dekumatland
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der Geschlechtlichkeit zu entrücken scheint mir nicht das inhaltliche Zentrum des heutigen Cross-Dressing Begriffs zu sein.alle sichtbar gleichzeitig ihrer Geschlechlichkeit entrückt
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der Geschlechtlichkeit zu entrücken scheint mir nicht das inhaltliche Zentrum des heutigen Cross-Dressing Begriffs zu sein.alle sichtbar gleichzeitig ihrer Geschlechlichkeit entrückt
Da kann ich nicht so ganz folgen.Verkleidung oder Kostümierung sind entweder karnevalistisch oder man verkleidet sich, um nicht erkannt zu werden. Also der Herrscher der in romantischen Märchen als Bauer verkleidet durch die Stadt geht und sich anhört, was seine Landsleute (über ihn) zu meckern haben. Es geht dabei darum, nicht als derjenige erkannt zu werden, der man ist.
Beim Cross-Dressing geht es nicht darum nicht erkannt zu werden. Man ist die Person, die man immer war, für jedermann erkennbar. Man bleibt Jeanne. Aber man geht aus der Rolle
{+Frau} {+Bauer}
heraus und wird zur
{+Jungfrau}{+Mystik}
Natürlich nicht.Da kann ich nicht so ganz folgen.
Gibt es einen speziellen einzigartigen "dress code" für Jungfrau+Mystik?
Hier habe ich offensichtlich nur "Geschlechtergrenzen" gesprochen und nicht die differenzierten Fachbegriffe verwendet. Das sorgt offensichtlich für Verwirrung. Daher werde ich jetzt versuchen in dieser Diskussion nicht mehr diesen mehrdeutigen Begriff "Geschlecht" zu verwenden, der offensichtlich für die Analyse nicht ausreich.Jeanne trägt die Kurzhaarfrisur und die Männerkleidung also in erster Linie aus symbolischen Gründen. Dabei bricht sie nicht nur die Geschlechtergrenzen, sondern auch Standesgrenzen, weil sich die Bauernstochter wie adeliger Fahnenjunker kleidet.
Mit "Geschlechtergrenzen" meinte ich lediglich die Grenzen zwischen Gender-Rollen und nicht die zwischen Gender-Identitäten.Augenblick, ich komme nicht mehr mit.
Wie reizte Johanna "Geschlechtergrenzen" aus, wenn sie verbürgtermaßen von ihrem Umfeld als Frau wahrgenommen wurde, sich als Frau wahrnahm, selber Frauen in ihre sozialkonformen Rollen relegierte und außerdem betonte, keine Sonderrolle zu beanspruchen, sondern eine einmalige göttliche Aufgabe zu erfüllen?
Nach dem Feuertod der echten Jeanne traten mehrere Trittbrettfahrerin in Frankreich auf. Sie griffen auf den unerwechselbaren Dress-Code der echten Jeanne zurück, trugen also Männerkleidung ggf. auch Rüstung und gabe sich als Heilige Jungfrau Jeanne aus. Der bekannteste Fall einer falschen Jeanne ist der von Claude des Armoise.Da kann ich nicht so ganz folgen.
Gibt es einen speziellen einzigartigen "dress code" für Jungfrau+Mystik? Wenn ja, müsste dieser ja allgemein bekannt für die Rolle Jungfrau+Mystik sein - sind alle zeitgenössischen Darstellungen der Jeanne d'Arc identisch?
@Maglor es ist staunenswert zu lesen, was du alles über Jeanne d'Arc und ihr Verhalten und so weiter weißt - wusste sie das auch und hätte sie es so wie du formuliert?Weil Jeanne auf ihr weiblichen Gender-Identiät beharrt und die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen bzgl. ihres Verhaltens, ihrer Kleidung usw. nicht einhält, ist das ein offene Tabubruch.
Das Cross-Dressing ist nur ein Teilaspekt ihres männlichen Verhaltens. Von daher würde ich von Cross-Gender sprechen.
