebelungenlied hat nur die geringste Ähnlichkeit mit denen des Arminius. Siegurt und Siegfried erlegen den Drachen ganz allein. Es ist kaum anzunehmen, dass die Schlacht im Teutoburger Wald im Gedächtnis der Germanen als eine Einzeltat des Arminius und nicht als kollektives Ereignis erhalten blieb. Weshalb sollten die Germanen die Siegeslorbeeren einfach an eine einzige Person abtreten und ihre geminsame Tat vergessen ?
Der Drachen drangsaliert keine Bevölkerung sondern bewacht lediglich seinen Schatz. Auch das passt nicht zu den Römern, die die germanische Bevölkerung knechten. Für mich klingt der ganze Siegfried-Arminius- Vergleich vollkommen unlogisch.
 
Etwas seltsam ist ohnehin, dass ausgerechnet im Nibelungenlied der Drachenkampf kaum behandelt wird, sondern nur kurz als Erklärung erwähnt wird, wieso Siegfried unverwundbar ist. Wenn sich darin die Varusschlacht widerspiegeln sollte, sollte man eigentlich erwarten, dass der Drachenkampf in der Überlieferung des Sagenstoffes im kontinentaleuropäisch/deutschen Raum einen wesentlich größeren Platz einnehmen würde. Stattdessen spielt er in den im nordischen Raum, wo man weniger Grund hatte, den Sieg über die Römer zu feiern, entstandenen Versionen die größere Rolle.

Du hast Recht, der Name Fafnir und die Höhle haben einen anderen historischen Hintergrund als der Lindwurm bzw. Schildwurm
Ein Indiz für die Richtigkeit der These 'Arminius = Siegfried' könnte der Wohnort des Linwurms (Fafnir heiß das gute Tier ja) liefern, die Gnitaheide also, dort wo der Sigurd den Fafnir schlug: http://www.geschichtsforum.de/f35/nikulasverweis-gnitaheide-22615/index2.html.

Wenn sich herausstellen würde, dass der Angriff auf die Varus Legionen in der Nähe von Marsberg stattfand, auf dem Sintfeld etwa, bzw. angesichts der Länge des römischen Trosses auf großen Teilen der Paderborner Hochfläche, wäre ein Indiz für 'Arminius = Siegfried' gewonnen.
Also wenn ich Dich recht verstehe, nimmst Du zwar an, dass die Gnitaheide ein Hinweis auf das Schlachtfeld der Varusschlacht ist, aber Fafnir (der auf der Gnitaheide lebte) soll nicht das mythologisierte römische Heer sein, sondern einen anderen Ursprung haben als der Drache im Nibelungenlied, der zwar nicht auf der Gnitaheide lebte, aber sehr wohl das mythologisierte römische Heer sein soll?

Wenn ich es recht im Hinterkopf habe, verwandelt sich Fafnir in einen Lindwurm, um den Schatz vor seinem Bruder Regin zu schützen, der dann Sigurd anstachelt, Fafnir zu töten. Interessant wäre zu wissen, wo 'Lindwurm' zum ersten Mal auftaucht und welcher Begriff in den Versionen der Edda steht.
In der Lieder-Edda wird er einfach als "ormr" (Wurm/Schlange) bezeichnet.
 
Warum sollte man? Es gibt doch überhaupt keine Indizien, die für eine derartige Spekulation Anlass geben, Gemeinsamkeiten sind herkonstruiert,

Mir ist neulich ein schönes Zitat in die Hände gefallen, das vielleicht auch hier passen könnte:

You cannot change all the details of Plato's story and still claim to have Plato's story. That is like saying the legendary King Arthur is 'really' Cleopatra; all you have to do is to change Cleopatra's sex, nationality, period, temperament, moral character, and other details, and the resemblance becomes obvious.

(Übersetzung: Man kann nicht alle Details von Platons Erzählung verändern und immer noch behaupten, Platons Bericht vor sich zu haben. Das wäre dasselbe wie zu behaupten, dass der sagenhafte König Arthur ›in Wirklichkeit‹ die Königin Kleopatra gewesen sei; man muss lediglich Kleopatras Geschlecht, Herkunft, Zeitstellung, Naturell, Charakter und andere Kleinigkeiten ändern und schon wird die Ähnlichkeit offensichtlich.)
L. Sprague de Camp, "Lost Continents"
 
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