Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Die Flügelhelme sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Auch Vercingetorix, den Verlierer;), hat man damit ausgestattet.

Es ist nur ein germanischer Helm des 1. Jhd. bekannt, der eigentlich ein umgearbeiteter römischer Helm ist.
So sah er aus:
http://i45.tinypic.com/smpzpc.jpg
(Auf der verrosten Kalotte konnte man vier Federkiele und Reste des Felles nachweisen.)

Aus dem keltischen Kulturkreis (Rumänien, 3. Jhd. v. Chr.!) gibt es einen bizarren Vogelhelm, aber auch der sieht völlig anders aus als die Konstrukte des 19. Jahrhunderts:
http://www.cjsm.ro/muzeu/coif%20celtic.jpg

Kommt "irmin" nicht viel eher von ahd. "ermanaz"=erhaben?
 
Die Theorie von einer germanischen Gottheit namens Hirmin ist doch wohl vom Tisch. Wer also sonst käme naheliegenderweise als Patron in Frage?
Diese "Theorie" ist nicht nur eine Theorie. Der Name Irmin oder Hirmin ist einer der am mit am häufigsten überlieferten Götternamen im südgermanischen Bereich. Siehe hierzu die das Thema über die Mannus-Stämme.

Zu etwaigen Siegesmonumenten der Schlacht im Teutoburger Wald: Folgt man der antiken Überlieferungen wurde die erbeuteten Legionsadler etc. von Germanicus wieder zurückerobert, die Orte ihrer Aufbewahrung zerstört.

Nicht zu vergessen, ist der baldige Sturz des Arminius, der laut Tacitus seinen mordlustigen Verwandten zum Opfer fällt. Sollten die Cherusker ihrer Anführer wirklich beseitigt haben, werden sie vor wie auch immer gearteten Monumenten seiner Herrschaft keinen Halt gemacht haben.

Grundlage der Flügel- und Hörnerhelm-Darstellungen bei Kelten und Germanen ist vor allem ein Zitat Diodors über die Gallier:
Auf ihre Köpfe setzten sie bronzene Helme mit großen Knauf oder großen Tieren darauf, die die Träger der Helme größer erscheinen ließen; so sind in manchen Fällen Hörner daran festgemacht, in anderen Fällen Köpfe von Vögeln und Vierfüßlern.
Das entsprach wie der rostige Helm aus Krefeld mit Federschmuck und Fellbesatz zeigt, bei den Germanen zumindest teilweise der Wirklichkeit.
Der Hermann mit Flügelhelm herrscht erst seit dem 19. Jahrhundert vor. Davor tauchen Hermann und die Germanen vor allem über den Kopf gezogenen Tierfellen auf: Bären, Hirsch, Ziege etc.
Auch dies folgt der Gallier-Beschreibung Diodors.
 
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Die Flügelhelme sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Auch Vercingetorix, den Verlierer;), hat man damit ausgestattet.

Nunja, geflügelte Helme sind in der Antike sehr wohl schon bekannt, nur eben als Attribut des Hermes bzw. Mercurius. Auch die Stadtgöttin Roma wurde auf Münzen mit geflügeltem Helm dargestellt.

Schon Widukind von Corvey verglich den 'Säulenirmin' mit Hermes. Möglicherweise liegt hier der Ursprung der Darstellung Armins mit Flügelhelm im 19. Jh.

Kommt "irmin" nicht viel eher von ahd. "ermanaz"=erhaben?

Auf den selben Wortstamm geht aber auch Armin zurück.
 
Frage 1 ist relevant, wenn man davon ausgeht, dass Germanicus ausgezogen ist, um die unbestatteten Kameraden würdig unter die Erde zu bringen (oder wasimmer die Römer mit ihren Toten gemacht haben). Dann hätte er eine Bestattung bei Kalkriese viel einfacher haben können. Er hätte nur von der Ems aus 40 oder 50 Kilometer nach Osten ziehen müssen. Stattdessen hat er erstmal das Land der Brukterer verheert, ist dann in Richtung Weser gezogen, hat sich mit Arminius rumgeschlagen und ist dann auf dem gleichen Marschweg, den Varus genommen hat, wieder Richtung Kalkriese gezogen. Wäre Kalkriese der Ort der Varusschlacht und wäre es Germanicus´ Ziel gewesen, die Gefallenen zu bestatten, wäre sein Marschweg widersinnig gewesen. Deshalb KÖNNTE Frage 1 relevant sein.

