kleiner Nachtrag
Das Leben einer Athenerin spielte sich hauptsächlich im häuslichen Bereich ab. Ihr Aufgabenbereich umfasste die Aufsicht über die im Haus beschäftigten Sklaven, Nahrungszubereitung, Kindererziehung und das Spinnen und Weben. Nur wenn sie zum Lebensunterhalt der Familie beitragen mussten, arbeiteten Frauen auch in der väterlichen Werkstatt mit oder gingen auf den Markt, um Gewänder, Blumenkränze usw. zu verkaufen, die sie zu Hause angefertigt hatten.
Politisch konnten die Frauen höchstens indirekt aktiv werden, da sie von der direkten politischen Partizipation ausgeschlossen waren. Auch vor Gericht benötigten sie einen männlichen Vertreter der für ihre Interessen eintrat. Dies hängt auch damit zusammen, dass Frauen die in der Öffentlichkeit auftraten einen zweifelhaften Ruf hatten.
„… und wenn von einer Frau, sei es im Guten, sei es im Bösen unter Männern möglichst wenig gesprochen wird, so ist das ihr höchster Ruhm.“
Thukydides, Peloponesischer Krieg, 2, 45,2
Frauen standen zudem immer unter der Gewalt eines Vormunds (kyrios). Dies konnte der Vater der ältere Bruder bzw. ein anderer männlicher Verwandter sein. (Hier wird eine starke Analogie zum römischen Familienrecht und der in Rom existierenden Vormundschaft über die Ehefrauen angenommen, die jedoch nicht aus den athenischen Quellen der klassischen Zeit rekonstruiert werden kann.)
Bei der Eheschließung ging die Vertretungsmacht auf den Ehemann über. Prinzipiell gab es auch ein anderes Verständnis von Ehebruch. Die Frauen waren zu geschlechtlicher Treue verpflichtet während der außereheliche Verkehr der Männer geduldet wurde. Nur wenn der Gatte eine Hetäre im Haus aufnahm konnte die Gattin die Scheidung erzwingen.
In Athen existiere auch ein Gesetz, dass Frauen Geldgeschäfte in größerem Umfang untersagte. Es finden sich aber auch Hinweise darauf, dass sie sich am täglichen Geschäftsleben beteiligten, über Besitz verfügten und größere Summen verwalteten.
Ältere Frauen die nicht mehr gebärfähig waren genossen zwar weniger Ansehen in der Öffentlichkeit, konnten sich aber freier in der Polis bewegen. Für Frauen aller Altersstufen galt aber, dass sie sich außerhalb des oikos schicklich kleideten und nur mit im Manteltuch verborgenem Kopf zeigten.