Kohle, Koks und Öl in Antike und Mittelalter

Ich habe mal was von dem 1494 in Glauchau geborenen Agricola gelesen, der sich neben seiner ärztlichen Betätigung auch mit dem Bergbau und Hüttenwesen beschäftigte. Er beschreibt die Verwendung von Kohle. Damals haben die Leute mehr oder weniger beim Graben Braunkohle gefunden und in den häuslichen Herden und Öfen verwendet. Das geschah aber weniger systematisch.
Da Agricola durch seine ärztliche Tätigkeit auch oft mit Bergleuten in Kontakt kam und sich mit deren Beruf beschäftige, erfuhr er auch von Steinkohle, die hier und da, eher nebenbei, gefördert wurde.
Holzkohle besitz jedoch einen sehr hohen Heizwert, an den erst andere Kohlearten herankommen, wenn sie weiterverarbeitet werden. Bei dem damaligen Kohlebedarf in Schmieden und der Verhüttung reichte die Holzkohle vollkommen aus. Es bestand kein Bedarf, nach Kohle extra zu graben. Der Arbeitsaufwand war zu hoch.
 
Wieso nicht Holzkohle?

Das ist das richtige Stichwort. Nur mit Holzkohle erreichte man den nötigen Schmelzpungt von über 1000 Grad bei Kupfer.
Zum Heizen hat man Holz benutzt.
Technisch musste man sich was anderes einfallen lassen.

Um zum Öl zu kommen. es gab sehr viele Oberflächenvorkommen, die aber bestenfalls als Fackelhilfe erkannt wurden.
 
Noch heute gibt es in Wales Leute, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Steinkohle sackweise aus dem Spülsaum zu sammeln("Meerkohle"). Dort gibt es Kohleschichten, die teilweise den Meeresgrund ausmachen. Wie @El schon sagte, durch geologische Prozesse wie Auffaltung gelangten auch sehr alte Schichten mit Kohleflözen an die Oberfläche. Diese sind natürlich schon lange abgebaut. Die Verkokung erfand man erst im 18.Jahrhundert, bei Braunkohle in industriellen Maßstab sogar erst nach dem Krieg. Der Heizwert von Braunkohle ist übrigens meist noch mieser als der von Torf oder Holz.
 
Für alle die keine Lust haben den von silesia verlinkten Text komplett zu lesen - auf Seite 15/16 ist im Zusammenhang mit der Herstellung von Koks für die Metallgewinnung (Kupfer) die Rede vom 16. Jh.
 
Tante Wiki schreibt die Erfindung sehr konkret fest:

Die Verkokung wurde 1713 in England entwickelt, ab 1740 wurden hier die Hochöfen mit Koks beschickt, eine Erfindung Abraham Darbys. 1796 wurde zum ersten Mal in Deutschland, im oberschlesischen Gleiwitz, Koks zur Hochofenbefeuerung eingesetzt. Im Ruhrgebiet wurde der erste Kokshochofen 1849 angefahren, gleichwohl wurde hier (auf der Zeche Sälzer und Neuack) bereits ab 1816 Kohle zu Koks verarbeitet. Vorher war jeweils Holzkohle in den Hochöfen eingesetzt worden.

In @Silesias Link steht aber auch, dass die Verkokung als Verfahren nach dem Ende des 16. Jh. wieder "vergessen" wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
auf Seite 15/16 ist im Zusammenhang mit der Herstellung von Koks für die Metallgewinnung (Kupfer) die Rede vom 16. Jh.

Schon klar, ich habe mich aber auf die TZ 14+15 und Steinkohlenfunde aus dem römischen Novaesium bezogen (Karrenberg, Gutachten über Steinkohlenfunde, Kopie deutsches Bergbaumuseum Bochum, und die Spekulation über die Verwendung). Deshalb Hinweis auf Seite 9 bei Bartels.
 
Es ging mir nicht um den Beginn der industriellen Verkokung, sondern die "Erfindung/Entdeckung" an sich. Wäre ja nicht das erste mal das eine Sache mehrfach erfunden wurde.
Ich kann mich dunkel daran erinnern, dies auch schon in einer Vorlesung während meines Studiums in Freiberg gehört zu haben.
Ist aber schon 18 Jahre her.
Aber das gerät jetzt OT, da es ja hier eigentlich um die Antike geht.
 
Auch Steinkohle kommt in oberflächenahen Schichten vor. Ein Grund warum Kohleförderung in Deutschland immer teurer wird ist, dass die erdoberflächennahen Flöze schon abgebaut sind.
Genau. Im südlichen Ruhrgebiet wurde zunächst in Pingen und Pütten abgebaut... bis zur Erfindung der Dampfmaschine stellte das Grundwasser eine nicht zu überbrückende Grenze des Abbaus dar.