Nur: Germanicus wollte keine Bestattung vornehmen, er wollte den sich neu formierenden Feind präventiv "zersplittern". Erst nachdem das geschehen war, hat er auf dem Rückweg "nebenbei" die Gefallenen bestattet, weil er zufällig in der Nähe war. So beschreibt es zumindest Tacitus. Dreyer bietet eine andere Interpretation: Demnach habe Tiberius den Germanicus beauftragt, während seines Kriegszugs die genauen Umstände der Varusniederlage zu ergründen. Deshalb der Zug auf dem Marschweg der Varuslegionen, deshalb der Besuch des Schlachtfelds.

Frage 3 ist relevant, weil offensichtlich Brukterer, Marser und Chatten am Überfall auf Varus beteiligt waren. Die Marser und die Chatten hätten aber mit starken Kräften einen ziemlich weiten Weg zurücklegen müssen, um nach Kalkriese zu gelangen. War das möglich, ohne dass die Römer es bemerkt hätten? Hier im Forum ist das angezweifelt worden.

Nur: Es WAREN Brukterer, Marser und Chatten an der Schlacht beteiligt. Und egal wo die Schlacht stattgefunden hat: Für den Aufmarsch WAREN massive Truppenbewegungen der drei Stämme erforderlich. Die drei Stammesaufgebote SIND zum Schlachtfeld gelangt, ohne dass die Römer misstrauisch wurden. Andere Aufgebote auch. Die der Cherusker zum Beispiel. Tenkterer und Usipeter. Ampsivarier angeblich. Frage 3 könnte demnach gegen grundsätzlich jedes denkbare Schlachtfeld angeführt werden. Im Extremfall würde das bedeuten, dass es gar keine Varusschlacht gegeben haben kann...



Hier gilt was Ähnliches: Der Wall war vorhanden, obwohl er in keiner Quelle beschrieben wird. Er war weder römisch noch handelte es sich um den Angrivarierwall. Sollen wir ihn wegdiskutieren, weil er den Quellen nach nicht dort sein dürfte?


Märtin schreibt, die Legio Prima, die unter Germanicus im Einsatz war, sei infolge der Varusniederlage unter Anwendung erheblichen Zwangs in Rom neu ausgehoben worden. Losentscheidungen, Hinrichtungen etc. Außerdem firmierte sie im Einsatz nicht unter dem Beinamen "Augusta" sondern unter "Germanica".

MfG

War gerade im Urlaub, daher erst jetzt danke für die Antwort. Die Argumente überzeugen mich, daß die Fragen 1. und 3. irrelevant sind.

Ich habe noch mal die Stelle mit den pontes longi durchgelesen und finde mehr denn je, die ganze Beschreibung paßt nicht zu Kalkriese. Auch wenn man westlich ein Marschlager fände, würde ich anders als El Quijote :) nicht total auf die pontes longi-Seite schwenken. Was hätten die Römer eigentlich bei Kalkriese an einem Teil der pontes longi ausbessern sollen?

Um, wie mancher andere schon vorher, mein persönliches Fazit zu ziehen, zugegeben beeinflußt durch die Bücher u.a. von Dreyer, Moosbauer und Wolters:

