Fragen zu den Ursachen des Ersten Weltkrieges

Die Ursachen zum Ersten Weltkrieg sind intensiv und hinreichend erforscht.

Das Verheizen von junger Bevölkerung zum Zwecke der Renteneinsparung 40 Jahre später gehört bekanntlich nicht zu den seriösen Kriegsausbruchs-Erklärungen.

Abgesehen davon - würde man so etwas ernsthaft unterstellen - wäre eine solche Erklärung Vulgärökonomie, landläufig Milchmädchenrechnung genannt.

Dem Volkseinkommen geht -gegen den Saldo der Rentenbelastung - die produktive Arbeitsleistung von 40 Jahren der verheizten Jahrgänge verloren, ganz abgesehen von den sozialen Kriegsfolgekosten.

Man kann so einen Gedankenansatz demnach als absurd abhaken.
 
Die Ursachen zum Ersten Weltkrieg sind intensiv und hinreichend erforscht.

Das Verheizen von junger Bevölkerung zum Zwecke der Renteneinsparung 40 Jahre später gehört bekanntlich nicht zu den seriösen Kriegsausbruchs-Erklärungen.

Abgesehen davon - würde man so etwas ernsthaft unterstellen - wäre eine solche Erklärung Vulgärökonomie, landläufig Milchmädchenrechnung genannt.

Dem Volkseinkommen geht -gegen den Saldo der Rentenbelastung - die produktive Arbeitsleistung von 40 Jahren der verheizten Jahrgänge verloren, ganz abgesehen von den sozialen Kriegsfolgekosten.

Man kann so einen Gedankenansatz demnach als absurd abhaken.

Dem wäre noch hinzuzufügen, dass bei der durchschnittleichen Bevölkerung die erwartbare Zeitspanne, was das Überleben der Verrentung angeht, statistisch zu dem Zeitpunkt wohl bei 3-5 Jahren lag.
Demnach ohnehin keine mit heute vergleichbare Belastung der Allgemeinehit, im Gegensatz zu mitunter jahrzehntelanger Versorgung der Kriegsinvaliden.
 
Ja. „Vulgärökonomie“. Ein von Marx geprägter Begriff. Sehr vielseitig.

Beliebt ist nicht dasselbe wie vielseitig.

Beliebt und geflügelt ist der Begriff in allen Kreisen der Ökonomie, Neoklassiker, Neokeynesianer, Ordoliberale, Institutionelle, Verhaltensökonomen, etc.

Verwendet wird er von allen immer "einseitig": für ökonomischen Unsinn.
 
RENTE - WIRTSCHAFT - KRIEG
Hatte England irgendeine Vorstellung hinsichtlich der Rentensicherung
seiner vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gerade erwachsen gewordenen
jungen Männer, die - sofern sie bis zum Rentenalter in den Fünfziger und
Sechziger Jahren des 20. Jahrhundert gelebt hätten - dann ihre Rente
hätten beanspruchen wollen?

Was passierte durch den 1. WK? Die Wirtschaft wurde auf links gekrempelt, in diesem Fall Kriegswirtschaft. Wieder zurück auf Friedenswirtschaft ist sehr aufwendig. durch den 1. WK sind vorallem junge Männer en Mass gefallen, die nie, nie wieder in den Produktionsprozeß eingegliedert werden konnten. Die Personen die Verkrüppelt worden sind oder erblindet, konnten auch nur schwer wieder eingegliedert werden.
Die Familien der gefallenen erhielten Rentenzahlungen, viel früher als im Frieden.
Und das Misstrauen war so groß, das die Wirtschaft erst in den letzten Jahren einen Austausch hatte wie vor dem 1. WK.

Die Borniertheit im Aussenamt, dem Kaiser..., so wie die Geheimniskrämerei mit Geheimverträgen und nur Bilateralen Verträgen hat zum Ereignis geführt.
Eine der folgen des 1. WK war deshalb der Völkerbund. Der Vorläufer der UNO. War auf jeden Fall ein Fortschritt gegenüber vor dem Krieg.
 
