Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Für deine Argumentation der Bestattung der Knochen der pontes longi im nächsten Jahr durch Germanicus wäre es besser, es wäre von höchstens 1 bis 2 Jahren die Rede.


Ja, das wäre sicher besser.;)
Aber es geht ja nicht darum, den Befund auf seine eigene Theorie "abzugleichen", wie es leider allzu oft in Kalkriese der Fall war und noch ist.


Die strategischen Überlegungen von Silli finde ich überaus interessant. Darüber wird zu wenig diskutiert.
 
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Was natürlich nur und ausschließlich in Kalkriese der Fall ist, klar. :scheinheilig:

Na klar, wo sonst. Es geht ja nur um Kalkriese.:winke:
Die Frage lautet:
Kann man die Funde und Befunde von Kalkriese guten Gewissens auf eine uns historisch überlieferte Schlacht abgleichen oder nicht.
Ich meine: Ohne Bauchschmerzen geht das nicht!
 
So viel kann keine Schweinerotte, kein Wolf und kein Bär fressen. Und irgendwann sind Leichen dann so weit verwest, dass auch Aasfresser nicht mehr drangehen. Das dürfte spätestens nach einigen Wochen der Fall sein.
Die besorgen allenfalls die grobe Arbeit, sind aber gar nicht nötig. Die Hauptarbeit erledigen Insekten und davon gibt es wahrhaft genug. Und die bloßen Knochen sind beliebte Knabbersnacks für Nagetiere aller Art (wg. Kalzium+Phosphor).
 
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Ich möcht nun doch noch einmal auf die Varianten der Bestattungen nach einer x-beliebigen Schlacht zurückkommen. Man muß sich doch nur mal in die Lage eines Ortsansässigen versetzen.
Ein riesiges nicht beräumtes Schlachtfeld muß zwangsläufig von irgend jemanden beräumt werden, wenn man weiter Felder bestellen will oder Holz aus dem Wald braucht. Ich würde das jedenfalls tun, um nicht immer wieder in diesen verfluchten Ort rennen zu müssen. Auch deshalb dürfte die Bestattung zumindest eines Teiles von Toten nach einiger Liegzeit nichts Außergewöhnliches sein.

Zur Taktik - auch das reißverschlußartige Auffächern (wie in Kalkriese nachgewiesen) auf der Rückseite der Engstelle ist absolut logisch. Ob nach Engstellen, Flußüberquerungen oder Mauerdurchbrüchen, man muß sich auffächern, um zu einer stabilisierung der Situation und zum Schutz der eigenen Truppen eine Art Brückenkopf zu bilden. Also auch keine bestimmte Situation für die Varusschlacht.

Für mich könnte der Wall unabhängig von der Schlacht einfach vorher da gewesen sein z.B. als Grenzwall. Vielleicht war er unfertig. Ob man ihn dann in irgendeiner Weise in die Taktik mit einbezog ist möglich. Aber ein Bau explizit zu einer geplanten Schlacht scheint etwas unlogisch. Wenn aber der Wall den Römern bekannt gewesen sein würde und man davon ausgeht, daß der Heerzug zuerst von hinten angegriffen wurde, dann wäre es für Varus fatal, in Kenntnis der auf einen zukommenden Probleme weiterzuziehen. Sicher könnte man nun als Gegenargument eine verzögerte Kommunikation anbringen. Aber nach dem ersten Angriff dürfte am Ende des 1. Tages alles klar gewesen sein, da läuft man nicht 2 weitere Tage in sein Verderben. Da würde ich eher einen Ausfall nach hinten versuchen, um die Truppen zusammen zu halten. Außerdem dürften die Germanen die gleichen Übermittlungsprobleme auf diese Entfernungen von 20 km gehabt haben.

Das Szenario kann allerdings auch nur für eine zahlenmäßig etwa gleich große Anzahl Germanen gelten. Hat jemand Kenntnis darüber ? Wenn diese nun aber wirklich mehr als doppelt so hoch wie die der Römer gewesen ist, kann man schon wieder ganz andere Varianten ins Kalkül ziehen. Dann würde ein extra errichteter Wall einen anderen logischen Schlachtverlauf ermöglichen. Man könnte so von hinten angreifen, die Römer zuerst in die Enge treiben, um sie dann mit germanischer Übermacht zu zerschlagen. Ein Ausbruch wäre nur nach vorn, mit passieren der Talenge möglich. Aber wie gesagt wären dazu sicher mehr als 50- oder 60.000 Germanen nötig gewesen.