1. Kalkriese stellt eine größere Auseinandersetzung mit der Beteiligung römischer Truppen dar, Kerntruppen wie cohors I sind belegt, genauso wie medizinisches Personal, Kavallerie, Troß, die Fundsituation deutet auf eine schwere Niederlage hin, die auch nichtkämpfende Truppenteile mit betraf.
2. Gefunden wurden Luxusgegenstände wie teures Geschirr, oder das berühmte Bettgestell, obwohl Tiberius angeblich nach Antritt des Kommandos im Jahre 10 befahl, in die Germania magna nur ohne schweren Luxustroß und ohne Frauenbegleitung zu ziehen.
3. Knochen getöteter Menschen lagen mehrere Jahre an der Oberfläche, bevor sie in Gruben gelegt wurden, teilweise zusammen mit Tierknochen, d.h. scheinbar nach Auflösung erkennbarer Strukturen des Lebewesens
4. Münzen aus Prägungen nach 9 n. Chr. sind nicht gefunden. Zwar fehlen solche im gesamten Halternhorizont, was seltsam ist, aber das läßt nur die Möglichkeit offen, das Kalkriese zu 15/16 n. Chr. gehört, weil eventuell auch nach 9 kein neues Geld in die Germania kam (obwohl entsprechende Münzen in einigen linksrheinischen Lagern auftauchen), es spricht dagegen nicht gegen Kalkriese als Teil der clades Variana.
5. Entsprechende wichtige Schlachten der Jahre 15/16 (pontes longi, Angrivarierwall) passen von der Quellenlage kaum zu den Funden in Kalkriese; und es ist eher unwahrscheinlich, daß eine größere Auseinandersetzung in den Quellen überschlagen wurde, so daß Kalkriese mit seinen überraschend vielen Funden eher nicht zu einer uns völlig unbekannten Auseinandersetzung gehören dürfte.
6. Einiges paßt nicht harmonisch zu Kalkriese = Varus, insbesondere das Mundblech lpa, was aber kein unbedingtes Gegenargument ist (z.b. vexillatio oder Versetzung zu anderer Legion). Die Ausrichtung des Walles ist teilweise seltsam. Außerdem passen bestimmte Einzelheiten von antiken Quellen nicht gut, was aber angesichts von deren Eigenart nicht so wichtig ist.

Daher spricht für mich, wenn man sich entscheiden soll (was man ja zum Glück nicht muß :D), derzeit am meisten dafür, mangels besserer Alternative Kalkriese in den Kontext der Varusschlacht einzuordnen und für alles weitere offen zu bleiben.

PS: Ich gratuliere übrigens einigen Posten zu der Engelsgeduld, mit der sie immer wieder, auch bei manchmal etwas schrägen Einwürfen gegen den Zusammenhang Kalkriese - Varus, sachlich Argument auf Argument wiederholen, nachschieben und verstärken. :winke:
 
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Daher spricht für mich, wenn man sich entscheiden soll (was man ja zum Glück nicht muß :D), derzeit am meisten dafür, mangels besserer Alternative Kalkriese in den Kontext der Varusschlacht einzuordnen und für alles weitere offen zu bleiben.

Meine Rede!*




*Das fand ich jetzt notwendig wg. dieser Passage: ;)

Ich habe noch mal die Stelle mit den pontes longi durchgelesen und finde mehr denn je, die ganze Beschreibung paßt nicht zu Kalkriese. Auch wenn man westlich ein Marschlager fände, würde ich anders als El Quijote :) nicht total auf die pontes longi-Seite schwenken.
 
Daher spricht für mich, wenn man sich entscheiden soll (was man ja zum Glück nicht muß :D), derzeit am meisten dafür, mangels besserer Alternative Kalkriese in den Kontext der Varusschlacht einzuordnen und für alles weitere offen zu bleiben.
Genauso sehe ich das auch! Hinzufügen würde ich noch, dass ich keineswegs zerknirscht wäre, wenn der Ort der Varusschlacht plötzlich anderswo nachgewiesen würde. Im Gegenteil. Das wäre die Grundlage für neue, spannende Diskussionen. Ich habe kein persönliches Interesse daran, dass es Kalkriese sein muss. Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso offenbar einige Leute ein persönliches Interesse daran haben, dass es NICHT Kalkriese sein DARF.


4. Münzen aus Prägungen nach 9 n. Chr. sind nicht gefunden. Zwar fehlen solche im gesamten Halternhorizont, was seltsam ist, aber das läßt nur die Möglichkeit offen, das Kalkriese zu 15/16 n. Chr. gehört, weil eventuell auch nach 9 kein neues Geld in die Germania kam (obwohl entsprechende Münzen in einigen linksrheinischen Lagern auftauchen), es spricht dagegen nicht gegen Kalkriese als Teil der clades Variana.
Dass Spuren von den unzweifelhaft stattgefundenen Aktivitäten der Germanicus-Truppen nicht sicher nachgewiesen werden können, ist vielleicht gar nicht so seltsam.

Die Quellen lassen nicht eindeutig erkennen, ob tatsächlich rechtsrheinische Lager wieder dauerhaft besetzt wurden. Für Aliso kann man das annehmen, aber sicher sein kann man nicht. Und selbst wenn ein Lager dauerhaft besetzt gewesen wäre, hätte es sich in umkämpftem Feindesland befunden. Dahin hätten die Römer kaum ihre Kriegskasse geschickt. Da werden nur feldmarschmäßig ausgerüstete Truppen gelegen haben. Und die hatten eben wenig Gelegenheit, Geld zu verlieren.

