Großfürst Pavel
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Zur Herausforderung der Seemacht GB waren die USA bis 1914 überhaupt nicht in der Lage, weil im direkten Vergleich hoffnungslos unterlegen. Schau mal auf Deine Tonnageaufstellungen (bzw. auf das Dutzend Grosskampfschiffe, über die die USA 1913 verfügten, von 1898 - der Vergleich mit Spanien als nicht mal sekundäre Macht war angesprochen - ganz zu schweigen. Aufgrund der überragenden Bedeutung der Handelslinien lag der Ausgleich im beiderseitigen Interesse.
Die VSA konnte in ihren eigenen Gewässern die Briten durchaus herausfordern, so wie die Reichsdeutschen in ihren eigenen auch.
Erstens konnten die Amis ihre Marinestreitkräfte besser konzentrieren als die Briten, deren globales Reich, die dazugehörigen Verpflichtungen und ihre europäischen Rivalen nur einen Teil-Transfer der Britischen Marine in die westliche Hemisphäre erlaubt hätte, was das maritime Ungleichgewicht zuungunsten der Briten verschiebt hätte.
Zweitens, hätte insbesondere, wenn der Krieg ohne längere Vorkrise ausgebrochen und der Transfer unvollständig gewesen wäre, es den Amis erlaubt offensiv gegen nahegelegenen bedeutenden britische Marinebasen (Halifax, Bermuda, Esquimalt) vorzugehen und diese zu neutralisieren oder zumindest den Feind dort zu dezimieren. Eine solche offensive Strategie war einer der Hauptgründe, warum die japanische Marine gegen die eigentlich größeren Marinen von China und Russland so triumphierte.
Drittens erschweren die lange Küstenlinie und die zahlreichen Stützpunkte der VS-amerikanischen Marine eine derart dichte und erfolgreiche Blockade wie sie gegen das Deutsche Reich gelang.
Die VSA eignen sich deutlich besser für den Kreuzerkrieg als das Deutsche Reich, was selbst bei deutlicher britischer Übermacht, ermöglicht hätte die britische Handels- und Transportschifffahrt vergleichsweise effektiv zu bekämpfen.
Das Hauptproblem wäre aber der Krieg zu Lande gewesen. Anders als das Deutsche Reich konnte die VSA einen größeres Gebiet des Britschen Weltreichs, Kanada bedrohen und erobern, was den Amis erlaubt hätte in Friedensverhandlungen Konzessionen zu fordern.
Den Briten war wohl bewusst, welche Schwierigkeiten nun eine Amerikanisch-Britische Konfrontation für sie bereitet hätte.
Thus, since an Anglo-American war would be economically disastrous, politically unpopular, and strategically very difficult, it seemed preferable to make concessions over the Venezuela dispute, the isthmian canal, the Alaska boundary, and so an.[1]
Und sie gingen daher den Weg der Appeasement-Politik gegenüber dem neuen Riesenreich der Neuen Welt.
Dennoch gab es Kontroversen, wenn man in die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts zurückblickt. Zum Beispiel: zeitgleich zur Krüger-Depesche gab es die Cleveland-Intervention.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_Kingdom_–_United_States_relations#Venezuelan_and_Border_disputes
Schomburgk Line - Wikipedia, the free encyclopedia
Alaska boundary dispute - Wikipedia, the free encyclopedia
Diese hatte mindestens die gleiche Brisanz, wurde aber in Großbritannien klug kleingehalten und beigelegt. Sucht man daher nach den Akteuren der Annäherung, sind diese für die Cleveland-Krise eher in Großbritannien zu finden.
Und in all diesen Kontroversen gaben die Briten mehr nach als die USamerikaner. Die Tendenz ist klar.
[1]The Rise and Fall of the Great Powers von Paul Kennedy, Seite 231