MfG
 
Na klar, wo sonst. Es geht ja nur um Kalkriese.:winke:
Die Frage lautet:
Kann man die Funde und Befunde von Kalkriese guten Gewissens auf eine uns historisch überlieferte Schlacht abgleichen oder nicht.
Ich meine: Ohne Bauchschmerzen geht das nicht!

Man kann die Frage auch anders stellen. Kann man die Funde und Befunde von Kalkriese mit einem Ereignis des Jahres 9 oder eher mit einem des Jahres 15 in Verbindung bringen.

Und wenn ich dann lese, dass man mittlerweile auf einem guten Weg ist Münzhorizonte von 9 von denen von 15 zu unterscheiden - und der Befund von Kalkriese nicht nach 15 aussieht, dann hab ich damit keine Bauchschmerzen.

Und ob man deinen Alternativentwurf ohne Bauchschmerzen genießen kann, ist jedenfalls auch sehr fraglich.

Zum einen beziehst du dich gerne auf die Schriftquellen (Stichwort: Tumulus) und kritisierst nicht vorhandenes in Kalkriese. Zum anderen aber interpretierst du den anthropologischen Befund in sehr eigener Weise, um um die jahrelang nicht bestatteten Leichen (nach den Schriftquellen) nicht mit dem Befund von Kalkriese in Verbindung bringen zu müssen. Mal so, mal anders und gerade so, wie du es für deine Alternative brauchst.
 
Bauwerke sind statisch und daher nie für einen Angriff ausgelegt, sondern für die Defensive. Was ergibt das für einen Sinn (wenn wie behauptet die Germanen den Wall gebaut haben sollen), die Angreifer durch ein zu überwindendes Hindernis zusätzlichen Gefahren auszusetzen, Kraft zu vergeuden und die Situation für die Verteidiger zu verbessern? Warum sollte man ein bereits für die Römerformation zu enges Terrain nochmals einengen und sich selber taktische Spielräume nehmen? Wozu bräuchten die angreifenden Germanen Schutz?

Man darf davon ausgehen, dass der Wall durch Gebüsch verdeckt war. Die Germanen - ausgenommen die Auxiliarier - waren weit aus schwächer gerüstet, als die Römer Sie brauchten einfach für den Fall des Gegenangriffs eine stärkere Position.

Tarnung wäre mit auf die schnelle zusammengetragenen Gestrüpp möglich, welches man beim Angriff einfach zur Seite schmeißen oder umreißen konnte. Schutz vor einem möglichen römischen Ausfall war nicht notwendig und wegen der vorhandenen Durchlässe nur begrenzt möglich.
Die Durchlässe waren mit Toren versehen.
Allerdings wäre ein zu Hilfe kommen nachrückender Römischer Truppen kaum möglich.
Wenn man einem römischen Heer den taktischen Vorteil (Formation) genommen hat, dann würde es ausreichen, die Flanken des Zuges mit Kriegern anzugreifen, die man nach gewisser Zeit zurückzieht und durch frische Kräfte ersetzt. So würde man die Soldaten an den römischen Flanken ermüden und den Zug aufreiben. Ein Wall wäre dafür absolut hinderlich.
Der Wall hindert die Römer daran, die Angreifer verfolgen zu können. Es ist auch mit Reiterei zu rechnen.


Aber aus germanischer Sicht sehr gewagt, aufwendig, riskofreudig und überaus intelligent, fast schon genial.
Traust Du das den Germanen nicht zu?


Außerdem wäre es ausgesprochen dumm aus römischer Sicht, in eine so offensichtliche Falle hinein zu laufen. Das ist ja wirklich kaum vorstellbar. Auch bei angeblich zuverlässigen Führern hatte man sicherlich Spähtrupps im Gelände.