Hatte England irgendeine Vorstellung hinsichtlich der Rentensicherung
seiner vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gerade erwachsen gewordenen
jungen Männer, die - sofern sie bis zum Rentenalter in den Fünfziger und
Sechziger Jahren des 20. Jahrhundert gelebt hätten - dann ihre Rente
hätten beanspruchen wollen?

Großbritannien verabschiedete 1908 zum ersten Mal eine staatliche Rentenversicherung: den Old-Age Pensions Act.
Vorgesehen war, dass Alleinstehende fünf Schilling und Verheiratete sieben Schilling sixpence die Woche erhielten, wenn sie mindestens 70 Jahre alt waren und im Jahr weniger als £21, bzw. absteigend im Rentenbetrag bis £31 und 10 Schillinge zur Verfügung hatten.
Old Age Pensions Act 1908 - Commons Library briefing - UK Parliament

Laut wiki bezogen hauptsächlich Frauen diese "Armenrente".
Old-Age Pensions Act 1908 - Wikipedia

Dass es ab 1925 zu weiteren Rentenreformen im UK kommen sollte, konnte 1916 kein Marschall Haig wissen. Insofern könnte man sich eher fragen, inwiefern das Deutsche Reich wissentlich Truppen im 1.WK verheizt hat, um die sehr viel weitergehende Bismarcksche Rentenversicherung zu mildern. Noch viel sinnvoller wäre es aber mMn spätere Rentenzahlungen bei den Ursachen und dem Verlauf des 1.WK vollkommen herauszuhalten.
 
Leider waren wir nicht sehr klug in Europa. Wir schlugen uns, wir legten uns einander um und einige profitierten davon...

Christopher Clark: Die Schlafwandler (The Sleepwalkers, 2014)

https://www.bookfinder.com/search/?...=iFjtqFNODmLPmsAJA6tGKLZ9yh4_1497963026_1:1:1

nur auf Englisch: (Trotz des Titels handelt es sich auch um das Zweite Reich)

Guido Giacomo Preparata: Conjuring Hitler - how Britain and America made the Third Reich, 2005

sehr interessante Bücher. Hat jemand sie gelesen?
 
Guido Giacomo Preparata: Conjuring Hitler - how Britain and America made the Third Reich, 2005

sehr interessante Bücher. Hat jemand sie gelesen?

Wenn Du das Buch empfiehlst als "sehr interessante Bücher", was sind denn die Thesen von Preparata. Der Kontext, in dem er rezensiert wird, u.a. "Sezession" oder "Rubikon" läßt einen "ungewöhnlichen" Denker erwarten.

Und zumindest der obige Titel "Conjuring...." kann sicher sein, dass er massiv Kritik erhalten wird. Und ist letztlich - vermutlich - eine Variante der "30 Jahre-Kriegsthese", ausgelöst durch die westlichen Plutokraten. Die nächste große "Verschwörungstheorie".
 
Halle, thanepower!

Ich sage auch nicht, dass alles genau so geschehen und verlaufen ist, aber hast du das Buch gelesen? Wieso ist es nicht ins Deutsche übersetzt und von Kritikern analysiert worden? Oder ins Französische, Spanische, etc? Dasselbe gilt für das Buch von Charles Higham: Trading with the enemy. In keiner anderen Sprache kann man es finden (ausser vielleicht auf russisch, weiss ich nicht). 'Conjuring Hitler' ist jetzt auf slowakisch erschienen, leider aber schlecht überstetzt. Und das Thema (Nazismus, usw...) wird überall erwähnt.

Preparata ist nicht der einzige, der sowas behauptet. Verschwörungstheorie? Ich habe auch anderswo ähnliche Andeutungen gesehen.

Es gibt mächtige Leute, die ungesehen Zeiträume dieser Welt zu lenken versuchen. Sie können nicht alles schaffen oder erzielen, aber manches schon.