Der Kohleabbau im Ruhrgebiet ist vor allem wegen der komplizierten Tektonik sehr teuer. Die Flöze sind teilweise stark geneigt und verspringen. Das verteuert den Abbau in größerem Maße als die Tiefe, da Walzenschrämlader kaum eingesetzt werden könnten, und selbst wenn sie stellenweise eingesetzt werden könnten, sie ständig versetzt werden müssten. Mit der Spitzhacke und dem Pressluftbohrer wären vermutlich keine rentablen Fördermengen mehr zu erzielen...
Aus diesem Grunde verbleibt die noch nicht abgebaute Kohle im südlichen Ruhrgebiet unter Tage, und der Abbau in ca 1000 m Tiefe im nördlichen Ruhrgebiet wird wegen der weniger verspringenden Flöze bevorzugt. So erklärt sich die stetige Nordwanderung des Ruhrgebietsbergbaus.

Die Qualität der Ruhrgebietskohle zählt zu den besten der Welt.
 
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nachgewiesen ist der Kohlebergbau ab dem 9. Jahrhundert in England.

Kohle wird in Kokereien in Koks umgewandelt, ein Verfahren das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts angewandt wird.

Bergbau, insbesondere Erze und Steinsalz (Hallein), wird schon sehr viel länger betrieben, wobei verschiedene Technologien zur Wasserhaltung schon in der Antike entwickelt wurden.


Habe ich die Beiträge zuvor nicht richtig gelesen, sorry.
Holzkohle ist der "Roh"-Steinkohle im Heizwert überlegen, die nötigen höheren Temperaturen beispielsweise für den Eisenguss benötigten zusätzlichen Sauerstoff, Blasebalg beim Schmied. Was zuerst mal ein Energieproblem war, der Blasebalg will getreten werden.
 
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Die Nutzung von Kohle war schon den Roemern bekannt, blieb allerdings auf die Reichsgebiete mit oberflaechennahen Vorkommen beschraenkt, sprich Britannien und das noerdliche Gallien:

The present review shows that, with the exception of the coalfields of North and South Staffordshire, the Romans were exploiting coals in all the major coalfields in England and Wales by the end of the second century, a remarkable achievement if, as suggested by Dearne and Brannigaq there was little evidence of the use of coal in Britain before the arrival of the Romans. Equally remarkable is the recognition of coal as a fuel such that it was apparently considered economic to transport it overland or by river to the sea for shipment to coastal sites between Yorkshire and London.

SOURCE: A. H. V. Smith, “Provenance of Coals from Roman Sites in England and Wales”, Britannia, Vol. 28 (1997), pp. 297-324
Of the more simple sources of power coal is almost completely lacking in the Mediterranean area. In modern Greece coal is obtained in small quantities in two places, on the island of Euboea, which has a small deposit of lignite, and near Olympia, where there is a small amount of bituminous coal of poor quality. The lignite in Euboea was unknown to the ancient Greeks; the deposit near Olympia was known and worked, as is shown by a reference to it in Theophrastus (de Lap. ii. 12 and 16), but it was so poor in quality and limited in quantity that it remained only a local curiosity.

The other mediterranean countries, Italy, Spain, North Africa, and Asia Minor, were all of them almost equally devoid of coal, or at any rate of coal that could be obtained by the simple mining methods of an undeveloped economy.

It was only when the Romans spread their power into northern Gaul and Britain that Graeco-Roman civilization came into contact with areas where coal was readily available, and in these districts it was known and used regularly. In Britain, for example, coal was mined, or perhaps rather quarried, in Somerset, in South Wales and the Forest of Dean, in Yorkshire and Lancashire, and even in Scotland, and traces of its use have been found on many excavated sites, both military and civil.' In most places the coal was used simply for heating, but it was used industrially in a few places, for smelting lead in Flintshire and iron-ore at Wilderspool on the Lancashire-Cheshire border.

SOURCE: David W. Reece, “The Technological Weakness of the Ancient World”, Greece & Rome, Vol. 16, No. 1 (1969), pp. 32-47 (44)
Ich frage mich, ob die Roemer auch schon die Verkoksung in Britannien betrieben haben. Kann man das archaeologisch nachweisen?
 
Aus der Sekundärliteratur kenne ich die Erwähnung von Steinkohlefunden im römischen Lager in Neuss.
Diese Kohle kann eigentlich nur aus dem (späteren) Aachener Revier kommen, höchstwahrscheinlich Eschweiler.
Auch dort trat früher die Steinkohle an die Oberfläche.
 
