Hatte nicht ein Schweizer Archiv ein Online-Training dazu erstellt?
Ich kenne nur adfontes, aber das ist auf die mediävistische Paläographie ausgerichtet.
Edi: Ach ja, da hast du's ja. Gibt es da inzwischen auch einen Kurs für Kurrent?
Namen kann ich zwar lesen
Das liegt daran, dass man Namen und Fremdwörter in Druckwerken wie in handschriftlichen Werken in verschiedenen Schriften schrieb.
In Druckwerken Fraktur|Latina in handschriftl. Werken deutsche Kurrent|lateinische Kurrent. 1940/1 schaffte man die gotische Schrift und die deutsche Kurrent offiziell ab (
Normalschrifterlass). Eigentlich witzig, dass manche Neonazis in historisierender Manier genau in den Schriften schreiben, die von Bormann als "Schwabacher Judenlettern" diffamiert wurden. :rofl:
und die von Euch übersetzten Teile auch "nachvollziehen" aber sobald ich selbst etwas rausfinden muss, sieht es für mich ehrlich gesagt aus wie Buchstabensalat.
Ich möchte mich selbst als recht geübt in der Entzifferung alter HSS bezeichnen und trotzdem geht es mir nicht anders. Wenn Briso, sepiola, Ashigaru oder jemand anders ein Wort, welches ich falsch entziffert habe, korrigieren oder ein Wort lesen, vor welchem ich stand, wie der Ochs vorm Berg, dann fällt es mir auch wie Schuppen von den Augen. Und ich nehme an, dass es anderen ähnlich geht.
Gibt es eine Vorgehensweise um diese Schriften zu erlernen. Ich habe gemerkt, dass ich mir "Wortbilder" gemerkt habe, aber nicht die eigentlichen Buchstaben.
Ich habe mal einen Kurs belegt, Sütterlin
schreiben. Sütterlin, ein Graphiker, hat eigentlich zwei Schriften entwickelt, die Kindern das Schreibenlernen vereinfachen sollten. Eine Variante in Deutscher Kurrent (gemeinhin als
Sütterlin bezeichnet) und einen Vorläufer der vereinfachten Ausgangsschrift, die ja heute noch vielfach an den Grundschulen unterrichtet wird. Wenn man Sütterlin kann, kann man auch Deutsche Kurrent bzw. wenn man die Schrift schreiben kann, fällt die Lektüre gleich leichter.
Die erste Seite möchte ich mal als recht
kursiv bezeichnen.
Kursiv bedeutet in der Paläographie: schnell geschrieben, krakelig, nicht ganz einfach zu lesen. Das ist jetzt also nicht unbedingt die einfachste Schwierigkeitsstufe. Die zweite Seite schien mir bei oberflächlicher Ansicht etwas lesefreundlicher.
Edit: Nach dem ersten Lektüreversuch der ersten Seite unterstreiche ich noch al meine Aussage, dass der Text seeeeehr kursiv ist:
Verzeichnis [das -h- ist etwas ungewöhnlich geschrieben]
Alles deßen _____sterben [ich habe bei manchen Buchstaben eine Idee, aber die ergeben in der Gesamtschau keinen Sinn, evtl. _____
storben, das wäre als Partizip sinniger, aber das Schriftbild entspricht ____
sterben] |
Dorothea Ginierin[?], ____|
g/paniers ___
gewißer Hauß|fraw, deren zurückgebliebener [das
zurück ist nur durch den u-Kringel und das
womögliche -k- von mir gelesen. Tatsächlich kann ich das Wort erst ab
gebliebener zweifelsfrei lesen]
Tochter Jacobea _oydin 23 d[?]
Februari 1711 ___ir hier[?]|
End[?]
Unterzeichnethen...
An dieser Stelle habe ich für's Erste aufgegeben. Du siehst, da sind noch sehr viele Lücken zu füllen. Nochmal ohne meine Anmerkungen:
Verzeichnis
Alles deßen _____sterben | Dorothea Ginierin[?], ____ | g/paniers ___ gewißer Hauß|fraw, deren zurückgebliebener Tochter Jacobea _oydin 23 d[?] Februari 1711 ___ir hier[?]| End[?] Unterzeichnethen...