Gibt es einen Zusammenhang zw. Christentum und Demokratie?

Nun muss man nicht denken, dass etwa das Ägypten der Kleopatra (das Ägypten von Kleopatra VII.) oder das elisabethanische England plötzlich keine patriarchalen Systeme mehr gewesen wären, das blieben sie trotz starker Herrrscherinnen. Kleopatra war nicht als Herrscherin Ägyptens vorgesehen. Sie setzte sich gegen ihren Bruder durch (freilich mit Hilfe Caesars),
Zumindest wenn man Caesars (freilich nicht ganz unparteiischer) Darstellung folgt, waren Kleopatra VII. und ihr Bruder Ptolemaios XIII. von ihrem Vater Ptolemaios XII. als gleichberechtigte Erben vorgesehen. Tatsächlich war Kleopatra zunächst sogar der dominante Part, ehe sie vorübergehend von der Partei ihres Bruders ausgebootet wurde. Auch in Inschriften erschien sie von Anfang an.
 
Auch bei den "Barbaren" war erst das Königtum da.
Klar, aber "Barbaren" sind dabei geblieben, denn sobald sie Christen geworden sind, wurde ihnen gepredigt, das wäre richtig so – siehe Gottesgnadentum.

Also zunächst mal unterschlägst du vollständig, dass die Römer denn auch diejennigen gewesen sind, die dann nach den Krisen der Republik wieder zur Monarchie zurückehrten. Ob der Monarch nun den Titel eines "Rex", eines "Princpes" oder eines "Imperator", ist ja am Ende reine Wortklauberei.
Das weiß jeder, der einigermaßen in der Schule aufgepasst hatte – deswegen war es nicht nötig, das in diesem Zusammenhang zu erwähnen.

Die Vorstellung, dass Erbfolgekriege für die Regierten keine Bedeutung gehabt hätten, ist weit gefehlt, weil selbst in Erbmonarchien die Sprossen der vorherigenn Herrscher in der Regel nur dann annerkannt wurden, wenn sie bereit waren zu beschwören, dass unter ihnen die althergebrachten Rechte in diesen Gebieten unangetastet blieben.
Es war meistens egal, welcher Königssohn, Bruder des Königs oder gar ein sonstiger Verwandter den Thron übernahm – für die Untertanen änderte sich gewöhnlich nichts.

Die Kirchen haben aber gegen diese Entwicklung republikanischer Körperschaften, die eine Monarchie ausschlossen, in der Regel nichts unternommen, …
Es reichte schon, wenn die Kirche immer wieder auf das Gottesgnadentum des Königs hinwies. Und das tat sie bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Z.B. hat das Papsttum durchaus die schweizerische Eidgenossenschaft immer sehr dadurch gefördert schweizerische Söldner anzuwerben und die Kantone, aus denen diese Leute kamen durchaus ordentlich dafür zu entlohnen, dass sie Truppen stellten.
Das Papsttums tat und tut das in Dankbarkeit für die Errettung des Papstes Clemens VII. – Zitat:

Während der Plünderung Roms (Sacco di Roma) am 6. Mai 1527 starben 147 von 189 Mann; auch der Kommandant Kaspar Röist kam beim Rückzug von Papst Clemens VII. in die Engelsburg ums Leben. Der 6. Mai gilt daher als Gedenktag der Schweizergarde, an dem jährlich die neuen Gardisten vereidigt werden.[2]

Dann frage ich mich, warum dir das nach jahrelanger Aktivität noch nicht zu Bewusstsein gekommen ist, jedenfalls lieferst du regelmäßig Beispiele dafür, dass du es nicht beherzigst.
Die wortgenaue Wiedergabe des Teilsatzes von @Federuna und das Smiley sollten das persiflieren – du hast das nicht so gesehen, also Schwamm drüber.

Demokratie hat sich vor allem deswegen in Deutschland relativ langsam entwickelt, weil sich die Monarchen in den Deutschsprachigen Gebieten in der Regel so zu verhalten wussten, dass die Bevölkerung damit leben konnte.
Das kannst nur behaupten, wenn du den deutschen Bauernkrieg unterschlägt, in dessen Verlauf die 12 Artikel der Bauernschaft vieltausendfach publiziert wurden, deren Forderungen allerdings erst in der Französischen Revolution verwirklich werden konnten. Selbstverständlich schlug sich auch Luther auf die Seite der Obrigkeit – mit Verweis auf die bestehende Ordnung, die angeblich von Gott käme.

Hätten die Französischen Könige, statt durch Kriege am anderen Ende der Welt ihr Land zu überschulden und die Staatsfinanzen dadurch und durch einen ausufernden Ämterverkauf zu ruinieren, stattdessen ihre Energien darein investiert Regierungen zu stützen, die dem Verhalten des Wirtschaftsbürgertums in Sachen Arbeitsbedingungen grenzen gesetzt hätte und hätten sie stattdessen Rentensysteme und Krankenversicherungen eingeführt, wie das 100 Jahre später die Hohenzollern taten, wären sie auch nicht wegrevolutioniert worden.
Die Hohenzollern taten das, weil sich die Verbreitung der Ideen der Französischen Revolution trotz Zensur nicht mehr unterdrücken ließ.
 
Klar, aber "Barbaren" sind dabei geblieben, denn sobald sie Christen geworden sind, wurde ihnen gepredigt, das wäre richtig so – siehe Gottesgnadentum.
Du könntest mal anfangen, die Links zu lesen, bevor du sie verlinkst. Aus deinem Link:

Die frühmittelalterlichen Könige der germanischen Nachfolgestaaten des Weströmischen Reichs gründeten ihre Herrschaftsansprüche anfangs allein auf das Geblütsrecht und das Königsheil, das vom rechtmäßigen König auf seine leiblichen Nachkommen überging. Im Frankenreich galt dies während der gesamten Herrschaft der Merowinger vom 5. bis zum 8. Jahrhundert. Als jedoch der karolingische Hausmeier Pippin der Jüngere den letzten Merowinger absetzte, um selbst König zu werden, benötigte er eine neue Herrschaftslegitimation. Er holte daher die Zustimmung des Papstes zum Dynastiewechsel ein und ließ sich im Jahre 751 in Soissons in einer sakralen Krönungszeremonie nach dem Vorbild der biblischen Herrscher Israels zum König salben. Seit dieser Salbung, einer Neuerung im Akt der Königserhebung, enthalten die fränkischen Königsurkunden die Formel Dei gratia.​
 
Das weiß jeder, der einigermaßen in der Schule aufgepasst hatte – deswegen war es nicht nötig, das in diesem Zusammenhang zu erwähnen.
Wenn du es doch weißt, warum stellst du dann die alten Römer als diejenigen heraus, die die Monarchen verjagt hatten?
Es war meistens egal, welcher Königssohn, Bruder des Königs oder gar ein sonstiger Verwandter den Thron übernahm – für die Untertanen änderte sich gewöhnlich nichts.
Wie bereits ausgeführt, war es das durchaus nicht unbedingt.

Wenn es den Untertanen völlig egal gewesen wäre, wären Europa z.B. der Dreißigjährige Krieg erspart geblieben.
Offenbar hatte man aber in Böhmen doch das Gefühl, dass sich unter Ferdinand II. einiges ändern würde und entsprechend wurde reagiert.
Die Folgen sind bekannt.

In Großbritannien war am Ende des 17. Jahrhunderts die Angst vor Versuchen der Monarchie eine Rekatholisierung des Landes durchzusetzen, derartig wirkmächtig, dass das ganze die Stuart-Dynastie am Ende den Thron kostete.

Um einfach nur zwei Beispiele zu nennen.

Es reichte schon, wenn die Kirche immer wieder auf das Gottesgnadentum des Königs hinwies. Und das tat sie bis ins 20. Jahrhundert hinein.
1. Wie sind dann die diversen Gegenkönige vor allem des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit zu erklären?
Wenn die Kirche sich hinter einen Königskandidaten stellte und was von Gottesgnadentum faselte (tatsächlich taten dass ja eher die Monarchen selbst als die Kirche), hätte eine Erhebung dagegen ja eine Versündigung gegen Gott bedeuten müssen.
Das hat allerdings diverse machtbewusste Kandidaten nicht davon abgehalten genau das zu tun und auf das angebliche Gottesgnadentum des Konkurrennten gepflegt zu pfeiffen.
2. Wo gab es denn im 20. Jahrhundert noch das Gottsgnadentum?
Letztendlich sind im 20. Jahrhundert alle europäischen Monarchen, die es zu diesem Zeitpunkt noch gab, konstitutionelle Monarchen.
Selbst der russische Zar hatte hatte 1906 eine Verfassung oder ein verfassungsähnliches Dokument unterzeichnen müssen, auch wenn dessen Bestimmungen zum Teil rückwirkend wieder ausgehöhlt wurden.
Aber an der Fiktion des Gottesgnadentums hielt im 20. Jahrhundert niemand mehr fest.
Außerhalb Russlands ist das im Prinzip spätestens mit der 1848er Revolution und den darauf folgenden Oktroyierten Verfassungen in den monarschischen Staaten vorbei.

