Vielleicht könnte man den Threadtitel präzisieren in "Römischer Handel zur Zeit Julius Cäsars mit der Keltike"?
Leider kann ich kein Buch nennen, dass umfassend sich diesem Thema angenommen hat. In Birkhans "Kelten -Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur" findet man einiges, in anderen Überblickswerken leider nur wenig.
Zur Quellenlage, den Schriftquellen: verstreut findet man Informationen bei Plinius, Strabon, Diodor, Cäsar, oft auf Poseidonios von Apameia ethnographische Schrift zurückgehend. Vereinzelt findet man auch wie am Kärntner Magdalensberg 300 Wandinschriften (lateinisch), die über die Geschäfte mit Italien Auskunft geben, auch über Kredite und Verpfändungen. So gibt es eine Inschrift, die genauestens alle Waren eines Eisenhändlers (oder Schmieds?) aufführt, Ambosse, Ringe, Haken, Kessel usw. man erzeugte Äxte in zwei Gewichtsklassen, die tonnenweise nach Rom exportiert wurden. (Birkhan, S.354). Dieter Timpe hat in "Der keltische Handel nach historischen Quellen" In: Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel und Nordeuropa. Teil I. (Göttingen 1985) (nur noch in Bibliotheken) alle Zitate aus griechischen und römischen Schriftquellen zusammengefasst. Die antiken Schriftsteller zitieren jedoch nicht systematisch, informieren zwar über zahlreiche Erzeugnisse, liefern aber kaum Informationen über Märkte, Handelsorganisation, die Warendistribution, und die handelnden Subjekte. So klafft ein offensichtlicher Widerspruch zwischen den archäologischen Funden eines umfangreichen Handwerks und der Distribution der Erzeugnisse (Manching alleine liefert 200 verschiedene Typen eiserner Geräte, davon 20 nur zur Metallbearbeitung) und dem Fehlen der sozialen Klasse der Handwerker und Kaufleute in den Quellen (Cäsar schreibt in seinem Galliendiskurs im Buch VI, dass es in Gallien nur zwei Klassen von Ansehen und Bedeutung gebe, die Druiden und die Ritter (der Adel) (VI;13). Gleichzeitig schreibt er nebenbei immer wieder von Händlern, von denen Gerhard Dobesch zurecht vermutet, dass es sich um keltische Mercatores handelt (Kaufleute informieren in Vesontio/Besancon die römischen Legionäre über die Germanen (b.G.I,39,1); die Nervier gewähren Händlern keinen Zutritt und führen keinen Wein und Luxusgüter ein, die anderen belgischen Stämme schon (b.G.II,15,4), die Ubier sind kultivierter als andere rechtsrheinische Germanen, weil sie häufig Kaufleute bei sich haben (b.G.IV,3); und die Sueben verkaufen an Händler ihre Kriegsbeute (Sklaven?) b.G.IV,2; in Oppida umringt das Volk die Kaufleute, um Neuigkeiten zu erfahren (b.G.IV,5); Cäsars Absicht nach Britannien zu segeln wird dort durch Händler bekannt b.G.IV,21,5), von den Galliern fahren nur Kaufleute nach Britannien (IV, 20,2-4) (dazu ausführlich G.Dobesch in "Handel und Wirtschaft der Kelten in antiken Schriftquellen", Dürnberg und Manching, Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum, 1998). Eine andere Schriftquelle sind die Entlehnungen in den römischen Wortschatz: der "keltische" Wagenbau muss besonders fortschrittlich und möglicherweise in Details technisch überlegen gewesen sein, nicht nur Fahrzeugbezeichnungen (carrus, reda, essedum) wurden entlehnt, sondern auch technische Begriffe wie der Wagenkasten (ploxenum) oder die Halterung, die Joch und Deichsel verbindet (* kelt. ambilatium, mlat.amblacium). Nur: waren das Technikexporte, arbeiteten keltische Handwerker als Wagner in Rom? Oder fuhren Gallier mit ihren Wägen nach Italien, um sie dort gewinnbringend zu verkaufen (wie heute Gebrauchtwagen entlang der westafrikanischen Küste bis zum Senegal oder weiter gefahren werden)?.
