Lager der Römer in Thüringen

Guten Morgen,

ich weiß nicht was Dr. Becker zu der Aussage bezüglich Altenzauns bewegt hat - zumal er der Gebietsreferendar für den Saalekreis und Burgenlandkreis ist und die Altmark nicht in sein Zuständigkeitsbereich fällt. Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht über die Aussage, wenn er es denn so auch gesagt hat. Vielleicht wurde aber aus der Mitteilung etwas anderes durch die Presse rekonstruiert - siehe Hachelbich 3. Jh. n. Chr. und Maximinus Thrax.
 
Ich verstehe nicht so ganz, weshalb ernsthaft darüber diskutiert wird, ob die Römer bei einem Feldzug in Richtung Elbe ihre Versorgung in Gegenrichtung(!), also elb- und saale-aufwärts, organisierten.
Logischerweise wäre diese Versorgung mitten durch das Feindesland gegangen, welches man gerade angriff.
Das ist so absurd, dass es weh tut.
Man hätte mehrere Legionen zur Unterstützung der Transporte abstellen müssen. Oder besser gleich alle Legionen an die Elbmündung verschiffen. Dann braucht man aber keine Marschlager in Thüringen suchen.
 
@Stilicho

schon mal was von getrennt marschieren und vereint losschlagen gehört ? Sorry, da tut gar nichts weh. Was weh tut ist, dass man die Flotte außer Acht lassen würde und nicht mit einbindet. Das macht kein vernünftig denkender Mensch. Burmeister und Kaestner haben mit Militärs ein mögliches Konzept ausgearbeitet (siehe Karte). Tacitus schreibt sogar, dass die Truppen die Flüsse hinaufziehen. Also was ist daran paradox ?

Quelle: Zwischen Wissen und Hypothesenbildung - Die römischen Militäroperationen in Germanien 10 bis 16 n. Chr.; Stefan Burmeister und Roland Kaestner 2015
 

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Was du beschreibst sind die Germanicus-Feldzüge. Bei der Flottenaktion des Germanicus sollen alleine 30000 Mann verschifft worden sein. Wie ich oben schrieb, ohne solch massive militärische Unterstützung wäre eine solche Aktion gar nicht möglich.
Von derart riesigen Flottenaktionen des Drusus , des Probus, oder gar des Maximinus ist aber nirgends die Rede.
 
Guten Morgen,

ich weiß nicht was Dr. Becker zu der Aussage bezüglich Altenzauns bewegt hat - zumal er der Gebietsreferendar für den Saalekreis und Burgenlandkreis ist und die Altmark nicht in sein Zuständigkeitsbereich fällt. Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht über die Aussage, wenn er es denn so auch gesagt hat. Vielleicht wurde aber aus der Mitteilung etwas anderes durch die Presse rekonstruiert - siehe Hachelbich 3. Jh. n. Chr. und Maximinus Thrax.

Nochmal deutlich für Dich: Das hat nicht nur die Presse behauptet, sondern auch Herr Dr. Küßner persönlich hat dies in seinem Vortrag am 07.0.42018 in der Arche Nebra als recht wahrscheinlich bezeichnet. Dass er jetzt laut Deiner Aussage plötzlich davon nichts mehr wissen will, ist hier das große Mysterium.
 
Von derart riesigen Flottenaktionen des Drusus [...] ist aber nirgends die Rede.

Drusus hat seine Legionen ja auch über Land verschoben. Es sollte aber einkalkuliert werden, dass er Weser und Elbe für den Nachschub nutzte, was einen wesentlich geringeren Aufwand für die Flotte erfordert hätte. Immerhin war er es, der den dafür benötigten Kanal vom Rhein zum Wattenmeer bauen ließ.

Das Argument, eine Versorgungsflotte hätte von einer parallel marschierenden Truppe beschützt werden müssen, erscheint mir nicht plausibel. Die Germanen jener Zeit an der Elbe oder Weser hätten allenfalls über kleinere Ruderboote verfügt, mit denen sie die sicher gut mit Fernwaffen versehenen, schnell geruderten oder gar gesegelten römischen Flussschiffe kaum erfolgreich hätten angreifen können.

