Gehört offenbar zum Bestand eines Messerhändlers ...

Wilfried: ich meine nur, den zivilisierten, das-nächste-Jagdgebiet-ist-in-Gallien Stadtrömern Pfeile anzudrehen ist etwas sinnloser als z. B. Kölner Südstadtbewohnern geländegängige Beinahekettenfahrzeuge, die ... Hmm, okay.
 
Wilfried: ich meine nur, den zivilisierten, das-nächste-Jagdgebiet-ist-in-Gallien Stadtrömern Pfeile anzudrehen ist etwas sinnloser als z. B. Kölner Südstadtbewohnern geländegängige Beinahekettenfahrzeuge, die ... Hmm, okay.

Andererseits hängen da auch einige Sicheln herum, die nun auch nicht unbedingt jede(r) civis Romae braucht. Die Sache mit Pfeilen scheint mir zwar nicht vollkommen absurd, aber will auch nicht so einleuchten. Der Vorschlag mit den Schreibutensilien hört sich (auch in Verbindung mit den Spachteln) nicht schlecht an, aber dazu sind die Dinger doch ein wenig zu lang und zu dick. Oder hat der Künstler sie etwas größer dargestellt, damit sie auf dem Relief überhaupt wahrgenommen werden können?:grübel:
 
Alles , was da hängt , ist jetzt eigentlich mehr für´s Landgut. Denn was will man mit "Langen Messern" Sicheln etc. in der Stadt??
Ja, und dann die Frage, welche Stahlwaren dieser Form braucht man in so großer Zahl, das man sie im Dutzend kauft???
 
Gärten brauchen Sicheln, Hacken, und Gärten gab es in Rom eine Menge. Die These der Messersets stützt sich auf die Annahme, größere Zahlen Sklaven oder Zeitvertragsmitarbeiter mit dem gleichen Werkzeug zu beschäftigen (Küchen, Gärten, Metzgereien).
 
Ich habe doch noch eine etwas bessere Abbildung gefunden: Man sieht nun deutlich, dass auf den quadratischen Bereichen mit Ring jeweils noch ein kleinerer Gegenstand steht. Ich kann mir allerdings keinen Reim darauf machen. :grübel:
 

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Wenn mich nicht alles täuscht, sind die beiden rechts und links auf Kopfhöhe hängenden Dinger röm. Wachsspachtel, die man erwärmte, um mit ihnen die Wachs-Schreibtafeln zu glätten. Hier eine Nachbildung: http://www.roemische-schmiede.de/Replikate/Roemer/Alltagsgegenstaende/Wachsspachtel_02_01.jpg

In die Wachstafeln ritzte man je nach Bedarf mit verschiedenen metallenen Griffeln, die unterschiedliche Spitzen und Enden aufwiesen. Folglich könnten die jeweils im Fünferpack abgepackten „Stäbe“ Sets verschiedener Schreibgriffel darstellen. Jenes „Stoffband“ könnte eine Art schmuckes Leder-Etui sein, um das Set beisammen zu halten.
Zwar dürfte der römische stilus anders als unser Bleistift oder Kugelschreiber beinah ein Menschenleben gehalten haben, aber er war dennoch etwa wie das Messer ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, der relativ oft über die Ladentheke gegangen sein wird.
Problem bei meinem Vorschlag ist aber vielleicht die dargestellte Größe der „Stäbe“, die mir für kleine Schreibgriffel ziemlich groß vorkommen.
Hier ein Beispiel-Bild zu diesen Schreibgriffeln:
http://www.uni-graz.at/karlpeter.elis/wachstafel-rom.jpg

So stehts auch hier:

Art in the Lives of Ordinary Romans: Visual Representation and Non-elite ... - John R. Clarke - Google Books

At the bottom are writing cases bound around styluses.
 
Gegen die Styli spricht die Länge der Dinger, eigentlich sind alle Gegenstände hübsch proportional (wobei, es ist eine interessante These). Die Wachsspachtel sind richtig erkannt!
 
Warum sollte er denn in seiner Warenauslage halbfertige Sachen anbieten?

Meint ihr damals wars schon schick sich halbfertige Waren zu kaufen und dann zuhause den Griff dranzubasteln? Ist der selbermach Trend nicht eher ein Phänomen postindustrieller westlicher Staaten?
Oder hätten das Klingen sein können die andere Handwerker dann weiterverarbeite. Das dieser Händler gewissermaßen sowohl an den Endverbraucher wie auch den weiterverabrietenen Handwerker verkaufte.