Was wissen "wir" aus den Quellen, was verhandelt wurde? Strabon spricht zum Beispiel von den zahlreichen Schaf - und Schweineherden Galliens, sodass eine große Menge Sagum-Mäntel (wahrscheinlich aus Wollfilz) und Pökelfleisch nicht nur Rom, sondern den meisten Teilen Italiens zugeführt werden (Strabon IV,4,3).
Schon vorher spricht er vom schönsten eingesalzenen Schweinefleisch, dass von den Sequanern nach Rom gesandt würde (Strabon IV, 3,2). Bei der Beschreibung des aquitanischen Gallien nennt er die Leinenweberei der Cadurci (Strab IV,2,2), die Eisenarbeiten der Bituriges Cubi, die Silbergewinnung der Ruteni, und die Goldverarbeitung der Tarbelli. Explizit vom Handel spricht er in diesem Zusammenhang nicht. Ein oft zitiertes Handelsprodukt, über das man real jedoch wenig weiß, sind Sklaven. Diodors Zitat, das Kelten so trinksüchtig seien, und die römischen Händler dies zu ihrem Vorteil ausnutzen würden, und den Galliern Wein auf dem Wasserweg und zu Lande auf dem Wagen zuführen, und für jedes Faß (Amphore?) Wein einen Sklaven eintauschen, und gewinnen mit diesem Handel unglaubliche Summen (Diodor, Kap.V, 26).
Zum Weinhandel hier:
Etruskische und römische Weinkulturen im Chianti Bei Transportschiffen mit bis zu 10.000 Amphoren kann man sich den Umfang dieses ertragreichen Handels vorstellen.
Was fehlt? Ursprünglich tauschte nach den archäologischen Funden Massalia gegen den Wein auch Getreide ein, bei Grabungen wurden Amphoren neben Dolien für die Getreidebevorratung gefunden. Bei den meist nur schlecht für den Getreideanbau geeigneten Böden und wenigen Niederschlägen der Provinz Narbonensis kann dies auch ein Teil des römisch-gallischen Handels in spätrepublikanischer Zeit gewesen sein, zumindest um die Versogung der Provinz zu garantieren. Zinnhandel mit Cornwell hatte sicher nicht mehr die Bedeutung wie in der mittleren Latènezeit, da Eisen Bronze aus vielen technischen Bereichen verdrängt hatte. Daneben erfährt man, dass mit Pferden, Jagdhunden, Käse, und vielem mehr gehandelt wurde, neben dem vom Umfang umfangreichen Großhandel gab es anscheinend auch einen Markt für Spezialprodukte, Delikatessen und Luxusartikel: Plinius merkt allerdings an, daß der gallische Ziegenkäse medikamentös riechen würde (Plinius nat.XI,97). Vielleicht wurde auch Butter exportiert, (Plinius nat. XXVIII,133ff) oder Bier (Plin.mat.VIII,11). Ein anderes Modeprodukt, dass anscheinend besonders die Römerinnen interessierte (nach Martial und Cato wurde diese Torheit nur von Römerinnen betrieben! Aber welcher Mann gibt schon zu, seine Haare zu färben!), war sapo, eine Art Seifenshampoo, nach Plinius aus Buchenasche und Ziegentalg hergestellt, mit dem Haare rötlich oder heller gefärbt werden könnten , die erste Erwähnung bei Varro (rust.I,7,8) bezeugt die Herstellung in Gallien, bei Plinius ist die Erzeugung in Wiesbaden (Mattiacum) erwähnt (Plin. nat.XXXI,81). Wahrscheinlich war zusätzlich Ätzkalk (Galenus, de simpl. med.90) und pflanzliche Farbstoffe im sapo (Ovid. am.III,163ff), die eine Rotfärbung bewirkten.
Zu den archäologischen Quellen, insbesondere den neueren Einschätzungen französischer Archäologen über spätlatenezeitliche Produktionszentren, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ein wenig schreiben.