Noch Jahrhunderte später war man gegenüber Wikingereinfällen über die Flüsse bis tief ins Landesinnere völlig hilflos.
 
Drusus hat seine Legionen ja auch über Land verschoben. Es sollte aber einkalkuliert werden, dass er Weser und Elbe für den Nachschub nutzte

Als er sich zum ersten Mal bis zur Weser durchgekämpft hatte, musste er wieder umkehren.
Weil der Proviant alle war. (Schreibt Dio.)
Demnach sind da keine Versorgungsschiffe die Weser auf- und abgefahren.

Laut Velleius (der auf dem Feldzug mit dabei war), erreichte erstmals unter Tiberius 5 n. Chr. eine römische Flotte die Elbe, fuhr diese aufwärts und vereinigte sich mit dem Landheer:

Et eodem mira felicitate et cura ducis, temporum quoque observantia, classis, quae Oceani circumnavigaverat sinus, ab inaudito atque incognito ante mari flumine Albi subvecta, plurimarum gentium victoria, cum abundantissima rerum omnium copia, exercitui Caesarique se iunxit.

Immerhin war er es, der den dafür benötigten Kanal vom Rhein zum Wattenmeer bauen ließ.
Immerhin ist belegt, dass eine Flotte des Drusus auf der Ems unterwegs war.
Die war mit kampfstarken Truppen besetzt, die sich mit den Brukterern kloppten.

Weder bei der Emsflotte des Drusus noch bei der Elbflotte des Tiberius handelte es sich um Proviantprahmen, die gemütlich getreidelt wurden...

Die Germanen jener Zeit an der Elbe oder Weser hätten allenfalls über kleinere Ruderboote verfügt, mit denen sie die sicher gut mit Fernwaffen versehenen, schnell geruderten oder gar gesegelten römischen Flussschiffe kaum erfolgreich hätten angreifen können.
Trotzdem behauptet Strabon einen siegreichen Zusammenstoß der Drusus-Flotte mit den Brukterern (ὧν ἐν τῶι Ἀμασίαι Δροῦσος Βρουκτέρους κατεναυμάχησε)...
 
Als er sich zum ersten Mal bis zur Weser durchgekämpft hatte, musste er wieder umkehren.
Weil der Proviant alle war. (Schreibt Dio.)
Demnach sind da keine Versorgungsschiffe die Weser auf- und abgefahren.

Später gelangte er aber bis an die Elbe, was ohne eine Versorgung über Weser oder spätestens Elbe kaum denkbar wäre. Pömmelte wäre der perfekte Treffpunkt: dort, wo die beiden großen Flüsse sich vereinigen.

Laut Velleius (der auf dem Feldzug mit dabei war), erreichte erstmals unter Tiberius 5 n. Chr. eine römische Flotte die Elbe, fuhr diese aufwärts und vereinigte sich mit dem Landheer

Auch hier gilt wieder das oben Geschriebene über Pömmelte. Ob das mutmaßliche Lager von Drusus oder Tiberius angelegt wurde, wäre archäologisch ohnehin kaum zu differenzieren, und schlussendlich handelten beide im Auftrag ihres Adoptivvaters.

Trotzdem behauptet Strabon einen siegreichen Zusammenstoß der Drusus-Flotte mit den Brukterern (ὧν ἐν τῶι Ἀμασίαι Δροῦσος Βρουκτέρους κατεναυμάχησε)...

Nunja, im Lande der Brukterer ist die Ems noch ein besserer Bach, der sich in endlosen Schlingen durch ein endloses Flachland schlängelt. Da ist jeder Überraschungseffekt einer schnell geruderten Flotte dahin. Auf der Elbe hätte das ganz anders ausgesehen. Selbst bei Flaute hätte man Pömmelte in zwei Tagen und Nächten von der Elbmündung aus erreichen können, und die Breite des Flusses hätte zusätzlich vor Angriffen vom Ufer geschützt.
 
