Fesselballons und "Balloon Buster"

Scorpio

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Die Idee, Fesselballons für militärische Zwecke zu verwenden, ist vergleichsweise alt, und schon 1792 verwendeten die Franzosen einen Heißluftfesselballon, um die Stellungen der Gegner auszukundschaften.

Im Amerikanischen Sezessionskrieg wurden Fesselballons von Seiten der Nordstaaten eingesetzt, und es war auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz wo das Interesse eines jungen württembergischen Militärbeobachters namens Ferdinand von Zeppelin für die Luftschifffahrt geweckt wurde.

Bei der Belagerung Paris von 1871 setzte sich die französische Regierung mit Heißlufballons aus der Metropole ab.


Der Vorteil von Fesselballons erwies sich als überzeugend, dennoch hätten einige Militärs sie bei Kriegsausbruch am liebsten wieder abgeschafft, denn sie erforderten ein zahlreiches, ausgebildetes Personal, und die umfangreichen Vorbereitungen für den Aufstieg, der Aufwand an Logistik waren im Bewegungskrieg schwer zu bewerkstelligen. Als 1914 die Fronten erstarrten, wurde die Luftaufklärung immer wichtiger und Fesselballons wurden auf beiden Seiten als "Auge der Front" immer wichtiger, bei vielen Soldaten aber auch immer unbeliebter, denn Fesselballons zogen genau liegendes Artilleriefeuer nach sich.

Dumm war nur, das selbst die von einem Deutschen erfundenen Drachenballons nicht völlig ruhig lagen, was die Luftaufnahmen beeinträchtigte. Die Lösung bot der französische Caquot- Ballon, der bald von den Deutschen nachgebaut wurde.


In allen Luftstreitkräften galt der Abschuss eines Fesselballons als absolut gleichwertig mit dem eines Jagdflugzeugs, denn die Gasballons waren keineswegs so leicht entflammbar, wie manche Darstellungen glauben lassen wollen. Mit einem MG- Durchschuss war das schwer möglich, erst 1916 stand eine Spezial- Brandmunition zur Verfügung.

Fesselballons wurden scharf von Jagdfliegern, Flak und MG- Stellungen beschützt, und viele Jagdpiloten scheuten davor zurück, Ballons unter 1000 m Entfernung anzugreifen, wegen des verheerenden Abwehrfeuers. Der Schütze musste die Abwehrsperre durchbrechen und sich dabei dem Flak Feuer stellen. Wurde der Ballon rechtzeitig eingeholt, war zwar auch der Zweck erreicht, der Flieger erhielt aber keine Abschussbestätigung bei all dem Risiko. Der Pilot musste sich bis auf 50 m nähern, um einen sicheren Abschuss erzielen zu können. Neben dem Abwehrfeuer und den gegnerischen Jagdfliegern war auch die Druckwelle der Explosion des Ballons sehr riskant, wenn der Pilot dem Ballon zu nahe kam.

Die ballonbeobachter waren, im Gegensatz zu Piloten bis 1918, mit einem Fallschirm ausgestattet, aber nicht jeder Ballonbeobachter erreichte unverletzt den Boden. Mancher wurde von brennenden Ballonteilen erwischt und fiel als lebende Fackel vom Himmel, mancher fiel aber auch den MGs eines Piloten zum Opfer.

Trotz der Risiken gab es manche Piloten, die sich auf Ballons spezialisierten. Der erfolgreichte war Willy Coppen, Chevalier de Houholst, der 38 Abschüsse, darunter 35 Ballons abschoss. Coppen war dafür bekannt, dass er waghalsige Kunststücke über den Dächern von Brüssel vollführte und über seinem Elternhaus eine Kurve flog. Einmal stellte er den Propeller ab und landete auf einem aufsteigenden deutschen Fesselballon, den er danach abschoss. Coppens bevorzugte den Angriff auf Ballons, weil ihm solche Einzelaktionen am besten gefielen und dabei gewöhnlich der Beobachter mit dem Leben davonkam. Darin war Coppen Friedrich Ritter von Röth ähnlich, der den Spitznamen "Ballonkanone" und den die Landser "Ballon- Schorschl von Amiens" nannten.

Der Ballonschorschl brachte es auf 28 Abschüsse, darunter 25 Ballons. Seiner Schwester vertraute er einmal an, er hoffe immer, dass der beobachter rechtzeitig genug abspringe.
 
Die Idee, Fesselballons für militärische Zwecke zu verwenden, ist vergleichsweise alt, und schon 1792 verwendeten die Franzosen einen Heißluftfesselballon, um die Stellungen der Gegner auszukundschaften.

Im Amerikanischen Sezessionskrieg wurden Fesselballons von Seiten der Nordstaaten eingesetzt, und es war auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz wo das Interesse eines jungen württembergischen Militärbeobachters namens Ferdinand von Zeppelin für die Luftschifffahrt geweckt wurde.

Bei der Belagerung Paris von 1871 setzte sich die französische Regierung mit Heißlufballons aus der Metropole ab.


Der Vorteil von Fesselballons erwies sich als überzeugend, dennoch hätten einige Militärs sie bei Kriegsausbruch am liebsten wieder abgeschafft, denn sie erforderten ein zahlreiches, ausgebildetes Personal, und die umfangreichen Vorbereitungen für den Aufstieg, der Aufwand an Logistik waren im Bewegungskrieg schwer zu bewerkstelligen. Als 1914 die Fronten erstarrten, wurde die Luftaufklärung immer wichtiger und Fesselballons wurden auf beiden Seiten als "Auge der Front" immer wichtiger, bei vielen Soldaten aber auch immer unbeliebter, denn Fesselballons zogen genau liegendes Artilleriefeuer nach sich.