Gleiches gilt für die Kriegszüge des Germanicus. Die Kasse blieb zuhause und überdies ist keine Germanicus-Legion so hart gebeutelt worden, dass sie all ihre Ausrüstung verloren hätte.

Unter dem Strich: Außer den Münzen unterscheidet nichts die Truppen des Germanicus und des Varus. Leider ist es wenig wahrscheinlich, dass römische Münzen aus der Zeit nach dem Jahr 9 rechts des Rheins verloren gehen konnten. Und wenn welche verloren gegangen sind, haben wir sie vielleicht bloß noch nicht gefunden. Münzen sind ja nicht sonderlich groß.

MfG
 
Ich weiß nicht genau, ob die römischen Soldaten auf den Feldzügen des 1. Jhr. alles gestellt erhielten, oder ob man bei einer Art Marketender zusätzliche Sachen kaufen konnte? (Zum Beispiel Schokolade, wenn es das für die unendlich bedauernswerten Vorschokoladezeitaltler schon gegeben hätte.) Dann wäre das Mitführen von kleinen Münzen wahrscheinlich gewesen. Könnten da die Spezialisten wie Tib. Gabinius was zu sagen?

Evtl. wirkte sich auch hier das tiberiussche Gebot kleiner Trosse aus und die Soldaten bekamen nichts außer der Reihe? Dann brauchten sie auch kein Geld.

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Gerüchte um Asprenas, der ja die Vermögen gefallener Soldaten für sich abgezweigt haben soll, was für eine zentrale Lagerung der meisten Gelder auch vor der Varusschlacht spricht.
 
Armin= Ermin=irmin?
Irminsul=erminsul=arminsul?
In einem anderen Thread habe ich mal geschrieben, das es zwar anhand kurzer Texte möglich ist, niederdeutsche, altsächsische oder noch ältere Texte der Region aber nicht der Zeit nach zuzuordnen, wenn sie in lateinische Schrift übertragen wurden.Bei längeren Texten hilft dann die Schreibweise uo für au als Hinweis für vor oder nach 1000.
Alle 3 Versionen oben hören sich für nicht Ostfalen von Ostfalen gesprochen ziemlich gleich an. ar, ir,er wird zu äor, üer, är, so das alle drei Namen ein und der selbe sein können.

Triumphsäule
Die Handwerker für das Giessen einer solchen Säule waren im Troß als römische Handwerker sicher vorhanden, die Fähigkeit des Gusses der verlorenen Form und die Fähigkeit, eine solche Säule aus Teilen zusammen zu bauen, waren sicher vorhanden, auch wenn die Harzer Cherusker wohl kaum Armin eine Säule gegossen haben, denn DER hat ihnen ja mit seinem Krieg das Geschäft gründlichst verdorben.
Das eine Säule die 700 Jahre bis KdG übersteht, wäre keine Seltenheit.
Heinrich der Löwe ist auch schon ungefähr so lange tot, war auch SEHR umstritten und SEIN Anspruch auf Macht steht erst seit 5 Jahren unter Dach. Der Braunschweiger Löwe. Auch er ist "im Volke" gewissermassen präsent, seine Leistung?

Nun, er hat auf jeden Fall nicht alle Mann geeint und er hat auch nicht einen scheinbar unmöglich zu gewinnenden Krieg gewonnen.
Und wenn einer von der eigenen Verwandtschaft umgebracht wird, heißt das noch lange nicht, das der Rest des Volkes ihn nicht verehrt. Das ist eher die Gelegenheit zum Märtyrertum.

Alles ein Grund für die Sage, das 13 Wagenladungen Irminsul in der Innersteaue auf dem Weg nach Hildesheim versenkt wurden, weil die Wagen nicht mehr weiterkamen, ein weiterer Grund für diese Sage mag die Kenntnis des Tacitustextes über die Varusschlacht sein.Dabei ist es unwichtig, ob die Sage nach 800 oder nach 1500 entstanden ist, zu beiden Zeiten war der Tacitustext bekannt.

ALLERDINGS ist das ganze so lange eine HÖCHST zweifelhafte Geschichte, bis die Stücke gefunden sind. Auch ein angeblich römischer Text oder ein Bericht in den fränkischen Annalen wäre in meinen Augen kaum ein Wahrheitsbeweis!

