Dann lies doch bitte noch einmal meinen Beitrag #546. Die Römer hatten vor dem Wall genügend Platz. Auch wäre, nach WOLTERS, noch Platz für die Formation des agmen quadratum gewesen.
Mir ist schon bewusst, was Du geschrieben hast. Ich muss die Auffassung aber doch schließlich nicht teilen. Agmen quadratum bezeichnet doch die kampffähig aufgestellte Marschkolonne mit dem Tross in der Mitte und Reiterei und leichten Abeilungen als Seitendeckung, richtig? Du schreibst selbst, dass 100 Meter dauernd passierbar waren und dass vor dem Wall noch 50 Meter Raum gewesen sei. Wie viel Platz war denn dann noch für diese Aufstellung - die man übrigens schon vor dem Abmarsch einnehmen muss, was Varus den Quellen zufolge nicht getan hat. Will man sie nachträglich einnehmen, braucht man Platz zum Manövrieren. Den gab es da aber nicht.
In meinem von Dir zitierten Post habe ich außerdem geschrieben, dass dieser Raum nicht ausreichte, um
zwei Heere aufzustellen (und zum gegen einander Kämpfen gehören nun mal zwei). Also
muss eine der kämpfenden Parteien den Wall genutzt haben.
Und der Wall hätte auch von den Römern vom Weg aus "bequem" beschossen werden können (Angabe von Fr. WILBERS-ROST: ca. 50m Entfernung zwischen Wall und Weg).
Wenn genug Römer Zeit und Muße gehabt hätten, Geschütze aufzustellen und Bogenschützen in Stellung zu bringen, hätten sie den Wall beschießen können. Das haben sie aber offensichtlich nicht. Folglich hatten sie wohl nicht die Muße. Die Germanen wären auch blöd gewesen, ihnen die zu geben. Übrigens habe ich in einem früheren Post schon mal drauf hingewiesen, dass Bogenschützen im Nahkampf etwa so wehrhaft wie Lämmer sind.
Warum also sollten Germanen einen Wall bauen, der zu weit vom Weg entfernt war?
Zu weit weg? Wie nah dran sollte es denn noch sein? Irgendwo muss man doch die Truppen aufstellen, wenn man einen Ausfall machen und anschließend den Rückzug decken will. Zwei Mann, die für den Zweck zwei Meter Platz haben, kommen nicht weit. Da muss man schon mehr aufbieten. Also muss man Platz haben. Für einige Hundert, besser einige Tausend.
Für die Römer bot sich, bei Bau eines Walles, die Möglichkeit dichter durch die breite "Engstelle" zu ziehen, d.h. den matschigen Weg verlassen und dicht mit dem Troß am Wall entlang, sodaß kein Beschuß den Marsch behindern konnte.
Dass sich ihnen die Möglichkeit bot (geboten hätte), zweifele ich nicht an. Ich verweise nur darauf, dass sie diese Möglichkeit
nicht genutzt haben. Der Zug
ist nämlich beschossen beziehungsweise angegriffen worden. Wäre es anders, gäbe es gar keine Spuren und wir hätten keinen Grund, zu diskutieren. Deshalb die Gegenfrage: Warum hätten die Römer einen Wall bauen, ihn den Germanen überlassen und dann
trotzdem dicht daran vorbeiziehen sollen? Hätten sie ihn gebaut, wären sie mit genügend Kräften vor Ort gewesen, um ihn auch zu halten. Und nochmal: Hätten sie ihn gebaut, hätten sie auch keine bequemen Türchen für die Angreifer gebaut.
P.S.
Ursprünglich hielten die Kalkrieser den Wall auch für römisch. Aber dann....
Na klar! Der Wall sieht ja auch römisch aus. Das ist doch auch für Dich der Grund, den germanischen Ursprung anzuzweifeln. Bei Betrachtung der taktischen Situation muss man nur zu dem Schluss kommen, dass die Römer den Wall nicht genutzt haben. Wenn der Wall für die Römer also nicht nützlich sondern schädlich war, was spricht dann dafür, dass sie ihn gebaut haben? Das haben die "Kalkrieser" erkannt. Übrigens:
...durch die breite "Engstelle"...
Ich deute das so, dass Du die Engstelle nicht wirklich eng findest. WENN es sich an der Stelle um die Varuslegionen gehandelt hat, dann waren da 20.000 bis 25.000 Menschen unterwegs, mit riesigen Karren-Konvois und Herden von Eseln, Zugochsen und Pferden. Schau Dir mal bei einem Stadtfest an, wie proppenvoll ein Marktplatz von 80 Meter Breite ist, wenn da 2000 Leute drauf rumstehen. Ohne Esel- und Pferdeherden. Für so einen Zug sind 100 Meter
richtig eng!
Aber wirf mir nicht nur vor, dass ich Deine Postulate anzweifeln oder Deine Posts nicht lesen würde. Antworte doch auch mal auf meine Fragen:
Warum hätten die Römer "ihren" Wall den Germanen überlassen sollen?
Warum hätten sie so viele Durchlässe reinbauen sollen?
Warum sind oberhalb des Walls keine Kampfspuren von den Truppen, die die Pioniere hätten schützen müssen?
Welche archäologischen Spuren deuten darauf hin, dass der Wall römisch war?
MfG