Nicht mehr nach drei Tagen beständiger Angriffe oder wenn die Späher von den noch eben befreundeten Auxiliariern plötzlich niedergemacht wurden.


Ich habe in der Nacht noch einwenig gegoogelt und bin darauf gestoßen, daß es eben nicht nur ein Fundstück gibt, was auf die 1. Legion hinweist. Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich u.a. um ein Bleilot und Reste eines Kettenhemdes.
Das hats Du was falsch verstanden. Diese Stücke verweisen auf die erste Kohorte. Zu welcher Legion aber diese erste Kohorte gehörte, darüber verraten die Stücke nichts.


Wäre es vorstellbar, dass der Wall noch unfertig war oder gar nur stellenweise gebaut wurde? Ich selber (habe mich bisher eher mit Militärtaktik und -Technik beschäftigt als mit den alten Römern) finde weder in den Abläufen der Varusschlacht, noch bei Caecina, einen strategisch sinnvollen Ansatz für einen solchen Damm in seiner Gestalt und Lage wie er bei Kalkriese gefunden wurde. Würde ihn nach seiner Form und Lage eher für einen Grenzwall halten.

Wozu braucht man einen Grenzwall der parallel zu einem Moor verläuft? Wozu braucht ein Grenzwall, Abfluss und Verteidigungsgräben? Wieso kommen so viele Reste des Trosses so nah an den Grenzwall, hätte Germanicus den Angrivarierwall mit dem Tross anggriffen? Das ist wohl kaum denkbar.

Richtig. Dabei habe ich mich der Einschätzung von Birgit Großkopf angeschlossen, die von P.Kehne zitiert wurde.
Was spricht dagegen?

Und warum werden die Uerpmanns, die von mindestens zwei Jahren Liegezeit sprechen, so konsequent ignoriert?

Ich möcht nun doch noch einmal auf die Varianten der Bestattungen nach einer x-beliebigen Schlacht zurückkommen. Man muß sich doch nur mal in die Lage eines Ortsansässigen versetzen.
Ein riesiges nicht beräumtes Schlachtfeld muß zwangsläufig von irgend jemanden beräumt werden, wenn man weiter Felder bestellen will oder Holz aus dem Wald braucht. Ich würde das jedenfalls tun, um nicht immer wieder in diesen verfluchten Ort rennen zu müssen. Auch deshalb dürfte die Bestattung zumindest eines Teiles von Toten nach einiger Liegzeit nichts Außergewöhnliches sein.

Dieses Problem haben wir schon besprochen. Frag Dich doch auch mal, wer es aushalten würde, über Monate den Gestank von Verwesenden zu ertragen? Die Gemarkung Kalkriese ist nach der dort stattgefundenen Schlacht über 1000 Jahre nicht bewirtschaftet worden, es war also nicht notwendig, hier aufzuräumen.
 
@maelonn

Dazu hätte ich gerne eine Quelle.

CSI Las Vegas. Die Folge mit dem Erschossenen, der halb in einem Plumsklo steckte. Oder war das vielleicht Bones? :D

Im Ernst: Die Zersetzung eines menschlichen Körpers vollzieht sich auf zwei Arten - Verwesung (aerob) und Fäulnis (anaerob). In beiden Fällen haben Bakterien die wichtigste Aufgabe. Ist es warm, sind die aktiver, und gibt es viele davon, "arbeiten" sie schneller. Viel Wasser bremst Verwesung und Fäulnis, Kälte bremst sie auch. Googel nach Wasserleichen. Oder denk an Dein Tiefkühlfach. Da drin verwest Dein auf Vorrat gekaufter Weihnachtsbraten ja auch nicht vor dem Fest. Schmeiß ihn stattdessen in eine Jauchegrube oder stopf ihn in einen Komposthaufen und er ist in ein paar Tagen weg, denn diese beiden Einrichtungen sind dazu geschaffen, Fäulnisprozesse anzuheizen. Ich dachte, das sind Plattheiten, für die man nicht auch noch Belege liefern muss.