Ein römischer Text und der Fund der Teile, die aus der gleichen Bronze wie die Beinschienen aus Kalkriese gegossen wären, wäre ein Beweis für Varusschlacht= Kalkriese und ein wie ein 6er im Lotto
 
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In einem anderen Thread habe ich mal geschrieben, das es zwar anhand kurzer Texte möglich ist, niederdeutsche, altsächsische oder noch ältere Texte der Region aber nicht der Zeit nach zuzuordnen, wenn sie in lateinische Schrift übertragen wurden.

Das ist irrelevant. Ein deutschsprachiger Zeitgenosse Karls des Großen schreibt über die Zerstörung der Irminsul durch Karl den Großen und schreibt auf Latein, was der Name im Lateinischen bedeutet. Insofern können wir einen Zusammenhang mit Arminius schlicht ausschließen! Weiterhin können wir ausschließen, dass die Säule aus Metall bestand, die Quelle beschreibt sie ganz eindeutig als hölzerne Säule!
El Quijote schrieb:
Da uns die Irminsul in zeitgenöss. Quellen als Holzstamm ("truncum quoque ligni") von nicht geringer Größe ("non parvae magnitudinis") überliefert ist und der germanische/altniederdeutsche Name ins Lateinische als gleichsam alles stützende Weltensäule übersetzt wird ("patria eum lingua Irminsul appellantes, quod Latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia."), können wir wohl einen Zusammenhang zur cheruskischen Bronzeverhüttung und insbesondere zu Arminius sicher ausschließen.
Da gibt's nichts zu deuteln, alles andere wäre kontrafaktische Geschichtsschreibung.

Dabei ist es unwichtig, ob die Sage nach 800 oder nach 1500 entstanden ist, zu beiden Zeiten war der Tacitustext bekannt.

Fragt sich bloß wem der Tacitustext bekannt war. Einem breiten Publikum wurde er erst im 16. Jahrhundert durch den Buchdruck bekannt. Es ist doch bezeichnend, dass Tacitus im Mittelalter nicht zitiert wird. Die erhaltenen HSS aus dem 9. Jahrhundert werden nur einigen Schreibschülern der entsprechen Klöster bekannt gewesen sein. Ob die immer ganz den Inhalt erfasst haben? Es ist fast zu bezweifeln.

Ein römischer Text und der Fund der Teile, die aus der gleichen Bronze wie die Beinschienen aus Kalkriese gegossen wären, wäre ein Beweis für Varusschlacht= Kalkriese und ein wie ein 6er im Lotto.

Das ist wieder die Suche nach konstruierten Beweisen, die nicht existieren.
 
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@El: Fragt sich bloß wem der Tacitustext bekannt war. Einem brieten Publikum wurde er erst im 16. Jahrhundert durch den Buchdruck bekannt.
Auch vorher war der Text selbst gelehrten Insidern unbekannt. Die "Germania" ist nur in einem Exemplar überliefert, das Mitte des 15. Jh. im Kloster Hersfeld auftauchte. Ein Wunder also, dass die Schrift überhaupt erhalten ist. Daher nehme ich an, dass das Werk auch zu Karls Zeiten nicht in jeder Klosterbibliothek herumlag.
 
Hier ist also kein lateinischer Text bekannt, der die Sage erhärten könnte, im Gegenteil!
Damit ist das für mich ein weiterer "Beweis" für die Unglaubwürdigkeit meiner Quelle, ein sogenannter Sagensammler aus dem Anfang des 19.Jhdts.
Ich glaube, mich erinnern zu können, das ein Latein und Geschichtslehrer im Unterricht erwähnt hat, das Arminius eine Triumphsäule gießen hat lassen. Entweder irre ich mich, oder er kannte dieses Buch auch und wertete es anders. Es ist aber als "Falsch" zu werten.
 
Seit der Entdeckung Tacitus' im 15. Jahrhundert (Germania) waren die Germanen bei den Humanisten voll en vogue. Als dann noch die Quellen zur Varusschlacht auftauchten - die erste bekannte war Florus' Darstellung der Varusschlacht, entdeckt 1470, und schließlich wieder Tacitus, diesmal seine Annalen, 1505 entdeckt, 1511 veröffentlicht. Und 1515 wurde dann auch Velleius Paterculus entdeckt. Es war halt die Zeit, als man die Klosterbibliotheken "entdeckte". Leider war es auch die Zeit, in der viele Klosterbibliothken in Flammen aufgingen. Vielleicht hätte man dann ja den Pliniustext auf den Tacitus sich stützt, oder den Aufidius Bassus.