Das Papsttums tat und tut das in Dankbarkeit für die Errettung des Papstes Clemens VII.
Die Päpste haben immer wieder auf Söldner aus der Schhweiz zurückgegriffen, weil sich diese Leute bewährt hatten. Dass die schweizer Kantone dabei republikanisch organisiert waren, hat Rom dabei noch nie gestört.
Daran hätte sich Rom aber stören müssen, wenn es wie du behauptest darauf fixiert gewesen wäre überall Monarchien aufzurichten.
Und im Übrigen, wenn Monarchien das einzige gewesen wäre, dem die Kirche über den Weg getraut hätte, dann hätte man nicht ausgerechnet für den Schutz Roms Leute mit einem völlig anderen Hintergrund engagiert.

Das kannst nur behaupten, wenn du den deutschen Bauernkrieg unterschlägt, in dessen Verlauf die 12 Artikel der Bauernschaft vieltausendfach publiziert wurden, deren Forderungen allerdings erst in der Französischen Revolution verwirklich werden konnten. Selbstverständlich schlug sich auch Luther auf die Seite der Obrigkeit – mit Verweis auf die bestehende Ordnung, die angeblich von Gott käme.
Ich sehe darin herzlich wenig was in der französischen Revolution adaptiert worden wäre und ich sehe darin so ziemlich nichts, was in irgendeiner Form mit Demokratie auf der Ebene der weltlichen Herrschaft zu tun hat.

Was nun der Seitenhieb auf Luther soll, dass weiß nicht nicht.

Hast du den 12. Artikel nicht gelesen?

"Ist unser Beschluss und endliche Meinung, wenn einer oder mehr der hier gestellten Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß wären …, von denen wollen wir abstehen, wenn man es uns auf Grund der Schrift erklärt. Wenn man uns schon etliche Artikel jetzt zuließe und es befände sich hernach, dass sie Unrecht wären, so sollen sie von Stund an tot und ab sein. Desgleichen wollen wir uns aber auch vorbehalten haben, wenn man in der Schrift noch mehr Artikel fände, die wider Gott und eine Beschwernis des Nächsten wären."

Nun, da gibt es, wenn man die Bibel zur Maßgabe nimmt so einiges so einiges an Auslegungsmöglichkeiten.

Z.B. hinsichtlich der Forderung der Aufhebung der Leibeigenschaft (Art.3) ließe sich auf Grundlage der Bibel etwa argumentieren, dass Leibeigene als Eigentum ihrer Herren aufgefasst werden können und dass Eigentum selbst etwa durch die 10 Gebote als schützenswertes Gut herausgestellt ist.

Je nach Übersetzung könnte man da aus dem AT durchaus z.B. eine Rechtfertigung der Sklaverei ableiten, in jeden Fall aber eine Rechtfertigung des Status der Unfreiheit.


Sagen wir es mal so: Der 12. Artikel dieses Forderungskatalogs der die Bibel zur Maßgabe macht, konterkarriert einen Großteil der vorangegangenen Forderungen.
Und wenn nun Luther sich in diese Richtung äußerte, war das vor dem Hintergrund dieses 12. Artikels keine ungebührliche Einmischung zu Gunsten der Fürsten, sondern dieser 12. Artikel forderte die Geistlichkeit geradezu zum Schiedsspruch hinsichtlich dieser Forderungen auf. Und zwar eben nicht auf Grundlage ihres persönlichen Gewissens oder auf Grundlage irgendwelcher Naturrechtsvorstellungen, die dann in der französischen Revolution eine Rolle spielen, sondern auf Grundlage dessen, was die Bibel so hergab.

Die Hohenzollern taten das, weil sich die Verbreitung der Ideen der Französischen Revolution trotz Zensur nicht mehr unterdrücken ließ.
Die Hohenzollern taten das, weil sie vor allem die spührbar hochkommende Sozialdemokratie füchteten.
Was die wiederrum mit der Ideenwelt der französischen Bourgeoisie im ausgehenden 18. Jahrhundert zu tun haben soll weiß ich nicht. der theoretische Marxismus ging an Radikalismus, was seine Postulate angeht über alles, was in der französischen Revolution so verhandelt wurde weit hinaus und erteilte den Zielvorstellungen der bürgerlichen Revolutionäre von 1789 mitunter klare Absagen.

Was Bismarck und die Hohenzollern fürchteten, waren nicht irgendwelche Ideen der französischen Revolution, sondern Ideen vor denen ein Großteil der französischen Revolutionäre Angst gehabt hätte, hätte man sie damit konfrontiert (die Jakobiner vielleicht nicht, aber alle anderen durchaus).


Allerdings ändert das nichts an dem Umstand, dass diese Befürchtungen dazu führten, dass sich die Monarchie in Preußen/Deutschland in einer Weise verhielt, die für die Bevölkerung akzeptabel war.
Hätten sich die deutschen Monarchen derartig abgeschottet, wie die Französischen ab Louis XIV., hätten sie im Stil der französischen Könige im Besonderen durch das Modell der Steuerpacht Privatpersonen ermöglicht mit der Eintreibung der Steuern ziemlich willkürlich zu verfahren und die Bevölkerung deutlich über das Maß dessen, was der Staatskasse zukam zu schröpfen, zu Gunsten eben der Steuerpächter, die sich daran dull und dämlich verdienen konnten und hätten die Hohenzollern duch Kolonialkriege mit den Briten in Indien und Amerika das Land de facto in den Staatsbankrott gewirtschaftet und in eine Situation, in der die Versorgung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung auf der Kippe stand, die Staatseinnahmen und damit Besteuerung und Zölle zu erhöhen, dann wäre die Monarchie auch in Preußen/Deutschland sehr viel schneller verschwunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er holte daher die Zustimmung des Papstes zum Dynastiewechsel ein und ließ sich im Jahre 751 in Soissons in einer sakralen Krönungszeremonie nach dem Vorbild der biblischen Herrscher Israels zum König salben. Seit dieser Salbung, einer Neuerung im Akt der Königserhebung, enthalten die fränkischen Königsurkunden die Formel Dei gratia.
Nichts anderes habe ich gesagt: Sobald heidnischen Franken Christen geworden sind, wurde ihr Königtum mit dem Willen bzw. der Gnade Gottes begründet. In Sprüche 8,15 steht: "Durch mich regieren die Könige und entscheiden die Machthaber, wie es Recht ist."
Paulus sagte auch, es gebe keine staatliche Gewalt außer von Gott.


Wenn du es doch weißt, warum stellst du dann die alten Römer als diejenigen heraus, die die Monarchen verjagt hatten?
Weil es wahr ist: Die römische Republik bestand für ca. 450 Jahren. Dass der Senat sich dann selbst entmachtete, weil er von der Erhabenheit Oktavians so begeistert war, steht auf einem anderen Blatt.

Um einfach nur zwei Beispiele zu nennen.
Beides waren Glaubenskriege – was übrigens von dir in anderen Zusammenhängen regelmäßig negiert wird –, die nur belegen, wie wirkmächtig Religionen damals waren und es bis heute sind (naher und mittlerer Osten belegen das).

1. Wie sind dann die diversen Gegenkönige vor allem des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit zu erklären?
Ein Gegenkönig mussten sich nur lange genug auf dem Thron halten, dann hatte ihn auch die Kirche anerkannt und als von Gott eingesetzt betrachtet. Das war bei den Gegenpäpsten ähnlich: Er musste sich nur lange genug halten, dann wurde er nicht mehr Gegenpapst, sondern: Papst.

Aber an der Fiktion des Gottesgnadentums hielt im 20. Jahrhundert niemand mehr fest.
Der König von England und Königin von Dänemark berufen sich bei ihren Ansprüchen auf Thron auf Gnade Gottes bis heute. Königin Elisabeth II. von England wurde z.B. noch gesalbt – Zitat:

Mit „heiligem Öl“ zeichnete ihr der Erzbischof von Canterbury, Geoffrey Fisher, ein Kreuz auf Hände, Brust und Stirn – ein zutiefst sakramentaler Vorgang, der sonst nur bei der Weihe von Priesterinnen und Priestern oder Bischöfinnen und Bischöfen üblich ist.

Daran hätte sich Rom aber stören müssen, wenn es wie du behauptest darauf fixiert gewesen wäre überall Monarchien aufzurichten.
Die Dankbarkeit für die Erretung des Papstes überwog eben.

Außerdem: Die ersten Schweizer Söldner, engagiert als Leibgarde des Papstes, waren sogar Protestanten. Da hat man sich vielleicht an dem Staufenkaiser Friedrich II. orientiert, der moslemische Araber als Leibgarde unterhielt, weil sie für Einflüsterung der Kirche, die ihn Antichrist nannte und ihm nach dem Leben trachtete, unempfindlich gewesen waren. Auch für einen Papst waren und sind die Intrigen der Kurie gefährlicher als irgendetwas außerhalb. Erst später mussten Schweizer Gardisten - und müssen sie bis heute - gläubige Katholiken sein.

Ich sehe darin herzlich wenig was in der französischen Revolution adaptiert worden wäre und ich sehe darin so ziemlich nichts, was in irgendeiner Form mit Demokratie auf der Ebene der weltlichen Herrschaft zu tun hat.
Wenn du nicht sehen willst, was offensichtlich ist, da kann ich auch nichts machen. Aber Tatsache ist, dass die Französische Revolution das Königtum und die Privilegien des Adels abgeschafft hat – siehe Erklärung der Menschenrechte - was u.a. 250 Jahre zuvor auch in den Zwölf Artikeln der Bauernschaft gefordert worden ist.

