Gefallenenentsorgung vergangener Zeiten

Gerade, weil Tacitus das nur indirekt beschrieb, ist Vorsicht geboten. Er war weder dabei noch wird er Germanicus interviewt haben.

Dass Germanien auch menschenleere Gegenden hatte, bestreite ich ja nicht. Aber die Germanen werden auch nicht hunderte Kilometer von ihren Orten entfernt Römer überfallen haben.
Es reicht ein Pfad für die Römer da lang zu gehen.

Es gibt möglicherwiese eine epigraphische Bestätigung des Tacitustextes - vielleicht ist diese aber auch durch den Text der Annalen korrumpiert.
Wiegels, Rainer: Ein «Gemeinschaftsgrab» für Tote aus der Varusschlacht im südlichen Hispanien? Zur frühneuzeitlichen Überlieferung zweier Inschriften und Grabepigramme. In: Archivo español de arqueología 71 (2001).
Abstract schrieb:
Two Roman inscriptions are supposed to have been discovered at "Hellerena", modern Llerena in southern Spain, to which were often, but not always added epigrams. The same inscriptions are also recorded to have been found at the Lower Rhine near Castra Vetera I/Xanten. The obvious spurious inscriptions, which are only mentioned in manuscripts, are about a polyandreîon in which soldiers of the legio V and XIX were buried, who had been killed in action while defending Castra Vetera. Furthermore they tell us about bones of the dead of the same legions in the Varus-battle A.D. 9, that Germanicus ordered to he buried. The paper tries to solve the problem of the unusual tradition of the inscriptions. The arrangement of the two legions probably goes back to a certain early version of Tacitus' acute Annals.
 
Die Bauern der umliegenden Dörfer wurden verpflichtet, die Toten in Massengräbern zu verscharren.
 
Die Bauern der umliegenden Dörfer wurden verpflichtet, die Toten in Massengräbern zu verscharren.


Ich kann mir vorstellen, dass diese Arbeit auch ihre "angenehmen" Seiten hatte, denn die Gefallenen wurden sicherlich vor dem Eingraben durchsucht. Da fiel dann für die Zwangsverpflichteten sicher das eine oder andere ab, und wenn es nur ein paar getragene Stiefel waren.

Ich habe mal einen Artikel gelesen, wo nach der Schlacht von Mars-la-Tour 1870 die Bauern ebenfalls zu diesem Dienst ausrücken mussten (und zwar vor allem, um Seuchen in der Region zu vermeiden). Das größte Problem waren die toten Pferde, denn es war eine Reiterschlacht gewesen. Da die Pferde der Bauern vor dem Leichengeruch scheuten, mussten die Bauern entweder Kühe anspannen oder die Tierkadaver selbst wegschleifen.

Kann sich jemand vorstellen, wie groß die Gruben sein mussten, um hunderte oder gar tausende Pferde zu verscharren? Die gefallenen Soldaten waren da das geringste Problem...
 
20. Jahrhundert
Siegfried Lenz, Heimatmuseum
August 1914

ein Junge und ein alter Mann ziehen gefallenen Soldaten die Stiefel aus, der alte Mann sollte Stiefel haben...

Wütende Soldaten erschießen den alten Mann, Leichenfledderer! Genickschuss, der Junge hat Glück, der Schuss geht fehl...
 
In Hassenhausen gibt es einen eindrücklichen Bericht des damaligen Augenzeugen und Pfarrers Tietze zu den Folgen der Schlacht aus dem Jahre 1806, die besser bekannt als Schlacht von Auerstedt in die Geschichte einging, obwohl auf Auerstedts Fluren selbst nie ein Schuß fiel.
Der Augenzeugenbericht behandelt auch umfassend das Bergen und Bestatten der Gefallenen mit all seinen Begleiterscheinungen.

Wer Lust hat, kann dort bei den Museumsveranstaltungen einmal vorbeischauen:
Veranstaltungen Hassenhausen.com
 
Naja, die Frage ist schon etwas naiv.
Was soll mit den Leichen werden, wenn da noch Menschen leben müssen?
Wenn es anfängt zu stinken, verbuddelt man sie.

Bei der Varusschlacht war es anders, da hat das keinem gestört. War ja irgentwo im Wald.
 
Ich kann mir vorstellen, dass diese Arbeit auch ihre "angenehmen" Seiten hatte, denn die Gefallenen wurden sicherlich vor dem Eingraben durchsucht.
Na ja, das eigentliche Plündern hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Soldaten der siegreichen Seite erledigt.
Irgendwelches Material minderer Qualität wird wohl noch übrig geblieben sein - aber bestimmt nicht genug, um die Arbeit attraktiv zu machen.
Denn es ist nach verschiedenen Schlachten dieser Zeit davon die Rede, daß die Bauern dazu zwangsverpflichtet wurden.
 
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