Liegt eine Fehleinschätzung vor oder nicht?

Griffel

Mitglied
Ich möchte mal einen Punkt ansprechen, welcher die Wiedervereinigung Deutschlands betrifft! Ganze einfach deshalb weil, ich ihn auch nach langem Nachdenken, nicht nachvollziehen kann! Und zwar:
Obwohl sich die westlichen Alliierten, wie allgemein bekannt sein dürfte, dazu verpflichtet hatten, Deutschland bei der Wiedervereinigung zu unterstützen, gab es ja nach der Öffnung der Mauer Bedenken!
Herr Kohl, hatte also seinen 10-Punkte-Plan vorgestellt! Soweit ich mich erinnere, stand in diesem Plan, nichts, aber gar nichts, was einem "heute die Wiedervereinigung, morgen die Welt." Auch nur nahe gekommen wäre.o_O Insbesondere, einen Punkt, der angeführt wurde, konnte ich noch nie verstehen! Nämlich den von dem angeblichen "Übergewicht" Deutschlands in Europa? Deswegen auch meine Überschrift. Woher kommt diese Fehleinschätzung?

Folgende Punkte standen doch eigentlich fest:
  • Deutschland konnte die Wiedervereinigung nicht einfach oder alleine erreichen.
  • Gemäß den Verträgen brauchte es für Gesamtdeutschland, die Zustimmung aller 4 Alliierten
  • Die DDR, war zum damaligen Zeitpunkt wirtschaftlich, sozial und politisch am Ende
Niemand konnte damals vorhersagen, wie lange eine Wiedervereinigung dauern würde! Was damals allerdings schon klar war, auch wenn, Herr Kohl das ignorierte bzw. herunterspielte, die Wiedervereinigung, würde wirtschaftlich und sozial ein Kraftakt werden. Somit wäre Deutschland, erst einmal mit "sich" beschäftigt.

Die Wiedervereinigung, hat Deutschlands Postion, erst einmal geschwächt und nicht gestärkt! Der sogenannte Aufbau Ost ist immer noch im Gange. Dagegen habe ich nichts. Ganz im Gegenteil. Über den Zustand der DDR, dürften in Washington, London und Paris und Moskau, keine Illusionen bestanden haben. :cool: Ich könnte mir denken, dass sich der Eine oder Andere, in diesen Hauptstädten, eher darüber "gefreut" hat, dass man nicht selbst so eine Aufgabe stemmen muss!

Aber auch bei unseren direkten westlichen Nachbarn bestand doch eigentlich kein Grund zur Sorge! Durch die viel zitierte "Reeducation", waren die Deutschen, so (verweichlicht) und (gehirngewaschen), dass an eine ernsthafte kriegerische Auseinandersetzung, auch nicht im Ansatz zu denken war! Überdies möchte ich mal fragen, wer und warum, so etwas vorgehabt haben sollte? Dazu kommen noch die technischen Schwierigkeiten. Es gab zwei deutsche Armeen. Mit unterschiedlichen Ausrüstungen und Ausrichtungen! Beides lässt nicht ohne weiteres kombinieren.

Auch in Puncto Europa, ist die Furcht vor einem vermeintlich zu großen Deutschland, äußert heuchlerisch! Bei allen europäischen Projekten, egal, ob EGKS, EWG oder Euratom, ging es allen nur darum, das jeweils beste für sich herauszuholen. Da waren die anderen Mitglieder, keine Ausnahmen. Außerdem, war es den übrigen "Partnern" überhaupt nicht recht, wenn die BRD, zu schnell zu viel wollte. :rolleyes: Deutschland, sollte nach der vorherrschenden Meinung, der größte Zahler sein und im übrigen kleine Brötchen backen. Dieser Linie, sind alle Bundesregierungen seit Konrad Adenauer gefolgt. Jedenfalls bis zum Jahr 2008. Da endete die unausgesprochene Vereinbarung, dass Deutschland auf jeden Fall zahlt. Und Frankreich hat schon seit eh und je das gemacht, was es für richtig hielt! Seit de Gaulle und auch danach. Daran ändert auch die viel beschworene Deutsch-Französische Freundschaft nichts.