Und wenn nun Luther sich in diese Richtung äußerte, ...
Was soll das? Wir wissen beide, dass Luther aus der Angst heraus, die Fürsten, deren Unterstützung er bedurfte, würden ihn fallen lassen, wenn er die Partei der Bauern ergriffe, so handelte.

Die Hohenzollern taten das, weil sie vor allem die spührbar hochkommende Sozialdemokratie füchteten.
Was die wiederrum mit der Ideenwelt der französischen Bourgeoisie im ausgehenden 18. Jahrhundert zu tun haben soll weiß ich nicht. der theoretische Marxismus ging an Radikalismus, was seine Postulate angeht über alles, was in der französischen Revolution so verhandelt wurde weit hinaus und erteilte den Zielvorstellungen der bürgerlichen Revolutionäre von 1789 mitunter klare Absagen.
Die Sozialdemokraten waren keine Kommunisten (Gegründet 1847 in London), die in der Tat in einer veränderten Umgebung (Manchesterkapitalismus) über die Forderungen der französischen Revolutionäre hinausgingen. Lassalle und Bebel waren keine Kommunisten, die einen gewaltsamen Umsturz befürworteten, sie beide waren für eine friedliche Umwandlung der Gesellschaft mittels Parlament, also mittels der Demokratie.
 
Nichts anderes habe ich gesagt: Sobald heidnischen Franken Christen geworden sind, wurde ihr Königtum mit dem Willen bzw. der Gnade Gottes begründet.
Da gibt es jetzt drei Möglichkeiten:
1. Du hast den von dir verlinkten Artikel bzw. den daraus von mir zitierten Absatz nicht gelesen
2. Du hast den von dir verlinkten Artikel bzw. den daraus von mir zitierten Absatz nicht verstanden
3. Du hast eine sehr offene Auslegung des Wörtchens sobald, die locker mal 300 Jahre überspringt​

Marc Bloch schrieb kurz vor seiner Ermordung 1942 „...zum großen Leidwesen der Historiker pflegen die Menschen nicht immer ihren Wortschatz zu ändern, wenn sie ihre Gewohnheiten ändern“, wenn also Pippin im 8. Jhdt. seine im Grund illegitime Königsherrschaft mit der gratia Dei rechtfertigt, dann ist das etwas anderes, als das, was wir gemeinhin mit dem absolutistischen Begriff des Gottesgnadentums verbinden und wenn die gratia Dei formelhaft bei Krönungen/Thronbesteigungen im 20. Jhdt. noch vorkommt, dann ist das eine sinnentleerte Formel die ungefähr genauso viel Wert hat, wie der Titel, den Philipp von Spanien führt.

Rey de Hungría, Dalmacia y Croacia[cita requerida] Rey de Jerusalén Duque de Limburgo, Lotaringia, Luxemburgo, Güeldres, Estiria, Carniola, Carintia y Wurtemberg Landgrave de Alsacia Príncipe de Suabia Conde palatino de Borgoña Conde de Artois, Hainaut, Namur, Gorizia, Ferrete y Kyburgo Marqués de Oristán y conde de Gocéano Margrave del Sacro Imperio Romano y Burgau Señor de Salins, Malinas, la Marca Eslovena, Pordenone y Trípoli​

Dies sind offizielle Titel des Königs von Spanien. Nimmt der die Ernst? Nein. Wenn Spanien diese Titel ernst nehmen würde, hätte es diplomatische Krisen mit Frankreich, Belgien, Österreich, Ungarn, Kroaten, Deutschland, Israel bzw. Palästina....
 
Weil es wahr ist: Die römische Republik bestand für ca. 450 Jahren. Dass der Senat sich dann selbst entmachtete, weil er von der Erhabenheit Oktavians so begeistert war, steht auf einem anderen Blatt.
Natürlich, weil er von der Erhabenheit Oktavians so begeistert war................................. dessen militärische und wirtschaftliche Möglichkeiten und die vorrangegangenen Auseinandersetzungen spielten dabei natürlich keine Rolle..................

Wie lange die Republik bestand hat (mal davon ab, dass man durchaus phasenweise diskutieren könnte in wie weit die pro-forma-Verhältnisse der gegebenen Ralität auch entsprachen) erstal keine weitere Relevanz.

Der Umstand, dass Rom zur Monachie zurückkehrte widerspricht einmal der Annahme, dass alles auf irgendwie demokratische Zustände (btw. demokratisch war auch die römische Republik nie) oder republikanische Verhältnisse zugelaufen wäre, wäre das Christentum und die Kirchen nicht gewesen.

Beides waren Glaubenskriege – was übrigens von dir in anderen Zusammenhängen regelmäßig negiert wird –, die nur belegen, wie wirkmächtig Religionen damals waren und es bis heute sind (naher und mittlerer Osten belegen das).
1. Die faktische Absetzung der Stuart-Dynastie in England hatte mit Krieg eigentlich nur Rande etwas zu tun, dass ging mindestens in England ohne allzu ausgedehnte Auseinandersetzung ab, weil Jakob II. überhaupt nicht in der Lage war genügend Unterstützung für tatsächlich ausgedehnte militärische Konfrontation sammeln konnte (respektive seine Truppen stellten sich ziemlich schnell als Illoyal heraus und liefen zum Teil einfach über), so dass er nach Frankreich fliehen musste und Willem III. v. Oranien im Prinzip ohne viel Widerstand nach London durchmarschiern konnte.
Damit waren die Stuarts allerdings als Dynastie noch nicht ganz aus dem Rennen, weil Willem III. mit Maria II. einer Tochter Jakob II. verheiratet war und da, da das Paar kinderlos blieb die Krone danach auf Marias Schwester Anne überging.

Da aber auch Anne keine überlebenden Nachkommen hatte, die das Erwachsenenalter erreichten und damit Gefahr bestand, dass die Krone nach ihrem Tod wieder dem enttrhronten katholischen Jakob II. oder dessen Nachkommen zufallen würde, beschloss das englische Parlament 1701 den sogenannten "Act of Settlement".

In diesem wurde geregelt, dass künftig Katholiken oder mit Katholiken verheiratetete Nachkommen der englischen Monarchen von der Thronfolge ausgeschlossen waren.

Das hatte die faktische Absetzung der Stuart-Dynastie zur Folge, da Anne, die letzte nichtkatholische Angehörige der Dynastie war.
Damit ging die englische Krone nach dem Tod Annes an die Welfen über, ohne dass es in England zu weiterem Blutvergießen deswegen gekommen wäre (von Seiten der Stuarts wurde versucht in Schottland wieder Fuß zu fassen, dass wurde allerdings militärisch ziemlich schnell unterbunden).
Ein anderer Aspekt des "Act of Settlement" ist, dass er auch Teil des Aushandlungsprozesses der Machtverhältnisse zwischen Parlament und Krone war, da ein Hineinregieren des Parlaments in die königliche Erbfolge durchaus eine neue Qualität hatte.

Insofern mit einem wirklich ausgewachsenen Krieg war das jetzt nicht unbedingt verbunden und da die Angelegenheit auch die Auseinandersetzung zwischen Parlament und Krone um die Macht betraf, war Religion hier auch durchaus nicht die alleinige Triebfeder.


Zum 30-Jährigen Krieg hatte ich an anderer Stelle bereits einiges geschrieben.
Auch das lässt sich nicht auf Religion reduzieren, weil mit der Auseinandersetzung in Böhmen, die im Majestätsbrief Rudolf II. von 1609 garantierten und von Ferdinand II. bei seiner Königswahl beschworenen Rechte der Landstände berührt waren, weil die Reichsverfassung und die Machtverteilung im Kurfürstenkolleg berührt waren und damit auch das Habsburgische Kaisertum als angefochten betrachtet werden konnte.

Für die erste Phase des 30-Jährigen Krieges und im Besonderen das Verhalten der Böhmischen Stände spielte Religion ohne zweifel eine gewisse Rolle. Für die darauffolgenden Phasen und die meisten anderen Akteure, die beteiligt waren, sah das aber anders aus.

Die interessierten sich mehr für ein drohendes Übergewichts Habsburgs im Reich, die Reichsverfassung oder eigene Gewinne, als dafür welche Konfession in Böhmen nun durchgedrückt wurde.

Ferdinand II. ließ in Böhmen und in der Pfalz rakatholisieren, verzichtete allerdings zunächst darauf, das auch in Schlesien zu tun, dessen Stände bei der Rebellion nicht mitgemacht hatten und er tat von sich aus auch zunächst mal nichts, was darauf hinausgelaufen wäre den Religionsfrieden mit den Lutheranern zu brechen.

