Mannomann, hier ist ja heute was los gewesen - und der Sturm tobt wohl noch. Toll!
Wenn sich also ein seriöser Deschnerverriss demonstrieren lässt [...]
Ich glaube, genau das ist das Problem. Alle zehn Bände durchgearbeitet, um alle Einzelheiten geradezurücken, hat wohl noch kein seriöser Kirchenhistoriker. Aber (ich behaupte einfach mal) zu allen einzelnen in Frage kommenden Epochen, Teilgebieten, Teilfragen usw., zu denen sich Dreschner äußert, haben sich längst vor ihm schon viele Historiker besser, seriöser und objektiver geäußert. Über alles, worüber Deschner geschrieben hat - so meine These -, gibt es bessere Literatur. Aber die liest "keiner", zum einen deshalb, weil sie zusammengenommen wahrscheinlich ein eher 70 bändiges Werk ausmachen würde, zum anderen, weil sie nicht so "reißerisch" und spektakulär sind. Nur weil's gerade personell passt: Lanz von Liebenfels wurde mittels des reißerischen Titels "Der Mann, der Hitler die Ideen gab" aus der Versenkung geholt. Deschner hat zwar einen relativ moderaten Titel gewählt, aber der Inhalt ist gewissermaßen etwas "Sensationelles". Das schlägt Wellen. Die guten historischen Werke und Aufsätze zu diesem und jenem Teilthema, welches auch Deschner bearbeitet, sind dagegen "Langeweiler" und verstauben in der Bibliothek. So ist das nun mal.
Ich glaube, so gut wie alle Halbwahrheiten Deschners, sind schon lange vor ihm richtig gestellt worden. Aber such das mal alles zusammen. Ich hätte, wenn ich Historiker wäre, keine Lust mein Leben dem Deschner zu widmen und eine umfassende Richtigstellung seiner zehn Bände zu schreiben.
Aber wenn Deschner es erreicht, dass sich die interessierte Öffentlichkeit nach und nach auch mit der "etwas objektiveren" Forschungsliteratur beschäftigt, dann begrüße ich das Erscheinen seines provokativen Werkes vollends. Deschner wird schon für irgendwas gut sein.