Ich bin kein Deutscher. Es wäre leichter für mich zu glauben, dass Deutschland zwei Weltkriege begonnen hat und basta. Wahrscheinlich war es viel komplizierter als das. Grossbritannien hat in Europa immer solche Spaltungspolitik verfolgt.

Das heisst doch lange nicht, dass Mitteleuropäer unschuldig waren.
 
Ich bin kein Deutscher. Es wäre leichter für mich zu glauben, dass Deutschland zwei Weltkriege begonnen hat und basta. .

1. Es ist völlig egal, ob jemand Deutscher etc. ist.

2. Es geht nicht um "Glauben", sondern um "Fakten". Und die sprechen derzeit gegen ihn. Der Rest ist Verschwörungstheorie und es stellt sich - einmal mehr - die Frage, ob sich da eine Person inszenieren möchte. Gibt ja genügend Vorläufer (vgl. z.B. A.J.P. Taylor)
 
Halle, thanepower!

Ich sage auch nicht, dass alles genau so geschehen und verlaufen ist, aber hast du das Buch gelesen? Wieso ist es nicht ins Deutsche übersetzt und von Kritikern analysiert worden?

Vermutlich weil die Verkaufszahlen so gering sind, dass eine Übersetzung sich finanziell nicht lohnt und es keine wie auch immer gearteten Erkenntnisse enthält, die eine nicht wirtschaftlich motivierte Förderung der Verbreitung in irgendeiner Form rechtfertigen würde.

Preparata ist nicht der einzige, der sowas behauptet.
Wie oft etwas behauptet wird, ist im Hinblick auf die Korrektheit des Inhalts vollkommen irrellevant, in dieser hinsicht ist lediglich interessant ob dem Autoren die Beweisführung seiner Thesen an Hand zitirfähigen Quellenmaterials und im bezug auf den fachlichen Diskurs in einer Weise gelingt, dass die Einlassungen als mögliche Interpretation dadurch tragbar werden.


Verschwörungstheorie? Ich habe auch anderswo ähnliche Andeutungen gesehen.
Es gibt mächtige Leute, die ungesehen Zeiträume dieser Welt zu lenken versuchen. Sie können nicht alles schaffen oder erzielen, aber manches schon.

Eine Verschwörungstheorie ist erstmal nichts anderes, als die unbewiesene (mit unter auch unbeweisbare) Unterstellung der konspirativen Vereinigung zweier oder mehrerer Personen mit dem Zweck auf ein bestimmtes Ziel hin zu arbeiten.
Deine letztere Einlassung erfüllt haargenau diese Definition.

Ich bin kein Deutscher.
Wie thane schon schrieb, ist das gänzlich irrelevant. Übrigens schrieb sich Preßburg mit "ß", die Rechtschreibreform kannte die Donau-Monarchie ja noch nicht.


Es wäre leichter für mich zu glauben, dass Deutschland zwei Weltkriege begonnen hat und basta.
Das Deutschland zwei Weltkriege begonnen hätte, ist offensichtlich faktenbefreiter Unsinn.

Der erste Weltkrieg begann mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914. Hinter der stand als Verbündeter zwar selbstredend auch das Deutsche Reich, trotzdem tat Wien hier den entscheidenden Schritt, nicht Berlin.

Im Hinblick auf den zweiten Weltkrieg gibt es daran demgegenüber keinerlei Zweifel. Letztendlich stellten ja bereits die gewalttätige Vereinnahmung Österreichs und die militärisch durchgeführte "Zerschlagung der Resttschechei" kriegerische Akte dar, die sich nur deswegen nicht zu einem Krieg ausweiteten, weil die Betroffenen keinen Widerstand leisteten. Daran, wer hier der Agressor war, gibt es überhaupt nichts zu deuteln.

