Solang die Truppen in Vetera kampierten, befanden sie sich noch nicht auf einem Marsch im Feindesland. Das linkshreinische Gebiet war römisch. Zuletzt hatten 16 v. Chr. die Sugambrer, Usipeter und Tenkterer einen Überfall auf linksrheinisches Gebiet gewagt. Darauf rückte Augustus persönlich mit einem Heer an; die Germanen zogen sich über den Rhein zurück. 13 v. Chr. kehrte Augustus nach Rom zurück und übertrug Drusus das Kommando der Truppen am Rhein.
Und der errichtete dann reihenweise Stützpunkte am Rhein, von denen diejenigen an Flussvereinigungen zu den Prominentesten gehören: Argentorate (Ill), Mogontiacum (Main), Bingium (Nahe), Confluentes (Mosel), Novaesium (Erft), Asciburgium (Ruhr), Vetera (Lippe). Auch am Zusammenfluss von Aare und Reuss hatte er zuvor mit Vindonissa schon einen Stützpunkt errichtet.
Nur nebenbei:
Wie hast Du das errechnet?
Welche Länge der (damals sehr viel stärker als heute mäandrierenden) Elbe hast Du ermittelt?
Und mit welchen Hilfsmitteln navigiert man bei Fackelschein des Nachts in einem unbekannten, von Sand- und Kiesbänken durchzogenen Fluss?
So viel stärker hat die Elbe dazumal nicht mäandriert. Bei den Begradigungen im 19./20. Jh. hat man ein paar Kilometer gewonnen, mehr nicht.
Also: Von der Mündung der Elbe in die Nordsee bis Barby (bei Pömmelte) sind es heute etwa 330 Flusskilometer, rechnen wir aber sehr großzügig mit 400 km für das 1. Jahrhundert.
Die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe beträgt heute um die 3 km/h. Früher, als die Elbe sich noch überall frei ausbreiten konnte, dürfte die Geschwindigkeit geringer gewesen sein, aber wir rechnen trotzdem mit den 3 km/h.
Das von der Uni Trier nachgebaute römische Flusskriegsschiff erreichte mit einer ungeübten studentischen Besatzung eine Geschwindigkeit von 10 km/h. Den erfahrenen antiken Ruderern sollten locker 13 km/h als Reisegeschwindigkeit zuzutrauen sein, somit blieben minus der 3 km/h Gegenströmung 10 km/h über Grund.
Demnach wären die 400 km in rund 40 Stunden zu bewältigen. Idealerweise würde man den Vollmond im Frühsommer dafür auswählen, und die Strecke mit zwei alternierenden Ruderschichten möglichst an einem Stück bewältigen, um mittels des Überraschungsmoments und der Vermeidung von Anlandungen Feindkontakte weitgehend auszuschließen.
Sand- oder Kiesbänke (oder gar Steine) erkennt ein erfahrener Flussschiffer übrigens an der Wasseroberfläche, und das funktioniert auch bei Vollmond.