Hephaistion Leben und Tod

Es ist schwierig zu sagen, was jemand will, noch weniger nach 2300 Jahren. Diese ostenative Trauer kann auch ganz andere Gründe gehabt haben, hinter die wir heute nicht mehr blicken können. Eine Botschaft an seine Generäle, an sein Heer oder an seine Untertanen, die wir nicht mehr entschlüsseln können.

Das kann gut sein, vielleicht wollte er auch einfach nur sagen, "Seht, er war treu, er war immer an meiner Seite... wenn IHR genauso seit, könnte euch die selbe Genugtuung wieder fahren", vielleicht wollte er sie damit ermutigen... vielleicht auch nicht. Es ist schade das man sowas heute nicht mehr nachvollziehen kann :/
 
Nicht unbedingt, dass er die Trauer vorgetäuscht hat. Aber dass er seine Trauer so öffentlich gemacht hat = Showtrauern. Vielleicht hätte Alexander selbst viel lieber in sein Kopfkissengeheult, aber stattdessen hat er gefastet und Boten in alle Himmelsrichtungen geschickt etc. Dass die Geschichtsschreiber uns von einem Fasten berichten ist eine starker Hinweis darauf, dass sein Fasten öffentlich gemacht wurde.

Ich denke, dass diese Argumentation einleuchtend ist, zumal von anderen antiken Herrschern ähnliche Dinge berichtet werden.

Zunächst einmal bietet sich das Vorbild des Achilleus an, der Alexanders Lieblingsheld und mysthischer Urahne war. Achilleus und Patroklos das war ein Mythos, den Alexander bereits beschwor, als er über den Hellespont setzte und den angeblichen Schild des Achilleus dem Heer vorantragen ließ. Wenn Achilleus Patroklos mit Wagenrennen, Totenspenden, Opfergaben und sogar mit Menschenopfern feierte, konnte Alexander nicht gut Hephaistion ein Staatsbegräbnis 3. Klasse ausrichten, wie es Franz Joseph I. dem ermordeten Erzherzog Franz Ferdinand stiftete.

Von Augustus ist eine ähnliche Form des Trauerkultes überliefert, anlässlich des Untergangs der Rheinarmee des Quintilius Varus, dessen Jahrestag zum Volkstrauertag erklärt wurde.

"Ja, es heißt, seine Verzweiflung sei so groß gewesen, dass er monatelang Haar und Bart sich wachsen ließ (bei den Römern Zeichen der Trauer wie bei den Griechen das scheren der Haare) und oft seinen Kopf gegen die Tür stieß mit dem Ausruf: Quintilius Varus, gib mir meine Legionen zurück!"

(Sueton, Augustus kap 23)

Später ehrte der Kaiser Hadrian seinen Geliebten Antinous, der unter mysteriösen Umständen im Nil ertrunken war mit erlesener Totenverehrung und der Gründung einer Stadt die Antinous Namen trug.

In Rom errichtete ein dankbarer Freigelassener seinem Herrn Caestius die einzige Pyramide Europas.

Es war die öffentliche Bekundung der Trauer, nicht nur persönlicher Ausdruck eines Herrschers,sondern es wurde eine solche öffentliche Bekundung geradezu von einem Herrscher erwartet, und es hat sich z. B. Tiberius äußerst unbeliebt gemacht, als er den myteriösen Tod seines Neffen Germanicus recht gefasst aufnahm und den Trauerfeierlichkeiten fernblieb.
 
Hmn aber am Ende wollte er doch sicher nur das sich jeder an Hephaistion erinnert, damit jeder wusste WER er war und was er ihm bedeutet hat, oder?

Vor allem wollte Alexander, dass man sich an Alexander erinnert. Fast alles was er seit seinem Herrschaftsantritt getan hat wurde von irgendeiner Art Inszenierung begleitet.
So etwas wie "Showtrauern" hatte in Griechenland schon länger Tradition und ist deshalb nicht auszuschließen, und in Verbindung mit Alexanders Selbstdarstellungstrieb sogar eher wahrscheinlich.
 
El Quijote
Nicht unbedingt, dass er die Trauer vorgetäuscht hat. Aber dass er seine Trauer so öffentlich gemacht hat = Showtrauern.

Das ist auch meine Meinung. Alexander wollte Achilles nicht nur mit seiner Tapferkeit und seiner Liebe zu Hephaistion übertreffen, sondern auch mit seiner Trauer.
Und das Alexander zu guten schauspielerischen Leistungen fähig war, steht kaum außer Frage... siehe Meuterei seiner Soldaten.
 
Das ist auch meine Meinung. Alexander wollte Achilles nicht nur mit seiner Tapferkeit und seiner Liebe zu Hephaistion übertreffen, sondern auch mit seiner Trauer.

Da er mit Hephaistion lange Jahre auf das engste zusammengearbeitet hat, sollte man Alexander schon eine echte Trauer zubilligen. Dass diese Trauer bis zur Errichtung eines Stufentempels in Babylon und andere eher verwunderliche Gesten reichte, hat niemand von ihm erwartet, und so war die Trauer meines Erachtens echt - zudem sie unter seinen erdverbundenen Makedonen vermutlich eher Befrenden denn Bewunderung ausgelöst haben muss.
 
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