Es bestand damals zugegeben die theoretische Möglichkeit, dass Deutschland die Ostgebiete zurückerhält! Aber das war nur eine theoretische Möglichkeit. Entgegen anders lautender Legenden, hat die BRD, die Grenzen im Osten, welche nach dem Krieg geschaffen worden sind, nicht als endgültig anerkannt. Nein, vielmehr hat den damaligen Zustand akzeptiert. Aber nur um ihn im Wege noch zu führender Verhandlungen ändern zu können! Außerdem wurde der Standpunkt bekräftigt, dass sich die BRD verpflichtet, das Ziel der Wiedervereinigung nicht gewaltsam zu erreichen.

Auch das galt schon seit Adenauer. Im Zuge der Verhandlungen, erkannte Genscher sehr schnell, dass dieses Ziel beinahe unmöglich zu erreichen gewesen wäre! Dadurch hätten sich die Verhandlungen über Jahre hinziehen können. Ebenso, hätte das mit Polen und der UdSSR eine Menge an rechtlichen und materiellen Verwicklungen gegeben. Dann hätte man wieder das Problem gehabt, dass man Millionen von Menschen umzusiedeln gehabt hätte. Was ein enormer finanzieller und logistischer Kraftakt gewesen wäre. Nicht zu reden davon, dass sich die beiden Länder, erst einmal auf eine solche Lösung hätten einlassen müssen. Was mehr als unwahrscheinlich gewesen wäre. Insbesondere die SU, hätte das wohl ohne weiteres nicht mitgemacht. Auch wenn, ihre damalige Lage, hierfür einen Hebel geboten hätte. Die Situation in der UdSSR war damals alles andere als sicher. Somit wäre es fraglich gewesen, ob so ein Geschäft, so es denn existiert hätte, von bestand gewesen wäre. Ich erinnere daran, dass sein Verhalten Michail Gorbatschow, fast den Kopf gekostet hätte. Nicht umsonst, hat man versucht, mit Lebensmittellieferungen und Kooperationsangeboten der SU zu helfen. Auch wenn, die UdSSR ein Unrechtsregime war, die meisten Menschen, die damals dort lebten, litten trotzdem unverschuldet. Die meisten Menschen dort, kannten den 2. Weltkrieg auch nur aus Erzählungen und hatten mit den Geschehnissen von damals nichts zu tun!

Es empfiehlt sich außerdem nicht, ein Land, von dem man in gewisser Weise abhängig ist, zu verärgern. Ferner schlägt man keinen Gegner, der am Boden liegt. Und die SU lag damals am Boden, auch wenn, sich die Führung das nicht eingestehen wollte oder konnte. Ihr dürft mich gerne als dumm hinstellen, aber ich verstehe diesen Punkt wirklich nicht.
 
Die Wiedervereinigung, hat Deutschlands Postion, erst einmal geschwächt und nicht gestärkt!

Sie hat dem vormaligen Westdeutschen Staat sicherlich einige innenpolitische Probleme beschehrt, letztendlich aber das außenpolitische Gewicht Deutschlands deutlich erhöht.
Das sie Deutschland insgesamt erstmal geschwächt hätte, würde ich so nicht behaupten wollen.

Durch die viel zitierte "Reeducation", waren die Deutschen, so (verweichlicht) und (gehirngewaschen), dass an eine ernsthafte kriegerische Auseinandersetzung, auch nicht im Ansatz zu denken war!
Auch diese Meinung dürftest du exklusiv haben.
De facto war die Bundesrepublik, was die damalige nummerische Stärke der Bundeswehr angeht, schon vor der Wiedervereinigung der bedeutendeste NATO-Staat in Festlandeuropa mit einem stehenden Heer von Rund einer halben Million Mann, mit recht modernem schweren Gerät und X Jahrgängen an ausgebildeten Reservisten.

Die militärischen Potentiale der alten Bundesrepublik, was das angeht, waren wahrscheinlich größer, als diejenigen, die das Kaiserreich (Wo de facto nur an die 50% der Wehrpflichtigen tatsächlich ausgebildet wurde) oder NS-Deutschland (das auf Grund der "weißen Jahrgänge" aus der Weimarer Zeit deutlich weniger ausgebildete Reserven zur Verfügung hatte), jemals zur Verfügung gehabt hatten.

