Goethes Beziehung zu Revolutionen

billyboy

Neues Mitglied
Ja hi,
ich muss eine Hausaufgabe zu dem Thema im Grundkurs Geschichte(Klasse 12) erledigen.
Die Aufgaben dazu lauten:
1. Nennen und erklären Sie mögliche Beweggründe für den Wandel J.-W. Goethes vom Befürworter zum Gegner jeglicher Revolutionen.
2.Wie können nach Goethe Revolutionen vermieden werden?
3.Nach der franz. Rev. 1789-1796 nahmen weitere Rev. in Europa ihren Anfang und ihre unterschiedlichen Verläufe. Diskutieren Sie mögliche Ursachen für das Versagen der polit. Eliten, Revolutionen zu verhindern.

Und zwar ist mein Problem, dass mir die Quellen fehlen. So habe ich mir den Wikipediaeintrag über Goethe durchgelesen und diverse Artikel zur franz. Rev., allerdings habe ich bisher nur herausgefunden, dass er im Sturm und Drang sich sehr stark für Revolutionen artikulierte.

Ich würde mich freuen wenn ihr mir vllt. die ein oder andere Quelle zum durcharbeiten geben könntet, so dass ich erstmal Ansätze dazu bekomme.

Vielen Dank im Vorraus
bILLYbOY
 
Eigentlich war Goethe, anders als Schiller, zeitlebens ein relativ konservativer Kopf. Das verstärkte sich noch, als er älter wurde und einen schönen, gutbezahlten Posten am Weimarer Hof hatte.
Ob sein berühmter Ausspruch nach der Schlacht von Valmy wirklich so gefallen ist, kann man bezweifeln, da er nur von ihm selbst 30 Jahre später (Kampagne in Frankreich) überliefert ist.
„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“
Ich jedenfalls sehe in seiner Biografie keine scharfen Brüche, die einen grundsätzlichen Sinneswandel anzeigen.
 
Das Problem ist wir sollen die Aufgabe zur Abgabe am Dienstag machen und ich müsste ja zumindest eine Aussage darüber machen können wie zB. nach Goethe Rev. vermieden werden können.

"Auch war ich vollkommen überzeugt, daß irgendeine große Revolution nie Schuld des Volkes ist, sondern der Regierung. Revolutionen sind ganz unmöglich, sobald die Regierungen fortwährend gerecht und fortwährend wach sind, so daß sie ihnen duch zeitgemäße Verbesserungen entgegenkommen und sich nicht so lange sträuben, bis das Notwendige von unten her erzwungen wird."

Dieses Zitat wurde dazu gegeben(zu der HA). Allerdings kann man dazu auch keine klaren Aussagen machen bzw. es interpretieren da es ja eine klare Aussage ist.

Er sagt einfach nur ganz allgemein wie Revolutionen entstehen und wie sie vermieden werden können. Er geht weder auf Details seiner Idee ein, noch irgendetwas anderes.
"Wie können nach Goethe Revolutionen vermieden werden?" ist damit nicht wirklich umfangreich zu beantworten. Wenn irgendwer noch irgendwelche Informationen hat wäre ich sehr dankbar.

mfg
bILLYbOY
 
Das Problem ist wir sollen die Aufgabe zur Abgabe am Dienstag machen und ich müsste ja zumindest eine Aussage darüber machen können wie zB. nach Goethe Rev. vermieden werden können.

"Auch war ich vollkommen überzeugt, daß irgendeine große Revolution nie Schuld des Volkes ist, sondern der Regierung. Revolutionen sind ganz unmöglich, sobald die Regierungen fortwährend gerecht und fortwährend wach sind, so daß sie ihnen duch zeitgemäße Verbesserungen entgegenkommen und sich nicht so lange sträuben, bis das Notwendige von unten her erzwungen wird."

Dieses Zitat wurde dazu gegeben(zu der HA). Allerdings kann man dazu auch keine klaren Aussagen machen bzw. es interpretieren da es ja eine klare Aussage ist.

Er sagt einfach nur ganz allgemein wie Revolutionen entstehen und wie sie vermieden werden können. Er geht weder auf Details seiner Idee ein, noch irgendetwas anderes.
"Wie können nach Goethe Revolutionen vermieden werden?" ist damit nicht wirklich umfangreich zu beantworten. Wenn irgendwer noch irgendwelche Informationen hat wäre ich sehr dankbar.

mfg
bILLYbOY


Goethe schreibt ja ganz deutlich, dass die Revolution entstanden ist, weil die Regierung die sozialen Probleme ignoriert hat, keinerlei Reformen durchgeführt und die Interessen des Volkes missachtet hat.

Er sagt, dass eine gerechte Regierung, die sich an Idealen der Vernunft und Aufklärung orientiert und zum Wohle des Volkes regiert, eine Revolution überflüssig macht. Goethe war Geheimrat am aufgeklärten Hof von Weimar. Sozusagen ein Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus, wie man ihn mit Herrschern wie Friedrich II. von Preußen, Joseph und Leopold II., Katherina II. von Russland assoziert.

Was Goethe vorschwebt, das sind Reformen von oben, das ist eine an den Idealen der Vernunft, Aufklärung und Humanität orientierte Standesgesellschaft. Eine aufgeklärt absolutistische Herrschaft nach dem Motto "alles für das Volk, aber nichts durch das Volk.