Im Übrigen zitierst Du doch selbst, dass die Dauer des Prozesses sehr von den Umständen abhängt. Und die Umstände kennen wir annähernd genau: Mitteleuropa, Tod im Herbst, regenreiches und tendenziell kaltes Land... Da dauert das erfahrungsgemäß die von Dir zitierten "mindestens 1 - 2 Jahre". "Empirische" Belege dafür haben wir nach einer Geschichte, die seit Varus und lange davor von fast ununterbrochenen Kriegen geprägt ist, überreichlich. Warum argumentierst Du also mit Bedingungen, unter denen die Zersetzung einer Leiche sehr viel schneller abläuft aus "normalerweise"?

Ich würde das jedenfalls tun, um nicht immer wieder in diesen verfluchten Ort rennen zu müssen. Auch deshalb dürfte die Bestattung zumindest eines Teiles von Toten nach einiger Liegzeit nichts Außergewöhnliches sein.
Ich würde eher annehmen, dass die Germanen den Ort ihres Sieges nicht als "verflucht" sondern als eher als "heilig" angesehen haben. Ich wäre nicht verwundert, wenn sie geradezu da hingepilgert wären, um sich die Reste der Feinde anzuschauen, die als unbesiegbar galten und trotzdem überwunden wurden.

Für mich könnte der Wall unabhängig von der Schlacht einfach vorher da gewesen sein z.B. als Grenzwall. Vielleicht war er unfertig. Ob man ihn dann in irgendeiner Weise in die Taktik mit einbezog ist möglich. Aber ein Bau explizit zu einer geplanten Schlacht scheint etwas unlogisch.
Warum unlogisch? Feldbefestigungen haben schon ihren Sinn (wenn man Krieg als Konzept mal vorurteilsfrei betrachtet). Sie wurden zu allen Zeiten verwendet, bis heute. Ich sage nur: S-Draht-Rollen. Man errichtet solche Befestigungen, um bestimmte Bereiche des Gefechtsfeldes unpassierbar zu machen, um Kämpfe in ganz bestimmte Zonen zu verlagern, um eigenen Truppen Schutz zu bieten, um gegnerische Truppen in ihrem Aufmarsch zu behindern, und, und, und.

Der Abschnittswall bei Kalkriese wird da auch nicht nur zufällig gestanden haben. An der Fundverteilung kann man sehen, dass dieser Wall ein Kristallisationspunkt der Kämpfe war. Allein das beweist, dass er in den Gefechten als taktisches Mittel eingesetzt worden ist - egal, ob er schon vorher da war (was bei der privisorischen Bauweise unwahrscheinlich ist) oder eigens angelegt wurde. Die Fundverteilung beweist auch, dass die Germanen Vorteile aus dem Wall gezogen haben und die Römer nicht. Es war nämlich nicht so, dass beide Seiten den Wall zu gleichen Bedingungen passieren konnten: Die Germanen konnten hindurch oder drüber, ohne dass jemand mit spitzen Gegenständen auf sie eingestochen hat.

Betrachtet man den Wall aus militärtaktischer Sicht, ist seine Funktion unübersehbar: Er hat den Bewegungsraum für die Römer noch weiter eingeschränkt, er hat den Germanen eine beschussfreie Aufmarschzone geschaffen, er hat römische Gegenangriffe erschwert oder gar unmöglich gemacht und er hat ein sicheres Rückzugsgebiet für die Krieger garantiert, die nach Ausfällen zurückkehren wollten (wie gesagt: die durften dann durch, die Römer nicht). Außerdem hat der Wall seinen "Besitzern" die ganz normalen Vorteile einer Befestigungsanlage geboten: Sie konnten von oben herab und relativ geschütz die völlig ungeschützten Angreifer beschießen - nur dass der Wall so angelegt war, dass in diesem speziellen Fall die Angreifer (also die Germanen) den Vorteil daraus zogen haben und nicht die Angegriffenen (Römer).