Überdies möchte ich mal fragen, wer und warum, so etwas vorgehabt haben sollte?
Es ist doch kaum zu bestreiten, dass die Frage der Ostgebiete damals in der deutschen Bevölkerung nicht einhellig in der Form als erledigt betrachtet worden ist, wie das heute der Fall ist.
Diejenigen, die die Vertreibungen tatsächlich noch erlebt hatten lebten zum großen Teil noch und selbst wo sie nicht mehr lebten, hatten die Kinder, die dann eben noch lebten das in ihrer Erziehung doch mitbekommen.

Das hatte ein anderes politisches Gewicht als heute, wo Geschichten von der Flucht vielleicht noch von den Urgroßeltern erzählt werden, für diejenigen Kinder und Jugendlichen, die sie erzählt bekommen, aber lreztendlich zu weit weg sind, als dass das noch politisch nachwirken würde.

Es bestand damals zugegeben die theoretische Möglichkeit, dass Deutschland die Ostgebiete zurückerhält!
Es gab vor allem die Möglichkeit, dass sich in deutschland eine politische Bewegung formieren würde, die genau darauf abzielte.
Die Vertriebenenn lebten zu großen Teilen noch und zusammen mit der ersten Nachfolgegeneration, die von den Nöten der Vertriebenen noch einiges mitbekommen konnte, hatten die durchaus politisches Gewicht.
Ein vereinigtes Deutschland würde mit Abstand die stärkste Wirtschaft Europas haben, die nummerisch stärkste Armee Europas hatte es bereits.
 
Wenn man mal davon ausgeht das eigentlich keiner in der Welt zum damaligen Zeitpunkt an eine Wiedervereinigung Deutschlands dachte, war alle Überrascht als es auf einmal auf die Tagesordnung kam.
Die Wiedervereinigung stand ja ab dem Zeitpunkt des Entstehens der beiden deutschen Staaten.

Ich bin mir nur mit einem sicher, die politischen Entscheidungsträger der DDR hatten eine Wiedervereinigung aufgegeben. Sie wussten, mit dem Fall „ihres Antifa-Schutzwalls“ fällt auch die DDR.

Und so wie es um die DDR damals bestellt war, unter Einbeziehung des Alltag in der DDR, war m.E. auch für die Russen klar, eine Wiedervereinigung unter dem Motto „Führende Rolle der AKL mit einer M-L Partei an der Spitze“ wird es in einem vereinten Deutschland nicht geben.
Und so entschloss man sich zu diesen Zeitpunkt – weil es auch dringende Probleme in der >Российская Советская Федеративная Социалистическая Республика< und in im Staatenbund der Union gab – seine destruktive/ verweigernde Haltung aufzugeben.
Möglicherweise war man sich im Politbüro und ZK der Russen nicht so zu 100 % einig, aber Gorbi hatte Mehrheiten hinter sich. Harte Währung winkte ja auch.

Und die befreundeten Länder, wie denken die darüber?
Wer so eine Frage stellt muss erstmal sagen, wer diese befreundeten Länder damals waren.
Mir persönlich fällt da aller höchstens der Todor Christow Schiwkow ein, der allerdings am 05.08.1998 zu seinem Rücktritt nach 35. jähriger Amtszeit im Alter von 78. Jahren gezwungen wurde.

Und nun zu den anderen 3...
So wie ich dies wahrgenommen hatte/habe:

· Die USA und ich glaube egal ob da Republikaner oder Demokraten an der Macht waren, hatten wohl nur die Forderung, auch ein vereintes Deutschland muss in der NATO verbleiben.

· Frankreich hatte aus gutem Grund so seine Bedenken. Aber der damalige Bundeskanzler H. Kohl verstand es meisterhaft Herrn François Maurice Adrien Marie Mitterrand zu beruhigen. Sicher lockte auch dabei die in Aussicht gestellte einheitlich Währung der EU, die dann später € genannt wurde.

· Und Lady Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven war die hartnäckigste die da dagegen war. Ich glaube aber NATO und EU für ganz Deutschland stimmte sie um.

Schließlich und letztendlich, Vereintes Deutschland und ein Ritt nach Osten, schon darüber ist absurd nachzudenken.
 