Bis in die frühe Neuzeit hinein war das bei besseren Klingen so üblich. Schließlich waren unterschiedliche Handwerker für das Endprodukt nötig. Aber das Bild mit der höheren Auflösung lässt dies unwahrscheinlich erscheinen.

Bei einem Messerhändler finde ich Schreibwaren ungewöhnlich. Zwei weitere Gedanken:

Keine Ware, sondern Schubladen und Fächer. (Dies halte ich für unwahrscheinlich, aber so sind die Regeln für ein Brainstorming nun einmal.)

Eine schlecht wiedergegeben Aufhängung für Scheren? Erklärt zumindest die jeweils 3 Gegenstände über dem Quadrat, aber nicht die weitere Riffelung.
 
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Wenn in diesen Bündeln ja noch ein Beil (würde ja zu einem Messerhändler passen) stecken würde...

Ein Fascis (lat. fascis „Bündel“), Plural Fasces, ist ein Rutenbündel, in dem ein Beil steckt. Fasces waren das Amtssymbol der höchsten Machthaber des Römischen Reichs und wurden diesen von ihren Amtsdienern (Liktoren) vorangetragen, weshalb sie auch Liktorenbündel genannt werden. In neuerer Zeit wurde das Symbol in Staaten verwendet, die sich auf das alte Rom berufen, etwa von den Vereinigten Staaten von Amerika, dem republikanischen Frankreich sowie dem faschistischen Italien.

Fascis ? Wikipedia
 

Das sieht diese Seite genauso: Feder und Tinte im rmischen Alltag - Festschrift Friedrich Brein

"Ganz besonders interessant ist die Darstellung des Ladens eines Werkzeugschmiedes auf dem Grabaltar des L. Cornelius Atimetus aus der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. im Vatikan, da hier alle Schreibgeräte aus Metall dargestellt sind, die man offenbar zusammen kaufen konnte."

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die abgebildeten Gegenstände keine Stili sondern Wachstafelbücher (tabulae) darstellen. Die "Stofflappen" wären dann Teil des Einbandes, der die einzelnen Tafeln zusammenhält. File:Herkulaneischer Meister 002.jpg - Wikimedia Commons

Diese wurden eventuell zusammen mit den (dann nicht abgebildeten) Griffeln als Set verkauft. (natürlich ohne Tinte oder Tintenfass, das erübrigt sich bei Wachstafeln) Möglich ist auch, dass die tabulae nicht verkauft wurden, sondern die Buchhaltung des Handwerksbetriebs L.Cornelius Atimetus darstellen.
 
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Wurde eigentlich schon darüber nachgedacht, was die rechte Person in ihrer rechten Hand hält. Ist das eines der fraglichen Dinger, das gerade herausgenommen wurde (woraus auch immer)?
 
Ich denke, ich habe eine höhere Auflösung "in bunt und in Farbe" gefunden:

http://i.imgur.com/pEzFv.jpg

Sehr schön, die Bild-Auflösung in dem Link!
Auch Deine Vermutung, es könnte sich um Wachstafelbücher handeln, finde ich nicht abwegig (vllt. steht der Buchrücken mit "Einband" auch nach hinten und man sieht vorne eine Art Verschluss, wie man ihn von mittelalterlichen Büchern kennt?) Dass Wachstafeln nicht typischerweise ins Sortiment eines Werkzeugschmiedes gehören, ist klar. Aber Deine beiden Alternativ-Überlegungen sind nicht schlecht: Entweder er verkaufte sie zusammen mit seinen geschmiedeten Schreibgriffeln oder - wenn das ganze ihn auf seinem Grabstein rühmen soll - die Bücher stellen tatsächlich seine Buchhaltung dar, weil man auf dem Relief unmöglich die Fülle und Vielschichtigkeit seiner Produkte darzustellen vermochte, aber mit den Büchern dann gewissermaßen versinnbildlichen wollte, dass über die Ladentheke dieses erfolgreichen Geschäftsmannes eine Unmenge an Produkten gegangen war.

Für die Wachstafelbücher spricht, dass einige jener "Stäbe" unten stumpf bzw. fast gerade enden. Dagegen spricht witzigerweise, dass andere Exemplare unten spitz zusammen zu laufen scheinen. Die bessere Bildauflösung lässt ja jetzt auch die oberen Enden jener "Stäbe" etwas besser erahnen. Es scheint, als seien sie alle unterschiedlich geformt, was dann auch eher gegen Wachstafeln und eher für Schreibgriffel sprechen würde. Da sich offensichtlich auch die Fachleute(?), die hinter Sepiolas und Deinem Link stehen, für Schreibgriffel-Sets aussprechen, bleibt das noch mein persönlicher Favorit.