Wahrscheinlich war es viel komplizierter als das. Grossbritannien hat in Europa immer solche Spaltungspolitik verfolgt.
Das letzte, was Großbritannien vor dem 2. Weltkrieg in Europa gespalten hatte, war die Stresa-Front, anno 1935, mit seinem Marineabkommen mit Hitler.
Das war auch im Hinblick auf das Wegsehen bei der deutschen Agression von der Rheinlandbesetzung bis zur Memelannexion eine ungemein deutsch-freundliche Politik, wie bereits im Gefolge des Versailler-Vertrags im Hinblick auf die Grenzfragen Ost.
Jegliche Behauptungen dahingehend, dass GB Deutschland irgendeinen Weltkrieg aufgenötigt hätte, sind offensichtlich faktenbefreiter Unsinn.
 
Preparata habe ich gelesen. Das Buch ist trash, für den Mülleimer.

Verschwörungsquark auf der eine Seite, wie thane schon geschrieben hat.
"Unterlegt" mit Halbwahrheiten und Falschdarstellungen. Dazu pseudoökonomische Ausführungen.
Keine relevanten Zitate des ökonomischen Forschungsstandes zum Deutschen Reich 1919/45.

Der Schrott wird gemäß Suchkrake gern von den rechts-links-extremen, revisionistischen oder anarchistischen Querfront-Phantasten zitiert.

Zum Schluss: WO IST der Typ gerade Professor?

- In der Pontificia Università Gregoriana ist er nicht im Hochschullehrer-Verzeichnis.
- In der Kwantlen Polytechic University hat er zuletzt 2011/12 Seminare in Kriminologie gehalten.
- Von der Washingtoner Universität ist er wegen der Verschwörungsschrotts herunter geflogen.
- Studiert hat er angeblich alles Mögliche, ergo: nix richtig.
- Wo und mit was promoviert, wo habilitiert?

Nebenbei hat er sich mit im Arbeit in irgendeinem Stromkraftwerk über Wasser gehalten.

Resümee: vermutlich ein nach wissenschaftlichem Massstab frei konstruierter und erfundener Titel.
 
Ich kann Preßburg mit scharfem 's' schreiben, sogar im Schwabach, aber Sie wissen ja, daß (!) die Rechtschreibreform auch für diesen Namen gilt. Eigentlich sollte ich 'Bratislava' sagen, nicht war?

Was halten Sie von den Schlafwandlern und von Trading With The Enemy?

Aus ihren Worten ist leider klar, Sie sind von Ihren Meinungen fest überzeugt und Alles andere vom Tisch ohne weiteres 'wegfegen'.

Leute, ich sage nicht, Herr Preparata irrt sich nicht in manchen Dingen. Aber Sie sagen, A bis Z Schrott! Jedoch, wir wissen nicht genau, wie das war. Sie weisen alles en bloc zurück. Ist das vernünftig? Ich habe das Buch nicht einmal beendet.

Worin irrt er sich? Wo lügt er? Was stellt er falsch dar?

Es hat mich immer begeistert, dass die drei größten (Blackberry sagt ß) Imperialisten auf der Welt sich gegen Deutschland verbündeten. Frankreich und England, jahrhundertelang Erzfeinde wurden plötzlich 'Freunde'. England und Russland, Rivalen mit Interessenkonflikten in Zentralasien werden Verbündete? Die Briten fanden vielleicht die Russen eine härtere Nuss zum knacken als Deutschland.

Es sieht wirklich eher so aus, dass es leichter war, Deutschland zu umkreisen und erledigen und sich mit Russland später zu beschäftigen als umgekehrt.
 
Müll bleibt Müll. Warum sollte man sich auch Schnipsel von Verschwörungstheorien von einem Pseudo-Professor antun, der seine Leser mit einem "Titel" über den trashigen Inhalt hinwegtäuscht.

Aber gut, zum Inhalt. Hier mal etwas zum Untersuchen:

These were only anecdotal fragments of a deep and intricate intercourse consummated by the Allies with the Nazi regime. The Allies, as is well known, had traded heavily with Hitler; they had traded ‘with the enemy.’ And it appears, in fact, ‘that the effective influence of foreign capital, an influence which exerts itself far more with investments than with credits, grew under the Nazi regime.’ At the time of Pearl Harbor, American investment in Nazi Germany amounted to an estimated total of $475 million. Standard Oil of New Jersey had $120 million invested there; General Motors had $35 million; ITT had $30 million, and Ford had $17.5 million.’