Ignorierst du eigentlich absichtlich die Möglichkeiten symbolischer Bedeutung?Wir wissen, dass man ihr bei ihrem Prozess vorwarf, sich in der Schlacht "wie ein Kriegsmann" gewappnet zu haben, aber dieser Begriff ist insofern irreführend und rechtfertigt keine dediziert moderne Betrachtung, als es keine "männliche" Rüstung bzw. Waffe gibt – sondern nur wirksame Waffen und Rüstungen.
Johanna von Orleans war ein dreifacher Skandal, weil ihr Verhalten und ihr Auftreten für ihr Geschlecht, ihren Stand und ihr Alter völlig unangemessen war.Nichts für ungut, aber ich halte diese Debatte für deplatziert. Es ist klar, dass Johanna – wie könnte es auch anders sein? – die Geschlechterrollen ihrer Zeit verinnerlicht hatte.
Du verstehst mich nicht. Skandalisiert wurde Johanna in pro-englischen Schmähschriften, verurteilt wurde sie von einem pro-englischen Ketzergericht, dass sich der Löchrigkeit seiner eigenen Argumentation spürbar bewusst war. Wie steht es indes um Frankreich? Wie steht es um die Akzeptanz von Johannas Tun und Lassen im Machtbereich des Dauphins bzw. nachmaligen Karls VII.? Musste Karl seine Untertanen beschwichtigen? Musste er sich selbst dazu zwingen, ihr Verhalten zu tolerieren?Ignorierst du eigentlich absichtlich die Möglichkeiten symbolischer Bedeutung? […] Johanna von Orleans war ein dreifacher Skandal, weil ihr Verhalten und ihr Auftreten für ihr Geschlecht, ihren Stand und ihr Alter völlig unangemessen war.
Nicht, wenn sie eine Heilige ist, durch Gott legitimiert, und so weiter. Und genau darauf will ich die ganze Zeit hinaus. Es ist merkwürdig, dass Du (mit gutem Grund) auf die Schwierigkeit hinweist, sich in die Denkweise des 15. Jahrhunderts hineinzuversetzen, aber zugleich darauf beharrst, allein auf Geschlechterrollen abzustellen. Selbst wo Du die religiöse Komponente ihres Wirkens berücksichtigst, definierst Du sie von den Geschlechterrollen ausgehend.Wenn ein siebzehnjähriges Bauernmädchen sich die Haare kurz schneidet, Hosen anzieht, ein Schwert in die Hand nimmt und in den Krieg zieht, ist das auf eine Weise unanständig, die wir uns kaum noch vorstellen können.
Immer eckt irgendwer bei irgendjemandem mit seiner Lebensführung an, und Frauen erfahren dies natürlich in besonderem Maße. Das hindert aber z.B. die Streitkräfte der Ukraine nicht, rund 50.000 Frauen an der Front gegen die russische Invasionsarmee einzusetzen. Es hindert nicht die buchstäblich tausenden Kommentare der Bewunderung, die ich unter einem "Body Cam"-Video las (die Wege des Youtube-Algorithmus sind unergründlich), das zeigte, wie eine mutige US-amerikanische Polizistin einen Verbrecher festnahm, nachdem er ihr beide Hände durchschossen hatte.(Andererseits bin ich fest davon überzeugt, dass derartige Verhaltensweisen auch in unserer Gegenwart für Irritationen sorgen werden. Aktuelle Beispiele gibt es durchaus.)
Heiligenerzählungen sind generell Geschichten von Menschen, die über sich hinauswuchsen, die Ungewöhnliches taten. Dass hingegen die moderne Forschung v.a. nach einer möglichen Geisteskrankheit Johannas fragt, hat doch wohl vor allem damit zu tun, dass kein wissenschaftlich arbeitender Forscher eine göttliche Sendung als Faktum bejahen kann.Bekanntlich gab es für sie zwei gegensätzliche Deutungen. Entweder wurde sie als Ketzerin oder Heilige gesehen. Beides waren im Grunde Erklärungen, die darauf abzielten, dass sie eben kein normales Mädchen war. Die moderne Deutung als psychotischer Wahn ist davon auch nicht so weit weg. Heilge, Hexen oder Verrückte machen seltsame Sachen, die sich nicht gehören.
