Kissinger (aus den Nachrufen)

Schade ist es, dass die westliche Politik der letzten 20 Jahre nicht mit der Klugheit eines Kissingers betrieben wurde.
 
Er vertrat eine teilweise brutale Machtpolitik, aber kannte deren Grenzen.
Er konnte sich in die Vorstellungswelt des Opponenten hineinversetzen und verstand, dass eigene Verteidigungsbemühungen als Angriffsvorbereitung begriffen werden können.
Er steht für Verbrechen der USA und für eine erfolgreiche Entspannungspolitik, die auch die Politik Brandts erleichterte, wenn nicht gar ermöglichte.
Er verstand was ein Atomkrieg anrichtet und kämpfte gegen die Verbreitung dieser Waffen.
Muss man ihn mögen? Eigentlich nein, aber er war einer der ganz großen Staatsmänner des Kalten Kriegs,
der kein Heißer wurde.
In seiner Haltung war er beides: rücksichtslos und einsichtig.

Was ich immer ganz kurios und sympathisch fand:
Er sprach ein Englisch an dem man den Dialekt erkennt den ich selber spreche.
Bei Allem was er auf dem Kerbholz hatte trauere ich doch um ihn
und wünsche mir heimlich, dass er sich in eine junge Frau verwandeln möge,
die im Bundesflieger durch die Welt tourt.
 
Was ich immer ganz kurios und sympathisch fand:

Ok, es geht um Nachrufe hier. Aber ich habe wirklich ein Problem damit, 30 Jahre unfassbares Leid mit tausenden von Toten in Chile (und anderen Ländern) einfach so wegzuwischen.
Wenn das positive an ihm sein lustiger Dialekt war, na dann...
 
Ok, es geht um Nachrufe hier. Aber ich habe wirklich ein Problem damit, 30 Jahre unfassbares Leid mit tausenden von Toten in Chile (und anderen Ländern) einfach so wegzuwischen.
Wenn das positive an ihm sein lustiger Dialekt war, na dann...

Nach meinem Empfinden super gut, was Hatl da geschrieben hat.
 
Kissinger war eine Persönlichkeit die polarisierte. Er war zweifellos so etwas wie ein Staatsmann- und das sowohl im positiven wie im negativen Sinne.

Zu seinen Verdiensten gehörte, dass er ein sehr feines politisches Gespür besaß und auch ein feines Gespür für das politisch Machbare. Er hatte durchaus großen Einfluss auf die Entspannungspolitik der 1970er Jahre. Er war einer der Ersten, der diplomatische Beziehungen zu China aufnahm.

Kissinger war aber auch ein Politiker, der knallhart und ohne jede Skrupel Interessen durchgesetzt hat. Kissinger hatte keinerlei Berührungsängste, sich mit faschistoiden Militärdiktaturen, Warlords und Drogenbaronen zu verbünden und gemein zu machen. Er und die CIA haben erheblichen Einfluss auf den Wahlkampf in Chile ausgeübt, um Allendes Wahl zu verhindern, und als das nicht erfolgreich war, hat die CIA massiv beim Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten mitgemacht. 30 Jahre Diktatur, bestialische Foltermethoden und das "Verschwinden lassen" von Oppositionellen- auch das gehört zu Kissingers politischem Vermächtnis . Auch dass er Kambodscha in die Steinzeit gebombt hat. Die Militärdiktatur in Argentinien konnte nicht zu Unrecht 1976 davon ausgehen, dass sie völlig in Kissingers Sinne handelte, wenn sie Oppositionelle in Foltergefängnissen oder auch ganz verschwinden ließ, wenn sie sie mit Psychopharmaka vollpumpte und aus dem Helikopter in den Rio de la Plata fallen ließ.

Golda Meir, Israels Premierministerin hoffte Kissinger als Fürsprecher für die Juden in der SU gewinnen zu können, doch der war der Ansicht, dass selbst die Vergasung von Juden allenfalls ein humanitäres Problem, aber keines der USA sei.