Hätte das irgendwer behauptet?
Ja. Du:
Dann war also Drusus ein Glückspilz, der immer zufällig an strategisch wichtigen Flussmündungen lagern "musste".
(Unterstreichung von mir).


Vetera I entstand zunächst als Marschlager während der Drususfeldzüge 12/11 v. Chr.
Solang die Truppen in Vetera kampierten, befanden sie sich noch nicht auf einem Marsch im Feindesland. Das linkshreinische Gebiet war römisch. Zuletzt hatten 16 v. Chr. die Sugambrer, Usipeter und Tenkterer einen Überfall auf linksrheinisches Gebiet gewagt. Darauf rückte Augustus persönlich mit einem Heer an; die Germanen zogen sich über den Rhein zurück. 13 v. Chr. kehrte Augustus nach Rom zurück und übertrug Drusus das Kommando der Truppen am Rhein.


Später gelangte er aber bis an die Elbe, was ohne eine Versorgung über Weser oder spätestens Elbe kaum denkbar wäre.

Eine Versorgung über die Elbe würde bedeuten, dass Velleius geflunkert hat, der ja ausdrücklich schreibt, dass die Tiberius-Flotte auf einer bisher "ungehörten und ungesehenen" Route die Elbe erreichte.

Denkbar scheint mir beides: Ein weiterer Ausbau der Nachschublinien über Land und eine weitere Erschließung der Wasserwege via Nordsee. Wobei in erster Linie an die Weser zu denken wäre. (Dass Velleius tatsächlich geflunkert hat, ist nicht auszuschließen.)

Nunja, im Lande der Brukterer
Wo genau auf der Ems der Zusammenstoß stattfand, wissen wir doch gar nicht. Oder hast Du solide Informationen über den militärischen Aktionsradius der Brukterer in den Jahren um 10 v. Chr.?
 
Selbst bei Flaute hätte man Pömmelte in zwei Tagen und Nächten von der Elbmündung aus erreichen können

Nur nebenbei:
Wie hast Du das errechnet?
Welche Länge der (damals sehr viel stärker als heute mäandrierenden) Elbe hast Du ermittelt?
Und mit welchen Hilfsmitteln navigiert man bei Fackelschein des Nachts in einem unbekannten, von Sand- und Kiesbänken durchzogenen Fluss?
 
Und mit welchen Hilfsmitteln navigiert man bei Fackelschein des Nachts in einem unbekannten, von Sand- und Kiesbänken durchzogenen Fluss?

Und das ohne Begleittruppen mitten in Feindesland, welches man ja gerade erst erobern will.
Ach, ich vergaß, die Germanen waren ja gar nicht in der Lage, die über die Sandbänke und Auen rauschenden gesegelten Trendelschiffe anzugreifen.
Selbst, wenn man die Elbe hinauffahren konnte, musste man logischerweise erst die Elbe erreichen, um von diesen Schiffen versorgt zu werden. Oder die Römer mussten kleinere Schiffe die Saale hochschippern - immer noch in Feindesland, ohne größere Truppen.
Oder behauptet jetzt noch einer, man hätte an der Elbe auf Mulis umgeladen und wäre der Truppe entgegen marschiert?
 
Vielleicht vermessen: ich kann nicht wirklich folgen, um was wird eigentlich gestritten?
Können die Hypothesen kurz mit Begründung zusammengefasst werden?

Es geht mal wieder um die alte 9-oder-10-Leugen-These.
Nach Divicos These findet man einen möglichen Marschlagerstandort, in dem man von einem vermuteten Marschlagerstandort "genau 20 km Wegstrecke" abmisst.