Zuletzt bearbeitet:
e facto war die Bundesrepublik, was die damalige nummerische Stärke der Bundeswehr angeht, schon vor der Wiedervereinigung der bedeutendeste NATO-Staat in Festlandeuropa mit einem stehenden Heer von Rund einer halben Million Mann, mit recht modernem schweren Gerät und X Jahrgängen an ausgebildeten Reservisten.

Die militärischen Potentiale der alten Bundesrepublik, was das angeht, waren wahrscheinlich größer, als diejenigen, die das Kaiserreich (Wo de facto nur an die 50% der Wehrpflichtigen tatsächlich ausgebildet wurde) oder NS-Deutschland (das auf Grund der "weißen Jahrgänge" aus der Weimarer Zeit deutlich weniger ausgebildete Reserven zur Verfügung hatte), jemals zur Verfügung gehabt hatten.

Das Kaiserreich hatte 1914 ein stehenden Heer von 794.000 Soldaten und galt als das kampfstärkste Heer der Welt.

Die Kaiserliche Flotte war nach der Royal Navy die zweitstärkste der Welt. Jeder Deutsche war zwischen dem 17. und 45 Lebensjahr wehrpflichtig. Die Dienstpflicht war länger als die bei der Bundeswehr.

Die Bundeswehr hatte vor der Vereinigung ca. 500.000 Soldaten; dann gemäß 2+4 Vertrag wurden es 370.000 Soldaten. Tatsächlich wurden es immer weniger, so um die 175.000 Soldaten.
 
Die USA und ich glaube egal ob da Republikaner oder Demokraten an der Macht waren, hatten wohl nur die Forderung, auch ein vereintes Deutschland muss in der NATO verbleiben.

Es waren die Republikaner. Präsident war George Bush sen. und Außenminister James Baker. Die USA waren wohl der einzige Freund, die die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vorbehaltslos unterstützen. Die anderen sogenannten Freunde waren nicht so freundlich.
 
Die Bundesrepublik war am Vorabend der Wiedervereinigung-trotz Defiziten eine gefestigte Demokratie, und es hatte sich die Bundesrepublik als verlässlicher Partner bewährt.

Objektiv war die mit der DDR wiedervereinigte Bundesrepublik keine Bedrohung für Deutschlands Nachbarn im Westen wie im Osten. Eine Wiederherstellung von Deutschland in den Grenzen von 1937 war totaler Stuss, auch wenn bis weit in die 1980er Jahre hinein Rechtsausleger der Union wie Alfred Dregger dergleichen forderten, um bei Vertriebenenverbänden Punkte zu sammeln-im Grunde wohlwissend, dass das reaktionärer Stuss war.

Das was Griffel verächtlich als "Umerziehung und Gehirnwäsche" "verweichlichter" Deutscher bezeichnet- die Aufarbeitung der NS-Geschichte hatte mit Sicherheit Schwächen. Die Zahl der Leute, die von nichts gewusst, nichts geahnt und immer nur Befehle befolgt haben war groß, groß auch die Zahl derer, die sich jeglicher Aufarbeitung verweigerten. Es gab in allen Fachbereichen alte Nazis. Das waren Sturköpfe und Despoten, fairerweise aber wird man zugeben müssen, dass die meisten von ihnen im Laufe der Zeit ganz passable Demokraten wurden, die die Vorzüge der Demokratie in der jungen Bundesrepublik durchaus schätzen gelernt hatten.

Insgesamt wird man der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes zubilligen können, dass die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ernst gemeint war, und es war diese Aufarbeitung auch nötig, um mit den Nachbarstaaten auch nur eine Normalität der Beziehungen wieder aufbauen zu können, um wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Bundesrepublik und ihre Bewohner haben sich im Laufe der Zeit nicht zuletzt auch deshalb bei den Nachbarn wieder Ansehen und Vertrauen erworben.


Die alte Bundesrepublik, die Bonner Republik, war bereits bei weitem die stärkste Volkswirtschaft in Europa, und auch politisch würde die nun völlig souveräne Bundesrepublik eine bedeutendere Rolle spielen (müssen). Aus britischer oder französischer Perspektive wird man zumindest nachvollziehen können, wenn man das skeptisch und mit Vorbehalten betrachtete. Es ist umso mehr verständlich, wenn man wie Margret Thatcher und Francois Mitterand noch hautnah den 2. Weltkrieg und die deutsche Besatzung miterlebt hat. Thatcher hatte als junge Frau die Blitz-Raids mitgemacht. Städte wie London, Coventry, York u. a. waren stark zerstört worden.