Deshalb stimmt es gerade nicht, wenn Du schreibst:
Dann würde ein extra errichteter Wall einen anderen logischen Schlachtverlauf ermöglichen. Man könnte so von hinten angreifen, die Römer zuerst in die Enge treiben, um sie dann mit germanischer Übermacht zu zerschlagen. Ein Ausbruch wäre nur nach vorn, mit passieren der Talenge möglich. Aber wie gesagt wären dazu sicher mehr als 50- oder 60.000 Germanen nötig gewesen.
Am Wall selbst mussten die Germanen nicht so massiv überlegen sein, da der Wall sie im Notfall geschützt hat. Wäre die Schlacht schlecht gelaufen, hätten sie sich dahinter zurückziehen können. Eine Befestigungsanlage dient grundsätzlich dazu, mit weniger Truppen das gleiche erreichen zu können. Stell Dir mal vor, wie viele Germanen an der Stelle hätten stehen müssen, wenn ihre Stellungen nicht durch den Wall geschützt gewesen wären. Und Überlegenheit bei Angriffen auf die Nachhut? Kein Problem. Punktuell lässt sich zahlenmäßige Überlegenheit immer herstellen. Ganz besonders, wenn man nach guter Vorbereitung das Arschende einer kilometerlangen Marschkolonne angreift, die sich auch noch durch einen Engpass zwischen einem Sumpf und einem bewaldeten Hang zwängt.

Schau Dir die Form des Abschnittswalls an: Der ist nicht gerade sondern hat Wellenform. Das erschwert jedem Gegner die Annäherung, denn wenn er sich einem der "Wellentäler" nähert, befindet er sich in einer Zone, in der er von drei Seiten beschossen werden kann. Das hat es für die Römer gefährlich gemacht, germanische Krieger zu verfolgen, die sich nach einem Ausfall hinter den Wall zurückziehen wollten. Die Germanen hingegen konnten jederzeit vor und zurück. Für massierte Angriffe mussten sie nichtmal durch die Öffnungen im Wall. Sie konnten einfach von der Wallkrone runterspringen. Zu hoch dafür war er nicht. Der Rückzug dauerte natürlich länger, aber hier hilft dann wieder die Wellenform.

Dieser Wall war nicht militärisch überflüssig. Wenn man einen strukturell überlegenen Gegner angreifen wollte, dann war der Wall an der Stelle und in der Form sogar genial.

MfG
 
1.) Traust Du das den Germanen nicht zu?

2.)Wozu braucht man einen Grenzwall der parallel zu einem Moor verläuft? Wozu braucht ein Grenzwall, Abfluss und Verteidigungsgräben? Wieso kommen so viele Reste des Trosses so nah an den Grenzwall, hätte Germanicus den Angrivarierwall mit dem Tross anggriffen? Das ist wohl kaum denkbar.

zu 1.) Doch. Aber es sind so viele Unsicherheitsfaktoren dabei, die nicht genau koordinierbar gewesen sein können, daß ich mir das nur schwer vorstellen kann. Das Unternehmen wäre ein Lotteriespiel. Es sei denn, es wäre eine wie von mir beschriebene Übermacht der Germanen vor Ort gewesen.

zu 2.) Der Verlauf des Walles wäre nahezu perfekt für einen Grenzwall für beide Seiten.
Von der Wald-Hügelseite könnte man bis an den Wall und hätte dann freie Sicht. Von der Sumpfseite hätte man ebenfalls über das Feuchtgebiet weite Sicht und ein frühes Hindernis. Wo ein Grenzwall verläuft ist auch wichtig, wo er herkommt und wer ihn errichtet hat. Außerdem dürfte ein Grenzwall auch Verteidigungcharakter haben. Abflüsse z.B. für abfließende Schneeschmelze im Winter, Durchlässe um das Gewicht des eigentlichen Dammes zu verringern und somit den Druck von schwammigen Untergrund zu nehmen. Oder sogar als Sperre falls er einstürzt, damit er nicht weitere Anlagen mit niederreißt. Etwa wie eine größere Lücke in einer Reihe stehender Dominosteine, die dann nur bis zur größeren Lücke umfallen und der Rest bleibt stehen.

@ Maelonn - meine Übermacht-Theorie bezieht sich dann auf den Bedarf an Kriegern an der offenen Stelle, also am Ende des Trosses. Wobei sich die Anzahl mit zunehmender Drängung erhöhen müßte, was allerdings durch die Enge nicht möglich gewesen wäre. Am Wall entlang waren wie Du richtig schriebst, dann nicht so viele nötig.

