Dion
Aktives Mitglied
Ich sehe, dir muss man alle entscheidenden Stellen mit Fettschreibung hervorheben, damit du sie begreifst. Ich versuche es daher noch einmal:Ich hatte nach der Stelle gefragt, wo der Fürstbischof, wie von Dir behauptet, "explizit die Folterung der ersten (vermeintlichen) Hexe anordnete".
Dass diese Behauptung so gar nicht in dem von Dir zitierten Textabschnitt steht, merkst Du ja selber.
Der Pfarrer von Frankenwinheim meldet im November 1615 dem Zentgrafen, ihm sei berichtet worden, die Margaretha Weingartsmann habe nach der Kommunion eine Hostie ausgespien.8 Diese Information setzt das Verfahren in Gang. Zentgraf Hausherr hört Zeugen und vernimmt die Weingartsmann. Sie gesteht, und Hausherr berichtet die Sache nach Würzburg. Echter ordnet daraufhin an, die Weingartsmann zu inhaftieren und zu verhören. Damit begann eine Prozesswelle, die durch den Einsatz der Folter zu Geständnissen, zur Nennung immer weiterer Verdächtiger und schließlich zu den schrecklichen Bränden von Gerolzhofen führte. Der Zentgraf entwickelte dabei eine beträchtliche Eigeninitiative bis hin zu Inhaftierungen auf eigene Faust. Das Vorgehen wurde allerdings „von oben“ unterstützt. Julius Echter stärkte den Zentgrafen und das Gerolzhöfer Gericht in ihrem Tun, er akzeptierte die Geständnisse und Beweise aus Gerolzhofen und ordnete den Einsatz der Folter an.
Ich lese daraus: Margaretha Weingartsmann wurde vom Zentgrafen verhört, wobei sie gesteht, Hostie ausgespuckt zu haben. Sie wurde auf freien Fuß gesetzt, der Bericht mit dem Geständnis ging an den Erzbischof. Der ordnet an, Margaretha Weingartsmann nun zu inhaftieren und (nochmal) zu verhören. Robert Meier schreibt unmittelbar danach, dass damit die Prozesswelle begann, weil Folter eingesetzt wurde. Und Folter wurde auf erzbischöfliche Anweisung angewandt. Das war damals ja üblich, oder?
Ich weiß echt nicht, warum du hier den Erzbischof in Schutz nimmst, schließlich hat er nur getan, was viele andere Landesherren auch getan haben. Er hat das aber bei vergleichsweisen leichter Sünde der Beschuldigten getan. Warum? Ich weiß es nicht, aber ich kann vermuten, dass er glaubte, Margaretha hätte auf Anweisung des Teufels die Hostie ausgespuckt. Und wenn Teufel im Spiel ist, sind alle Mittel erlaubt.
Du liest aber aus dem oben Zitierten offenbar was anderes. Was genau?
Danke für den Hinweis. Dabei: Wortstatistiken können nützlich sein, wenn man 2 Dokumente miteinander vergleicht – so auch in diesem Fall: Während die Bibel in einer Zeit entstand bzw. übersetzt wurde, in der der Teufelsglaube allgegenwärtig war, und daher das Wort "Teufel" natürlich auch Eingang in die Bibel fand, ist der Katechismus, von dem ich sprach, aus dem Jahr 1992 – also praktisch von heute. Und das heißt: Für die katholische Kirche hat sich seit Jahrhunderten nichts verändert – zumindest was den Teufel betrifft.In der Lutherbibel (2017) haben wir 26 Treffer für 'Teufel' und 43 für 'Satan':
Wer Aussagen über die Inhalte von Texten machen will, sollte die Texte lesen. Wortstatistiken sind da wenig hilfreich.
Nein – aber im Katechismus stehen (hier ungeordnet, Fettschreibung durch mich) Sätze wie:Sagt der Katechismus etwas zu Hexenjagden?
Durch die Sünde der Stammeltern hat der Teufel eine gewisse Herrschaft über den Menschen erlangt, obwohl der Mensch frei bleibt. Die Erbsünde führt zur ,,Knechtschaft unter der Gewalt dessen, der danach ,die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels‘ (Hebr 2,14)“ (K. v. Trient: DS 1511). Zu übersehen, daß der Mensch eine verwundete, zum Bösen geneigte Natur hat, führt zu schlimmen Irrtümern im Bereich der Erziehung, der Politik, des gesellschaftlichen Handelns [Vgl. CA25.] und der Sittlichkeit.
(…)
Satan oder der Teufel und die weiteren Dämonen waren einst Engel, sind aber gefallen, weil sie sich aus freiem Willen weigerten, Gott und seinem Ratschluß zu dienen. Ihre Entscheidung gegen Gott ist endgültig. Sie suchen, den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen.
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Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur in ihren Kräften geschwächt, der Unwissenheit, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese Neigung heißt „Konkupiszenz“.
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„Wir halten, dem Konzil von Trient folgend, daran fest, daß die Erbsünde zusammen mit der menschlichen Natur durch Fortpflanzung übertragen wird und nicht etwa bloß durch Nachahmung, und daß sie jedem Menschen als ihm eigen innewohnt“ (SPF 16).
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Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan.
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Die Macht Satans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reiner Geist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des Reiches Gottes nicht verhindern. Satan ist auf der Welt aus Haß gegen Gott und gegen dessen in Jesus Christus grundgelegtes Reich tätig. Sein Tun bringt schlimme geistige und mittelbar selbst physische Schäden über jeden Menschen und jede Gesellschaft.
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Das Kommen des Gottesreiches ist die Niederlage des Reiches Satans [Vgl. Mt 12,36.]
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Götzendienst kommt nicht nur in den falschen Kulten des Heidentums vor. Er bleibt auch für den Glauben eine beständige Versuchung. Es ist Götzendienst, wenn der Mensch anstelle Gottes etwas Geschaffenes ehrt und verehrt, ob es sich nun um Götter oder Dämonen (z. B. im Satanismus) oder um Macht, Vergnügen, Rasse, Ahnen, Staat, Geld oder ähnliches handelt.
(…)
In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, sondern bezeichnet eine Person, Satan, den Bösen, den Engel, der sich Gott widersetzt. Der „Teufel“ [diabolos] stellt sich dem göttlichen Ratschluß und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen.
(…)
In der letzten Bitte Sondern erlöse uns von dem Bösen betet der Christ mit der Kirche zu Gott er möge den durch Christus schon errungenen Sieg über den Herrscher der Welt über Satan zutage treten lassen. Satan ist der Engel, der sich Gott und dessen Ratschluß des Heiles persönlich widersetzt.
Daraus lernen wir: Der Teufel existiert als Person. (Bemerkung von mir: Daraus folgt, man kann mit ihm auch geschlechtlich verkehren -> Hexensabbat). Ihn anzubeten ist Götzendienst. Er ist auch für Krankheiten verantwortlich. Und er hat ein eigenes Reich: Die Gegenkirche, wie von Thomas von Aquin postuliert. Und diese Aussagen sind noch heute gültig, sonst stünden sie nicht im Katechismus.
Noch ein Wort zum Konzil von Trient. Da wurde u.a. festgelegt, dass dem Wort der Kirche die gleiche Autorität zukomme, wie dem der Bibel. Oder: Für das Erreichen des Heils ist die Bibel, also der Glaube, genauso wichtig wie die kirchliche Tradition -> "außerhalb der katholischen Kirche kein Heil", wie das schon in den Jahren 1438–1445 festgeschrieben wurde.