Frank Knox, the US Naval Secretary (1940–44), would admit that in the biennium 1934–35, Hitler received from America hundreds of state-of-theart airplane engines, and a Senate investigation concluded in 1940 that American industrialists had been freely selling a plethora of military patents to Germany with the consent of the government: Pratt & Whitney, Douglas, Bendix Aviation (controlled by GM, which at the time was controlled by Morgan & Co.), to name but a few, handed over to BMW, Siemens, and others a collection of aviation military secrets, while Stukas bombers, as mentioned earlier, were built with techniques learned in Detroit.


Was sind Halbwahrheiten, was ist kontrafaktisch?
 
Was halten Sie von den Schlafwandlern und von Trading With The Enemy?
Zum Thema "Schlafwandler" gab es hier im forum eine breite Diskussion, der ich wenig hinzuzufügen habe:

Insgesamt eine honorige Darstellung, weil sie sich bemüht eine gesamteuropäische Perspektive auf die Entstehung des Krieges zu werfen.
Mit der Rezeption bei einigen, die versuchen darauf aufbauend Verantwortung für den Krieg umzuverteilen, habe ich allerdings so meine Probleme, ganz einfach weil die durch die Entscheidung Wiens für Krieg und das Hinarbeiten der Falken in der Berliner Regierung und im deutschen Militärapparat, einmal nicht wegzudiskutieren sind.

Leute, ich sage nicht, Herr Preparata irrt sich nicht in manchen Dingen. Aber Sie sagen, A bis Z Schrott! Jedoch, wir wissen nicht genau, wie das war. Sie weisen alles en bloc zurück. Ist das vernünftig? Ich habe das Buch nicht einmal beendet.

Das ist die falsche Herangehensweise. Die richtige wäre zu hinterfragen, was er neues Liefert und was davon er quellenfundiert belegen kann.
Was wäre das denn deiner Meinug nach? Ich finde da nämlich nichts.

Es hat mich immer begeistert, dass die drei größten (Blackberry sagt ß) Imperialisten auf der Welt sich gegen Deutschland verbündeten.
Taten sie das? Oder war der Beitritt Großbritanniens zur Tripple-Entente mehr durch den Wunsch zu einem endgültigen Ausgleich mit Russland motiviert und nicht so sehr durch die Gegnerschaft gegenüber Deutschland?

Da du angiebst Clark gelesen zu haben, müsste dir diese Lesart und die Besordnis der verantwortlichen britischen regierung im Hinblick auf die Verteidigungsfähigkeit Indiens, ja geläufig sein, es wird ja im Kapitel über die britische Sicht recht ausführlich angesprochen.


Frankreich und England, jahrhundertelang Erzfeinde wurden plötzlich 'Freunde'. England und Russland, Rivalen mit Interessenkonflikten in Zentralasien werden Verbündete?

Frankreich hatte nach 1871, sich einem vereinigten Deutschland gegenüber sehend schlicht nicht mehr die Kapazitäten, sich auf die Dauer Rivalität mit Großbritannien und Deutschland zu leisten und entschied eben, dass Deutschland das dringendere Problem sei.
Sowohl die Briten als auch die Russen brauchten brauchten in der ersten Dekade des 20. jahrhunderts Ruhe. Die Briten hatten durch den Burenkrieg, der sie doch einige Anstrengungen gekostet hatte und die Überlegungen hinsichtlich Indien vor Augen, dass die Probleme das Empire zusammen zu halten größer wurden und eine direkte militärische Konfrontation mit Russland in Asien konnten sie sich ohne großes Landheer nicht leisten.
Russlands Position in Ostasien bricht mit der Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/1905 mehr oder minder zusammen und war angesichts des Britisch-Japanischen Bündnisses von 1902 so einfach nicht wieder herzustellen, daraus folgte die Westorientiereung des russischen Expansionsdrangs. Außerdem wäre da die Instabilität nach der Revolution von 1905 zu nennen.
Insgesamt also für beide Seiten gute Gründe sich zu einigen und keiner davon hatte orriginär im besonderen Maße etwas mit Deutschland zu tun, sondern allenfalls mit dem Umstand des Deutsch-Österrischisch-Ungarischen Bündnisses, dass der neuerlichen Westorientierung Russlands ungelegen kommen musste.