Die Nutzung von Kohle war schon den Roemern bekannt, blieb allerdings auf die Reichsgebiete mit oberflaechennahen Vorkommen beschraenkt, sprich Britannien und das noerdliche Gallien:

Ich frage mich, ob die Roemer auch schon die Verkoksung in Britannien betrieben haben. Kann man das archaeologisch nachweisen?


Das Problem ist, dass sich in dem Bereich archäologisch sehr wenig nachweisen lässt, wurde ja verzündelt.

Nein, Spass beiseite, beispielsweise bei der Erzschmelze, immer wenn ein verbessertes Verfahren entwickelt wurde, haben die zuerstmal die Abraumhalden der Vergangenheit "verhüttet" war bequemer.
Was die Möglichkeiten der Archäologie natürlich erheblich einschränkt.
 
Das heißt, man müßte noch zwischen dem Sammeln/Auflesen und dem Abbau von Kohle unterscheiden?

Nein, ich meinte schon oberflächennahen Abbau.
Für das Mittelalter und die frühe Neuzeit ist an den Hängen des Wurmtales (nördlich von Aachen) und am Eschweiler Kohlberg die Entwicklung vom Tagebau zum untertägigen Abbau zu verfolgen.
Zuerst hat man an Stellen wo die Kohle sichtbar ist im Tagebau alles abgegraben. Erst dann ging man dazu über von den Hängen aus Stollen in den Berg zu treiben.
 
Stand der Diskussion: Kohle wurde in der Antike als Brennstoff (oberflächennah) abgebaut, aber die Verwendung von Koks und Öl war unbekannt

Wenn auch nicht mehr in der Antike angesiedelt, habe ich aber zumindest einen Beleg für den Gebrauch von Koks vor der Industriellen Revolution gefunden:

Hans Gericke: Die Verwendung von Koks bei der Erzverhüttung im mitteldeutschen Raum um 1584, in: Technikgeschichte, Bd. 66 (1999), S. 87

[FONT=&quot]Auf der Grundlage bisher zu dieser Frage nicht herangezogener Akten hat der Autor ein Bild von der frühesten Herstellung und Erprobung von Koks in Deutschland - möglicherweise sogar in der Welt - gezeichnet, das weit über die bisher dürftigen Andeutungen dieser frühen technischen Neuerung in der Literatur hinausgeht. Die ersten entsprechenden Versuche erfolgten sowohl unter Herzog Julius im Herzogtum Braunschweig als auch bei Dresden und vor allem in der Grafschaft Mansfeld. Dabei haben die Konsorten um Daniei Stumpfeid auf der Grundlage eines kaiserlichen und verschiedener fürstlicher Privilegien aus mitteldeutschen Steinkohlen bei Dresden und Wettin Koks erzeugt und damit Schmelzversuche bei der Verhüttung von Kupferschiefer betrieben. Trotz eines sinnvollen Konzepts gab es verschiedene Mißerfolge und Rückschläge.

Aber im Juli 1584 bei Eisleben und um 1602/03 bei Hettstedt gelang es ihnen offensichtlich, normal verwendbares Kupfer zu erzeugen. Parallel dazu liefen sowohl bei Dresden als auch im Mansfeldischen Bestrebungen, den neuartigen Koks zur Holzeinsparung auch beim Kalk-und Ziegelbrennen zu verwenden.
Wenn es in den Kupferhütten trotz einiger erfolgreich verlaufener Experimente bei der Weiterverwendung von Holzkohle statt Koks blieb, dann lag das maßgeblich an den damaligen höheren finanziellen Aufwendungerr für die Verhüttung mit Koks, falls nicht sogar Manipulationen bei den Rentabilitätsvergleichen der Versuchsreihen mit im Spiele waren. So wurde Koks in den Mansfelder Hütten erst wieder kurz vor 1800 als Ersatz für die noch knapper gewordene Holzkohle bei der Verarbeitung des Kupferschiefers herangezogen.
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Gibt es noch weitere Hinweise auf vorindustrielle Nutzung von Kohle, Koks oder Öl?
 
Das ist das richtige Stichwort. Nur mit Holzkohle erreichte man den nötigen Schmelzpungt von über 1000 Grad bei Kupfer.
Zum Heizen hat man Holz benutzt.
Technisch musste man sich was anderes einfallen lassen.

Um zum Öl zu kommen. es gab sehr viele Oberflächenvorkommen, die aber bestenfalls als Fackelhilfe erkannt wurden.

Hallo Florian

Welche Epoche sprichst Du da an?

Erdöl wurde schon in der Antike in Arabien gefunden und glaube gelesen zu haben, das es in Lampen verwendet wurde. Die meisten antiken Öllampen in unserer Gegend werden wohl mit Pflanzenöl (Olive) betrieben worden sein. Wurde in der Antike eigentlich auch andere Pflanzen zur Ölgewinnung angebaut?

Apvar
 
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