Würde man die Nazi-Kunst gesondert zeigen, würde man nach dem gleichen Prinzip handeln, wie die Nazis gehandelt haben, als sie im Haus der Kunst zuerst die „entartete“ Kunst zeigten, und anschließend die „richtige, deutsche“.
Das halte ich persönlich für großen Unsinn.
Eine Ausstellung, die Kunst der NS-Zeit speziell thematisiert, könnte z.B. dafür interessant sein zu veranschaulichen, welche Bandbreite unter dem Regime produziert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, welche Möglichkeiten die Künstler damals hatten,Was gefördert wurde, was in welcher Weise propagandistisch eingebunden wurde, um welches Idealbild zu fördern etc.
Ich bin der Meinung, dass es da je nach Konzeption durchaus sinnvolle Möglichkeiten gäbe Ausstellungen zusammen zu stellen, die sich rein mit NS-Kunst beschäftigen.
Und sicherlich gäbe es dafür auch entsprechend sinnvolle Lokalitäten, im Besonderen NS-Dokumentationszentren (Ich denke da persönlich gerade an Nürnberg) und Gedenkstätten.
Warum so etwas nicht veranstalten?
Der Vergleich mit der Ausstellung, von den Nazis so bezeichneter, "entarteter Kunst" trägt da nicht, weil die Nazis dies ja als eine reine Schmäh-Veranstaltung anlegten.
Das wäre aber bei einer Ausstellung von NS-Kunst etwa unter dem Gesichtspunkt kultureller Macht als Herrschaftstechnik, dass die Werke gar nicht beurteilen, sondern vor allem ihre Funktion herausstellen würde, in diesem Sinne nicht gegeben.
Nein, es gibt nur eine Kunst, die je nach Zeit, in der sie entstand, unterschiedlich ist oder sein kann. Und will man die 1930er Jahre zeigen, dann gehört die Nazikunst dazu – ob man das will oder nicht. Sie zu unterdrücken hieße, die Nazimethode anzuwenden, sprich Unliebsames unter Verschluss halten, um das Publikum nicht zu „verderben“.
Das geht am Wesentlichen vorbei.
Denn es ist ja von niemandem gefordert worden, dass keine "Nazikunst" gezeigt werden sollte. Das ist ja nichtmal Inhalt des Protestbriefs, der hier Stein des Anstoßes ist, sondern da wird lediglich hinterfragt, ob dieser eine bestimmte Künstler bzw. sein Werk dort unbedingt ausgestellt werden müsse.
Kann man natürlich hinterfragen.
Das Bild abzunehmen, wäre ja durchaus nicht gleichbedeutend damit, dass dann Kunst aus der NS-Zeit nicht mehr gezeigt würde, sondern da wäre dann erstmal Raum für eine Debatte durch was es denn zu ersetzen wäre.
Folgt man der Kritik des Verfassers, dass das Bild künstlerisch einfach nur mittelmäßig sei, vielleicht findet sich ja das eine oder andere Bild im Magazin, dass aus der NS-Zeit stammt und handwerklich etwas gelungener ist?
In dem Fall wäre die NS-Zeit durchaus nicht unterrepräsentiert, aber dem Publikum würde möglicherweise etwas interessanteres zugänglich gemacht?
Und genau das ist auch das Argument, das gegen die Hängung von den Vier Elementen zusammen mit anderen Bildern angebracht wird: Man befürchtet, dass das Publikum Picasso verschmähen und Ziegler bewundern könnte.
Das halte ich ehrlich gesagt für froßen Unsinn
Warum sollte jemand Künstler A verschmähen, nur weil er Künstler B möglicherweise gut findet, vollkommen egal um wen es sich dabei handet?
Da gehst du von Paradigmen aus, die ich für relativ wenig sinnvoll halte, zumal es sich um vollkommen verschiedene Stilrichtungen handelt.
Ziegler und Picasso nebeneinander zu hängen dürfte beim interessierten Beobachter vor allem zu der Erkenntnis führen, dass es sehr unterschiedliche Möglichkeiten gibt das gleiche oder ähnliche Motiv darzustellen und zu interpretieren.
Diese Angst ist wohl real, aber wir müssen sie aushalten: Wenn das „Volk“ auch 77 Jahre nach Ende der Nazi-Herrschaft lieber Ziegler als Picasso sehen will, dann ist das eben so. Punkt.
Die scheint bei dir real zu sein.
Ich denke auf den Großteil der übrigen Bevölkerung trifft das eher nicht zu.
Dem Großteil der Bevölkerung dürfte Ziegler nach wie vor nicht einmal ein Begriff sein.
Was hat der Mann denn künstlerisch geleistet?
Im Grunde genommen hat er eine Motiv, dass sich nicht groß von der leicht kitschig antikisierenden und gleichzeitig verklemmten Massenmode der wilhelminischen Zeit unterscheidet, mit einer zeitgenössisch modischeren Darstellungstechnik wiedergegeben, die er freilich nicht erfunden hat.
Damit hat er nichts weiter getan als 2 verschiedene Strömungen aufgegriffen und miteinander kombiniert, was vermutlich auch 1.000 andere in der Zeit getan haben.
Entsprechend sehe ich die Möglichkeit eines dezidierten "Zieglerkults" eigentlich nicht, dafür war der Mann künstlerisch nun wirklich zu unbedeutend.
Und wie gesagt, so wie ich das sehe enthält das Bild eigentlich keine explizit für den Nationalsozialismus typischen Elemente.
Wer das besser findet, als Picasso, der findet im Endeffekt mehr Gefallen an der Mode des ausgehenden 19. Jahrhundert und dem bürgerlichen Geschmack der Kaiserzeit, in einer etwas aufgehübschteren moderneren Darstellungsweise, als den Stilrichtungen der späten 1910er und 1920er Jahre
So what? Wo wäre das Problem?
Wenn du meinst, dass da irgendwer befürchten würde, das ausgerechnet dieses Bild zu irgendeiner Form von Massenbegeisterung für den Nationalsozialismus führen würde, siehst du nun wirklich eindeutig Gespenster.