Die Briten fanden vielleicht die Russen eine härtere Nuss zum knacken als Deutschland.

Zum einen bestand ja bereits die russisch-französische Zusammenarbeit, als die Briten zur Entente stießen. Heißt die Briten hatten nicht die Wahl zwischen Deutschland und Russland, sondern entweder auf eine Einigung mit Deutschland oder eine mit Russland und Frankreich.

Welche Probleme hätten den Briten aus Konfrontation mit Deutschland erwachsen können?

Der Abbruch der wirtschaftlichen Zusammearbeit hätte beide im gleichen Maße getroffen, wenn nicht die Deutschen schlimmer, weil die Briten mit Ausnahme der Ostsee sämtliche Seewege als Ausfallstore ihres Handels weiter in der Hand hätten halten können, die Deutschen aber nicht.
Überlegene Flotte , mit der gegen die Seemacht Britanniens was auszurichten gewesen wäre, hatten die Deutschen nicht, die Deutsche Bucht hätte man relativ einfach abriegeln können und die paar wenigen Truppen in den Kolonien, die Deutschland unterhielt hätten den Briten auch nicht lange Widerstand leisten können.

Bei einer Konfrontation mit Russland und Frankreich, hätten die Briten in Indien, Indochina und Nordost-Afrika sehr wahrscheinlich wesentlich gravierendere Probleme erwarten können.

Aus dieser Perspektive, mit welcher Seite liegt da also grundsätzlich eine Einigung näher?

Zumal wenn man jetzt die beginnende deutsche Flottenpolitik als finanzielle Belastung des Empire durch Anheizen der Rüstungsspirale und die Wankelmütigkeit und Risikoaffinität der deutschen Politik unter Bülow und die diplomatische Ungeschicklichkeit Wilhelm II. noch mit in die Rechnung mit einbezieht?


Es sieht wirklich eher so aus, dass es leichter war, Deutschland zu umkreisen und erledigen und sich mit Russland später zu beschäftigen als umgekehrt.

Aber nur wenn man es nicht zu Ende denkt. Was, wenn Deutschland und Österreich-Ungarn erledigt gewesen wären, hätte denn Frankreich noch auf der Seite Großbrittaniens gehalten oder die Russen daran gehindert die britische Machtstellung in Indien zu zerschlagen?
Deutschland und Österreich-ungarn zu "beseitigen", wäre aus britischer Sicht schön blöd gewesen und entspricht offensichtlich auch nicht dem Handeln der britischen Politik.

Hätten sich die Briten den Untergang Deutschlands gewünscht, hätten sie im bezug auf die Versailler Friedesnkonferenz sicherlich nicht mäßigend auf die Teilnehmer eingewirkt und der französischen Position das Rheinland von Deutschland abzutrennen, so wie ganz Oberschlesien, Westpreußen und Masuren ohne jede Volkabstimmung an Polen abzutreten entsprochen statt sich, mit dem Erfolg, dass in Oberschlesien und Masuren abgestimmt wurde, so wie die Grenzmark Posen-Westpreußen, der Kreis Marienwerder und das Elbinger Land, bei Deutschland verblieben, für die deutsche Position zu verwenden.

Das gehört dann nebenbei zu den Fakten auch mit dazu.

Siehe z.B.

- Magret Mc Millan: "Peacemakers"
- Adam Tooze: "Sintflut"
- Jörn Leonard "Der überforderte Frieden"
 
Silesia, ich muß Sie enttäuschen. Daß das Rüsten und später der Krieg gutes Geschäft für viele Unternehmen war, geben Historiker und Forscher selbst im Westen, in den siegreichen Ländern zu. Sogar die Sowjetunion hat mit den Nazis Geschäfte gemacht.