MfG
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Verlauf des Walles wäre nahezu perfekt für einen Grenzwall für beide Seiten.
Sehe ich nicht so. Einen Grenzwall würde ich gerade bauen. Das ist erstens einfacher und zweitens personalschonender. Die gewellte Form vergrößert die Länge des Walls und macht deshalb mehr Verteidiger nötig. Das macht Sinn, wenn man den Wall nicht nur kurzfristig mit maximalem Personal halten sondern dauerhaft mit möglichst wenig Leuten halten will. Außerdem: Als "Befestigungsanlage" ist zum Beispiel der Angrivarierwall ja wohl ohnehin nicht gedacht gewesen. Er scheint ja wohl eher so eine Art "sichtbare Grenze" gewesen zu sein.

@ Maelonn - meine Übermacht-Theorie bezieht sich dann auf den Bedarf an Kriegern an der offenen Stelle, also am Ende des Trosses. Wobei sich die Anzahl mit zunehmender Drängung erhöhen müßte, was allerdings durch die Enge nicht möglich gewesen wäre. Am Wall entlang waren wie Du richtig schriebst, dann nicht so viele nötig.
Wie ich schon sagte: Wenn ich die Nachhut eines marschierenden Heeres angreife, dann kann ich an der Stelle eine Übermacht herstellen, selbst wenn das gegnerische Heer meinen Truppen zehnfach überlegen ist. An der Stelle hätten die Germanen sogar von zwei Seiten angreifen können: direkt von hinten und vom bewaldeten Hang aus. Eine "örtliche" Übermacht geht immer. Und die Römer hätten in dem Moment das Problem gehabt, dass sie die ganze Marschsäule hätten stoppen und sich umwenden müssen. Bis an der Spitze des Zuges die Nachricht von dem Angriff auf die Nachhut eintraf, verging aber eine gewisse Zeit. Fünf Kilometer lang war der Zug mindestens. Ein Fußgänger braucht dafür im Sturmschritt eine halbe Stunde, ein Reiter vielleicht zehn Minuten. Auf Befehle warten: nochmal fünf Minuten. Zurückreiten und die Befehle überbringen, nochmal zehn Minuten. Das war jetzt alles "Turbo"! Es dauert also mindestens eine halbe Stunde, bis ein Heer in so einer Situation koordiniert (!) auf einen solchen Angriff reagieren kann.

Hinzu kommt noch, dass der Angriff auf die Nachhut nicht auf "Vernichtung" der Angegriffenen abzielen durfte. Er musste nur wirkungsvoll genug sein, um die Römer ins Rennen zu bringen und sie in die eigene Marschsäule hineinzutreiben. So erzeugt man Chaos. Und je chaotischer der Zustand im Heer war, als es dann beim Abschnittswall ankam, desto besser war es für die Angreifer.

Glaub mir: Der (von mir gemutmaßte) Angriff gegen die Nachhut war die leichteste Übung. Das Hauen und Stechen hat vor dem Abschnittswall stattgefunden. Erst da ging es dann richtig zur Sache. Deshalb sind da ja auch die meisten Überbleibsel der Schlacht.

MfG
 
zu 1.) Doch. Aber es sind so viele Unsicherheitsfaktoren dabei, die nicht genau koordinierbar gewesen sein können, daß ich mir das nur schwer vorstellen kann. Das Unternehmen wäre ein Lotteriespiel. Es sei denn, es wäre eine wie von mir beschriebene Übermacht der Germanen vor Ort gewesen.

Die Cherusker dürften ein Potential von einigen zehntausend Kämpfern gehabt haben, ebenso die anderen Stämme die im Zusammenhang mit der Varusschlacht erwähnt werden. Ungefähre Zahlen hat mal der Siedlungsarchäologe Heiko Steuer per Hochrechnung versucht zu ermitteln. Vgl. Heiko Steuer in W. Schlüter, R. Wiegels (Hrsg.), Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese. Internationaler Kongreß der Universität Osnabrück ... 1996. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption Bd. 1 (Osnabrück 1999), S. 467-493.

zu 2.) Der Verlauf des Walles wäre nahezu perfekt für einen Grenzwall für beide Seiten.

