Lila als Tarnfarbe

ein paar Beispiele aus dem Smithonian
 

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Ich bin letztens über einen interessanten Fakt zum Thema Tarnung gestoßen: Während man bei der Wehrmacht bemüht war immer neue und effektivere Tarnmuster zu entwickeln, die dann zu verschiedenen Varianten des Splittertarn führten und bei der Waffen-SS ein Flecktarn eingeführt wurde, der dem heutigen der Bundeswehr gar nicht so unähnlich ist, verschwanden diese Tarnmuster schon kurz nach der Gründung der Bundeswehr wieder. Man setzte auf den einfarbigen Feldanzug olivfarben, der erst in den 90er-Jahren wieder gegen den Flecktarn ausgetauscht wurde.

Ich habe letztens dazu gelesen, dass diese Entscheidung auf eine US-amerikanische Untersuchung zurückging, die besagte, dass die Tarneigenschaften von einfarbigen Stoffen bei Soldaten in der Bewegung besser wären. Dem widersprachen aber alle Erfahrungen aus dem WK II, wo sich signifikant besser Tarneigenschaften der Splitter- und Flecktarnmuster zeigten. Konsequenterweise trug man dann bei der US-Army auch noch eine ganze Zeit lang einen ein- bzw. zweifarbigen Kampfanzug, der erst nach den Erfahrungen in Vietnam zum bekannten Woodland-Tarnmuster weiterentwickelt wurde.
 
Ich habe letztens dazu gelesen, dass diese Entscheidung auf eine US-amerikanische Untersuchung zurückging, die besagte, dass die Tarneigenschaften von einfarbigen Stoffen bei Soldaten in der Bewegung besser wären. Dem widersprachen aber alle Erfahrungen aus dem WK II, wo sich signifikant besser Tarneigenschaften der Splitter- und Flecktarnmuster zeigten.

Vielleicht ist da mehr Psychologie als Physik (Farbenkunde) im Spiel.

Die britischen Paras trugen schon waehrend des WWII Tarnjacken.

Die hatten einen guten Ruf. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Tarnjacken und rote, bzw. purpurne Baretts die Mode fuer Elitetruppen. (Elite sei hier sehr, sehr weit gefasst). Die franzoesischen Paras uebernahmen Camo und Beret Rouge. Die Bundeswehr-Paras nur das rote Barett. In vielen Drittweltlaendern wurden Fallschirmeinheiten aufgestellt, mit roten Baretts und Tarnjacken, meist ohne Fallschirm, dafuer regierungstreu und regelmaessig besoldet.

Die DDR steckte ihre Soldaten frueh in Tarnanzuege. kamouflage.net — Flchentarnmuster. Ruderte dann aber ein bischen zurueck in Richtung der konventionelleren Strichtarnmuster. Die auf Wehrmachtsmustern basierenden Tarnanzuege waren wohl recht aufwaendig in der Herstellung.

Interessanter als die NVA sind aber die IDF. Israel nutzte die franzoesischen Tenue de saut in den 60ern. Du kannst Fotos etwa aus dem Sechstagekrieg mit israelischen Soldaten in Tarnkluft finden.

Heute nutzt die IDF aber keine Tarnanzuege mehr. Die IDF sind staendig im Kampfeinsatz und m.E. recht erfolgreich.

Da draengt sich natuerlich die Frage auf: wenn eine einsatzerfahrene Armee wie die israelische nach langen Jahren des Einsatzes auf Tarnanzuege verzichtet: bringen die Bluemchenmuster objektiv ueberhaupt etwas?

Ich erinnere mich duester an die Aussage eine US-Presseoffiziers vor dem letzten Irakkrieg. Ein Journalist fragte ihn, ob es stimme, dass nicht alle US-Soldaten mit Wuestentarnanzuegen ausgeruestet werden koennten.

Der Presseoffizier antwortete sinngemaess, das stimme wohl. So wie der Feldzug geplant sei, koennten die Soldaten aber auch in Santa-Claus-Kostuemen antreten.
 
...Da draengt sich natuerlich die Frage auf: wenn eine einsatzerfahrene Armee wie die israelische nach langen Jahren des Einsatzes auf Tarnanzuege verzichtet: bringen die Bluemchenmuster objektiv ueberhaupt etwas?...

Es gibt Untersuchungen aus dem WKII dazu, und ich erinnere mich, dass die Verlustraten bei Einheiten mit Tarnanzügen (Fleck- oder Splittertarn) wesentlich geringer waren, als bei Einheiten, die lediglich gedeckte Farben benutzten. Wobei mich diese Änderung bei den Israelis wirklich verwundert. Denn, wie ich bereits früher in diesem Thread anmerkte, liegt der wahre Zweck von Tarnanzügen immer im Verwischen von Konturen; und das klappt mE immer besser mit mehrfarbigen Tarnmustern.