Ich habe Archivauszüge gelesen. Sprechen wir über das Ausmaß oder über die Tatsache?

Was Sie da posten, könnte aus Highams Buch sein. Ich will nicht spekulieren. Sagen Sie klar, woran Sie anspielen.
 
Silesia, ich muß Sie enttäuschen. Daß das Rüsten und später der Krieg gutes Geschäft für viele Unternehmen war, geben Historiker und Forscher selbst im Westen, in den siegreichen Ländern zu.
Vollkommener Unfug. Wettrüsten ist für Rüstungsunternehmen vorteilhaft, ein länger dauernder Krieg, der auf Pump geführt werden muss, inklusive Elementen von Kommandowirtschaft und Destabilisierung der Währung (im Fall des 1. WK durch das faktische Aufgeben des Goldstandarts und Inflation), ist für die Industie eine Katastrophe, zumal dadurch ja auch Exportmöglichkeiten entfallen und entfielen.

Sogar die Sowjetunion hat mit den Nazis Geschäfte gemacht
Die Sowjetunion, namentlich Stalin hatte ein Interesse daran Deutschland den Krieg gegen die Westmächte zu ermöglichen, weil das Horrorszenario für Stalin ein "kapitalistischer" Block war, der gemeinsam über die Sowjetunion herfallen könnte.
Insofern war es für Stalin nur konsequent, nach dem Litwinows Außenpolitik der "Kollektiven Sicherheit" gescheitert war einen Krieg zwischen den "kapitalistischen" und den "faschistischen" Staaten anzufachen um nicht selbst ins Ziel zu geraten und der lachende Dritte zu sein.
Eine vergleichbare Motivation war bei den Westmächten nicht vorhanden, mangels entsprechender Paranoia der Regierung.

Ich habe Archivauszüge gelesen. Sprechen wir über das Ausmaß oder über die Tatsache?
Dann zitire die doch mal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist Zitat von diesen angeblichen Prof. Preminator, der Schnipsel von Higham zitiert. S. 226 oder so ähnlich.

Was ist nun von den darauf basierenden Schlüssen des geschätzten Hüters der Stromversorgung, Spezialisten für Kriminologie und derzeit unbeschäftigten "senior lecturer" zu halten? ... bitte kontextualisieren und plausibilisieren!
 
Was sind Halbwahrheiten, was ist kontrafaktisch?

Am ehesten lassen sich für die Beantwortung der Rolle der US-Industrie in der Weimarer Republik und anschließend im NS-System bei Berghahn entsprechende Hinweise finden. Wie beispielsweise im Kapitel 11. zur US-Autoindustrie und beispielsweise auch zur "Beziehung" von Hitler zu Ford, der im Gegensatz zu Thomas Watson (IBM) sein von Hitler verliehenes Großkreuz des Deutschen Adlers zum Zeitpunkt des Kriegseintritt der USA in den WW2 nicht zurückgab (S. 261). Und Hitler seine "protective hand" über die Anlagen von Ford in Deutschland hielt.

http://www.medalnet.net/Der_Deutsche_Adler_Orden_1.htm

Um nur einen kleinen Ausschnitt des komplexen, teils ablehnenden teils wohlwollenden Verhältnisses der US-Industrie zum NS-System zu beleuchten.

Allerdings hat das absolut nichts mit den Ursachen des WW1 zu tun. Und auch nichts mit denen des WW2, bestenfalls erklärt sich der Respekt von Hitler für die USA als Industrienation in seinem zweiten Buch.

Berghahn, Volker R. (2016): American big business in britain and germany. A Comparative History of Two "Special Relationships" in the 20th Century. Princeton, New Jersey: Princeton University Press.
 
Nunja — Jeder hat mit jedem Geschäfte gemacht. Das ist heute bekanntlich nicht anders. (Preisfrage: Welches Leuchtfeuer der Demokratie ist derzeit Deutschlands wichtigster Handelspartner?)
 
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