Ich habe ein bisschen etwas zusammengestellt.
Der sexuelle Verkehr mit einem Sklaven war für einen Römer den Verkehr mit einer Sache, daher irrelevant; sie hießen in Rom concubini. In Athen dagegen dagegen war die Notzucht eines Sklaven verboten, wie es Aischines Gegen Timarchos heißt; das Gesetz soll angeblich von Solon stammen.
Anders der homosexuelle Verkehr unter freien römischen Bürgern. Hier war man zu Zeiten der Republik sehr reserviert gegenüber den griechischen Sitten wie z.B. auch Gymnastik. (Dagegen war Päderastie unter der Etruskern hoch geschätzt, dazu vieles bei Athenaios 517f-518a.) In der frühen Republik, 4. Jh v.Chr., ist der Fall des Konsul Veturius bekannt (der aus dem 2. Samnitischen Krieg), der sich seiner "Schändung" durch Plotius widersetzt hatte. Ein anderer Fall ist ein Soldat, der wegen Homosexualität mit einem Freien ins Gefängnis kam (sein Name: Cornelius), auch 4. Jhr; im 3. Jh. bezichtigt Claudius Marcellus den Tribun Scantinius öffentlich, dass er seinem Sohn einen "unzüchtigen Antrag" gemacht hatte. Schon um 226 v.Chr. soll die Lex Scantinia geschaffen sein, worin es Strafen für homosex. Verhalten gegeben haben soll. Ob es allerdings nach diesem Scantinius benannt wurde, weiß ich nicht. Es wurde allerdings selten angewandt.
Relevant bei solchen Handlungen war nicht das Geschlecht, sondern die Rolle: wer war der aktive Partner, wer der Penetrierte. Letzterer hieß pedicus oder cinaedus, und war übel angesehen. So heißt es in einem Spottgedicht, das die Soldaten über Gaius Julius sangen: Caesar bezwang Gallien, Nikomedes den Caesar (Nikomedes = König von Bithynien). Ob das irgendeine historische Wahrheit hat oder bloßer Spott, weiß ich nicht.
Dennoch war Päderastie besonders bei Intellektuellen stark verbreitet oder sie wurde als selbstverständliche Neigung angesehen. Dagegen lehnten z.B. Ovid und Quintilian die Päderastie ab. Zustimmend schreibt Lukrez, De rer.nat.:
Daher der Liebhaber, von Venus Pfeil durchbohrt, (ob denn nun vom Knaben mit glänzendem Körper oder von einem herrlichen Weib geschossen)
Oder bei Catull, der neben Gedichten an Clodia oder Lesbia auch Gedichte an den schönen Iuventius schrieb:
Raubte beim Spiel dir, Juventius, mein leckeres Kerlchen, ein Küßchen,
Süß wie Ambrosia, ja süßer noch schmeckte es mir.
Augenblicks traf mich die Strafe. usw.
Die Verachtung gegenüber der passiven Rolle zeigt sich bei diesem Dichter besonders schön, und ich hoffe, das folgende Gedicht an Aurelius wird nicht wegen Unflätigkeit zensiert:
Ich werd's hinten, werd's oben euch besorgen,
Lustmolch Furius und du Aurelius, Tunte,
falls aus meinen frivolen Versen ihr im
Ernst den Schluß zogt, ich wäre ohne Anstand.
Die Gedichte zeigen z.B. auch, dass Iuventius und Catull eine Zeitlang zusammenlebten, aber Iuv. nun doch nicht so für den Älteren entflammt war. Zeigt immerhin, dass solche Verhältnisse in der späten Republik geduldet waren.
Auch Vergil hat einiges Päderastische geschrieben. In der Aeneis wird vom Helden-Liebespaar Nisus und Euryalus erzählt, dann auch noch in seinen Eklogen, z.B. 2. Ekloge, beginnt so:
Korydon glühte, der Hirt, für den jugendlich schönen Alexis,
Den sein Herr sich erkor; und nichts bot einige Hoffnung.
Es heißt, hier werden biographische Vorkommnisse des Dichters verarbeitet. Ebenfalls Tibull, der in der Kaiserzeit gelegt hat und den Jungen Marathus verehrte:
Hüte dich ja, zu vertraun dem lieblichen Volke der Knaben;
Denn des Bezaubernden ist hier, ich bekenn es, genug.
Und bei den Kaisern natürlich, bei denen man allerdings aufpassen muss, was Gerücht ist was wahr. Nero, der einen Mann geheiratet hat (Sporus), allerdings doch sehr zum Unwillen des Senats. Dann die ganze Liste: Otho soll nach Sueton pathicus gewesen sein, Vitellius nach Sueton hatte ein "unzüchtiges Verhältnis mit dem Freigelassenen Asiaticus". Titus hatte eine Schar von Lustknaben und Kastraten um sich, ebenfalls nach Sueton. Domitian soll zwar Päderastie abgelehnt haben, aber mit dem Kastraten Earinus was gehabt haben, nach Dio Cassius. Immerhin hat er die Kastration für Knabenbordelle verbieten lassen, woran man auch sieht, was zur Kaiserzeit alles so abging in Rom.
Dagegen zeigen IMO die sehr persönlichen Briefe des jungen Marc Aurel an seinen älteren Freund Fronto viel an Erotischem und gleichzeitig Herzlichem. Die Antionouskult bei Hadrian ist bekannt.
Commodus soll auch pathicus gewesen sein, Heliogabal war "polymorph pervers" veranlagt und wschl. transsexuell.
Na, und dann war Schicht mit dem Schmuddelkram:
Konstantin der Große erläßt ein Gesetz über mangelnde Männlichkeit, Valentinian II. will 390 Homosexuelle ins Feuer bringen, 428 nChr Codex Theodosianus, 538 bringt Iustinian die Novellen 77 und 141 heraus: Todesstrafe für Homosexualität, beinahe gleichzeitig mit der Schließung der Platonischen Akademie. Sic transit...