Der von der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzte Flecktarn ist auch nicht ganz so "farbenfroh" wie der Standard-Kampfanzug, weißt aber trotzdem eine ganze Anzahl von verschiedenen Farbmustern auf.

Meines Wissen setzten als erste die Italiener einen getarnten Überwurf als Bekleidung für die Infanterie ein, die dann später wohl auch, zumindest teilweise, von der Wehrmacht übernommen wurden. Im WKI tarnten die Soldaten des deutschen Heeres ihre Helme mit einem Buntfarbenanstrich, an der Uniform änderte das vorerst nichts. Doch die schnelle Verbreitung von Splitter- und Flecktarnmustern in Wehrmacht und Waffen-SS spricht mE für die Wirksamkeit dieser Maßnahmen. Genau aus diesem Grunde wunderte ich mich über die Abschaffung dieser Tarnuniformen in der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Übrigens: Ich kann mich erinnern, dass wir bei der Bundeswehr andere Einheiten im Flecktarn trotz teilweise vorhandenen Schnees auf 30 Metern nur ausmachen konnten, wenn sie sich bewegten - und das in hellem Tageslicht.
 
Vorab: Ich wuerde selber lieber in Tarnanzug in den Krieg ziehen bzw. Soldaten so gewandet in den selben schicken.

Und jetzt zu meinen grundsaetzlichen Zweifeln und an deinem Beitrag:


Es gibt Untersuchungen aus dem WKII dazu, und ich erinnere mich, dass die Verlustraten bei Einheiten mit Tarnanzügen (Fleck- oder Splittertarn) wesentlich geringer waren, als bei Einheiten, die lediglich gedeckte Farben benutzten. .

Wie sieht so eine Untersuchung aus? Zwei ansonsten gleich ausgeruestete Divisionen, die eine in Tarn, die andere Uni ziehen gegen einen gleichstarken Feind und nachher werden die Toten gezaehlt? Das gab es wohl nie.

Bei langfristigen Betrachtungen haette ich dagegen eher angenommen, das, weil s.o. gerade kampfstarke Einheiten mit Tarn ausgeruestet wurden (Paras, Commandos, Waffen-SS) deren Verlustziffern ueber denen der sonstigen Infanterie liegen muessten. Natuerlich nicht wegen der Tarnung.

Frage also: woher kommen die Untersuchungen?


Doch die schnelle Verbreitung von Splitter- und Flecktarnmustern in Wehrmacht und Waffen-SS spricht mE für die Wirksamkeit dieser Maßnahmen. Genau aus diesem Grunde wunderte ich mich über die Abschaffung dieser Tarnuniformen in der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Vielleicht Kosten? Bzw. Schwerpunkte bei der Verwendung des Ruestungsbudgets.

Tarnanzuege sind teurer in der Herstellung. Mit heutigen Verfahren spielt das wahrscheinlich keine Rolle mehr, aber ich erinnere mich dass die DDR-Tarnmuster sehr aufwendig in der Herstellung waren und ie auch deswegen auf diesen albernen Nadelstreifenanzug kamen.

Dass die SS mit Tarn begonnen hat, lag vielleicht auch an ihrem Zugriff zu Sklavenarbeitern. Eicke hat den Flecktarn vorangetrieben, Er soll Scharfschuetzen sehr ernst genommen haben, vielleicht ein paar persoenliche schlechte Erfahrungen. Und hat seine Waffen-SSler mit Tarnkleidung aus KL-Fertigung ausgeruestet.

Fuer die Masse der siegreichen Einheiten hat Tarnung nie eine Rolle gespielt. Die Uni-gekleideten haben gewonnen, fertig. In den Nachkriegsszenarien spielte der Infanterist eh keine Rolle. Panzer, Artillerie, Luftwaffe sollten den konventionellen Krieg entscheiden.

Heute gehoert das Schlachtfeld wieder der Infanterie, nicht den Panzern. Da bekommt der Kampfanzug wieder eine andere Bedeutung.

Anders ausgedrueckt: bei den alljaehrlichen Budgetverhandlungen hat zur Zeit der Infanterist die besseren Karten.

Übrigens: Ich kann mich erinnern, dass wir bei der Bundeswehr andere Einheiten im Flecktarn trotz teilweise vorhandenen Schnees auf 30 Metern nur ausmachen konnten, wenn sie sich bewegten - und das in hellem Tageslicht.