Nach meiner Meinung ist das Bullshit, denn auf einem blutigen Feldzug durch feindliches Gebiet ist es plemplem, genaue Wegstrecken abzumessen, um schöne runde Zahlen zu bekommen. Da man auch bei umsichtigster Planung nicht im Voraus das Wetter und die feindlichen Störaktionen vorhersehen kann, kommt man beim Vormarsch an einem Tag vielleicht 27 km weit, an einem anderen Tag vielleicht nur 9. Wenn der Feldzug raumgreifende Ziele hat (was ich im Fall Drusus unterstelle), muss schnelles Vorrücken Priorität vor Zahlenspielen haben.

Das war der Ausgangspunkt der Diskussion:

Nur kurz noch meine 50 Cent zum Thema vorheriges, resp. nächstes Lager: Genau 20 km Wegstrecke saaleaufwärts vom mutmaßlichen Lager Pömmelte liegt heute die Stadt Nienburg auf einer Anhöhe an der Mündung der Bode in die Saale — mithin eine ähnlich perfekte Lage mit gleichen Kriterien wie in Pömmelte oder auch in Koblenz (das Kastell Confluentes dürfte zu Drusus' Zeiten gegründet worden sein).

Da auf einem Feldzug Zeit kostbar ist, werden die Römer versucht haben, am Tag möglichst weit vorwärts zu kommen und ihr Marschlager gegen Abend an einer zum Lagern geeigneten Stelle aufgeschlagen haben. Da werden weder Zukunftsträume über Städtegründungen noch exakte 20-km-Vermessungen eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben.

No, Sir. Wir reden hier von Drusus — dem Mann, der mit exzellenten Ingenieuren an seiner Seite langfristige Nägel mit Köpfen zu machen pflegte.

Das war der letzte Stand der Diskussion:

Welchen Teil von
Wenn die vorhandenen Straßen nicht zum schnellen Vormarsch geeignet waren, wurden ggf. Schneisen geschlagen, Brücken angelegt und sonstige Hindernisse aus dem Weg geräumt.
Marschlager wurden da angelegt, wo man übernachten musste. Wie weit man kam, hing vom Gelände, vom Wetter und vom Ausgang der blutigen Zusammenstöße mit dem Feind ab.
hast Du denn noch nicht verstanden?

Den zweiten Teil.

Da in Divicos Vorstellung auch das Wetter, der Zustand der Wege und der zu überquerenden Gewässer sowie feindliche Störaktionen und Angriffe genau vorausgeplant sind, kann er nicht verstehen, dass man an einem Tag vielleicht 27 km weit kommt, an einem anderen Tag vielleicht nur 9. Bei einem ingenieursmäßig geplanten Feldzug kommt man immer genau 20,0 km oder 22,2 km weit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder behauptet jetzt noch einer, man hätte an der Elbe auf Mulis umgeladen und wäre der Truppe entgegen marschiert?
Mach darüber keine Witze, es hat sich tatsächlich mal jemand in diesen Absurdistansdiskussionen dahin vestiegen, zu behaupten, Haltern oder Oberaden sei quasi über Lahn und Weser mit Maultieren versorgt worden. Es ist fast nichts so bzw. zu absurd, dass manch einer unserer Spezialisten es nicht schon als These in den Raum geworfen hätte.
 
“Sehr verehrte Hermunduren,

in unbändiger Vorfreude auf die anstehenden Auseinandersetzungen im Rahmen des unsererseits angesetzten Rendezvous möchte ich Euch mit einigen grundlegenden Prinzipien unserer annähernden Vorgehensweise vertraut machen.

In Kürze werden meine Landvermesser Eure Gebiete erreichen. Sie sollten für Euch leichthin an den mitgeführten stangenbeladenen Mulis, pferdeähnlichen Wesen mit Wesenszügen von Eseln, erkennbar sein. Wir bitten Euch inständig, unsere Spezialisten bei ihrem Tun nicht zu behindern, selbst dann nicht, sollten diese mal gezwungen sein, von Euch verehrte Bäume zu erklimmen, derartige Expositionierungen sind einzig dem Prosperieren von Ideallinien geschuldet. Lasst Euch bitte gleichfalls nicht von Baumfällmarkierungen in Euren heiligen Hainen in Irritation versetzen, und ebensowenig, solltet Ihr meine Experten dabei antreffen, wie sie in Euren Göttern geweihten Quellen die Beeinträchtigung der Wasserqualität durch Opfergaben ermitteln. All dies wird ausschließlich dem Zweck dienlich sein, in bester Verfassung bei Euch einzutreffen.

