Kaiser

Ob man mit Napoleons "Griff nach Europa" einen vom römisch-deutschen Kaisertum abgeleiteten Hegemonialanspruch gegenüber allen christlichen Staaten assoziiert, ist - glaube ich - Ansichtssache.

Die Einsetzung von Bonaparts in einigen Staaten Europas (Spanien, Niederlande usw.) und die Gründung des Rheinbundes weisen auf ein gewisses Selbstverständnis des Kaisers von eigenen Gnaden als Vorsitzender der christlichen Staaten hin (im Rheinbund war er ja nur "Protektor", also wäre die Selbstständigkeit, zumindest formell, gewahrt geblieben --> wie im HRR).
 
Der Machtanspruch eines Kaisers ist wie der der Römer auf die er
zurückgeht universal.
Das ist auch der Grund warum die Byzantiner der Kaisertitel
der Franken und später der Ottonenherrscher gestört hat.
Was Frankreich betrifft,wenn ich mich recht erinnere, hat
man uns in der Schule erzählt,das man sich zur Revolutionszeit
ander römischen republik orientiert.Zu Bonapartes Zeit dann
an der klassischen Caesarenzeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Machtanspruch eines Kaisers ist wie der der Römer auf die er
zurückgeht universal.
Das ist auch der Grund warum die Byzantiner der Kaisertitel
der Franken und später der Ottonenherrscher gestört hat.
Das lag allerdings daran, dass man sich damals nur einen Kaiser vorstellen konnte, nämlich den römischen. Als Karl der Große Kaiser wurde, verstand man das in Byzanz daher als eine Art Usurpationsversuch.

Mein Gedankengang ging ,glaube ich, ein wenig in die Richtung von Dieter.
Zwar waren Machthaber wie Napoleon überaus mächtig und herrschten über ein Imperium, doch hatte ihr Kaisertitel ihnen keine oder wenige historischen Rechte gegeben.
Sie waren Kaiser und hatten auch die Machtfülle, die man sich darunter vorstellt, aber ihr Kaisertitel wirkte sich nicht aktiv auf ihre Herrschaft aus oder veränderte diese, wo hingegen der Kaisertitel zu Beginn des römischen Kaiserreichs noch seinen Träger von Grund aus mit einer gewissen Machtfülle ausstattete. Zwar gab es auch Verfall dieser Machtausstattung des Kaisertitels (Soldatenkaiser im römischen Reich, Kaisereiche des vierten Kreuzzuges),doch hielt sich die Bedeutung des Titels Kaiser als nicht nur leerer Titel bis in das späte Mittelalter.
Für die antiken Kaiser ergab sich ihre Machtfülle daraus, dass sie mit ihrer Kaiserwerdung ein Bündel von aus republikanischen Traditionen abgeleiteten, aber pervertierten Kompetenzen erhielten. Übertragen wurden ihnen diese Kompetenzen anfangs noch vom Senat. Im monarchischen Sinn wurde das Kaisertum erst allmählich verstanden.

Für die abendländischen Kaiser des Mittelalters war eigentlich das Gegenteil Deiner Ausführungen der Fall: Der Kaisertitel allein brachte ihnen überhaupt keine Machtfülle, sondern war nur ein Titel mit einem zwar umfassenden theoretischen Anspruch, aber ohne automatische praktische Konsequenzen. Die Kaiser des HRR waren nur so mächtig, wie sie sich mit Diplomatie und Waffengewalt durchsetzen konnten. Der Machtbereich der in Italien regierenden Kaiser des 9. und frühen 10. Jhdts. umfasste nicht einmal ganz Italien, geschweige denn dass sich die west- und ostfränkischen Könige etwas von ihnen befehlen ließen. Effektive Macht hatten die HRR-Kaiser primär einmal in ihren eigenen Landen, im Rest des "Reiches" mussten sie ihren Machtanspruch permanent gegen die widerspenstigen Territorialfürsten durchsetzen. Da hatten es die späteren Kaiser in Frankreich, Russland und Österreich besser, sie waren effektiv die Herren ihrer Reiche.
 
Der Machtanspruch eines Kaisers ist wie der der Römer auf die er zurückgeht universal. Das ist auch der Grund warum die Byzantiner der Kaisertitel der Franken und später der Ottonenherrscher gestört hat.

In der Vorstellungswelt des Mittelalters konnte es nur einen Kaiser geben, der als Beschützer der Christenheit und einer ideellen Vorrangstellung (auctoritas imperialis) vor allen anderen christlichen Königen des Abendlandes sein Herrscheramt versah. Aus der Tatsache, dass es neben den oströmischen Kaisern nun weitere im Frankenreich und im Heiligen Römischen Reich gab, resultierte das so genannte Zweikaiserproblem.

Zweikaiserproblem ? Wikipedia
 
@ muheijo:
Aber hat Napoleon nicht viel Machtfülle in seinen Kaisertitel hineininterpretiert ?
Zwar gab es durchaus Veränderungen durch Napoleons Kaisertitel, aber ich denke diese hätte Napoleon auch mit einem anderen Titel als dem des Kaisers herbeiführen können.
Denn sein Kaisertitel verschaffte ihm zwar große Macht, doch denke ich lag das viel weniger and der Macht des Kaisertitels, als an der Machtausfüllung Napoleons.
Also dass Napoleon diesen Kaisertitel wieder mit neuer Macht versah und ausfüllte, die dieser ihm als nur rein übernommener Titel nicht hätte geben können.

Ich denke aber, dass es bei diesem Thema viele verschiedenen Meinungen geben kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Ravenik
Aber die modernen Kaiser von Frankreich Österreich und Russland hatten zwar mehr tatsächliche Macht, das lag aber zum Beispiel an ihrer zentraleren Regierung und anderen Komponenten als an der Macht, welcher ihr Kaisertitel mit sich brachte.
Mir geht es nur um die Voraussetzungen, die der Titel Kaiser mit sich brachte unabhängig von sonstigen Sachverhalten der jeweiligen Zeiten.
Und so gesehen brachte der Kaisertitel im HRR des Mittelalters ,meiner Meinung nach, machtvollere Grundvorausetzungen, wenn auch nur theoretischer Natur, mit sich als beispielsweise Napoleons Kaisertitel .
 
Zurück
Oben