Problem der persoenlichen Erinnerung. Wir (Bw-Gebirgs-Div., damals noch in steingrau) haben immer mit woodtarn-gewandeten GIs geuebt und ich hatte nie den Eindruck, dass die unsichtbarer waren. Eher im Gegenteil. Bei Tag nicht und bei Nacht schon gar nicht.


Zum Thema Israel:

Das einleuchtendste, dass ich bisher zu dem Thema gelesen habe war:

alle um uns rum tragen allen moeglichen Tarn, da ist es wg. Unterscheidbarkeit schlauer, dass explizit nicht zu tun.

Das zweiteinleuchtendste: Korpsgeist und Arroganz: never change a winning battle dress
 
Laut "Soldaten - Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben" von Sönke Neitzel und Harald Welzer gibt es Studien wo herauskam, dass Waffen-SS und Werhmachtseinheiten ungefähr gleiche Verlustraten in den Anfangsjahren des 2.WK gehabt haben. Da hatte die Waffen-SS durchgehend Flecktarn und die Wehrmacht nur Feldgrau.
In der Studie ging es aber eher darum um herauszufinden, ob ideologisch motivierte Eliteeinheiten höhere Verlustraten erlitten als reguläre Einheiten.

Zitat, S. 372
"Der Historiker Rüdiger Overmans hat freilich nachgewiesen, dass die Quote der Gefallenen der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen ist,als diejenige des Heeres. Differenziert man dieses Bild weiter aus, zeigt sich, dass bei den SS-Verbänden die prozentuale Zahl der Toten ähnlich hoch ist wie bei den Panzerdivisionen des Heeres und den Fallschirmjägern der Luftwaffe."

Nachzulesen in Overmans, "Deutsche militärische Verluste" S.257, 293-296
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht sollte man noch daran denken, dass Tarnmuster nicht für jedes Terrain geeignet sind. Flecken- oder Splittertarn mögen in mitteleuropäischen Waldgebeiten guten Schutz bieten, in offenen Gelände oder Stadt sind einheitliche Farben eventuell besser.

Vor einiger Zeit hatte ich ein Aufklärungsluftbild aus dem 1 WK in den Händen. Man konnte aus relativ großer Höhe eine Kette vorrückender Infanteristen erkennen die sich deutlich von Untergrund abhoben.
Ich vermutete dass es sich um französische Poilus in "Bleu Horizon" handelte, einer der größten Irrwege in Sachen Tarnung, es war aber leider nicht genauer zu erkennen. Auf jeden Fall waren es einheitliche Farben die einen starken Kontrast zum Boden bildeten, auch in Schwarz-Weiss.
 
Luftbilder taugen nicht zum Vergleich. Bei Luftbildern hast du immer Kontrast. Du kannst auf jeder Luftaufnahme einen grünen Busch vom grünen Gras unterscheiden. In Schwarzweiß wird das noch deutlicher.
 
In der Studie ging es aber eher darum um herauszufinden, ob ideologisch motivierte Eliteeinheiten höhere Verlustraten erlitten als reguläre Einheiten.

Zitat, S. 372
"Der Historiker Rüdiger Overmans hat freilich nachgewiesen, dass die Quote der Gefallenen der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen ist,als diejenige des Heeres. Differenziert man dieses Bild weiter aus, zeigt sich, dass bei den SS-Verbänden die prozentuale Zahl der Toten ähnlich hoch ist wie bei den Panzerdivisionen des Heeres und den Fallschirmjägern der Luftwaffe."

Nachzulesen in Overmans, "Deutsche militärische Verluste" S.257, 293-296

Overmans untersucht das nur auf hochaggregierter Ebene und sehr allgemein, und betont weitere Untersuchungen.

Daraus geht eigentlich nur hervor, dass Gesamt-Statistiken wenig aussagefähig sind, und statistische Glättungen auftreten (Beispiel: Heeresgruppe Mitte 1944). Das kann man exemplarisch an den Zusammenbrüchen der Ostfront 1944 aufzeigen, die in solche Statistiken eingehen und als übrige Heeresverluste ein Detailbild überlagern (HG Mitte, HG Südukraine, Brody, Tcherkassy etc.).

Auf einer unteren Ebene sah das anders aus, und ergibt auch detaillierte Bilder: Unmittelbare Vorgesetzte wie Hoepner oder Manstein auf Korpsebene bestätigten den Eindruck überproportionaler Verluste etwa für 1940,41.
 
