Wie ich schon sagte sind die Lituii mit als Brustwehr angesprochenen Pfostenlöchern vergesellschaftet. Von diesen Pfostenlöchern schreibt Frau Rost selbst, dass nicht ganz klar ist ob es sich tatsächlich um eine Brustwehr handelte oder diese Konstruktion einfach nur das Bauwerk stabilisieren sollte. Wer will also anhand der Funde ausschließen, dass die zu den Metallfragmenten der Lituii gehörenden vergangenen Hölzer genau in diesen Pfostenlöchern steckten, und damit zur Stabilisierung des Bauwerkes beitrugen?
Die Litui - wenn es denn welche waren - steckten wenn dann auf ziemlich dünnen Hölzern. Diese als Stabilisatoren zu benutzen, dass du das meinst, kann ich mir nur schwer ernstlich vorstellen. Die Pfostenlöcher sind hauptsächlich in Schnitt 7 und 9 sowie in Schnitt 14 zu finden, die Litui in Schnitt 20 und ein Fragment in Schnitt 9 (sowie mehre Fragmente am Westende des Walls in verschiedenen Schnitten.
Den Begriff DAMM benutze ich um bewusst von der, meiner Meinung nach, irreführenden Bezeichnug Wall abzulenken. Beim Begriff Wall denkt jeder an einen Verteidigungswall und läßt potentiellen abweichenden Alternativen wenig Raum. Gemeint ist aber kein Strassendamm, sondern etwas was einen Wasserfluss eindämmt. Für diese Wasserleitung musste also nur die 400m Distanz zwischen Bach A und Bach B berücksichtigt werden.
Da du das ganze in Zusammenhang mit den
aggeres der
pontes longi (auch wenn du nur Parallelen zw. pontes longi und Kalkriese hervorheben möchtest, ohne zu behaupten, dass bei Kalkriese die pontes gewesen wären) gebracht hast, musste man annehmen, dass du einen
agger meintest.
Ich habe jetzt verstanden, was du meinst, kann dem aber dennoch nicht viel abgewinnen.
In den auch von mir beigebrachten Profilen sieht man, - z.B. im Schnitt 36 deutlich - daß die Schicht des Wall(!)materials teilweise zu dünn ist um eindeutig sagen zu können, ob ursprünglich etwas auf, im oder vor dem Wall positioniert war. (so meine ich drückt sich auch Fr. Rost aus).
Was vor dem Wall positioniert war, muss unter dem Material liegen - es sei denn, es gibt eine Störung, wo dann der alte Archäologenspruch "nichts ist so dauerhaft, wie ein Loch" zum Tragen käme. Richtig ist, dass schwer unterscheidbar ist, was im Wallmaterial liegt, ob dieses vorher im oder auf dem Wall war. Bei den kalzinierten Knochen kannst du davon ausgehen, dass die im Aushub waren, als die Rasensoden abgestochen wurden. Bei römischen Funden musst du damit rechnen, dass sie entweder beim Sturm auf den Wall (Germanenwallhypothese) oder bei dem Verlust des verteidigten Walls (Lagerwallhypothese) verloren oder später dort deponiert wurden (Opferplatzhypothese, Verschrottungsplatzhypothese).
Ein grosser Teil der Funde dort war ja zusätzlich mit dieser Schicht bis zu 15m vom mutmaßlichen Wall disloziert.
Dieser Verschiebung der Funde durch Erosion waren Lituii, Lanzenschuhe und Zaumzeug aber anscheinend weniger ausgesetzt als andere Fundgattungen, denn sie befanden sich nachwievor konzentriert in unmittelbarer Nähe zur Sohle. Eine/Meine Erklärung zu dieser Beobachtung besteht darin, anzunehmen, daß diese Dinge als Teil einer baulichen Stabilisierung des Bauwerkes der Erosion länger trotzen konnten als Erden und Grassoden.
Die (vermeintlichen) Litui wurden ja immer von den Gegnern der Varusschlachthypothese als Beleg für Germanicus' Anwesenheit in Kalkriese angesehen. Angenommen es handelt sich wirklich um Litui: könnte es dann nicht sein - wir wissen ja, dass Germanicus auf dem Varusschlachtfeld war - dass Germanicus hier einen sakralen Raum abgesteckt hat mit den Litui? Denn dafür waren sie ja da, einen sakralen Raum zu definieren.