Ihre Aktion hatte einen gewaltigen praktischen Nutzen, und man darf davon ausgehen, dass Johanna sich dessen zumindest unterschwellig bewusst war, da sie diesen Nutzen maximierte. Johanna fungierte als die heilige Lanze von Antiochia. Johanna fungierte als der "Ghost of Kyiev". Sie wirkte als religiöse und politische Galionsfigur, und dürfte auch durch ihre verbürgte Bereitschaft, sich der Gefahr des Todes unmittelbar auszusetzen, viele Ritter und Waffenknechte Karls zusätzlich inspiriert haben.Zu beachten ist auf jeden Fall noch er geringe praktische Nutzen ihrer ganzen Aktion. Da zieht ein ganz junges Mädchen ohne jede Ausbildung und ohne jedes Training in den Krieg. In der damaligen Kriegsführung kam es durchaus auch solche Kleinigkeiten wie die Armlänge an und daher macht es eigentlich auch keinen Sinn Mädchen im Kampf einzusetzen. Ein taktisches Genie wird sie auch nicht gewesen sein.
Auch hier ging es gar nicht darum, dass Johanna einen praktischen Beitrag als Kombatantin leistet, sondern in erster Linie um die Symbolik, dass die Heilige vorweg reitet. Johannas Schwert war sicherlich in erster Linie Dekoration.
Das war ein Tabubruch, keine Frage, denn die Kleiderordnungen reichten damals bis zu der Farbe der Kleidungsstücke und darüber hinaus.Weil Jeanne auf ihr weiblichen Gender-Identiät beharrt und die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen bzgl. ihres Verhaltens, ihrer Kleidung usw. nicht einhält, ist das ein offene Tabubruch.
Die Prophezeiung geht auf niemand geringeren als den Zauberer Merlin zurück bzw. sie wurde dieser Sagenfigur zugeschrieben.Du überstrapazierst hier ein wenig den Zeit-Artikel, der lediglich referiert.
Aber stellen wir doch mal Fragen an den Text: "Eine alte Prophezeiung besagte..."
Das ist schon mal furchtbar unkonkret. Es ist kein Datum genannt und keine Quelle. Woher stammte diese Prophezeiung? Wann ist sie das erste Mal belegt? Wie lautete sie genau?
Oder taucht diese "alte Prophezeiung" etwa nur in den Quellen zu Jeanne auf?! feif:
Auch dies entspräche nämlich durchaus mittelalterlichem Geschichtsdenken: Was alt ist ist edel und gut. Je älter etwas ist, desto ehr- und glaubwürdiger.
Thront die crossdressende Johanna nun triumphierend in der Anderwelt und lässt sich von Artus und Morgaine bedienen?Die Prophezeiung geht auf niemand geringeren als den Zauberer Merlin zurück bzw. sie wurde dieser Sagenfigur zugeschrieben.
Nein - einer der Hauptanklagepunkte der Inquisition in dem Prozess gegen Jeanne d'Arc in Rouen war das Tragen der Männerkleidung.Die angegebene Begründung für das Verbot des Hosentragens klingt eher nach viktorianischen Ärzten als nach der Kirche.
"Zwischen Kot und Urin werden wir geboren" – sagte Augustinus, und wenn er, ein Kirchenmann, das wusste, wussten es auch die mittelalterliche Ärzte. Das anatomische Wissen war also vorhanden, aber die Frau galt halt als Lockspeise des Satans und Quelle der Sünde – so der mittelalterliche Bischof und heilige Kirchenlehrer Petrus Damiani (1007-1072).Solche Aussagen klingen eher nach viktorianischen "Ärzten" als nach dem Mittelalter, dazu fehlte dem Mittelalter vielleicht auch das anatomische Wissen.
Klar, Misogynie war und ist ein Fixpunkt in der Kirchenpolitik – zumindest in der katholischen: Man denke hier an den bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dauernden Widerstand gegen Mädchen als Ministrantinnen, nur weil sie Mädchen sind.Misogynie spielte beim Verbot des Hosentragens eine Rolle, aber eben nur eine Rolle.
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