Mitterand saß als Kriegsgefangener im gefürchteten Stammlager IX a bei Ziegenhain in Nordhessen. Das Gefangenenlager hatte schon während de Krieges einen ziemlich finsteren Ruf. Vor allem sowjetische Kriegsgefangene mussten unter erbärmlichen Bedingungen leben, und sie sind in großer Zahl dabei krepiert. Auf dem Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers entstand nach dem Krieg ein neues Dorf Trutzhain, wo sich Flüchtlinge aus Schlesien, Böhmen, Ostpreußen ansiedelten.

Gedenkstätte und Museum Trutzhain

Es ging überhaupt nicht darum, dass Thatcher und Mitterand hätten befürchten müssen, dass die "verweichlichten" gehirngewaschenen Deutschen einen neuen Blitzkrieg befürchten mussten- Die Fehleinschätzung liegt vielmehr bei dem, der überhaupt nicht nachvollziehen kann, woher Ressentiments von Thatcher und Mitterand kamen und woraus sie sich speisten.
 
Es waren die Republikaner. Präsident war George Bush sen. und Außenminister James Baker. Die USA waren wohl der einzige Freund, die die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vorbehaltslos unterstützen. Die anderen sogenannten Freunde waren nicht so freundlich.

Die Thatcher hatte beim deutschen "Blitz" aber auch einiges auf den Hut gekriegt, und sie musste immer mit dem Dicken Pfälzer Saumagen essen. Der Francois wäre im Stalag IX a bei Ziegenhain vermutlich froh gewesen, wenn er Pfälzer Saumagen gekriegt hätte. Das war wirklich ein sehr ekelhaftes Lager, wobei Franzosen und Briten nicht so geschunden wurden wie Russen und Polen.

Kurz nach dem Krieg wurde übrigens ein französischer Kriegsgefangener für ganz kurze Zeit provisorischer Bürgermeister von Ziegenhain.
 
Durch die viel zitierte "Reeducation", waren die Deutschen, so (verweichlicht) und (gehirngewaschen), dass an eine ernsthafte kriegerische Auseinandersetzung, auch nicht im Ansatz zu denken war!

Daher ja auch die Weisheit aus dem Kalten Krieg: Die Bundeswehr ist dafür da, die Russen so lange aufzuhalten, bis Militär zur Stelle ist...
 
Das Kaiserreich hatte 1914 ein stehenden Heer von 794.000 Soldaten und galt als das kampfstärkste Heer der Welt.

Schon, allerdings galt im Kaiserreich ja auch noch eine aktive Dienstzeit von 3 Jahren, der Grundwehrdienst in der Bundesrepublik betrug 1990 aber nur 15 Monate.

Heißt, dass im Kaiserreich der Bestand des Friedensheeres aus 3 Jahrgängen bestand, in der Bundesrepublik um 1990 aus weniger als 1,5 Jahrgängen.

Hätte man die aktive Dienstzeit in der Bundesrepublik um 1990 auf die 3 Jahre gestreckt, die im Kaiserreich üblich waren, wäre ein stehendes Heer von über einer Million Mann dabei herausgekommen.

Man hatte in Friedenszeiten weniger aktive Truppen als zur Kaiserzeit, aber man hatte bedeutend größere, schnell mobilisierbare Reserven.

Die Kaiserliche Flotte war nach der Royal Navy die zweitstärkste der Welt.
In Sachen Flotte hatte die Bundesrepublik nichts vorzuweisen, dass potentiell an das Kaiserreich herangekommen wäre, das ist richtig.
 
Wenn ich korrekt informiert bin, dann konnte die Bundeswehr im V-Fall in den 1980er von 500.000 auf ca. 1,3 Millionen mittels Reservisten verstärkt werden.

Das Kaiserreich hatte 1914, wie schon gesagt, ca. 800.000 Soldaten und wurde mit Hilfe der Reservisten auf 3,8 Millionen Soldaten verstärkt.
 