Solltet Ihr also in der Folge auf Euren Äckern, Wiesen und Sümpfen auf abgesteckte Gevierte stoßen, bitten wir Euch, die dort aufgestellten Stangen mit den daran befestigten Wimpeln nicht zu entzufernen. Die Stange mit dem roten Wimpel markiert im Übrigen meinen ganz persönlichen Schlafplatz, üblicherweise wird sie an der Stelle mit den lokal kraftspendensten Wasseradern positioniert.

Idealerweise werden diese Gevierte in direkter Linie mit geringsten Abweichungen um die 21.000 Schritte voneinander entfernt liegen. Solltet Ihr das Nachzählen wollen, empfehle ich Euch, dies von den kleineren Eurer Krieger erledigen zu lassen, da Ihr sonst auf niedrigere Wert stoßen würdet, und infolgedessen die Glaubhaftigkeit meiner Worte infrage stellen müsstet.

Erläuternd möchte ich Euch nun ins Bilde setzen, dass diese Distanz sich aufgrund jahrhundertealter Erfahrungswerte als moralstärkendste Lockerungsübung für römische Legionäre erwiesen hat. Solchermaßen werden meine Truppen über ein gleichbleibendes Leistungsvermögen verfügen wenn wir unter Gewährleistung dieser Etappenlänge Eure Gebiete erreichen und in den selbigen agieren werden. Ihr dürft also uneingeschränkt darauf vertrauen, stets auf bestens motivierte, ergo weder ausgezehrte noch überstürzende Kontrahenten zu stoßen.

Da allerdings davon auszugehen sein dürfte, dass Eure Gaue, wie wir es aus unserer Heimat kennen, gleichfalls von Unbilden wie steil aufregenden Höhen, caligaetiefen Morasten und unvorhersehbaren Wetterlagen durchzogen sein dürften, wäre es ein ungemein dankenswertes Entgegenkommen Eurerseits, wenn Ihr an Tagen, wo unsere Märsche von solcherart widrigen Bedingungen bestimmt sind, von jeglichen Attacken Abstand nehmen würdet, da es uns ansonsten umso schwerer fallen wird, pünktlich zum Schanzen übergehen zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur im Entferntesten in Eurem Interesse liegen dürfte, würde das Euch obig versprochene Leistungssoll in irgendeiner Form auf solchermaßen unsportliche Art und Weise beeinträchtigt.

Des weiteren braucht Ihr auch nicht um Eure Vorräte in Sorge zu sein. Wir gedenken unsere Versorgung aus entgegengesetzter Richtung entlang von noch zu errichtenden Flottenstützpunkten auf uns noch unbekannten Flüssen zu sichern. Aus diesem Grund möchte ich Euch herzlichst bitten, keine Bäume in Eure Flüsse zu werfen, da dies zum einen unsere noch zu rekrutierenden Lotsen verwirren dürfte, und zum anderen das Schnitzen neuer Ruder Teile der Mannschaften dem minutiös veranschlagten Vorwärtsdrang entziehen würde. Davon ausgehend, dass Euch die Uferbinsenweisheit, 'ein leerer Bauch kämpft nicht gut', vertraut ist, baue ich auch hier auf Euer vollstes Verständnis.

Abschließend möchte ich Euch noch um eine weitere ganz persönliche Gefälligkeit bitten. Seid doch bitte so freundlich, die von uns aufgestellten Wegemarkierungen zu respektieren, vor allem dort wo meine Ingenieure gezwungen sein werden aufgrund naturräumlicher Unzulänglichkeiten vom Konzept stringenter Gradlinigkeit abzuweichen. Mein Pferd ist darauf gedrillt, ohne mein Zutun jedwedem unserer Verkehrszeichen zu folgen.

