Erlaubt mir diese kleine Provokation.
....
Ist Geschichtswissenschaft nicht eigentlich bloß Literaturwissenschaft?
Gute Frage und eine nette "kleine Provokation".

Ein paar Gedanken dazu.
Wenn ich mich frage woher ich meine Vorstellungen über den Verlauf der Geschichte nehme, stelle ich fest, dass ich, mehr als alles andere, lese.
Und wo liegt da die Grenze zwischen Literatur und Geschichtsschreibung?
Barbara Tuchman ist z.B. eine hervorragende Erzählerin und beachtete Historikerin.
Es lassen sich noch viele andere nennen die dazu neigen Dinge "begreifbar" zu machen.
Dies im Sinne, dass der Leser die historische Situation im Zusammenhang mit seiner eigenen Lebenswirklichkeit teilweise miterleben kann.
Ganz frei davon ist wohl keine Autor/Autorin die ich gelesen habe.
Und es kommt auch vor, dass man glaubt eine Zeit besser zu verstehen indem man nicht Historikern sondern Dichtern folgt. (in meinem Fall Mark Twain, Maxim Gorki und Heinrich Mann.)
Und zur Zeit lese ich ein Buch über den japanischen Kaiser von Donald Keene. (Emperor Of Japan - Meiji And His World. 1852-1912)
Der Verfasser ist Professor für japanische Literatur, sein Buch eindeutig ein wissenschaftliches Werk der Geschichte.
Der Übergang von der einen Erscheinung zur anderen, von Literatur zu einer distanzierten Geschichtswissenschaft, ist wohl fließend und auch befruchtend.
Aber über welche Geschichte reden wir?
Die Geschichte der industriellen Revolution etwa, welche unser derzeitiges Erleben bewirkte, findet sich bevorzugt in Zeichnungen und Berechnungen.
Da haben wir bereits zwei andere andere Sprachen: Technische Zeichnung und Mathematik.
Und die erste Programmiersprache, also ein Anweisungsmuster für einen Automaten, formuliert Ada Lovelace ca. 1840.
Jetzt haben wir schon die vierte Sprache. Die des Automaten.
Unzweifelhaft schrieben und schreiben auch diese Sprachen Geschichte