Natürlich nicht. Man kann es sogar in einigen Fällen überprüfen. In St. Gallen z.B. ist der karolingerzeitliche Bestandskatalog erhalten, da kann man ganz genau sehen, was die Bibliothek besaß und was nicht.


Estimado Don Quijote:winke:,

ist Dir evtl. bekannt, ob in dem karolingerzeitlichen Bestandskatalog die uns leider fehlenden Exemplare von Plinius und Aufidius Bassus noch enthalten waren (oder noch in anderen Katalogen aus dem frühen Mittelalter)? Oder waren sie bereits damals schon im großen Katalog der antiken Literaturverluste (siehe dazu den entsprechenden Thread)?
 
...ob in dem karolingerzeitlichen Bestandskatalog die uns leider fehlenden Exemplare von Plinius und Aufidius Bassus noch enthalten waren (oder noch in anderen Katalogen aus dem frühen Mittelalter)?

Mir ist weder ein Werk des Plinius noch des Aufidius Bassus aus dem St. Galler Bibliothekskatalog in Erinnerung geblieben. Auch beim Überfliegen des Katalogs und Lesen der Handschriftenbeschreibung habe ich diese Namen jetzt nicht gefunden.

Falls dich interessiert welche Werke im Katalog enthalten sind, kannst du hier einmal drüberlesen (wobei dummerweise ein paar Seiten fehlen):

ab S. 66
Lehmann




 
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Gleiches gilt für die Kriegszüge des Germanicus. Die Kasse blieb zuhause (...)

Das kann man nicht verallgemeinern, schon gar nicht für die Germanicus-Zeit.
Im Zuge der Meuterei der Rheinlegionen 14 n.Chr. wurde Germanicus zur Auszahlung der ausstehenden Soldzahlungen gezwungen. Die fünfte und einundzwanzigste Legion, die übrigens später unter Caecina bei den pontes longi kämpften, waren jene, die in besonderem Maße darauf bestanden, ihren Sold zu erhalten.

Tac.Ann. I 36 f:

„Nachdem man nun die verschiedenen Meinungen gegeneinander abgewogen hatte, beschloss man, im Namen des Princeps ein Schreiben mit folgenden Forderungen abzufassen: (…), die erbotenen Vermächtnisse werden in doppelter Höhe ausbezahlt.
(37) Die Soldaten merkten, dass es sich nur um Zugeständnisse handelte. (…) Die fünfte und die einundzwanzigste Legion rückten nicht eher ab, bis man noch hier in dem Sommerlager das Geld ausbezahlte, das die Freunde des Caesars und dieser selbst aus ihrer Reisekasse zusammenlegten. Die erste und die zwanzigste Legion führte der Legat Caecina in die Stadt der Ubier zurück. Es war ein hässliches Bild, das die Kolonne bot, da die dem Imperator abgenommenen Geldkassen zwischen den Fahnen und zwischen den Adlern mitgeführt wurden.“

Aus dieser Quelle geht hervor, dass es in jenen Jahren bei den Rheinlegionen zu Verzögerungen der Soldzahlungen kam, die zur Meuterei der Legionen führten. Germanicus musste auf Druck der Legionen 14 n.Chr. eine höhere Auszahlung veranlassen.
Das ging offenbar nicht von einer Lagermünzstätte aus, sondern musste sofort geschehen.


und überdies ist keine Germanicus-Legion so hart gebeutelt worden, dass sie all ihre Ausrüstung verloren hätte.


Das ist nicht richtig. Für die Schlacht an den Pontes longi schreibt Tacitus, dass die Legionen des Caecina einen Großteil ihrer Ausrüstung einbüßen mussten:

Tac. Ann I 65:
„Die Geräte für das Ausheben der Erde oder Ausstechen des Rasens waren größtenteils verloren gegangen, die Manipel hatten keine Zelte, für die Verwundeten gab es keine Verbandstoffe, die Nahrungsmittel, die man verteilte, waren durch Schmutz oder Blut verunreinigt (…)“
 
Zuletzt bearbeitet:
Gleiches gilt für die Kriegszüge des Germanicus. Die Kasse blieb zuhause [...]
Das kann man nicht verallgemeinern, schon gar nicht für die Germanicus-Zeit.
Im Zuge der Meuterei der Rheinlegionen 14 n.Chr. wurde Germanicus zur Auszahlung der ausstehenden Soldzahlungen gezwungen. Die fünfte und einundzwanzigste Legion, die übrigens später unter Caecina bei den pontes longi kämpften, waren jene, die in besonderem Maße darauf bestanden, ihren Sold zu erhalten.