Das wäre, mit dem abschließenden Hinweis, dass gleichlautende Schreiben unter anderem an Eure Nachbarn, die Chatten und Cherusker, sowie alle weiteren Anreiner entlang den von uns erwählten Routen auf den Weg gebracht wurden, fürs erste so weit alles.

So verbleibe ich, hoffnungsfroh in dem Wissen um Euer uns sicher uneingeschränkt entgegenschlagendes Verständnis, das hiermit Erbetene unangetastet vorfinden zu dürfen.
Meine Legionäre und ich freuen uns unbändig auf herrliche Gefechte in bester physischer Verfassung!

Mit hochhachtungsvollstem Gruß
Euer Drusus“


Wären die Recherchen eines gallischen Autorenduos nicht zwingend im XX. saeculum anzusiedeln, würden sich jegliche Münzspuren auf einen Schlag erklären lassen, denn anzunehmenderweise hätten die beiden ein Vermögen in Bewegung gesetzt, um dieses in den germanischen Wäldern verschollene Zeugnis ausgeklügelter römischer Logistik in die Finger zu kriegen:

“DIE SPINNEN DIE RÖMER!“​

(Angesichts thematisch schwerlich zu leug(n)endem nihilominus lineas wird empfohlen, beim Auftreten eventueller Nebenwirkungen, neben Atlas und Geodreieck nicht am Schnaps zu sparen!)
 
Idealerweise werden diese Gevierte in direkter Linie mit geringsten Abweichungen um die 21.000 Schritte voneinander entfernt liegen.

Ist das die von Dir neu entdeckte 14-Leugen-Regel?

Laut Vegetius betrug der Tagesmarsch in "militärischem Schritt" (militaris gradus) 20.000 Schritt, bei "vollem Ausschreiten" (plenus gradus) 24.000 Schritt.

"In militärischem Schritt also sind 20 Meilen in genau fünf Stunden im Sommerhalbjahr zu marschieren. Bei vollem Ausschreiten aber, das heißt im Eilmarsch, sind in ebenso vielen Stunden 24 Meilen zu absolvieren. Was man darüber hinaus noch zugibt, das ist bereits Laufschritt, wofür man keine genaue Strecke festlegen kann."
Abriss des Militärwesens
 
Ist das die von Dir neu entdeckte 14-Leugen-Regel?

NÖ, mein Geodreieck hat eine wilde abgriffig multifunktionale Karriere seit frühen Schulzeiten hinter sich, was einsichtiger Millimeterskalierung mangels Gleitsichtverstärkung angesichts aufkommender Altersweitsichtigkeit nun abträglich ist... und was sich beim Interpolieren in filigraneren Zusammenhängen offensichtlich als riskant erweist. :cool:
Und zugegeben JA, dilettierend habe ich keinen absichernden Blick in die Quellen geworfen - ergo, DANKE!
 
Solang die Truppen in Vetera kampierten, befanden sie sich noch nicht auf einem Marsch im Feindesland. Das linkshreinische Gebiet war römisch. Zuletzt hatten 16 v. Chr. die Sugambrer, Usipeter und Tenkterer einen Überfall auf linksrheinisches Gebiet gewagt. Darauf rückte Augustus persönlich mit einem Heer an; die Germanen zogen sich über den Rhein zurück. 13 v. Chr. kehrte Augustus nach Rom zurück und übertrug Drusus das Kommando der Truppen am Rhein.

Und der errichtete dann reihenweise Stützpunkte am Rhein, von denen diejenigen an Flussvereinigungen zu den Prominentesten gehören: Argentorate (Ill), Mogontiacum (Main), Bingium (Nahe), Confluentes (Mosel), Novaesium (Erft), Asciburgium (Ruhr), Vetera (Lippe). Auch am Zusammenfluss von Aare und Reuss hatte er zuvor mit Vindonissa schon einen Stützpunkt errichtet.