Ich wiederhole: Der Wall ist 400 m lang und mit mehreren Durchlässen ein wenig zu kurz für einen Grenzwall. Er zieht sich parallel zu einem Sumpf. Wer hätte über den Sumpf kommen sollen, wozu die vielen Durchlässe auf dem kurzen Stück?

Außerdem dürfte ein Grenzwall auch Verteidigungscharakter haben.

Laut Tacitus war der Angrivarierwall von Cheruskern und Angrivariern gemeinsam geschaffen worden, um Grenzkonflikte zu vermeiden, nicht zur Verteidigung. Beide Völker wurden außerdem östlich der Weser lokalisiert, Kalkriese ist zig km westlich der Weser.


Abflüsse z.B. für abfließende Schneeschmelze im Winter, Durchlässe um das Gewicht des eigentlichen Dammes zu verringern und somit den Druck von schwammigen Untergrund zu nehmen. Oder sogar als Sperre falls er einstürzt, damit er nicht weitere Anlagen mit niederreißt. Etwa wie eine größere Lücke in einer Reihe stehender Dominosteine, die dann nur bis zur größeren Lücke umfallen und der Rest bleibt stehen.

Dafür sind die Drainagegräben zu provisorisch angelegt, ungleiche Tiefe, nicht durchgängig... Bei einem planvoll und längerfristig angelegten Vorhaben hätte das wohl anders ausgesehen: ein durchgängiger Graben mit einem stetigem Gefälle wäre dann eher zu erwarten gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man konnte den Wall aber über das morastige Gelände nicht gerade bauen.
Die Überzahl an der Nachhut zu schaffen ist natürlich auch in Unterzahl punktuell möglich. Deshalb schrieb ich ja auch, daß mit zunehmender Drängung des Trosses mehr Krieger herangeführt werden müßten.

MfG Silli
 
Das hats Du was falsch verstanden. Diese Stücke verweisen auf die erste Kohorte. Zu welcher Legion aber diese erste Kohorte gehörte, darüber verraten die Stücke nichts.
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Das ist zumindest eine, wenn auch nicht unumstrittene, Interpretation.




Wozu braucht ein Grenzwall, Abfluss und Verteidigungsgräben?
Und wozu braucht ein Wall, der für eine einzige Schlacht angelegt wird, Abfluss und Gräben AUF DER INNENSEITE ?
Weil der germanische Wetterdienst sintflutartige Regenfälle für die Nacht davor vorausgesagt hatte?



Und warum werden die Uerpmanns, die von mindestens zwei Jahren Liegezeit sprechen, so konsequent ignoriert?
Zum hundertsten Mal: Weil weder die Uerpmanns, noch Frau Großkopf, noch sonst irgend jemand eine exakte Angabe dazu liefern kann. Es handelt sich um grobe Schätzungen!



Dieses Problem haben wir schon besprochen. Frag Dich doch auch mal, wer es aushalten würde, über Monate den Gestank von Verwesenden zu ertragen? Die Gemarkung Kalkriese ist nach der dort stattgefundenen Schlacht über 1000 Jahre nicht bewirtschaftet worden, es war also nicht notwendig, hier aufzuräumen.
Auch das hatten wir schon lang und breit diskutiert. Bei Venne wurden Siedlungsspuren und Gräber entdeckt, die in die Zeit um Christi Geburt datiert werden. Außerdem verlief durch die Kalrieser-Niewedder-Senke der Hellweg vor dem Sandforde, eine wichtige und hochfrequentierte Wegeverbindung. Warum müssen wir eigentlich alles noch einmal besprechen?
 
Man konnte den Wall aber über das morastige Gelände nicht gerade bauen.