Die alte Bundesrepublik, die Bonner Republik, war bereits bei weitem die stärkste Volkswirtschaft in Europa, und auch politisch würde die nun völlig souveräne Bundesrepublik eine bedeutendere Rolle spielen (müssen). Aus britischer oder französischer Perspektive wird man zumindest nachvollziehen können, wenn man das skeptisch und mit Vorbehalten betrachtete. Es ist umso mehr verständlich, wenn man wie Margret Thatcher und Francois Mitterand noch hautnah den 2. Weltkrieg und die deutsche Besatzung miterlebt hat. Thatcher hatte als junge Frau die Blitz-Raids mitgemacht. Städte wie London, Coventry, York u. a. waren stark zerstört worden.

Mitterand saß als Kriegsgefangener im gefürchteten Stammlager IX a bei Ziegenhain in Nordhessen. Das Gefangenenlager hatte schon während de Krieges einen ziemlich finsteren Ruf. Vor allem sowjetische Kriegsgefangene mussten unter erbärmlichen Bedingungen leben, und sie sind in großer Zahl dabei krepiert. Auf dem Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers entstand nach dem Krieg ein neues Dorf Trutzhain, wo sich Flüchtlinge aus Schlesien, Böhmen, Ostpreußen ansiedelten.

Immerhin waren seit dem Ende des 2.Weltkrieges ein paar Jahre vergangen und Deutschland (West) ist zu einem demokratischen Staat mit einer freiheitlichen und demokratischen Grundordnung geworden. Auf der Bundesrepublik war als Partner absolut Verlass. Das sollte sich bis 1989 auch in London und Paris herumgesprochen haben.
Äußerungen von Thatcher, wie, sie glaube an so etwas wie einem deutschen Volkscharakter und andere ätzende Äußerungen oder von Mitterand er liebe Deutschland so sehr, das er davon gleich zwei haben möchte, sind einfach unter Freunden unterhalt der Gürtellinie und gehören sich nicht. Auch der demonstrative Besuch in Ost Berlin Ende 1989, wo er der west-deutschen Regierung vorwarf, sie würde den Prozess der Vereinigung zu stark beschleunigen. Möglicherweise hatte Mitterand den Druck von Straße nicht so ganz mitbekommen und dass das Zeitfenster hierfür nicht groß war. Frau Thatcher hat mit verbalen Entgleisungen geglänzt und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte es ganz bestimmt keine Einheit gegeben.
Mein Verständnis für das Verhalten der englischen und französischen "Freunde" hält sich in Grenzen. Freunde hätten sich hier anders verhalten. Meine Meinung.
 
So wie ich und gleichgesinnte Bekannte/Arbeitskollegen das wahrgenommen hatten, hat sich die CDU/CSU Regierung im Bunde mit der FDP richtig verhalten.
Ich glaube bald als der Kanzler am 19.12.1989 an der Ruine der Frauenkirche in Dresden zu einer größeren Menschenmenge sprach, war ihnen klar, hier geht es nicht mehr nur um „Freizügigkeit bei Reisen“, hier geht es um die „Deutsche Wiedervereinigung“. Jedenfalls entnehme ich dies einer Bemerkung die während der Kundgebung zu Horst Teltschik machte.

Wie dies bei einer anderen BRD-Regierung – z.B. Regierung Rau - ausgesehen hätte, weiß ich nicht. Mir klingen da noch so einige Sätze vom „Roten Oskar“ in den Ohren.

Der Kanzler jedenfalls konnte gut mit der Situation umgehen:

„jähe Wendungen sind auch der Politik möglich und sollte man einkalkulieren und auch beherrschen.“​

Den Westmächten mache ich keine Vorwürfe.
Wer konnte von denen auch ahnen:

„fällt die Mauer, fällt die DDR wie ein Kartenhaus in sich zusammen“.​

Wer konnte von denen auch ahnen, dass es zu dieser Zeit nie mehr zu einem Bündnisfall innerhalb der Staaten des „Warschauer-Vertrages“ gekommen wäre.
Man war vorbereitet auf die „Fulda Gap“, auf die deutsche Einheit aber wohl nicht so richtig, vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt.
Und klar, in so einer Situation geht es dann erstmal „holterdiepolter“ und „drunter und drüber“ zu und das haben wir ja erlebt.
 