Die Erfahrungen des Terrors der Französischen Revolution und schließlich der Alleinherrschaft Napoleons bestärkten nicht nur Goethe in der Überzeugung, dass die Volksherrschft zu Chaos und Anarchie führt.

Nach der Kannonade von Valmy hätte kein Zeitzeuge annehmen können, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei, und der in militärischen Dingen völlig unerfahrene Goethe konnte das auch nur im Rückblick seines biblischen Alters feststellen. Tatsächlich wurde die preußische Armee mehr durch die Rhur, als durch die Scharen der Levee en masse besiegt.

Goethes Ideale waren durchaus an Prinzipien der Aufklärung und Humanität orientiert, wobei er gestaltend auf die Politik Sachsen- Weimars einwirken konnte, doch die Vorstellung eines allgemeinen, geheimen Wahlrechts, die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, ein vom Volk gewähltes Parlament unter Vorsitz eines konstitutionellen Monarchen, das hätte bei Goethe wohl eher Kopfschütteln bewirkt, und er hätte vielleicht aus dem Faust zitiert:


"Gleich zu sein, unter Gleichen
Lässt sich schwerlich nur erreichen,
Denn Du müßtest ohne zu verdrießen,
Wie der Schlechteste zu sein dich entschließen."
 
Goethe schreibt ja ganz deutlich, dass die Revolution entstanden ist, weil die Regierung die sozialen Probleme ignoriert hat, keinerlei Reformen durchgeführt und die Interessen des Volkes missachtet hat.
Das finde ich interessant. Das würde ja bedeuten, dass er die französischen Verhältnisse nicht verstanden hat, was ich mir aber wiederum sehr gut vorstellen kann. Er sah diese ja nur von außen.

Interessant an einer Position Goethes im Sinne eines Aufgeklärten Absolutismus wäre auch, dass in Sachsen-Weimar selbst ja, wie auch in Frankreich vor 1789, die Stände erstmal entmachtet werden mussten, um überhaupt eine Grundlage für den Aufgeklärten Absolutismus zu schaffen. Schon die berühmte Anna Amalia war mit ihren Reformplänen an dem fortschrittsfeindlichen Einstellung der eigenen Bevölkerung wie aber auch an dem Widerstand der Landstände zu einem großen Teil gescheitert.

Mit diesen Problemen hatte sich Goethe ab 1776 dann auch selbst rumzuschlagen. (Ich glaube sogar, dass er sich manchmal voller Resignation, in Anbetracht der Widerstände gegen seine Vorhaben, äußerte.)
 
Die Erfahrungen des Terrors der Französischen Revolution und schließlich der Alleinherrschaft Napoleons bestärkten nicht nur Goethe in der Überzeugung, dass die Volksherrschft zu Chaos und Anarchie führt.

Mein These wäre, dass die Rolle der Terrors in dieser These überbewertet wird.

Beispielsweise konzentriert sich die Kritik von Burke an der FR pirmär auf ihre - unterstellte - administrative Unfähigkeit, einen Staat zu lenken. Das schließt er aus der Zusammensetzung der führenden Organde der FR.

Frühere staatliche Exzesse, wie die Bartholomäusnacht (ca. 15.000 Tote in Frankreich, wobei die Schätzungen stark schwanken) , die eine größe Anzahl an Opfern hervorgebracht hat wie beispielsweise das Wirken des Revolutionsgerichts (ca. n = 2500 Todesurteile in Paris) in der Hauptstadt hat ja auch nicht durch die Gewaltbereitschaft zur Infragestellung des staatlichen Gewaltmonopols geführt.

Bartholomäusnacht ? Wikipedia

Gewalt in der Politik ist noch nie ein Problem gewesen, eher notwendiges Requisit zur Erreichung von Zielen, hätte Machiavelli geantwortet.

Es war eher eine allgemeine "Ordnungsvorstellung" zum staatlichen Handeln, die diese administrativen Eliten (Goethe und Burke) vor dem schwer zu lenkenden Verhalten des "Mobs" zurückschrecken ließ und die Angst vor unkontrollierten weiteren Veränderungen.

Nicht zuletzt hat die FR immer die Frage des Besitzes explizit garantiert, aber weitsichtige Geister konnte durchaus ein Infragestellen antizipieren.

In diesem Sinne hätte Goethe ab 1795 seine Einschätzung mit dem Sturz von Robespierre ja revidieren müssen, da ab diesem Zeitpunkt die Revolution zur Sicherung des bisher erreichten, in eine konservative Phase, überging und die Frage des Terreurs gelöst war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein These wäre, dass die Rolle der Terrors in dieser These überbewertet wird.

Beispielsweise konzentriert sich die Kritik von Burke an der FR pirmär auf ihre - unterstellte - administrative Unfähigkeit, einen Staat zu lenken. Das schließt er aus der Zusammensetzung der führenden Organde der FR.
Burkes Werk "Reflections on the Revolution in France", wohl auch eines der am heißesten diskutierten zeitgenössischen Äußerungen zur Revolution, entstand ja auch schon 1790. Zwar war zu dem Zeitpunkt der Terreur noch nicht abzusehen, aber der König in seinem Pariser "Käfig".
 
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