Nur nebenbei:
Wie hast Du das errechnet?
Welche Länge der (damals sehr viel stärker als heute mäandrierenden) Elbe hast Du ermittelt?
Und mit welchen Hilfsmitteln navigiert man bei Fackelschein des Nachts in einem unbekannten, von Sand- und Kiesbänken durchzogenen Fluss?

So viel stärker hat die Elbe dazumal nicht mäandriert. Bei den Begradigungen im 19./20. Jh. hat man ein paar Kilometer gewonnen, mehr nicht.

Also: Von der Mündung der Elbe in die Nordsee bis Barby (bei Pömmelte) sind es heute etwa 330 Flusskilometer, rechnen wir aber sehr großzügig mit 400 km für das 1. Jahrhundert.

Die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe beträgt heute um die 3 km/h. Früher, als die Elbe sich noch überall frei ausbreiten konnte, dürfte die Geschwindigkeit geringer gewesen sein, aber wir rechnen trotzdem mit den 3 km/h.

Das von der Uni Trier nachgebaute römische Flusskriegsschiff erreichte mit einer ungeübten studentischen Besatzung eine Geschwindigkeit von 10 km/h. Den erfahrenen antiken Ruderern sollten locker 13 km/h als Reisegeschwindigkeit zuzutrauen sein, somit blieben minus der 3 km/h Gegenströmung 10 km/h über Grund.

Demnach wären die 400 km in rund 40 Stunden zu bewältigen. Idealerweise würde man den Vollmond im Frühsommer dafür auswählen, und die Strecke mit zwei alternierenden Ruderschichten möglichst an einem Stück bewältigen, um mittels des Überraschungsmoments und der Vermeidung von Anlandungen Feindkontakte weitgehend auszuschließen.

Sand- oder Kiesbänke (oder gar Steine) erkennt ein erfahrener Flussschiffer übrigens an der Wasseroberfläche, und das funktioniert auch bei Vollmond.
 
Salve,
gut, aber das ist schon sehr optimistisch. Du schreibst aus gutem Grund "von der Elbmündung". Allein bis dahin vom Rhein sind es schon zum Teil haarsträubende Touren, da nicht immer Windstille herrscht. Ist gern beschrieben im Boote - Forum. Dort bekommen die heutigen Bootsfahrer mit nicht so hoher Bordkante schon mal Angst....
Von der Mündung bis Hamburg ist auch vieles von der Tide abhängig, zudem ist die Elbe dort sehr breit, so dass ein frischer Wind durchaus schon einmal zu ordentlichen Wellen führt. Also Vollgas ist dort für die Ruderer schwer, sie kämen nicht so schnell voran.
Hinter Hamburg wird es dann zuweilen flach, aber auch das ist nicht ganz einfach. Auf der Elbe muss man selbst heute "von Kreuzbarke zu Kreuzbarke " fahren, wenn man nicht auflaufen will. Die sind heute schwarz-gelb, damals gab es die nicht. Durch das flache Wasser sind Überfälle sicher nicht ausgeschlossen, zumindest solange man durch Feindesland fährt. Ausserdem müssten die ja auch mal Pause machen.....
Also ich bevorzuge deutlich die Variante: Versorgung über die Saale und ggf. Unstrut, bis dahin zwischen Werra oder Leine bis Unstrut über Land.
 
Es geht mal wieder um die alte 9-oder-10-Leugen-These

Nein, darum geht es eigentlich nicht. Dass das mutmaßliche Lager von Pömmelte recht genau 9 Leugen saaleabwärts von Nienburg an der nächsten Flussvereinigung entfernt liegt, erschien mir dennoch erwähnenswert.

Eigentlich geht es mir darum aufzuzeigen, dass ein Lager in Pömmelte sehr gut in die Reihe von Lagern an Flussvereinigungen passt, die Drusus wenige Jahre zuvor am Rhein, und noch zuvor an der Aare angelegt hatte.
 
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