Ich gebe Mummius Picius allerdings vollkommen recht, dass jene "Stäbe" für Schreibgriffel reichlich lang, dick und plump sind. Nur vielleicht ließ das Steinmaterial keine filigranere Darstellung zu. Ich will andererseits keineswegs die Möglichkeit verwerfen, dass es sich um so etwas wie Messer-Sets handelt.

Wurde eigentlich schon darüber nachgedacht, was die rechte Person in ihrer rechten Hand hält. Ist das eines der fraglichen Dinger, das gerade herausgenommen wurde (woraus auch immer)?
Also Mummius Picius hatte im ersten Beitrag vermutet, dass der Kunde ein Messer ausprobiert bzw. ausgewählt hat und in der Hand hält, um es zu bezahlen. Dem würde ich mich anschließen.

Edit: Ach ja, neben Schreibgriffel-Set, Messer-Pack, und Wachstafelbüchern ist natürlich auch der Spargel-Vorschlag sehr attraktiv. Mein Mathe-Lehrer sagte damals immer: Der erste Gedanke ist meisten der richtige.
 
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Also Mummius Picius hatte im ersten Beitrag vermutet, dass der Kunde ein Messer ausprobiert bzw. ausgewählt hat und in der Hand hält, um es zu bezahlen. Dem würde ich mich anschließen.

In dem Link von Sepiola wird neben der "Verkaufsgesprächs-"interpretion eine zweite geliefert:
Auf Vorder- und Rückseite sind zweimal dieselben zwei Personen dargestellt, L.Cornelius Atimetus und sein Freigelassener Epaphra. Auf der Vorderseite, über die wir diskutieren, wäre Atimetus die linke Person, die Toga trägt. Die rechte Person in Tunika wäre Epaphra. Mit der unterschiedlichen Kleidung könnte der Standesunterschied zwischen Bürger und Freigelassenem versinnbildlicht sein. In der dargestellten Szene würden die beiden demnach den Betrachter ihre Produkte präsentieren.

In der Grabinschrift http://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=inschrift_item&search[constraints][inschrift][searchSeriennummer]=9000410

CN CORNELIVS ATIMETVS / CN LENTVLI GAETVLICI / L(ibertus) ET PROCVRATOR / EIVSDEM FIDELISSIMVS / HIC SEPVLTVS EST / COSSVS CORNELIVS / CN E (sic!) LENTVLVS / GAETVLICVS / PROCVRATORI SVO / FIDELISSIMO ET / NVTRICIO PIISSIMO / DE SVO FECIT ET/ MONVMENTVM / IN SABINIS SVIS / IN VILLA / BRVTTIANA

kann ich jedoch keinen Epaphra erwähnt finden (mein Latein ist zugegeben äußerst schlecht.)

Ob nun Verkaufsgespräch oder nicht, ich denke auch, dass die rechte Person ein Messer in der Hand hält.
 
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Laut der Inschrift ist Atimetus ein Freigelassener: "Gnaeus Cornelius Atimetus, Freigelassener des Gnaeus Lentulus Gaetulicus und desselben treuester Verwalter liegt hier begraben. [...]"

Irgendetwas hat's da ... oben heißt er doch immer Lucius.
 
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Aus der Grabinschrift deute ich, dass Atimetus selbst der Freigelassene ist: Cn. Cornelius Atimetus; Freigelassener (libertus) und Verwalter (procurator) des Gnaeus Lentulus Gaetulicus (im Genitiv!)

Lentulus ist ein cognomen der gens Cornelia: Freigelassene nehmen praenomen und nomen gentile ihres Patrons an. Der Patron war in diesem Fall Gnaeus Cornelius Lentulus Gaetulicus. Dessen Gentilname fehlt in der Grabinschrift.

Auf das E kann ich mir auch keinen Reim machen. Cossus ist ebenfalls ein cognomen der Cornelier, die Reihenfolge aber verwirrt mich. Nun war Epigraphik aber auch im Studium nicht meine starke Seite. ;)
 
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Nicht per se. Freigelassene erwarben das römische Bürgerrecht (zwar ohne Ansprüche auf die Ämterlaufbahn, aber die Toga wird ihnen nicht verwehrt geblieben sein).
 
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