Das katholische Frankreich begann die Aufgebote der protestantischen Dänen und Schweden zu finanzieren, die ließen sich wiederrum vom katholischen Frankreich kaufen um gegen eine Machtausweitung Habsburgs vorzugehen (was auch in ihrem eigenen Interesse war) und scheuten sich z.T. nicht auch protestantsichen Ständen Gewalt anzudrohen, wenn diese sie nicht unterstützten.
Gustav Adolf v. Schweden etwa zwang den Brandenburger Markgrafen durch in Norddeutschland aufmarschierte Truppen in ein Bündnis mit Schweden unter Andohung, sonst auch dessen Lande zu verwüsten.
Das katholische Frankreich paktierte munter mit protestantischen Reichsständen, das lutherische Sachsen ließ sich von Ferdinand II. mit der Verpfändung der beiden Lausitzen für die habsburgisch-katholische Sache kaufen. etc. etc.

Die Handlungslogik dieser Akteure war nicht die von religiösen Fanatikern, die allein oder vorwiegend aus Glaubensgründen Krieg führten, dafür schlossen sie definitiv zu viele unheilige Allianzen.

Ein Gegenkönig mussten sich nur lange genug auf dem Thron halten, dann hatte ihn auch die Kirche anerkannt und als von Gott eingesetzt betrachtet. Das war bei den Gegenpäpsten ähnlich: Er musste sich nur lange genug halten, dann wurde er nicht mehr Gegenpapst, sondern: Papst.
Ein Philipp v. Schwaben (Staufer) aggierte gegen den vom Papst unterstützten Otto IV. v. Poitou militärisch durchaus erfolgreich und konnte sich in weiten Teilen des Reichs de facto durchsetzen.
Deswegen dachte aber Rom nicht im Traum daran den als römisch-deutschen König anzuerkennen.

Und das große abendlänische Schisma von 1378-1417, endete damit, dass alle drei Akteure, die behaupteten rechtmäßiger Papst zu sein abdanken mussten bzw. für abgesetzt erklärt wurden.
Mit einfach nur eine Zeit lang durchhalten war es durchaus nicht getan, wenn man anerkannt werden wollte.

Der König von England und Königin von Dänemark berufen sich bei ihren Ansprüchen auf Thron auf Gnade Gottes bis heute. Königin Elisabeth II. von England wurde z.B. noch gesalbt – Zitat:
Die Formel spielt eigentlich keine Rolle.
Dänemark ist eine konstitutionelle Monarchie und damit ist der dänische Monarch de jure wie de facto Monarch von Gnaden der Verfassung, die seine Rechte und Pflichten regelt.
Somit unterliegen die Befugisse die dem Monarchen eingeräumt werden und deren Defintion dem gewählten Parlament und nicht etwa Gott.
Und damit existiert in Dänemark Formel hin, Formel her auch kein Gottesgnadentum der Monarchie mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Dankbarkeit für die Erretung des Papstes überwog eben.
Das mag in deiner Phantasiewelt so sein.
De facto betreibt aber kein Akteur seine Sicherheitspolitik aus Beweggründen und auf Grundlage bloßer Dankbarkeit.

Dass man heute im Vatikan die Sache mit der Schweizer Garde mehr aus Traditionsgründen als aus praktischen Erwägungen heraus so laufen lässt mag richtig sein.
Damals spielte allerdings auch vor allem der militärischer Ruf der Schweizer und ihrer Infanterietaktik eine erhbeliche Rolle dabei diese Leute zu enngagieren und nicht irgendwen anders.
In Spätmittelalter und FNZ ging es nicht um Tradition oder Dankbarkeit, sondern um militärische Expertise.

Wenn du nicht sehen willst, was offensichtlich ist, da kann ich auch nichts machen.
Dann erleuchte mich doch.

Aber Tatsache ist, dass die Französische Revolution das Königtum und die Privilegien des Adels abgeschafft hat – siehe Erklärung der Menschenrechte - was u.a. 250 Jahre zuvor auch in den Zwölf Artikeln der Bauernschaft gefordert worden ist.
Ich weiß ja nicht, wo du die Abschaffung der Adelsprivilegien als Forderung aus den 12 Artikeln herausgelesen haben willst, dass steht da so nicht drinn.
Da steht als einzige in diese Richtung laufende Forderung die Abschaffung der Leibeigenschaft drinn (die übrigens zum Teil bereits vor der französischen Revolution angegangen wurde).
Ansonsten sind da einige Beschwerden über zu leistende Frohndienste, Abgaben etc. vorhanden, die sich aber nur gegen das Ausmaß dieser Privilegien richten (ausufernde Scharrwerkspflicht/Abgaben) und deren Reduktion fordern, aber nicht ihre Abschaffung.
Im Gegenteil erkennen die Artikel diese Privilegien grundsätzlich als berechtigt an.

Wo in den 12 Artikeln irgendwas von Menschenrechten stehen soll, weißt du allein. Diese Artikel proklamieren keine Naturrechte im Sinne der Menschenrechte, sondern berufen sich auf positives, tradiertes in der Bibel überliefertes Recht, bzw. was sie dafür halten.

Mit anderen Worten, die Bauern, die sich hinter diese Forderungen stellten versuchten auf Basis von Religion Politik zu machen und erlärtn sich damit für eine Art theokratischer Ordnung, was den revolutionären von 1789 wirklich sehr fern gelegen hätte.

Was soll das? Wir wissen beide, dass Luther aus der Angst heraus, die Fürsten, deren Unterstützung er bedurfte, würden ihn fallen lassen, wenn er die Partei der Bauern ergriffe, so handelte.
Was heißt hier wir?
Wenn dir der 12. Artikel, der einen Schiedsspruch der Bibelgelehrten geradezu herausforderte, nicht gefällt, beschwere dich bei den Autoren, aber lass bitte mich aus dem Spiel.


Die Sozialdemokraten waren keine Kommunisten (Gegründet 1847 in London), die in der Tat in einer veränderten Umgebung (Manchesterkapitalismus) über die Forderungen der französischen Revolutionäre hinausgingen. Lassalle und Bebel waren keine Kommunisten, die einen gewaltsamen Umsturz befürworteten, sie beide waren für eine friedliche Umwandlung der Gesellschaft mittels Parlament, also mittels der Demokratie.
Die Sozialdemokraten stellten sich nach Lasalles Tod zunehmend auf die Basis der marxschen Theorie.

Bebel beurteilte die Pariser Kommune und ihren Aufstand gegen die bürgerliche Regierung Thiers durchaus positiv, falls dir das nicht bekannt sein sollte, was sich durchaus als Bekenntnis zur sozialen Revolution auffassen ließ und das waren Vorstellungen, die in der Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert durchaus sehr verbreitet waren.

Den Wandel zu einer auf Reform festgelegten Partei, die sich vom sozialrevolutionären Kurs endgültig abwandte vollzog sich in der SPD erst unter dem Einfluss Eduard Bernsteins und dessen theoretischer Kritik am Marxismus (siehe "Revisionsmusdebatte") und in Reaktion auf die Sozielreformen, die seit den letzten Jahren von Bismarcks Regierungszeit ins Werk gesetzt wurden.
Das ist aber eine Entwicklung, die erst nach der Jahrhundertwende einsetzt und sich im Prinzip bis in den 1. Weltkrieg hineinzieht und die erst mit der Abspaltung von USDP und Spartakus von der alten SPD an ein Ende kommt, möglicherweise auch erst mit der Spaltung der USPD in den 1920er Jahren und der endgültigen schroffen Abgrenzung von Kommunisten (KPD) und Sozialdemokraten (SPD) untereinander ohne dass da noch ein "Marxistisches Zentrum" (ich rege an sich hier mal mit der Person Karl Kautsky zu beschäftigen), als Bindeglied dazwischen existierte, wie es in der alten SPD bis zum 1. Weltkrieg gewesen war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Witzigerweise werden im radikalprotestantischen Schottland bis heute die katholischen Stuarts - ohne, dass das gegen das aktuelle britische Königshaus ginge - sehr verehrt. Die Stuarts sind eine Nebenlinie der Nachfahren von Robert the Brus bzw. Bruce, die nach dem Aussterben der Hauptlinie zunächst als Stewart (hängt mit Steward zusammen) und dann frankophonisiert Stuart (Mary Stuart heiratete mit Lord Darnley einen Stewart, einen entfernten Cousin). Die jakobitischen Aufstände (James = Jakob) begannen zwar in Schottland und waren eigentlich katholische Aufstände, sollten aber nach England getragen werden, bloß, dass die englischen Jakobiten, ja im Prinzip schon die Jakobiten in Edinburgh sich den Aufständen der Highlander meist nicht offen anschlossen. In Schottland, wo man stolz auf die Stuarts ist (wohin auch immer man kommt, sieht man einen Ort, wo entweder Mary Queen of Scots oder ihr Nachfahre Bonnie Prince Charly (Charles Edward Stuart) übernachtet haben soll) erinnert man die Stuart-Geschichte leicht verfälscht als schottische Geschichte, die Jakobitischen Aufstände werden gerne als schottische Unabhängigkeitskämpfe gesehen, wohlwissend, dass das eigentlich nicht stimmt und dass sie ein anderes Ziel verfolgten.
 