Hm... im Ausgrabungsgelände Kalkriese konnten die Ausgräber die Reste eines Gehöfts feststellen, welches vor der Schlacht aufgegeben worden sein muss. In der Fläche, in der für den Bau des Walls die Rasensoden abgestochen wurden, sind die Müllgruben des Gehöfts abrasiert, Teile des Mülls waren wiederum im Wallmaterial aufzufinden. Dieses Gehöft stand an der Nordseite des Walls, also am Weg, zum Sumpf hin. Morastiges Gelände kann also nicht der Grund für die Form des Walls gewesen sein. Was stimmt, ist, dass der Wall auf einer Sandrippe, die sich am Kalkrieser Berg entlangzieht, aufgesetzt wurde. Vermutlich einfach, um eine naturgegebene Erhöhung zu nutzen.
 
Das ist zumindest eine, wenn auch nicht unumstrittene, Interpretation.


Was ist bitte daran umstritten, dass die Kohorte nicht weiter zuzuordnen ist?!

Und wozu braucht ein Wall, der für eine einzige Schlacht angelegt wird, Abfluss und Gräben AUF DER INNENSEITE ?
Weil der germanische Wetterdienst sintflutartige Regenfälle für die Nacht davor vorausgesagt hatte?

Ach komm, jetzt bist Du wieder bei Polemik angelangt. Die Gräben sind schließlich nicht so angelegt, dass sie planvoll zu nennen wären, sondern so, dass sie offensichtlich aus akutem Anlass angelegt wurden.

Zum hundertsten Mal: Weil weder die Uerpmanns, noch Frau Großkopf, noch sonst irgend jemand eine exakte Angabe dazu liefern kann. Es handelt sich um grobe Schätzungen!

Zum hundertersten Mal: Es gibt so etwas wie Empirie! Erfahrungswerte,d ie man zugrunde legen kann. Dass macht aus den Uerpmann'schen Ausführungen mehr als bloß grobe Schätzungen!


Auch das hatten wir schon lang und breit diskutiert. Bei Venne wurden Siedlungsspuren und Gräber entdeckt, die in die Zeit um Christi Geburt datiert werden. Außerdem verlief durch die Kalrieser-Niewedder-Senke der Hellweg vor dem Sandforde, eine wichtige und hochfrequentierte Wegeverbindung. Warum müssen wir eigentlich alles noch einmal besprechen?

Weil immer noch nicht klar ist, wie es dazu kommen kann, dass auf einer angeblich hochfrequentierten Strecke monatelang stinkende Leichen herumfaulen!
 
Der Abschnittswall bei Kalkriese wird da auch nicht nur zufällig gestanden haben. An der Fundverteilung kann man sehen, dass dieser Wall ein Kristallisationspunkt der Kämpfe war.


Kristallisationspunkt der Kämpfe? Wie bitte? Ist mir da etwas entgangen? Welcher Quelle hast Du das denn entnommen?

Allein das beweist, dass er in den Gefechten als taktisches Mittel eingesetzt worden ist -

Das ging wohl nach hinten los.
 
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Und wozu braucht ein Wall, der für eine einzige Schlacht angelegt wird, Abfluss und Gräben AUF DER INNENSEITE ?
Weil der germanische Wetterdienst sintflutartige Regenfälle für die Nacht davor vorausgesagt hatte?

Vieleicht weil die Germanen in den (regnerischen) Tagen zuvor bemerkt haben, daß die Überflutungen von Seiten des (Kalkrieser) Berges nicht anders aufzuhalten sind?

Oh! Spekulationen über Spekulationen!
 
Vieleicht weil die Germanen in den (regnerischen) Tagen zuvor bemerkt haben, daß die Überflutungen von Seiten des (Kalkrieser) Berges nicht anders aufzuhalten sind?

Hi,hi,hi. Bist Du schon mal da gewesen? Da kannst Du jederzeit einen Wall bauen, der auch nach Jahren noch nicht weggespült sein wird, egal welche Wolkenbrüche herunterkommen.
Das Wasser sammelt sich dort in kleinen Bacheinschnitten und fließt brav ab.
 
Da kannst Du jederzeit einen Wall bauen, der auch nach Jahren noch nicht weggespült sein wird, egal welche Wolkenbrüche herunterkommen.
Das Wasser sammelt sich dort in kleinen Bacheinschnitten und fließt brav ab.

und die Bacheinschnitte waren auch schon vor 2000 Jahren da?
gibt es dafür irgendwelche Anzeichen:grübel:
 
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