Sowohl bei den Säkularspielen von Philippus Arabs als auch bei den Triumphfeiern von Carinus in den Jahren 248 und 285 sind in der Historia Augusta keine klassischen Gladiatorenkämpfe mehr bezeugt.
Klingt durchaus plausibel. Mitten in der beinahe finalen Krise des Römischen Reichs hatte man wohl andere Sorgen als Gladiatorenkämpfe zu veranstalten, außerdem war das sehr aufwändig und teuer und die Staatskasse war leer (weshalb die Steuerschraube massiv angezogen wurde). Einspruch dagegen wäre die 1000-Jahr-Feier: hier hätte man sich vorstellen können, dass alle Register gezogen wurden, und sie wurden auch. Ich lese, dass bei den 1000-Jahr-Feiern unter Philipp
eine (wenn auch nicht sehr zuverlässige) Quelle [berichtet], er habe dazu jene Gladiatoren und Tiere eingesetzt, die eigentlich für die Feierlichkeien anlässlich Gordians Sieg über die Perser vorgesehen waren.
(M. Kulikowski, Triumph der Macht, S. 222)
Es hat also auch hier Gladiatorenspiele gegeben, trotz Puk. Und es sind alles Indizien, die er anführt, oftmals nur "argumenta e silentio". Wo doch die textlichen Überlieferungen in den Zeiten der Reichskrise mehr als dürftig sind!
Auch ist von Konstantin bezeugt, dass er Gladiatorenspiele ausgerichtet hatte, und zwar 323, nach dem Sieg über die Sarmaten, die er mit einem Triumph feierte und dabei "neue Gladiatorenspiele einführte, die ludi Sarmatici" (ebenfalls Kulikowski, S.347). Später, 350, hören wir von Nepotianus, einem Usurpator, der seine Garde aus Gladiatoren zusammenstellte; so waren diese auch 350 noch aktiv und lebendig.
Das widerlegt natürlich nicht, dass der Niedergang schon im 3. Jh begann, es belegt aber, dass es mit den Gladiatoren auch im 4. Jh nicht aus und vorbei war. Diese These wird von der Festfreudigkeit der Römer unterstützt. So gab es im 4. Jh. weitaus mehr Freizeitangebote in Form von Wagenrennen, Tierhetzen, Theateraufführungen etc. Karl Christ (Geschichte der römischen Kaiserzeit) berichtet, dass es unter Augustus insgesamt 65 Spieltage pro Jahr gab, im 4. Jh dagegen 10 Tage Fechten, 64 Tage Wagenrennen und Tierhetzen, an 102 Tagen Theaterfestspiele. Nun: wenn wir die Regeln aus dem Codex Theodosianus, die ich aufgelistet habe, betrachten, dann setzen diese natürlich schon voraus, dass es Gladiatorenkämpfe gegeben hat, wozu sonst ein Gesetz dagegen?