Ein Gegenkönig mussten sich nur lange genug auf dem Thron halten, dann hatte ihn auch die Kirche anerkannt und als von Gott eingesetzt betrachtet. Das war bei den Gegenpäpsten ähnlich: Er musste sich nur lange genug halten, dann wurde er nicht mehr Gegenpapst, sondern: Papst.
Die Realität sah vielmehr meist so aus, dass sich Gegenpäpste auch nach dem Tod des "rechtmäßigen" Papstes gerade nicht durchsetzen konnten, sondern von der Partei des "rechtmäßigen" Papstes ein neuer "rechtmäßiger" Papst gewählt wurde, während der Gegenpapst Gegenpapst blieb - und bis heute auch in der Kirche als solcher gesehen und abgelehnt wird. (Bezeichnend ist, dass zwar haufenweise Päpste heiliggesprochen wurden, aber nur ein Gegenpapst.)
Nehmen wir z. B. einen der bekanntesten Fälle von Papst und Gegenpapst, Gregor VII. und Clemens (III.) Als Gregor VII. starb, wurde mitnichten Clemens (obwohl dessen Partei zeitweise die Oberhand hatte) allgemein anerkannt. In seinem langen Pontifikat hatte es Clemens nach Gregors Tod nacheinander noch mit drei "rechtmäßigen" Päpsten zu tun.
Das "Große abendländische Schisma" hat Shinigami schon erwähnt. Da gab es jahrzehntelang rivalisierende Päpste in Rom und Avignon, für die jeweils Nachfolger gewählt wurden.
 
In Sprüche 8,15 steht: "Durch mich regieren die Könige und entscheiden die Machthaber, wie es Recht ist."
Paulus sagte auch, es gebe keine staatliche Gewalt außer von Gott.
Diese Stellen besagen aber nicht, dass es ein Königtum geben muss.

Im Gegenteil ist die Bibel eher monarchiekritisch eingestellt:
Der erste Versuch, in Israel eine Monarchie zu installieren, nämlich durch Abimelech, wird negativ dargestellt (Richter 8-9). In den Bibeltext ist sogar eine monarchiekritische Fabel eingebettet.
Beim nächsten Versuch, einen König einzusetzen, warnt Samuel die Israeliten nachdrücklich davor, indem er die Monarchie in den schwärzesten Farben als despotische Willkürherrschaft zeichnet (1 Samuel 8). Zuvor äußert sich Gott Samuel gegenüber unzufrieden, dass die Israeliten lieber einem König als direkt Gott dienen wollen. Auch Samuel selbst macht den Israeliten deswegen einen Vorwurf (1 Samuel 10).
Ein Gegenkönig mussten sich nur lange genug auf dem Thron halten, dann hatte ihn auch die Kirche anerkannt und als von Gott eingesetzt betrachtet. Das war bei den Gegenpäpsten ähnlich: Er musste sich nur lange genug halten, dann wurde er nicht mehr Gegenpapst, sondern: Papst.
Welche Gegenkönige meinst Du eigentlich? Die meisten Gegenkönige im Deutschen Reich wurden vom Papst (nicht von der Kirche in ihrer Gesamtheit - sie war dann meist in einen kaisertreuen und einen papsttreuen Klerus gespalten) unterstützt und konnten sich trotzdem nicht allgemein durchsetzen. (So viel auch zur von Dir gerne postulierten angeblichen Allmacht der Kirche.)
 
… wenn also Pippin im 8. Jhdt. seine im Grund illegitime Königsherrschaft mit der gratia Dei rechtfertigt, dann ist das etwas anderes, als das, was wir gemeinhin mit dem absolutistischen Begriff des Gottesgnadentums verbinden …
Ah ja? Pippin hat sich seine Anerkennung doch von der Kirche "erkauft", indem er sich taufen ließ. Aber schon vorher waren Merowinger christliche (katholische) Könige der Franken, angefangen mit Chlodwig I., d.h. auch sie waren Könige von Gnade Gottes.

… wenn die gratia Dei formelhaft bei Krönungen/Thronbesteigungen im 20. Jhdt. noch vorkommt, dann ist das eine sinnentleerte Formel …
Sicher, aber der österreichische Kaiser Franz Josef I. z.B. war tatsächlich auch Apostolischer König von Ungarn und König von Böhmen. Der konnte schalten und walten fast wie er wollte. Es gab in der k.u.k. Monarchie zwar so etwas wie ein Parlament, aber die Regierung wurde vom Kaiser ernannt und war nur ihm gegenüber verantwortlich, und nicht gegenüber dem Parlament. Und das war auch im 20. Jahrhundert.

Wo in den 12 Artikeln irgendwas von Menschenrechten stehen soll, weißt du allein.
Im Artikel 3 steht – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Ist der Brauch bisher gewesen, dass man uns für Eigenleute (Leibeigene) gehalten hat, welches zu Erbarmen ist, angesehen, dass uns Christus alle mit seinen kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum erfindet sich mit der Schrift, dass wir frei sind und sein wollen.

Das ist vergleichbar mit dem Artikel 1 der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte:

„Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten.“

oder auch mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 – Zitat:

„Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören;“

Bebel beurteilte die Pariser Kommune und ihren Aufstand gegen die bürgerliche Regierung Thiers durchaus positiv, …
Ja, aber dann änderte er seine Meinung und wurde Parlamentarier mit Leib und Seele – Zitat:

Nicht zuletzt seine zunehmend positivere Haltung gegenüber dem Parlamentarismus führte dazu, dass Rosa Luxemburg Bebel immer kritischer gegenüberstand.
„Die Situation ist einfach die: August und erst recht alle die anderen haben sich für den Parlamentarismus und im Parlamentarismus gänzlich aufgegeben.“
– Rosa Luxemburg: Zitiert nach Francis L. Carsten: August Bebel und die Organisation der Massen, S. 207


Er war seit 1868 bis zu seinem Tod 1913 Mitglied des Reichstages.

Die Realität sah vielmehr meist so aus, dass sich Gegenpäpste auch nach dem Tod des "rechtmäßigen" Papstes gerade nicht durchsetzen konnten, …
Meist, ja, aber eben nicht immer – Zitat:

Durch Begriffsunschärfe, Parteilichkeit, unklaren Wahl- und Ernennungsmodus sowie lückenhafte Überlieferung schwankt die Anzahl der historisch wahrgenommenen Gegenpäpste; die Angaben liegen zwischen 25 und 40. Bei einigen Päpsten ist schwierig festzustellen, ob sie rechtmäßig oder unrechtmäßig im Amt waren. Gegenpäpste, die wie etwa Sergius III. später zum legitimen Papst wurden, werden nicht immer als Gegenpapst gezählt. Manche Gegenpäpste wie etwa Benedikt X. oder Johannes XVI. wurden zeitweise als legitim anerkannt und gingen so in die Zählung der jeweiligen Papstnamen ein.

Diese Stellen besagen aber nicht, dass es ein Königtum geben muss.
Das wird heute so gesehen. Aber damals gab es halt nur Fürsten, Könige und Kaiser. Und da wurde gesagt, sie sind vom Gott eingesetzt, weil – siehe oben.

Das diente der Disziplinierung der Menschen, denn gegen Gott kann man nicht aufbegehren. Es sei denn, man liest die Bibel selbst und fragt frech die Obrigkeit, ob Gott nicht alle Menschen gleich geschaffen hatte. Und die Übersetzung der Bibel in die Landessprache durch Luther ermöglichte genau dies. Plötzlich hat der Klerus kein Auslegungsmonopol mehr gehabt – die oben erwähnten 12 Artikel der Bauernschaft sind auch Ausdruck dieser veränderten Verhältnisse.
 
Ah ja? Pippin hat sich seine Anerkennung doch von der Kirche "erkauft", indem er sich taufen ließ. Aber schon vorher waren Merowinger christliche (katholische) Könige der Franken, angefangen mit Chlodwig I., d.h. auch sie waren Könige von Gnade Gottes.
Die Pippiniden/Karolinger waren doch seit Langem Christen. Mit Arnulf von Metz und Begga hatten sie sogar Heilige in der Familie.

Übrigens wurde Pippin nicht "von Gottes Gnaden" König der Franken und auch nicht durch die Kirche, sondern durch eine Reichsversammlung. Die päpstliche Zustimmung war für seine Übernahme der Königsherrschaft zwar förderlich, aber nicht konstitutiv.
Das wird heute so gesehen. Aber damals gab es halt nur Fürsten, Könige und Kaiser. Und da wurde gesagt, sie sind vom Gott eingesetzt, weil – siehe oben.
Du hast selbst Paulus zitiert. Er und seine Leser sollen nicht gewusst haben, dass im Laufe der Geschichte bereits zahlreiche Staaten oligarchisch oder demokratisch verfasst gewesen waren? Ihm soll nicht bekannt gewesen sein, dass Israel lange Zeit keinen König gehabt hatte?
 
Ah ja? Pippin hat sich seine Anerkennung doch von der Kirche "erkauft", indem er sich taufen ließ. Aber schon vorher waren Merowinger christliche (katholische) Könige der Franken, angefangen mit Chlodwig I., d.h. auch sie waren Könige von Gnade Gottes.
Du hast wirklich keine Ahnung und davon viel! Ich habe dich mehrfach darauf hingewiesen, dass du dich um Jahrhunderte vertan hast und anstatt den Fehler einzusehen oder mal wenigstens zu überprüfen, reitest du dieses tote Pferd immer weiter. Was soll das?!?
 