Auch das gehörte zu Kissingers Gesicht, und in Lateinamerika hat er nicht segensreich oder staatsmännisch, sondern absolut zynisch, rücksichtslos und menschenverachtend hat er Militärdiktaturen gefördert, und eine recht aggressive Politik

R.I.P., Henry Kissinger- im Guten wie im Schlechten warst du bei aller Kritik doch zumindest ein Politiker und Staatsmann, der weit über Mittelmaß rangierte.
 
wünsche mir heimlich, dass er sich in eine junge Frau verwandeln möge,
die im Bundesflieger durch die Welt tourt.

Was nicht ist, kann vielleicht noch werden. Ich hoffe aber, dass ich schon tot bin, wenn Annalena Bärbock, Ricarda Lang, Emilia Fester, Sarah Wagenknecht oder die Försterin vom Bayrischen Wald Tessa Ganserer im Bundesflieger sitzen, und das gleiche gilt für Trixie von Storch, Alice Weidel.
 
Er und die CIA haben erheblichen Einfluss auf den Wahlkampf in Chile ausgeübt, um Allendes Wahl zu verhindern, und als das nicht erfolgreich war, hat die CIA massiv beim Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten mitgemacht.

Um Allendes demokratische Machtübernahme zu verhindern, wurde 1970 der Oberbefehlshaber des chilenischen Militärs, General René Schneider, ermordet, um einen schließlich nicht stattgefundenen Militärputsch anzuzetteln.
Durch Mitarbeiter des CIA, vermutlich auf direkte Anweisung Kissingers.
Die Nachfahren Schneiders reichten 2001 eine Klage in den USA ein, scheiterten aber natürlich.
 
Wenn man als positiven Aspekt von Kissingers Wirken die Entspannungspolitik gegenüber der Sowjetunion sehen will, sollte man auch hinterfragen, ob genau diese Politik der Aufteilung der Welt in zwei Machtspären unter völliger Ignoranz und zynischer Behandlung der Belange aller anderen Nationen, vor allem der Bevölkerung Südamerikas, Südostasiens, aber auch des Nahen Ostens, direkt zu den Problemen führte, die wir heute mit eben diesen Regionen haben. Südamerikas Staaten sind spätestens seit dieser Zeit als gescheitert zu betrachten und werden in absehbarer Zeit nicht mehr auf die Beine kommen. Kambodschas Weg aus Steinzeit, in die es gebombt wurde ist immer noch nicht beendet. Und auch im nahem Osten wird in absehbarer Zeit kein Frieden einkehren.

Kalten Zynismus als weltmännisch zu bezeichnen ist mehr als ein Euphemismus.

Nein, ich wünsche mir keine(n) Außenminister(in), der/die so durch die Welt jettet.
Dann nehme ich lieber den, der einst als einziger sagte: "I am not convinced".
 
Kalten Zynismus als weltmännisch zu bezeichnen ist mehr als ein Euphemismus.
Eben.
Dieses "sowohl als auch", das Kissinger zugeschrieben wird, stört mich, denn er hatte stets nur die (vermeintlichen) Interessen der USA vertreten und ging dabei über Leichen. Wer ihn lobt, müsste eigentlich auch Trump loben, denn beide wollten das Gleiche, nur ging der eine intelligent vor, während der andere sich wie der Elefant im Porzellanladen verhielt.

Für den kalten Krieg war nicht nur die Sowjetunion verantwortlich, sondern auch die USA mit ihrer Dominotheorie, die ihr zurecht den Ruf des Weltpolizisten einbrachte. USA waren es, die die alten Nazis schonten nach dem Motto, Feind meines Feindes ist mein Freund – egal was für Verbrechen dieser getan: Im Endeffekt taten sich USA mit den Mördern zusammen.
 
Darf ich anregen, das für die Themenkomplexe Allende, Kambodscha und die Grüne Partei einen separaten Faden aufzumachen.
 
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