Scorpio
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Man sollte seine Kunstleidenschaft nicht ganz außer Acht lassen ,die ihn allmählich für Rom untragbar machte. Ein Kaiser, der eine Tournee als Sänger, Mime und Wagenlenker durch Griechenland absolvierte machte den Staat lächerlich. Regiert hat er wahrscheinlich sehr selten sondern überließ den Staat seinen Günstlingen und Freigelassenen. Die ersten, glücklichen Jahre regierte hinter den Kulissen seine Mutter mit Burrus und Seneca. Erst als er unter den Einfluss von Tigellinus geriet wurde seine Amtszeit zur Willkürherrschaft.
Sueton führt die Christenverfolgung unter seinen guten Taten auf.
Ich denke auch, dass es Nero mehr um den Genuss der Macht ging und er an der Regierungsarbeit weniger beteiligt war. Allerdings eines schaffte er doch, nämlich agrippina mit Hilfe des Gespanns Burrus und Seneca kalt zu stellen. Agrippina verfügte als Tochter des Germanicus bei den Prätorianern wie bei der Armee über beachtliches Prestige, und sie hatte als Mitregentin des Claudius Erfahrung mit den Staatsgeschäften, war darin aber den Fachleuten Burrus und Seneca unterlegen, und Nero warf seine Autorität dabei für die beiden in die Waagschale, er überhäufte die "Optima Mater" mit Ehren, entzog ihr aber schrittweise die tatsächliche Macht. Agrippina wurde daraufhin außerordentlich unangenehm und zu einer Belastung, die womöglich einen neuen Bürgerkrieg auslösen konnte, die mit großer Sicherheit jedenfalls die Legitimität des neuen Kaisers in Frage stellen und erschüttern konnte, denn Claudius, den- ganz Rom wusste es, Agrippina hatte vergiften lassen, hatte ja leibliche Kinder, hatte einen Sohn Britannicus.
Die Logik der römischen Politik war ebenso brutal wie naheliegend:
Bring ihn um, den Kerl!
Und Nero handelte ebenso spontan wie kaltschnäuzig. Britannicus wurde vergiftet, und Seneca wird diesen Entschluss vermutlich sogar als einen Akt der Staatsnotwehr gebilligt haben. Agrippina machte zuviel Lärm, als sie entmachtet wurde, als ihr die germanische Leibwache entzogen wurde, als der Sohn ihr Leute schickte, die sie beschimpften. Sie wußte zu viele peinliche Details, war zu geübt in jahrelangen Palastintrigen, kannte noch immer einflussreiche Leute und hatte ein Heidengeld.
Die Logik der römischen Politik war grausam wie zwingend:
Die Alte muss verschwinden, am besten für immer. Schickt man sie auf eine Insel, wer weiß, was sie dort ausbrütet. Agrippina muss weg!
Vermutlich dürfte auch in diesem Punkt Seneca Nero zugestimmt haben, auch wenn er vermutlich ein diskreteres Vorgehen bevorzugt hätte.
Der Mord wurde für Nero zu einer Zäsur, denn der Kaiser war zu direkt beteiligt, er wusste zuviel, und dann ging die Sache auch noch furchtbar schief.
Ein stiller, tragischer Bootsunfall, das wäre gegangen. Man hätte vielleicht manches vermutet, aber wäre froh gewesen, Agrippina losgeworden zu sein. Man hätte den Kaiser nicht verdächtigt, er hätte als kunstsinniger Monarch weiterleben können, ohne das Stigma eines Orestes, eines Alkmäon.
Es gab genug Senatoren, die Nero dazu beglückwünschten und es gab noch immer Leute, die das als Staatsnotstand, als Akt der Staatsräson entschuldigten, aber die ganze Angelegenheit war zu häßlich gewesen, der Kaiser hatte blutige Hände, und diesem Mord sollten weitere folgen, einige durchaus in der Logik römischer Politik.
Einen Muttermörder hätte man mit der Zeit als Caesar akzeptieren können, man hätte auch Nero nicht verübelt, sich mit dem Rennsport zu beschäftigen und künstlerische Ambitionen zu pflegen, solange er nicht öffentlich auftrat. Indem er das tat prostituierte er das Ansehen des römischen Kaisertums.
Die Öffentli