Sicher, aber der österreichische Kaiser Franz Josef I. z.B. war tatsächlich auch Apostolischer König von Ungarn und König von Böhmen. Der konnte schalten und walten fast wie er wollte. Es gab in der k.u.k. Monarchie zwar so etwas wie ein Parlament, aber die Regierung wurde vom Kaiser ernannt und war nur ihm gegenüber verantwortlich, und nicht gegenüber dem Parlament. Und das war auch im 20. Jahrhundert.

Das war er seinem Titel nach.
Tatsächlich wehrte er sich mit Händen und Füßen dagegen, sich zum König von Böhmen krönen zu lassen (und tat das auch nie), weil er dann nämlich auf die überkommenen Rechte der böhmischen Krone hätte festgenagelt werden können, was dem tschechischen Adel sehr recht gewesen wäre.
Zu König von Ungarn ließ er sich nach dem Ausgleich von 1867 krönen. Vor allem deswegen, weil er das nicht mehr vermeiden konnte.
Faktisch zog der Ausgleich mit Ungarn einen Schlusstrich unter das, was Franz-Josef eigentlich gewollt hatte, nämlich das Kaisertum Österreich zentralistsich zu regieren.

Der konnte durchaus nicht schalten und walten, wie er wollte.

Die Regierung wurde vom Kaiser (die Ungarisch nach 1867 vom König) ernannt, dass ist richtig. Aber natürlich gab es ein parlamentarisches Budgetrecht, an dem auch der Kaiser nicht vorbeiregieren lassen konnte.
Es lief im System Österreich-Ungarns nichts, das fundamental gegen den Willen des Monarchen gegangen wäre. Deswegen passierte aber noch lange nicht alles, was dieser wollte.

Im Übrigen war das in den anderen europäischen Staaten ausgenommen Frankreich nicht viel anders. In Deutschland war das System vergleichbar, Regierungen wurden vom Kaiser ernannt und am Kaiser oder der preußischen Sperrminorität vorbei geht nichts.
In Russland ist das Parlament noch schwächer, da konnte die Regierung in verordeneten Sitzungspausen der Duma ohne parlamentarische Zustimmung regieren und musste diese erst nachträglich einholen, man konnte also das Parlament vor vollendete Tatsachen stellen und es mehr oder weniger mit der Drohung einer Auflösung der Staatsduma zur nachträglichen Sanktionierung der Regierungspolitik zwingen.

Selbst in Großbritannien gibt es bis zur Parlamentsreform von 1911 noch das Veto-Recht des britischen Oberhauses ("house of Lords/house of peers"), dessen Mitglieder vom britischen Monarchen ernannt wurden.
D.h. wenn irgendjemand etwas tat, was dem Monarchen überhaupt nicht in den Kram passte, konnte dieser damit drohen einfach so viele neue Mitglieder des house of Lords zu ernennen, bis die Zusammensetzung so aussehen würde, dass das niedergestimmt wird.
Bemerkenswert ist, dass Georg V. genau diese Drohung am Ende nutzte um die Reform von 1911 gegen die Lords durchhzusetzen und ihnen ihr Veto-Recht abzunehmen (bzw. es wurde in ein aufschiebendes Veto umgewandelt, dass es den Lords erlaubte ein neues Gesetz 2 Jahre lang zu suspendieren).

Insofern, so unmodern war das gemessen an der Zeit nicht, was es in Österreich-Ungarn gab und davon, dass es des Kaisers Wunschkonzert gewesen wäre, war es weit entfernt.

Im Artikel 3 steht – Zitat (Fettschreibung durch mich)
Ich weiß was da steht.
Hast du aber die Konsequenz dessen überdacht?

Wenn Artikel 3 Postuliert, dass Jesus Christus für die Menschen die Erlösung/Freiheit durch sein Opfer erworben habe, postuliert dies, dass der Mensch zunächst einmal unfrei gewesen sein muss.

Das ist das genaue Gegenteil von der Annahme, dass der Mensch von Natur aus frei sei.

Außerdem darf ich an Artikel 12 erinnern.

Die Bauern beanspruchten die Gültigkeit iher 12 Artikel ausgenommen man könne sie ihnen aus der Überlieferung der Bibel heraus wiederlegen.

Das war natürlich ein Beruf auf und eine Orientierung an Luther, der den Widerruf seiner Thesen in Worms an die Bedingung geknüpft hatte, dass man ihn aus der Heiligen Schrift heraus wiederlegte.


Nun:

Das Postulat der Französischen Revolution lautete: Jeder Mensch habe von Natur aus unveräußerliche grundsätzliche Rechte, die nicht bestritten werden können.

Das Postulat der aufständischen Bauern lautete: Jeder Mensch habe ein Recht auf die Freiheit von der Leibeigenschaft, weil Jesus Christus sie erlöst habe, es sei denn man würde finden, dass die Bibel dem widerspräche und man könnte das belegen, dann würde man dieses Postulat zurückziehen.

Unnötig zu erwähnen, dass die Bauern damit faktisch (wenn möglicherweise auch unwisssend) ihre eigene Forderung für nichtig erklärten, weil sich nunmal eine Befreiung der Menschen aus ihren irdischenn Bedrückungen und Verhältnissen aus der Bibel so überhaupt nicht herleiten lässt.
Befreiung von ihren Sünden und Errettung ihrer Seelen für das Leben nach dem Tod ja. Aber von Befreiung aller Menschen im Diesseits steht in der Bibel nichts.


Er war seit 1868 bis zu seinem Tod 1913 Mitglied des Reichstages.
Vor 1871 war er Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes, nicht des Reichstags, wie wir ihn aus dem späteren Reich kennen, aber geschenkt.
Wenn du doch weißt, dass Bebel bereits 1868 im Parlament saß, warum, behauptest du dann oben:

Ja, aber dann änderte er seine Meinung und wurde Parlamentarier mit Leib und Seele

Das klingt so, als wären seine Einlassungen zur Pariser Kommune eine Art Jugendsünde gewesen, die ein geläuterter Bebel dann hinter sich gelassen hätte und danach als Reformer in die Politik gegangen wäre.

Die Pariser Kommune war 1870/1871.
Und wenn er sich über diese und ihren Revolutionsversuch positiv ausließ, dann tat er das als Abgeordneter und einer der Chefs der sich heraussbildenden Arbeiterparteien, die sich später zur SPD zusammenschlossen.

Bebel ist auch jemand, der noch in den 1880er Jahren Fundamentalopposition gegen so ziemlich alles predigt, was von der Regierung Bismarck so kommt und noch in den 1890er Jahren von bevorstehenden "großen Kladderadatsch", sprich der sozialen Revolution und dem Untergang der bürgerlichen Gesellschaftsordung spricht (und nicht in der Form, dass er diese Perspektive irgendwie für schlimm gehalten hätte) und innerparteilich die "revisionistischen" Thesen Eduard Bernsteins bei ihrem Aufkommen ablehnt.


Bebel mag in den ab den späten 1890er Jahren oder um die Jahrhundertwende herum, etwas altersmilde geworden sein, blieb aber durchaus ein Verteidiger des Marxismus, der jedenfalls bereit war sich zu einer nachrevolutionären Ordnung zu bekennen.

Und mit dieser Haltung, war er durchaus nicht der radikalste Vertreter seiner Partei. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sind ja nicht 1918 plötzlich vom Himmel gefallen.
Sondern das waren Personen, von denen sich im Kaiserreich ein guter Teil der sozialdemokratisch eingestellten Teile der Bevölkerung durchaus gut vertreten fühlte.
Nicht zuletzt seine zunehmend positivere Haltung gegenüber dem Parlamentarismus führte dazu, dass Rosa Luxemburg Bebel immer kritischer gegenüberstand.
„Die Situation ist einfach die: August und erst recht alle die anderen haben sich für den Parlamentarismus und im Parlamentarismus gänzlich aufgegeben.“
– Rosa Luxemburg
Ja, Rosa Luxemburg kam allerdings auch erst 1898 nach Deutschland und stieg bei der Sozialdemokratie ein.

Das war dann mal gut 10 Jahre nachdem von Seiten Bismarcks mit der Arbeit an den Sozialreformen begonnen wurde und nach Einsetzen des industriellen Booms in den frühen 1890er Jahren, der dann auch zu steigenden Löhnen und besserer Lebensqualität führte.

Wenn von radikaler Seite beklagt wurde, dass sich die SPD und ihre Vertreter allmählich mit dem Parlamentarismus und der bürgerlichen Gesellschaft abfanden, war das eine Reaktion auf die Reformpolitik und ging nicht etwa dieser vorraus.

Ansonsten hätte Bismarck für diese Politik ja auch überhaupt keinen Anlass gehabt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du hast recht, @El Quijote, ich habe mich vertan: Pippin war als Franke natürlich Christ – ich habe das in meiner Bemerkung über Chlodwig I. selbst gesagt – doch im weiteren war ich ungenau bzw. schlicht falsch und bitte deswegen um Entschuldigung.

