Ich meine, du liebe Zeit, irgendwo müssen die sich doch auch mal gemeinsam vergnügt haben. Ich meine in der Öffentlichkeit (räusper).
Vorweg, handelt es sich hierbei um Deine eigentliche Frage. Ich habe den Eindruck, es geht Dir weniger um die Kaffeehäuser, als mehr um Recherchen zu einer Möglichkeit für Frauen und Männer um 1772 in London im öffentlichen Raum miteinander zu verkehren?
1. Auktionen in Kaffeehäusern? Was kam denn da so unter den Hammer? Immobilien? Waren? Kunst?
Es war von Kunstauktionen die Rede
2. Da die Damen ja in den Kaffeehäusern nicht so gerne gesehen waren, war es auch umgekehrt so, dass die Herren in den "Chocolat houses" nicht gerne gesehen waren? (Den Begriff "Chocolat house" kenne ich gar nicht. Ist das eine offizielle Bezeichnung?)
Ich hab da noch einmal speziell nach gesucht und recht widersprüchölliches gefunden. Zunächst, ich bin mir nicht mehr sicher, ob Frauen generell eher zu chocolate houses Zugang hatten als zu Kaffeehäusern, obwohl Clayton so etwas andeutet. An anderen Stellen wird im Gegenteil behauptet der Ruf der chocolate houses hätte gegen Mitte des 18. Jhd. eher dem von Bordellen geglichen.
Die beiden ältesten und bekanntesten chocolate houses in London waren das „cocoa tree“, bald beliebter Treffpunkt der Torys (auch Swift verkehrte hier) und in derselben Straße das White’s, 1693 eröffnet und Treffpunkt der Whigs (sowie der Literaturszene). Wenn hier Politik gemacht wurde, dürfte Damenbesuch doch eher die Ausnahme gewesen sein.ImZusammenhang mit diesen beiden Lokalen trat auch der Begriff "gentlemans's club" auf.
Interessant zur Frage der moralischen Einschätzung ist, dass das „White’s“ 1735 in William Hogarths Bilderzyklus A Rake's Progress auf zwei der Bilder Kulisse sein soll.
William Hogarth
Kakao wurde allerdings als den Körper stärkendes, „gutes Getränk“ betrachtet und besonders von der katholischen Kirche schnell akzeptiert, der Kaffee jedoch als körperfeindlich verteufelt. Kakao war Mitte des 17. Jhd. noch extrem teuer (1 Pfund = 750 €), weshalb er zunächst in Adelskreisen, wegen der „stärkenden Wirkung“ dann aber im Klerus, besonders zur Fastenzeit, seine Abnehmer fand.
Trinkschokolade war aber wohl in stärkerem Maße ein Getränk, das zu Hause genossen wurde, die Zahl der Kaffeehäuser dürfte deutlich höher gelegen haben als die der Schokoladenhäuser.
(a) Der Gourmand, der Bourgeois und der Romancier: die franzozöische Esskultur ...
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(b) Die letzten Geheimnisse der Kochkunst
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