Wenn ich korrekt informiert bin, dann konnte die Bundeswehr im V-Fall in den 1980er von 500.000 auf ca. 1,3 Millionen mittels Reservisten verstärkt werden.

Das Kaiserreich hatte 1914, wie schon gesagt, ca. 800.000 Soldaten und wurde mit Hilfe der Reservisten auf 3,8 Millionen Soldaten verstärkt.

Mir ging es vor allem um die Fähigkeit Verluste zu ersetzen.

Wenn bei 3-Jähriger Dienspflicht ein stehendes Heer von 800.000 Mann dabei herumkommt, müsste eine Mobilisation auf eine Heeresstärke von 3,8 Millionen bedingen, dass mehr oder minder sämtliche ausgebildeten Kader von 10-12 Jahrgängen mobilisiert werden.

Dann ist aber auch klar, dass da nicht mehr viel vorhandenes Potential ist um Verluste zu ersetzen.
Bedenkt man die Einberufungs- und Ausbilddungspraxis im Kaiserreich war da zwar die Manpower gegeben weitere Reserven nachzuschieben, aber denen musste dann in weiten Teilen die Ausbildung fehlen.

Heißt weitere Reserven nach einigen Wochen hastiger Ausbildung an die Front, was natürlich entsprechende Folgen für den Kampfwert dieser Truppen haben musste.

1,3 Millionen Soldaten der Bundeswehr im V-Fall bedeutete das Aktivieren von über den Daumen mehr oder minder 3 Jahrgängen.
Hinter diesen 3 Jahrgängen kamen aber locker noch einmal 10 im kriegsverwendungsfähigen Alter, die alle einigermaßen solide ausgebildet wurden und Verluste hätten kompensieren können.

Nicht unbedingt zum Zeitpunkt der Mobilmachung, aber in der Tiefe hatte die Bundesrepublik in Sachen Manpower da etwas andere Möglichkeiten.
 
Ich erinnere mich noch sehr gut an Kohl seine Ankündigung der "Blühenden Landschaften", auf die wir immer noch warten.
Kohl brauchte die ostdeutschen Wähler, ansonsten wäre er 1990 abgewählt worden.

Als dem Dicken Eier und Tomaten von wütenden Ossis um die Ohren flogen-war das der einzige Moment, als dieser Mann mir wirklich imponierte, als er mir fast sympathisch wurde. Als der wie ein wütender Elefant losstürmte, nur mühsam gebändigt von seinen Bodyguards-das hatte was!
 
Ich erinnere mich noch sehr gut an Kohl seine Ankündigung der "Blühenden Landschaften", auf die wir immer noch warten.
Kohl brauchte die ostdeutschen Wähler, ansonsten wäre er 1990 abgewählt worden.


Also ich nehme dies Herrn Kohl nicht übel.
Schlimmer wäre es gewesen er hätte W. Churchill zitiert:

„I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat!“​

Weil, die Anfangsjahre waren für so Menschen nun wirklich kein Zuckerschlecken.
 
Die CDU und ihr Großer Vorsitzender schwammen 1989/90 auf einer Erfolgswelle. Im Westen kam die CDU auf 44 %, im Osten auf 41 %.

Seit dem die Vereinigung der beiden deutschen Staaten auf die Tagesordnung gekommen war.

Zuerst der 10 Punkte Plan, dann aber vor allem mit der Wirtschafts- ,Währungs- und Sozialunion hatte der Dicke bei der ostdeutschen Wählerschaft gepunktet. Kohl hatte gegen alle Widerstände, vor allem sei hier der Chef der Bundesbank Karl Otto Pöhl mit seinen hellsichtigen Mahnungen und Warnungen genannt, einen Währungstausch von 1:1 durchgesetzt. Die wirtschaftlichen Folgen interessierten Kohl nicht weiter; wichtig war die eigene Wiederwahl. Und dann die katastrophale Abwicklung der DDR Wirtschaft über die Treuhand...
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Wahl in Berlin hatte die CDU stramme 8,7 % Verluste eingebracht. Das war die einzige Landtagswahl1989.

Dann gab es 1989 noch eine Kommunalwahl; die im Saarland.Hier rutschte die CDU von 41,8% auf 36,8 % ab.
 
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