Wobei die Landschaften, in denen Wildpferde lebten oft erst durch den Menschen bewaldet wurden. Die Senne bei Paderborn ist da so ein Beispiel eines Waldgebiets, dass Rückzugsort von Wildpferden war. Ursprünglich war das ein Heide und Auengebiet. An vielen Orten hat sich die Landschaft auch schon allein wegen der Zerstörung der Ortsteinschicht verändert, die zuvor hohe Bäume verhinderte. Im Mittelalter war die Senne ein Forst, im Mittelalter wurde die Gegend um Rietberg und um Delbrück besiedelt. Noch im 19. Jahrhundert wurden Siedlungen und ein Truppenübungsplatz angelegt, während im Rest Bäume gepflanzt wurden.
Springer, nicht
Capelle ist es, der die Sachsen streichen will. Leider führt er es selbst nicht zu genüge aus. Da ich seine Argumentation fehlerhaft finde, bin ich in dieser Sache auch kein besonders guter Erklärer für ihn.
Er sagt, die Gesellschaften Norddeutschlands seien keine ursprüngliche Sachsen, hätten sich erst im Laufe der Sachsenkriege so benannt. Frühere Erwähnungen von Sachsen gingen auf Ethnien Galliens, Italiens oder anderer Weltgegenden zurück, aber nicht auf Bewohner Norddeutschlands. Sein Problem ist, dass er nur eine Selbstaussage als Beleg gelten lassen will, die er natürlich nicht findet. Alle Fremden Autoren hätten aus verschiedenen Gründen nicht gewusst, worüber sie schreiben. Was auf den ersten Blick als krude Verschwörungstheorie erscheint, ist nicht ganz so einfach von der Hand zu weisen.
Wie archäologische Funde zeigen, sind die ursprünglichen Sachsen, die nur in einem Teil des Gebiets wohnten, nach Britannien ausgewandert. (siehe Capelle, wie angegeben) Später ist in Norddeutschland auch keine einheitliche Kultur zu fassen. Mehrere Gruppen stehen nebeneinander und früher als Leitfunde geltende Objekte können heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr so betrachtet werden.
Nun kann durchaus sein,. dass durch die erst falsche Betrachtung der Bewohner Norddeutschlands als Sachsen durch die Franken, sich dort irgendwann ein sächsisches Selbstbewusstsein bildete. Die Sachsenkriege wären recht spät, aber es mögen sich immerhin einige Gruppen so spät angeschlossen haben. Also ein ähnlicher Vorgang wie er seit längerem für die Ethnogenese der Alemannen diskutiert wird.
Dabei sind verschiedene Gegenden getrennt zu betrachten. Der Hellwegraum, d.h. die Oberschicht dieses Gebiets wechselte z.B. mehrfach ihre Ausrichtung zwischen Frankenreich und den kleineren Gruppen im Nordwesten desselben. Für einige Gebiete ist "sächsische" Eroberung durch Schriftquellen belegt, was ein gewisses Interpretationsproblem ergibt. Aber das sind Einzelfragen.
Geht man nun davon aus, dass wie üblich nicht alle Sachsen ausgewandert sind, besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass der Sachsenname nicht vorübergehend komplett aus Norddeutschland verschwand. Die strikte Einteilung Westfalen - Engern - Ostfalen ist aber recht sicher erst durch das Ordnungsbedürfnis der Franken aufgekommen. (Es kann sein, dass die Namen von den beiden später belegten westfälischen (!) Gauen Westfalon und Angeron abgeleitet wurden, aber das ist ein weites und unsicheres Feld.)
Springer leugnet allerdings auch die älteren Sachsen für Norddeutschland. Er bleibt die Antwort schuldig, wo denn die älteren Sachsen dann zu verorten sind und wie die Sachsen in Britannien zu ihrem Namen kamen. Er spricht von Italien und Gallien. Doch berichten die Quellen, dass diese Sachsen sich dort erst während der Völkerwanderung hinbegaben.
Also: Die Gegner Karls will er nicht wegreduzieren, bestreitet aber ihre Ethnizität. Er vertritt auch Positionen, die es schon im 19. Jahrhundert gab (und die zum Teil längst widerlegt oder modifiziert sind) und stellt sie als neue Erkenntnis an. Dies ist ebenfalls nicht so einfach einzuordnen. Zum einen wendet er sich auch an ein breiteres Publikum. Zum anderen war die Situation damals noch eine andere und abgesehen von dem Büchlein Capelles gab es da eigentlich nur verstreute Literatur und es wurden durchaus ab und an alte Ansätze wieder aufgegriffen.
Und da ist Springer durchaus verdienstvoll, indem er sich übliche Themen vornimmt und die damaligen Sichtweisen einer Radikalkritik unterzieht. Vieles zu den Gruppen Norddeutschlands ist denn auch erst in der Folge herausgearbeitet worden. Dennoch wäre ein größerer Raum für die Archäologie sicher schon hilfreich gewesen.
Und wieder habe ich da nur einige Themen gestreift und die Ausführungen werden der Komplexität des Problems nicht gerecht. Das war immer so ein Alptraumthema wie Kalkriese, bei dem alles gesagt sein kann und die Debatte doch wieder von vorn anfängt. Und auch das muss man den beiden empfohlenen Büchern zu Gute halten.
[Springers Promotion, siehe den Wikipedia-Artikel, mag Dich auch interessieren, vodnik.]