Aber schon bei Clodwig I., einem Merowinger, spielte das christliche Königsgedanke eine Rolle – und darum geht es derzeit in diesem Faden - hier ein paar Zitate dazu:

Zwischen 492 und 494 heiratete Chlodwig die burgundische Prinzessin Chrodechild.[4] Laut Gregor von Tours bemühte sie sich früh darum, ihren Mann zur katholischen römischen Reichskirche zu bekehren. Im engeren Umfeld Chlodwigs gab es Personen, die dem Arianismus anhingen;[5] für Chlodwig selbst galt dies aber anscheinend nicht, wenngleich er mit dem Gedanken gespielt haben mag. Sein Vater Childerich hing paganen Traditionen an, wie die Grabfunde belegen; das hinderte aber weder Childerich noch Chlodwig daran, gute Beziehungen zu katholischen Bischöfen zu pflegen.
(…)
Nach dem Sieg in der Schlacht von Zülpich konvertierte Chlodwig zum römisch(-katholisch)en Christentum.
(…)
In den Quellen werden zwei Motive für den Übertritt Chlodwigs zum Christentum genannt. Das eine war der christliche Königsgedanke.
(…)
Das zweite Motiv war dasjenige des stärkeren Gottes (Sieghelfermotiv).


Und natürlich erkaufte sich Pippin seine Königswürde eines christlichen Königs nicht durch seine Taufe, wie von mir fälschlicher Weise behauptet, sondern durch Schenkungen an die Kirche - Zitat:

Pippin war bestrebt, nach dem Amt des Hausmeiers auch den Königstitel zu erlangen. Die faktische Macht lag schon lange bei den karolingischen Hausmeiern. Die merowingischen Könige waren nur noch dem Namen nach die Herrscher. Zur Legitimation dieser Titelübernahme bediente sich Pippin nach Darstellung der fränkischen Reichsannalen des Papstes Zacharias.[2] Pippin schickte dazu seine wichtigsten Ratgeber, Fulrad von Saint-Denis und Bischof Burkard von Würzburg, nach Rom zum Papst mit der Frage: „Wegen der Könige in Francia, die keine Macht als Könige hätten, ob das gut sei oder nicht.“ Wunschgemäß antwortete der Papst: „Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat.“
(…)
752 schenkte König Pippin, nach seiner Königserhebung Ende 751, den Zehnten von 26 Fiskalgütern (nicht Königshöfen) an das Bistum Würzburg: …


Diese Schenkungen betrachte ich als Zahlung für die Bestätigung der Königswürde durch den Papst; Pippin wurde später vom Papst wohl auch gesalbt.
 
Die Franken - Wegbereiter Europas (Verlag Philipp von Zabern) schrieb:
Chlodwig stand demnach vor der Wahl: Taufe oder Krone. Bekannte er sich zum Arianertum, behielt er seine ganze Macht. Bekannte er sich hingegen zum Katholizismus, bedeutete dies, einen Gott der Schwäche, der sich hatte kreuzigen lassen, anzunehmen. Die Franken konnten nicht dulden, auf diese Weise den Sieg aufs Spiel zu setzen. Sobald ihr Anführer geschlagen war, pflegten sie ihn vom Thron zu stoßen. Dies Schicksal traf beispielsweise den besiegten Burgundenkönig Sigismund, der zum Katholizismus konvertiert hatte. Die Burgunden lieferten ihn auf der Stelle ihren fränkischen Gegnern aus.

Was also war zu tun? Chrodechilde, die ihr vergebliches Bemühen eingesehen hatte, beschwor Chlodwig, diese theologischpolitischen Fragen mit dem Bischof von Reims »unter vier Augen« zu erörtern. Diese für die Franken geheimen Diskussionen erstreckten sich auf das »Credo«, besonders auf den Satz aus dem Credo von Constantinopel von 381 »gezeugt, nicht geschaffen«, der vom Arianertum abgelehnt wurde, ebenso wie das Bekenntnis »ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater«. In letzterem Fall war eine präzise persönliche Antwort gefragt: Ist die Liebe des Vaters wirklich allmächtig? Wie dem auch sei, die Theologie von Remigius reichte offensichtlich nicht aus, denn der König hatte von nun an stets einen Eremiten als Katecheten in seiner Nähe. Bei diesem handelte es sich um Vaast, einen Einsiedler germanischer Abstammung. Auf der Basis ihrer gemeinsamen Sprache, dem Althochdeutschen, fanden sie gemeinsam Wege, mit Hilfe der Mystik zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Später belohnte Chlodwig diesen treuen Diener und ernannte ihn zum Bischof von Arras.

Aber erst nach einem Mißerfolg in Saintes traf der König, da ihn der Weg durch Tours führte, seine endgültige Entscheidung. Tatsächlich gibt ein Brief des Bischofs Nicetius von Trier Auskunft darüber, wie Chlodwig vor dem Grab des hl. Martin von Tours, angesichts der vielen Gläubigen, die im Gebet versunken waren, und angesichts der Wunder, die zur Heilung etlicher Kranker führten, schließlich versprach, sich »ohne Verzug« taufen zu lassen. Auf diese Weise gab er zu erkennen, daß ihn die Entscheidungsfindung lange Zeit umgetrieben hatte. All dies spielte sich wohl am 11. November 498 ab. Es wird ersichtlich, daß man Chlodwig auf diesem langen, siebenjährigen Weg zur Konversion alle möglichen Varianten der Gotteserkenntnis vorgeschlagen hatte: einerseits eine von der Ratio bestimmte, andererseits eine rein theologische Auseinandersetzung, aber auch den Weg über die Mystik. Letztendlich fand die Entscheidung unter Mitwirkung einer Kirche im Gebet statt. Vergessen wir aber nicht, daß diese persönliche Entscheidung des Königs in einem internationalen Kontext getroffen wurde, der den Interessen Chlodwigs zuwiderlief. Die »arianische Internationale« unter Führung des Ostgotenkönigs Theoderich scharte die Vandalen, die Westgoten und die Burgunden um sich und beherrschte das Terrain, vor allem dank der starken Armee, die damals fast ausschließlich in der schweren ostgotischen Kavallerie bestand. Schließlich waren die christianisierten Armorikaner immer noch unabhängig. Das Herrschaftsgebiet Chlodwigs reichte von Tournai bie in die Nähe von Loire. Nun war der Akt der Taufe selbst zu organisieren. Mit den salischen Franken konnte man übereinkommen. Diese akzeptierten, daß die 3000 Mann starke königliche Garde gemeinsam mit Ihrem Herrscher, getauft werden sollte, was den Vorteil hatte, daß jeder wie auch immer geartete Versuch eines Umsturzes oder gar der Ermordung - im Fall einer Niederlage des zum Christentum konvertierten Königs - hätte im Keim erstickt werden können. Der Rest des bewaffneten Volk blieb heidnisch und nahm die Taufe erst wesentlich später an. Gregor von Tours hebt sehr wohl die Zwiespältigkeit dieser Situation hervor: »Diese Generation der Franken verstand sie [die Nichtigkeit der Götzenbilder] nicht auf Anhieb; später aber haben sie sie verstanden, wie der Fortgang der Geschichte zeigt« (Historia Francorum II,10). In Wirklichkeit jedoch waren Konversion und Taufe Chlodwigs die Tat eines einzigen Mannes, auch wenn die gesamte Leibgarde gleich mitgetauft wurde und Chlodwigs Schwester Andofleda zum Christentum übertrat und Lantechilde, die andere Schwester des Königs, sich vom Arianertum distanzierte. Das Dutzend Bischöfe, das es im Norden Galliens noch gab und das sich um den hl. Remigius scharte, beschloß, dieser Taufe eine Feierlichkeit, wie man sie nicht alle Tage erlebte, zu verleihen. Sie verlegten nämlich die Zeremonie von der Osternacht auf die Nacht zum 25. Dezember, die Weihnachtsnacht also, um mit dem Akt gleichsam symbolisch die Geburt einer neuen Zeit anzuzeigen: Wahrhaftig war Chlodwig der erste germanische Fürst, der freiwillig zum Katholizismus übertrat. Dadurch, daß er öffentlich und schriftlich um die Taufe ersuchte, trat er in die zweite Stufe des Katechumenentums ein, die Stufe der sogenannte compitentes. Avitus von Vienne, der von seinem arianischen Burgundenkönig daran gehindert wurde, bei der Zeremonie anwesend zu sein, beglückwünschte Chlodwig in einem Brief, in dem er besonders darauf abhob, daß der König »den Glauben ohne Prediger erkannt habe«. Dies ist eine abermalige Bestätigung für die eigenständige Entscheidung Chlodwigs. Avitus fügt hinzu, daß der König nun Missionare als Botschafter ausschicken müsse, um sein noch heidnisches Volk, »das allerdings wenigstens nicht durch schlechte Dogmen verdorben sei«, zur Konversion zu bewegen. Daraus läßt sich entnehmen, wie lange der Prozeß des Übergangs der Franken zum Christentum dauerte und wie spät er abgeschlossen war, denn die Heiden wurden in der Gegend von Lüttich und Tongeren erst um 720/740 getauft.


...

