Hannibals Massaker im Tempel der Hera Lakinia an zurückbleibenden Italikern

Das Hannibal sein Heer unangefochten kommandierte wird auch in der modernen Geschichtsschreibung so gesehen, der Schwerpunkt liegt hier aber in Hannibals Charisma, das heißt in Richtung Polybius, der grundsätzlich von modernen Historikern als glaubwürdigste Quelle gesehen wird.
Ob eine Person Charisma hatte, lässt sich zwar schwerlich beurteilen, wenn man lediglich schriftliche Aufzeichnungen aus dritter Hand über sie hat. Im günstigsten Fall kann man wohl vermuten, dass Polybios seine günstige Charakterisierung von Hannibals Führungsqualitäten von Sosylos übernommen hat, der Hannibal bekanntlich persönlich begleitete und den Polybios als Quelle nutzte. Ein weiterer möglicher Zeitzeuge als Quelle wäre der Historiker Alimentus, der Hannibals Kriegsgefangener war und mit ihm in dieser Zeit - Livius zufolge - persönlichen Umgang gehabt zu haben scheint. Zumindest bei Sosylos müsste man dann aber weiter hinterfragen, wie objektiv er Hannibal gegenüber war bzw. wie weit er in dessen Bann stand. (Man vergleiche Velleius Paterculus' Verherrlichung des Tiberius, zu dessen Kriegsgefährten er jahrelang gehörte.) Im weniger günstigen Fall könnte man aber auch befürchten, dass Polybios einfach selbst nach einer Erklärung dafür gesucht hat, wie Hannibal sein Heer so lange unangefochten kommandieren konnte, und dann das ihm am wahrscheinlichsten Dünkende niederschrieb.

Aber trotzdem, ich gehe auch davon aus, dass Hannibal einiges an Charisma hatte. (Mit Härte und Strenge allein kommt man auf Dauer auch nicht weit.) Das jedoch ist zwar sehr hilfreich, aber damit allein kann man kein Heer beisammen und in Gehorsam halten, da es immer auch Menschen gibt, auf die Charisma nicht oder nicht genug wirkt. Für die bedarf es auch entsprechender Durchsetzungsfähigkeit bzw. des Willens dazu.
 
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