Tac.Ann. I 36 f:

„Nachdem man nun die verschiedenen Meinungen gegeneinander abgewogen hatte, beschloss man, im Namen des Princeps ein Schreiben mit folgenden Forderungen abzufassen: (…), die erbotenen Vermächtnisse werden in doppelter Höhe ausbezahlt.
(37) Die Soldaten merkten, dass es sich nur um Zugeständnisse handelte. (…) Die fünfte und die einundzwanzigste Legion rückten nicht eher ab, bis man noch hier in dem Sommerlager das Geld ausbezahlte, das die Freunde des Caesars und dieser selbst aus ihrer Reisekasse zusammenlegten. Die erste und die zwanzigste Legion führte der Legat Caecina in die Stadt der Ubier zurück. Es war ein hässliches Bild, das die Kolonne bot, da die dem Imperator abgenommenen Geldkassen zwischen den Fahnen und zwischen den Adlern mitgeführt wurden.“

Aus dieser Quelle geht hervor, dass es in jenen Jahren bei den Rheinlegionen zu Verzögerungen der Soldzahlungen kam, die zur Meuterei der Legionen führten. Germanicus musste auf Druck der Legionen 14 n.Chr. eine höhere Auszahlung veranlassen.
Das ging offenbar nicht von einer Lagermünzstätte aus, sondern musste sofort geschehen.

Ich glaube, das hast du Maelonn falsch verstanden. Es ging nicht darum, dass die Kasse etwa in Rom blieb, sondern, dass sie in Vetera zurückgelassen wurde, als es gegen die Cherusker ging. Und damit ist auch bei pontes longi kein erhöhtes Münzaufkommen (erst Recht mit Goldmünzen!!) zu erwarten.
 
Genau. Und wenn die Soldaten kleine oder größere Summen dabei hatten, dann wohl nicht im Troß, sondern am Körper.
 
Und wenn die Soldaten kleine oder größere Summen dabei hatten, dann wohl nicht im Troß, sondern am Körper.

Das ist durchaus denkbar. Man kann davon ausgehen, dass die meuternden Legionäre auch nach der Revolte äußerst misstrauisch waren. Geld das ich am eigenen Körper trage ist sicherer, als im Tross oder in irgendeiner Lagerkasse.
Es ist deshalb durchaus möglich, dass die Legionäre ihr Geld auch auf einem Feldzug mitnahmen.
 
Das ist durchaus denkbar. Man kann davon ausgehen, dass die meuternden Legionäre auch nach der Revolte äußerst misstrauisch waren. Geld das ich am eigenen Körper trage ist sicherer, als im Tross oder in irgendeiner Lagerkasse.
Es ist deshalb durchaus möglich, dass die Legionäre ihr Geld auch auf einem Feldzug mitnahmen.

Das ist fraglich, wo das Geld sicherer war. Ich kenne die Geflogenheiten der römischen Soldaten und Armee hier nicht, die sich je nach bestimmter Situation wohl auch individuell gestalten konnten.

Es könnte sein, daß die Verlustgefahr des Geldes am Körper auf einem ausdrücklichen großen Feldzug die Soldaten bewog, eher wenig mitzunehmen. Das würde die schlechte Fundsituation für Münzen aus der Germanicus-Zeit erklären. Beim Varuszug bewegte man sich quasi aus dem Sommerlager im Frieden in die Winterquartiere, es war mehr ein großer Umzug als ein Kriegszug, auch wenn man eine Strafexpedition quasi auf dem Wege plante; die Soldaten werden daher mehr Geld dabei gehabt haben, schon, da sie es den Sommer über im Lager mit seinen damals noch vorhandenen Vergnügungen brauchten.

Oder es war genau andersrum. Außer wenig gewinnbringenden Spekulationen bleibt uns wieder kaum etwas Ergiebiges. :)
 
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