Dumm war nur, das selbst die von einem Deutschen erfundenen Drachenballons nicht völlig ruhig lagen, was die Luftaufnahmen beeinträchtigte. Die Lösung bot der französische Caquot- Ballon, der bald von den Deutschen nachgebaut wurde.


In allen Luftstreitkräften galt der Abschuss eines Fesselballons als absolut gleichwertig mit dem eines Jagdflugzeugs, denn die Gasballons waren keineswegs so leicht entflammbar, wie manche Darstellungen glauben lassen wollen. Mit einem MG- Durchschuss war das schwer möglich, erst 1916 stand eine Spezial- Brandmunition zur Verfügung.

Fesselballons wurden scharf von Jagdfliegern, Flak und MG- Stellungen beschützt, und viele Jagdpiloten scheuten davor zurück, Ballons unter 1000 m Entfernung anzugreifen, wegen des verheerenden Abwehrfeuers. Der Schütze musste die Abwehrsperre durchbrechen und sich dabei dem Flak Feuer stellen. Wurde der Ballon rechtzeitig eingeholt, war zwar auch der Zweck erreicht, der Flieger erhielt aber keine Abschussbestätigung bei all dem Risiko. Der Pilot musste sich bis auf 50 m nähern, um einen sicheren Abschuss erzielen zu können. Neben dem Abwehrfeuer und den gegnerischen Jagdfliegern war auch die Druckwelle der Explosion des Ballons sehr riskant, wenn der Pilot dem Ballon zu nahe kam.

Die ballonbeobachter waren, im Gegensatz zu Piloten bis 1918, mit einem Fallschirm ausgestattet, aber nicht jeder Ballonbeobachter erreichte unverletzt den Boden. Mancher wurde von brennenden Ballonteilen erwischt und fiel als lebende Fackel vom Himmel, mancher fiel aber auch den MGs eines Piloten zum Opfer.

Trotz der Risiken gab es manche Piloten, die sich auf Ballons spezialisierten. Der erfolgreichte war Willy Coppen, Chevalier de Houholst, der 38 Abschüsse, darunter 35 Ballons abschoss. Coppen war dafür bekannt, dass er waghalsige Kunststücke über den Dächern von Brüssel vollführte und über seinem Elternhaus eine Kurve flog. Einmal stellte er den Propeller ab und landete auf einem aufsteigenden deutschen Fesselballon, den er danach abschoss. Coppens bevorzugte den Angriff auf Ballons, weil ihm solche Einzelaktionen am besten gefielen und dabei gewöhnlich der Beobachter mit dem Leben davonkam. Darin war Coppen Friedrich Ritter von Röth ähnlich, der den Spitznamen "Ballonkanone" und den die Landser "Ballon- Schorschl von Amiens" nannten.

Der Ballonschorschl brachte es auf 28 Abschüsse, darunter 25 Ballons. Seiner Schwester vertraute er einmal an, er hoffe immer, dass der beobachter rechtzeitig genug abspringe.

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Der von mir anders erwähnte Erwin Stresemann war Ballonpilot, musste als solcher auch mal abspringen. Andererseits ließ er keine Gelegenheit aus, Vögel zu beobachten.
 
Angesichts der Schwierigkeit einen Fesselballon mit dem MG abzuschiessen, wurden von dem französischen Ingenieur Le Prieur Brandraketen entwickelt, die aus Rohren gefeuert wurden die an den äusseren Tragflächenstreben eines Nieuports montiert waren. Sie waren anscheinend recht effektiv, man musste aber sehr nah ans Ziel, so dass man später lieber wieder auf das MG und die neu erfundene Leuchtspurmunition setzte.

Der Raketenpionier Rudolf Neben war im 1. WK Jagdpilot. Er baute sich selber auch Schwarzpulverraketen mit Sprengkopf die er von seinem Flugzeug aus startete. Er soll nach seinen eigenen Angaben damit zwei Flugzeuge abgeschossen haben. Ob er es an Ballons testete ist nicht überliefert.
 
Es war, wie schon gesagt, gar nicht so einfach, die gasgefüllten Ballons in Brand zu setzen. Die beschriebenen Raketenwerfer waren in der Treffsicherheit sehr ungenau, und es musste der Schütze dem Ballon bis auf 50 m nahe kommen, was unter Umständen zu nahe war, wenn der Ballon expolodierte.

Fesselballons waren sehr kostbar und wurden entsprechend gesichert. Flak- Abwehrfeuer und feindliche Jagdflieger, die hoch über den Ballons patrollierten, waren nur ein Risiko.

Manche Beobachtergondeln wurden mit MGs und einem Schützen bestückt. Im weiteren Verlauf des Krieges verwendeten beide Seiten unbemannte Fesselballons als Lockköder, die mit großen Mengen an Sprengstoff präpariert waren und die man automatisch zünden konnte. Wer sich einem solchen Ballondummy näherte, musste damit rechnen, von der Druckwelle in die Luft gesprengt zu werden. Das stellte besonders für Jagdformationen eine große Gefahr dar.

Wurden die Ballons zeitweise eingeholt, so war zwar das taktische Ziel erreicht, Artilleriebeobachtung zu erschweren, aber es wurde kein Abschuss notiert und das erhebliche Risiko nicht angemessen honoriert.
 
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