Indem er das Erbe des römischen Rechts annahm, das zwischen dem Bürger und dem Staat einen Vertrag etablierte, der durch Machtgelüste nicht einseitig zu verändern ist - die Res publica -, hat Chlodwig einen neuen politischen Organismus geschaffen. Der Begriff Francia, der im 4. Jahrhundert das rechte, im 5. das linke Rheinufer, später im 6. Jahrhundert die lle de France und schließlich 1204 das ganze Königreich bezeichnete, als Philippe Auguste seinen Titel König der Franken zugunsten eines Königs von Frankreich aufgab, endete schließlich damit, daß er für jenes Königreich stand, dessen Hauptstadt Chlodwig 508 nach Paris verlegt hatte.
S8XHP04.jpg
Lng5WEQ.jpg
rnOD0Ua.jpg
BR3BOrC.jpg
mWCTk6I.jpg
kx9xbdz.jpg
6ut99lU.jpg
izWWwRh.jpg
 
Das kannst nur behaupten, wenn du den deutschen Bauernkrieg unterschlägt, in dessen Verlauf die 12 Artikel der Bauernschaft vieltausendfach publiziert wurden, deren Forderungen allerdings erst in der Französischen Revolution verwirklich werden konnten. Selbstverständlich schlug sich auch Luther auf die Seite der Obrigkeit – mit Verweis auf die bestehende Ordnung, die angeblich von Gott käme.

e

Es wurde in der Französischen Revolution die Jagd und Fischerei freigeben, und das war auch eine Forderung der 12 Memminger Artikel. Man kann durchaus den Bauernkrieg als eine (gescheiterte) Revolution betrachten, aber ideengeschichtlich und auch in ihren Forderungen hatten die großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts: Die Amerikanische, die Französische und die Industrielle Revolution nicht viel mit der Erhebung der Bauern zu tun.

Den Pfarrer selbst zu wählen, die Befreiung von Abgaben und Lasten, die Nutzung der herrschaftlichen Wälder für Jedermann, freie Jagd und Fischerei das waren nicht die Hauptforderungen der Amerikanischen oder der Französischen Revolution, und es haben nicht die Gründungsväter oder die Nationalversammlung sich nicht auf die Bibel berufen, und Akteur waren auch nicht die Bauern, sondern das Bürgertum.

Die Forderungen der Revolution basierten auf dem Gedankengut der Aufklärung und des Humanismus, basierten auf der Ideengeschichte der Neuzeit und der Antike.

Die doch recht moderaten Forderungen der Memminger Artikel des Bundschuhs, des Armen Konrad beriefen sich auf das "gute alte Recht", auf gewohnheitsrechtliche Nutzung der Wälder und Gewässer,, und eine direkte Kontinuität von den Forderungen der Bauern bis zur Französischen Revolution lässt sich kaum nachweisen.


Einige Forderungen der Bauern widersprachen durchaus nicht den Schriften Luthers und anderer Reformatoren. Luther widerstrebte es, Veränderungen mit Gewalt durchzusetzen. Luthers Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen und die Bibelübersetzung hatten großen Einfluss auf die Erhebung gezeigt, und die Bauern sahen sich durch Luthers Schriften legitimiert, und das Auftreten Luthers hatte durchaus die Erhebung der Bauern gefördert, und Luther wurde vielfach von den Obrigkeiten verantwortlich gemacht für die Erhebung der Bauern.

Luther hat es lange unterlassen, sich eindeutig zu den Bauernerhebungen zu positionieren, er hat sich zunächst auch keineswegs von den Forderungen der Bauern distanziert und noch 1525 zum Frieden aufgerufen und das hochmütige Verhalten der Fürsten kritisiert.

Erst 1527 hat Luther unter dem Eindruck der Gewalt von Bauernführern wie Jäcklin Rohrbach, unter dem Eindruck des Massakers von Weinsberg sich eindeutig auf die Seite der Fürsten geschlagen und dazu aufgerufen die Bauern wie tollwütige Hunde zu erschlagen.

Luther hat diese Schrift auch erst veröffentlicht, als wirklich für jeden absehbar war, dass die Bauern verlieren werden.

Luther hat zwar immer mit seiner bescheidenen Herkunft kokettiert und behauptet, er sei armer Bauern Kind. Sein Vater Hans Luther war aber ein wohlhabender Bergwerkinspektor und kein Bauer, und Martin Luther war eher ein junger Mann aus durchaus begütertem Hause und nicht armer Bauern Kind.

Luther war eine der ganz wenigen Personen, die hätten vermitteln können. Zahlreiche Standpunkte der Bauern wurden durch Forderungen der Reformation gedeckt, in einigen Punkten waren sie deckungsgleich. Die 12 Memminger Artikel waren überaus moderat, das Auftreten von Leuten wie Sebastian Lotzer oder Wendel Hippler war recht bescheiden.

Was Luther gegen die Bauern aufbrachte, waren vor allem Gewaltexzesse durch Bauernführer wie Jäcklin Rohrbach oder Jürgen Knopf. Aufruhr und Unbotmäßigkeit waren Luther aus tiefster Seele verhasst.
 
Außerdem: Die ersten Schweizer Söldner, engagiert als Leibgarde des Papstes, waren sogar Protestanten. Da hat man sich vielleicht an dem Staufenkaiser Friedrich II. orientiert, der moslemische Araber als Leibgarde unterhielt, weil sie für Einflüsterung der Kirche, die ihn Antichrist nannte und ihm nach dem Leben trachtete, unempfindlich gewesen waren. Auch für einen Papst waren und sind die Intrigen der Kurie gefährlicher als irgendetwas außerhalb. Erst später mussten Schweizer Gardisten - und müssen sie bis heute - gläubige Katholiken sein.


Wenn du nicht sehen willst, was offensichtlich ist, da kann ich auch nichts machen. Aber Tatsache ist, dass die Französische Revolution das Königtum und die Privilegien des Adels abgeschafft hat – siehe Erklärung der Menschenrechte - was u.a. 250 Jahre zuvor auch in den Zwölf Artikeln der Bauernschaft gefordert worden ist.


Was soll das? Wir wissen beide, dass Luther aus der Angst heraus, die Fürsten, deren Unterstützung er bedurfte, würden ihn fallen lassen, wenn er die Partei der Bauern ergriffe, so handelte.

Ad 1) Die Schweizer Garde wurde 1506 unter Papst Julius II. gegründet und aus Schweizer Reisläufern gegründet. Da gab es noch keine Protestanten. Spendiert haben die Schweizer Garde übrigens Ullrich und Jakob Fugger.

Die Fugger hatten etwas Ärger mit dem Papst. Der wichtigste stille Teilhaber der Fugger Kardinal Melchior von Meckau war plötzlich gestorben. Hätte der Papst Meckaus Kapital aus der Firma abgezogen, hätte das die Liquidität des Bankhauses Fugger enorm geschwächt, weshalb die Fugger auf Zeit spielten. Es tauchte plötzlich noch ein Testament auf, Kaiser Maximilian machte Erbansprüche geltend, und dem Papst war schließlich der Spatz in der Hand näher als die Taube auf dem Dach. Mit der Schweizer Garde machte man es seiner Heiligkeit etwas leichter, auf die Einlagen von Meckau zu verzichten.

Nach dem Sacco di Roma 1527 gab es im Grunde keine Schweizer Garde mehr, die Schweizer Garde war fast völlig aufgerieben, und Clemens VII. konnte sich mühsam mit 42 Schweizern in die Engelsburg absetzen. Ich bin nun kein Experte für die Schweizer Garde. Aber beim Sacco di Roma kam es zu massiven Exzessen, weil ein einheitliches Kommando fehlte. Frundsberg erlitt bei der Revolte seiner Landsknechte einen Schlaganfall, und Bourbon der Connetable von Frankreich war gefallen. Es kam in der Stadt zu Kämpfen zwischen den Verbündeten. Beute weckte noch mehr Begehrlichkeiten und es kam zu Anarchie.

Wenn der Papst Clemens aus Landsknechten eine neue Garde zusammenstellte, so tat er das unter dem Eindruck völlig enthemmter Gewalt und unter unmittelbarer Lebensgefahr. Mit ziemlicher Sicherheit hat der Papst sich auch nicht an Friedrich von Staufen orientiert unter der Erwägung sich eine treue Leibwache zu rekrutieren.

Es gab schlichtweg kein anderes Menschenmaterial, die Schweizer Garde war tot und dezimiert, und wenig loyale protestantische Landsknechte waren immer noch besser als nichts, um sich gegen die konkurrierende Soldateska ganz Europas zu behaupten. Diese Soldateska kämpfte bereits gegeneinander in Rom, ob nun verbündet oder nicht, massakrierte sich gegenseitig.

Eine halbwegs disziplinierte Garde, rekrutiert aus zusammengewürfelten protestantischen Landsknechten, aus Strandgut des Krieges bot immerhin die Chance, dass sie, wenn sie pünktlich bezahlt wurde, vielleicht loyal sein würde. Genau wusste man es nicht, eine solche wankelmütige Schatten-Garde war aber immer noch besser, als gar keine oder eine fast völlig aufgeriebene Schweizer Garde. Das war eine der äußersten Not und den Umständen geschuldete Verzweiflungstat des Papstes und nichts wäre falscher, als dem Papst zu unterstellen, es habe sich um eine gezielte Maßnahme gehandelt, um eine loyale und völlig ergebene Schweizergarde zu rekrutieren.
 
Zurück
Oben