Das passt doch unheimlich gut zur sonstigen Kaffeesatzleserei in diesem Thread. :fs:
Kaffeesatzlesen ist kurzweiliger als Blockposterwettkampf und Hausaufgabenhilfe
Nein, das wäre in der Tat absurd.
Das das obige nicht geschieht, ist die Gefahr des Zirkelschlusses nicht gegeben.
Wir wissen nun mal, dass garde aus dem Germanischen ins Französische und Karre/carro/car aus dem Keltischen über das Lateinische in die europäischen Sprachen gekommen ist. Deshalb können wir hier zweifelsfrei sagen, dass es sich um ein Superstrat bzw. ein Substrat handelt. Dies geht aber natürlich nur, wenn man die politischen Verhältnisse kennt.
Beim Indoeuropäischen geht man gemeinhin, wegen des großen Verbreitungsgebietes dieser Sprache davon aus, dass es andere Sprachen überschichtet hat. Deren Trümmer nennen wir Substrate bzw. dort wo die Altsprache erhalten blieb, sprechen wir, wenn in dieser indoeuropäische Elemente erhalten sind von indoeuropäischen Super- oder Adstraten (etwa beim Lexikon lateinischen Ursprungs im Deutschen, Baskischen oder Arabischen).
Wenn es nur um Auswahl des sprachwissenschaftlichen Fachbegriffs geht, sind solche Annahmen harmlos. Vielleicht hängen die SWS einfach an ihren Begriffen, mich haben die Überschichtungen schon immer etwas gestört.
Wie du schon sagst, muß man die politischen Verhältnisse kennen, um zweifelsfrei feststellen zu können, welcher Begriff der richtige ist.
Bei den IE-Einzelsprachen mag es Beispiele aus geschichtlicher Zeit geben, auf die das zutrifft. Bei den romanischen Sprachen ist selbst mir sofort klar, dass keltisch/gallisch in Frankreich das Substrat und lateinisch das Superstrat ist, stimmt das so? Oder nicht, weil romanisch ja eine Folgesprache des lateinischen ist.
Die politischen Verhältnisse der Römerzeit sind aber bekannt und so wissen wir, dass es nicht so sehr die technische und militärische Überlegenheit war, die in einigen Gebieten, nicht in allen, zur sehr allmählichen Übernahme der lateinischen Sprache führte.
Das alles aber wissen wir von der Frühphase der IE-Sprache nicht.
Man könnte aber auch von einem langsamen Einsickern indoeuropäischer Sprechergruppen ausgehen, ohne dass diese so etwas wie eine politische Herrschaft ausübten; die Krux an solchen Theorien ist, dass dann sehr viel schwieriger zu erklären ist, warum dass Indoeuropäische sich haben durchsetzen können, da die Sprecher dann ja über Jahre bis Jahrzehnte eher isolierte Kleingruppen innerhalb fremdsprachiger Großgruppen ohne besonderes Prestige gewesen wären.
Auf den ersten Blick ein ungewohntes Szenario, muß es deshalb unwahrscheinlicher sein? Das Einsickern der Hebräer in der Levante könnte ein Beispiel sein für ein sehr langes Nebeneinander von Sprachen.
Das Indoeuropäische wäre dann nur eine Nähesprache gewesen, die man innerhalb der Familie gesprochen hätte, die Sprecher des Indoeuropäischen wären in der Diglossie gewesen, nicht ihre Umgebung. Denkbar schlechte Voraussetzung für eine Ausbreitung des Indoeuropäischen.
Wäre es denkbar, dass in schriftlosen Zeiten mit überwiegender Selbstversorgungswirtschaft ein kleinräumiges Nebeneinander von verschiedenen Sprachen, nicht nur von Dialekten über viele Generationen bestehen bleiben konnte?
Wann bildet sich automatisch eine lingua franca und müssen die alle sprechen oder nur einige aus jeder Sprachgruppe?
Kann es sein, dass wir uns von den frühen Schriftzeugnissen täuschen lassen, was die wirkliche Verbreitung der Sprachen betrifft. Schrift wurde zuerst zur Dokumentation und Buchhaltung verwendet. Wo es dafür keinen Bedarf gab, bei den selbstversorgenden Bauern auf den Dörfern z.B. wurde vielleicht ganz anders gesprochen und nichts aufgeschrieben.