Luftbilder taugen nicht zum Vergleich. Bei Luftbildern hast du immer Kontrast. Du kannst auf jeder Luftaufnahme einen grünen Busch vom grünen Gras unterscheiden. In Schwarzweiß wird das noch deutlicher.

Also ich kann auch vom Boden aus einen grünen Busch von grünem Gras unterscheiden. :D
 
Wahrscheinlich weil du so viele grüne Sterne hast, Sternschnuckelchen

Du Schwerenöter. Das sagst du bestimmt zu jedem.:red:

Das sind aber keine Sterne. Das ist meine Tarnung.

Zurück zum Thema: Eine Tarnung muss der Umgebung angepasst sein, sonst taugt sie gar nichts. Himmelblau auf den Schlammfeldern Nordfrankreichs ist ziemlich bescheuert (ausser im Frühsommer wenn die Kornblumen blühen). Auch Fleckentarn in der Wüste oder eine helle Sandfarbe im Wald können kontraproduktiv sein. In der Tierwelt ist das letztendlich auch nicht anders, Tiger, Pumas und Scheeleoparden, haben an ihre Umwelt angepasste Tarnmuster. Die Entfernung ist jedoch auch ein Faktor: Ab einer gewissen Entfernung wird ein kleinflächiges geschektes Tarnmuster als einheitlich wahrgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Wie sieht so eine Untersuchung aus? Zwei ansonsten gleich ausgeruestete Divisionen, die eine in Tarn, die andere Uni ziehen gegen einen gleichstarken Feind und nachher werden die Toten gezaehlt? Das gab es wohl nie.

Bei langfristigen Betrachtungen haette ich dagegen eher angenommen, das, weil s.o. gerade kampfstarke Einheiten mit Tarn ausgeruestet wurden (Paras, Commandos, Waffen-SS) deren Verlustziffern ueber denen der sonstigen Infanterie liegen muessten. Natuerlich nicht wegen der Tarnung.

Frage also: woher kommen die Untersuchungen?...

Ich hatte dazu vor nicht allzulanger Zeit einen Artikel gelesen. Ich muss mal schauen, ob ich das Heft noch finde.

Ich gebe dir natürlich recht, dass solche Untersuchungen statistisch ein bisschen hmmm komplex wären. Und auch deine Überlegung mit den höheren Verlusten bei Eliteeinheiten klingt einleuchtend, was Legat und silesia in ihren Beiträgen ja auch bestätigen.

... Eine Tarnung muss der Umgebung angepasst sein, sonst taugt sie gar nichts...In der Tierwelt ist das letztendlich auch nicht anders, Tiger, Pumas und Scheeleoparden, haben an ihre Umwelt angepasste Tarnmuster.

Du hast im Prinzip schon recht, aber dann hätte sich das Zebra ja schlecht getarnt. Schwarz-weiß in der Steppe hmm. Na ja man streitet sich beim Zebra ja auch noch, ob wir es mit einer Form von Dazzle-Tarn zu tun haben oder ob sie sich vor gefährlichen Insekten schützen. Aber vielleicht ist es ja auch gar keine Tarnung und dient nur der Unterscheidung.

Jetzt mal wieder ganz im Ernst: Wichtig ist und bleibt das Verwischen von Konturen für die Augen des jeweiligen Feindes. Egal ob Mensch oder Tier. Aber selbstverständlich sollte man sich grundsätzlich an der am häufigsten anzutreffenden Umgebung orientieren. Deshalb benutzen einige Nationen ja auch einen Grundfarbe blauen Gefechtsanzug für urbane Gebiete.

Die Entfernung ist jedoch auch ein Faktor: Ab einer gewissen Entfernung wird ein kleinflächiges geschektes Tarnmuster als einheitlich wahrgenommen.

Dann hat was mit der Tarnung nicht funktioniert. :devil: Dann sollte sich diese Nation mal ernsthaft Gedanken über ihr Tarnschema machen. Der Kreis schließt sich, wir sind wieder bei der Umgebung.
 
Da versuch ich doch gleich mal eine Analogie aus dem Tierreich.

Die hochspezialisierten, zahlenmäßig eher seltenen, im Unterhalt furchtbar teuren Fleischfresser leisten sich Camo.

Die billigen, häufigen Beutetiere begnügen sich mit dem einfacheren Uni. Das ja auch tarnt, aber halt nicht so toll.

Auf eine Armee mit begrenzten Ressourcen übersetzt hiesse das: die wertvollen Paras, Commandos etc bekommen das teure Camo.

Für die Masse der Grunts reicht Khaki o.ä.
 
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