EQ hat auf ein Problem aufmerksam gemacht: gab es in Etrurien oder im Mittelmeerraum, wenn man davon ausgeht, dass die etruskischen Händler das begehrte Produkt weiterverhandeln wollten, einen Bedarf nach Rohstoffen des Mittelrheinraums?
Zeitlich würde ich dies eingrenzen auf das Eingangstatement von zaphodB, der schon erwähnt, dass hallstattzeitliche Funde (Hallstatt D) in Etrurien selten sind - meines Wissens beschränken sie sich auf Fibeln und Antennendolche.
Markus Egg kommt zu einer naheliegenden Vermutung: außer als Relaisstation für Zinn und Bernstein könnten auch Sklaven das Tauschobjekt sein, dass für den etruskischen Fernhandel interessant war:
Gütertausch mit Italien –Kontaktevor den Keltischen Wanderungen, Markus Egg 2010, in
Kelten!Kelten?Keltische Spuren in Italien, Hg.Martin Schönfelder, RGZM.
Zur Frage des Bedarfs an den genannten hypothetischen Rohstoffen:
1. Eisenerz: mit Populonia hatte Etrurien eine hier schon öfters erwähnte Produktionsstätte für die Verarbeitung des Eisenerzes von Elba, sie waren in Hallstatt D "Weltmarktführer" in der Eisenverhüttung. 1 Millionen Kubikmeter Schlacken geben einen Eindruck der dortigen Verhüttung, die von 9. bis zum 1.Jahrhundert BC reichte.
2.Gold: der Bedarf an Gold war vorhanden, da es in Mittelitalien kein natürliches Vorkommen gibt. Vielleicht war ein Grund des Vorstoßes Richtung Alpen und zur Golasecca-Kultur jedoch auch der Goldreichtum der oberen Pozuflüsse:
"die ausgedehnte Moräne von Bessa, die sich östlich von Ivrea auf rund 10km² erstreckt und die durch die Arbeit tausender Goldwäscher in eine Art »Mondlandschaft« verwandelt worden ist.
Es handelt sich um den bekanntesten und größten Seifengoldabbau in Italien. 50 Millionen Kubikmeter Schotter sollen hier nach vorsichtigen Schätzungen auf der Suche nach Gold umgelagert worden sein. Noch heute werden aus dem Fluss Dora Báltea, der im Großraum Turin in den Po mündet, regelmäßig Nuggets erwaschen, die 0,5cm groß sind, also die Größe einer Feig- oder Wolfsbohne bzw. eines Lupinensamens haben."
Gleirscher-Pichler, Zum Goldreichtum, Archäologisches Korrespondenzblatt 2011
Ob die Goldgewinnung in den Westalpen und im Bereich der Tauriner und Salasser schon in Hallstatt D begann, ist mir nicht bekannt, Gleirscher-Pichler bringt eine Nachricht von Strabon, der sich auf Polybios bezieht, in den Zusammenhang mit der Entdeckung der Goldlagerstätten, und verortet sie ins 2.Jahrhundert BC. Ganz auszuschließen ist daher ein Bedarf an weiteren älteren Quellen nicht, ich habe dazu jedoch nur Vermutungen gefunden, anscheinend keine Analysen des verwendeten Materials z.B. auf Platingehalt: als Importeure werden der Orient, Mitteleuropa und die iberische Halbinsel genannt.
3. Halbedelsteine wie Achat: Bedarf besteht, da die Etrusker über griechische (ionische) Einwanderer vermittelt die Steinschneiderei zu einer hohen Kunst entwickelten und Produkte zumindest für den italischen Markt erzeugten. Die beliebtesten Rohstoffe waren Karneol, Achat und Sardonyx. Der Achat, abgeleitet aus dem sizilianischen Acate, könnte allerdings damals auch in Italien vorhanden gewesen sein. Die Rohstoffe wurden für Skarabäen, Gemmen und Siegel verwandt.
Eine grundsätzliche Frage: wo sind die Produktionsstätten am Mittelrhein in Hallstatt D?
Eine
große Eisenindustrie wie im Früh-und Mittellatène sich zum Beispiel im Siegerland entwickelte, ist mir nicht in Hallstatt D bekannt. Für den Schwarzwald gibt es frühe Erzgewinnung mit mediterranen Bezügen, die auf HA D3 und Latène A datiert wird, von über 80 Verhüttungsplätzen, die über einen Eigenbedarf hinaus erzeugte. .Frühkeltische Eisenproduktion im Nordschwarzwald: Montanarchäologische Forschungen im Neuenbürger Erzrevier 2004-2011,Gassmann, 2014,
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/dow...
Für das Umfeld von Eberdingen-Hochdorf
ist ein Textilproduktionszentrum anzunehmen, sie wird als eine Basis des Reichtums des "Fürsten" von Hochdorf gesehen. Das Neunebürger Erzrevier ist auch nur 25 km entfertnt Ob dieses Textil-Produktionszentrum jedoch für den Fernhandel produziert hat?
Zusätzlich von 2019.
Hallstatt und Italien. Festschrift für Markus Egg (Hrsg. von H. Baitinger / M. Schönfelder)